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Perspektive

F

fritzie

Gast
Habe meinen Beruf auch gewählt, weil ich es anders machen wollte. - Wieso nicht? ;):)

Dann war ich gut, nun bin ich´s nicht. Kommt darauf an.... .

Können das nicht viele von sich so sagen?

Hallo Landkaffee, schwieriges Thema, weil sehr dicht 'an mir dran'. Aber ich will versuchen zu antworten. Ich erwähnte, daß ich von "geschulten Fachkräften" erzogen worden bin. Faktisch bin ich insbes. von meiner Kinderdorfmutter über Jahre mißhandelt worden. Trotzdem hatte ich als Jugendliche und junge Frau zeitweise die Vorstellung, selbst Kinderdorfmutter zu werden - ich wollte es besser machen.

Ich habe relativ früh von dieser Frau erfahren, daß sie mit Idealen und dem Wunsch, eine liebevolle Mutter für uns zu sein, ins Kinderdorf gegangen ist. Nach außen hin war sie sozusagen der Inbegriff der perfekten, lieben Frau, tatsächlich habe ich sie ausschließlich als zynisch, gewalttätig, sadistisch erlebt - und zwischendurch als heulendes Nervenbündel. Für mich war sie das Monster schlechthin.

Als junge Frau mußte ich erkennen, wie ich selbst in Situationen reagiert habe, die mich überfordert haben - und überfordert war ich sehr schnell. Das hat mich zutiefst schockiert, ich konnte nicht fassen, daß ich meine Emotionen so wenig im Griff hatte. Aus dem Grund habe ich mich mit Mitte 20 sterilisieren lassen, ich wollte ausschließen, daß ich jemals zur Gefahr für eigene Kinder würde. Und ich gab alle Wünsche in Richtung sozialer Beruf auf. Bis heute in meinen Augen die einzig richtige Entscheidung, obwohl ich gelegentlich unter meiner Kinderlosigkeit leide.

Wie auch immer: über die Jahre habe ich mich viel mit verschiedenen Lebensgeschichten befaßt, in den vergangenen Monaten vermehrt mit den Geschichten ehem. Heimkinder. Dadurch ist dieses Thema wieder stärker in meinen Fokus gerückt: all die vielen, tausende, hunderttausende Heimkinder, die mißhandelt, gequält, sexuellen Übergriffen ausgesetzt waren. Und eine gesichtslose Masse an Erziehern, Ordensfrauen, Lehrern, katholischen Priestern und Ordensmännern - Täter. Nicht alle, aber unglaublich viele!

Ich habe nachgedacht. Ich glaube nicht, daß die alle mit der Absicht, Kinder zu zerstören, in ihre Berufe gegangen sind. So wie ich auch nicht glaube, daß Krankenschwestern oder -pfleger, die schwerkranke Patienten "in den Tod erlösen", mit der Absicht zu töten in ihre Berufe gegangen sind. Ebenso wenig folgen angehende Priester ihrer "Berufung" mit dem Vorsatz, sich an Kindern und Jugendlichen zu vergehen. Die meisten, behaupte ich, sind mit einem Ideal und dem Wunsch, ihren Beruf gut auszuführen, in ihre Berufe gegangen. Vielen gelingt das. Und sehr vielen nicht. Viel zu vielen, wenn ich mir ansehe, wieviele Opfer von "es besser machen Wollenden" es gibt.

Etwas besser machen zu wollen reicht nicht, im Gegenteil: darin steckt eine irre Gefahr. Das ist der Grund, warum ich so mißtrauisch gegen hochgesteckte Ideale jedweder Art bin. Idealen nachzustreben gut und schön - aber wenn man merkt, daß man seinen eigenen Idealen nicht gerecht werden kann, "kippt" das Ganze u.U. ins Gegenteil. Dann entlädt sich das eigene Scheitern gegen die, denen man es doch eigentlich "besser" gehen lassen wollte. Ich bin davon überzeugt, daß das einzige, was wirklich davor schützen kann, selbst zum Täter zu werden, neben der Aufarbeitung von Vergangenem vor allem kompromißlose Ehrlichkeit gegen sich selbst ist.

Und meine Ehrlichkeit mir selbst gegenüber sagt: ich will keinen Beruf haben, in dem ich für Erwartungen oder Wünsche anderer zur Verfügung stehen müßte. Ich will keine Abhängigkeiten, weder auf Freundschafts-, noch auf virtueller, noch Beziehungs- und ganz sicher auch nicht auf sozialberuflicher Ebene, und zwar aus dem ganz einfachen Grund, daß ich mich von Zuneigung oder von Abhängigkeiten gleich welcher Art nicht korrumpieren lassen will.

Es gibt nur wenige Menschen, die einer Freundschaft mit mir 'standhalten' können, damit kann ich ganz gut leben. In einem erzieherischen oder psychologischen Beruf wäre ich aber mit dieser Einstellung ganz sicher eine Fehlbesetzung. Es reicht nicht aus, etwas besser machen zu wollen - man muß es auch können. In meinem Fall heißt das besser machen: es nicht zu tun.


Tsuki meinte:
Das Abi allein durchzuziehen ist auch echt zäh, in vielerlei Hinsicht.. ich mach das seit zwei Jahren und hab die Prüfung schon mal abgelegt und bin zurückgetreten (will Medizin studieren, Schnitt hätte nicht gereicht) und so richtig begriffen hab ich das alles erst zuletzt: dass ich wirklich stinknormal mit den anderen mitschreib und dann ein stinknormales Abi hab - vorher war einfach alles so... theoretisch.
Das kann ich gut nachvollziehen - wenn ich sehe, wie "konsequent" ich allein schon an der Theorie für meinen Führerschein rumwurschtle... (ich brauche vor mir ein sprechendes Gesicht - hat meine Lehrer früher oft irritiert, aber beim Zuhören und Sehen des sprechenden Mundes lerne ich am besten - wenn das gegeben ist, reicht mir anschließend meist, den Stoff nochmal zu überfliegen). Wie lange hast du noch?
 

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