Worauf ich hinauswollte, war was anderes: Es wird oft gesagt, man könne andere Menschen nicht lieben, wenn man sich selbst nicht liebt. Da ist ja auch was dran - je mehr mich meine eigenen Probleme vereinnahmen, umso weniger kann ich mich auf die anderer Menschen einlassen. Vielleicht liegt's an meiner derzeitigen Stimmung, aber mir stellt sich die Frage: Soll ich also gleichzeitig lernen, dass ich mich selbst lieben soll und dass ich keine Chance habe, von anderen geliebt zu werden, solange bis ich mich selbst genug liebe?
Ich meine, außer psychischen Erkrankungen gibt es ja auch noch ein paar andere Dinge, die es einem schwer machen können, jemanden zu lieben und auch sehr belastend sein können: Eogismus z.B., Stumpfsinnigkeit, Dummheit ... Menschen mit solchen Eigenschaften ist es also erlaubt, eine Beziehung einzugehen, Menschen wie mir aber nicht? Oder besser gesagt: Männern wie mir?
Kurz zu der Männer-Frauen-Geschichte. Meine eigenen Erfahrungen lasse ich mal beiseite, denn die dürften nicht unbedingt repräsentativ sein. Ich glaube aber schon, dass es eine Tendenz gibt, dass Frauen einerseits rumjammern, Männer würden zu wenig über ihre Gefühle reden und andererseits aggressiv reagieren, wenn sie diesen ihren angeblichen Wunsch erfüllen. Habe dazu ein Interview mit einem Paartherapeuten gelesen, der Männern empfiehlt, ihre Probleme ausschließlich mit ihren Freunden zu besprechen. Frauen könnten mit der heftigen Art von Männern beim Kommunzieren von Problemen nicht umgehen.
In meinen Augen ist das Käse. Heftig wird es wahrscheinlich deshalb, weil Männer von klein auf beigebracht bekommen, keine Schwäche zu zeigen und ihre Probleme für sich zu behalten und weil diese sich daher so lange anstauen, bis sie irgendwann raus müssen. Und ich glaube tatsächlich, dass die meisten Frauen damit nicht umgehen können, weil sie sich als "Liebhaber" genau das wünschen, was sie auch in Dating-Portalen suchen: "jemanden zum Anlehnen", mindestens x cm größer und y Jahre älter ... und die Standardformulierung: "soll mit beiden Beinen fest im Leben stehen" = hat keine echten Probleme, keine Krankheiten oder Behinderungen, verdient gut und auf jeden Fall mehr als die Frau, möglichst unkündbare Stellung. Ich behaupte nicht, dass das auf alle Frauen zutrifft, aber nach meinem Eindruck für die meisten.
Du ziehst da eine ganz ungute Schlussfolgerung: solange du sagst "Männer wie du" dürfen anscheinend keine Beziehung haben, wird das nichts.
Ich finde das mit der "Selbstliebe" relativ. Es geht nicht darum, dass du sich mindestens selbst so liebst, wie einen Partner/in, sondern dass du nicht in die Schiene rutschst, in die meiner Meinung nach viele - auch welche ohne psychische Probleme! - rutschen: der Partner soll eine gewisse Leere füllen. Der Partner soll bestimmte Problematiken kitten. Das sind oft die Leute, die extrem abhängig von ihrem Partner sind, weil sie sich selbst dazu machen. Und die nichts mehr mit sich anzufangen wissen, wenn die Beziehung aus ist.
Viele sagen sich "Solange mein Partner mich liebt, kann ich mich auch selbst lieben, weil ich dann anscheinend okay bin" und bemerken dabei oft gar nicht bewusst, dass sie damit den Partner ein Loch stopfen lassen.
Mir fällt auf, dass du sehr in schwarz-weiß malst. Und Bilder von Frauen zeichnest, die es zwar gibt, aber nicht nur. Du gehst da auch allgemein mit Beziehungen hart ins Gericht, was du für mich schon in deinem Eingangsbeitrag gezeigt hast, der sich schlichtweg trotzig gelesen hat: "Anscheinend machen Beziehungen keinen Sinn, wenn es XYZ nicht geben darf".
Man kann tausendfach spekulieren, warum deine Ex dich verlassen hat. Vielleicht war sie überfordert. Vielleicht hatte sie das Gefühl, sie ist dir gleichgültig. Vielleicht hatte sie Schuldgefühle, das Leben zu lieben und sich gut zu fühlen. Und ja, das kann passieren, wenn jemand häufig alles grau in grau sieht und keine wirklichen Hochphasen hat. Auch wenn du nach eigenen Angaben keinen Therapieersatz aus der Beziehung gemacht hast, vielleicht hat sie es so empfunden. Vielleicht war die Depression präsenter für sie, als du es wahrgenommen hast. Nicht jeder schafft das, easy damit zu leben. Vielleicht war sie auch einfach nur eine dumme Nuss, die genug von dir hatte und das wäre eingetroffen, egal wie du drauf bist. Oder sie hat bemerkt, dass es einfach zwischen euch nicht passt, so ganz allgemein. Auch das kann ein Grund sein.
Aber viel wichtiger ist, dass du nach vorne blickst. Und ich denke, du bist nicht für eine Beziehung bereit im Moment, sondern solltest erst einmal deine Probleme angehen und dafür sorgen, dass nicht alles so in grau vor sich ständig hinplätschert.
Ich finde es auch ganz schwierig von einem Partner indirekt zu verlangen "Nimm meine Depression hin". Auch das kann dafür sorgen, dass es zu viel wird.
Was dieser Therapeut geschrieben hat, ist absoluter Bullshit. Beiträge wie seine beweisen wieder einmal, dass es auch Therapeuten gibt, die gewaltig einen an der Klatsche haben oder von Frauen gefrustet sein können.
Fixier dich doch nicht auf dieses Frauenbild. Natürlich gibt es Frauen, die einen Versorger mit dick Kohle suchen und die bitte null Probleme oder schwere Zeiten in einer Beziehung wollen. In der Menschenwelt gibt es alles ... Es gibt auch Männer, die hilflose Weibchen suchen, weil sie mit selbstbewussten Frauen auf Augenhöhe nicht klarkommen.
Ich kenne auch Männer, die schimpfen über diese hilflosen Weibchen, hetzen gegen die, aber eine selbstbewusste Frau, die einen Mann auf Augenhöhe sucht und auch mal Kontra bietet oder für sich selbst sorgen will, ist dann oft auch nicht recht bei diesen Männern. Oder sie können nicht mit solchen Frauen umgehen. Auch das gibt es.
Es gibt aber nicht nur hilflose Weibchen oder taffe Frauen, die unabhängig sind und einen Partner auf Augenhöhe suchen, sondern es gibt auch Zwischentöne. Und irgendeine dieser Frauen wird wohl zu dir passen.
Wenn du solche Frauen nicht suchst, die nur einen Versorger wollen, der immer stark ist, such dir andere, die keine hilflosen Weibchen sind, die einen Versoger suchen.
Obwohl du immer wieder aufzeigst, dass du differenzierst, zeichnest du Klischeebilder von Frauen und versteifst dich darauf.
Such dir eine selbstbewusste Frau, die keinen Versorger sucht. Auch die gibt es.
Ich kenne einen Haufen Frauen, die so ticken und die weder einen Versoger suchen, noch als Hauptkriterium Geld oder Stärke angeben für die Partnerwahl.
Die werden sich wohl weniger auf Onlineportalen für Singles herumtreiben ... maybe?
Die Frage ist halt auch, ob du an dir arbeitest und arbeiten willst. Ob du dafür kämpfst, dass du irgendwann das Leben durchgehend als positiv ertragbar siehst und die Phasen, in denen alles grau in grau für dich ist, weniger werden, bis gar nicht mehr vorkommen. Wenn du zum Therapeuten gehst und denkst, es bringt sowieso nichts, das wird wieder nix, dann wird es auch nicht besser werden. Oder ob du sagst, es wird sich eh nie was ändern und eine Therapie ist nur "Schadensbegrenzung" und eine Partnerin hat das bitte auch so zu akzeptieren und hinzunehmen. Dann musst du dich aber auch dem Fakt stellen, dass es viele Frauen gibt, die nicht damit klarkommen, sowas zu akzeptieren. Bist du für dich in Therapie gegangen, oder für deine Ex?