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Persönlicher Umgang mit Notwehrsituation

B

Bulletproof

Gast
Die Leute dort sind alle nett, versteh mich nicht falsch. Ich gehe ja sogar extra in die Anfängerkurse, aber selbst dort stehe nahezu fast alle schon vor dem ersten Schwarzgurt. So blutige Anfänger wie ich trainieren dort nur sehr wenige und leider kommen sie so gut wie nie zum Training. Ich habe gar kein Problem damit, mit den Schwarzgurten zu trainieren und auch nicht alle sind so, dass sie sich über einen stellen. Ich als Anfänger habe halt das Problem, dass ich die Basis eben noch nicht verinnerlicht habe.
Ich lebe momentan in sehr prekären wohnverhaltnissen. Sobald ich weiß, wo und wie ich in Zukunft leben werde, werde ich ohnehin das Dojo wechseln. Dann werde ich darauf achten, dass auch wirklich Anfänger dort sind.

Ich weiß ja in meinem Kopf durchaus, dass wir uns im Training im Trainingsmodus befinden und ich keiner echten Gefahr ausgesetzt bin. Meine Angst ist es aber, dass mein Gehirn das vielleicht einfach vergisst und ich mich nicht mehr kontrollieren kann. Ich möchte einfach nie wieder in diese eine solche Situation kommen. Anstatt also innere Aggressionen im Training abzubauen, verschärfen sie sich eher, was diesen inneren Konflikt noch befeuert.
Aber mal weg vom Training. Was mich ja umtreibt ist, dass ich es eben nicht mit mir selbst in Einklag bekomme, dass dieser gewalttätige Anteil eben auch in mir steckt und dieser mir große Angst macht. Ich entwickel schon einen regelrechten Kontrollzwang in mir und führe im Geist aber einen permanenten Krieg zwischen der guten und der bösen Seite in mir. Zwischen ja, es war mein Recht mich zu wehren und böse zu sein und nein, Gewalt ist niemals eine gute Lösung und so willst du nicht sein.
 
X

XXXXXGuest

Gast
Die Blockade kommt daher, daß die Trainingspartner halt nur mit einem schnellen Sieg angeben wollen, aber keine "echten" Gegner sind, die es in böser Absicht auf Dich abgesehen haben. Denn wenn in einem echten Ernstfall der Überlebensinstinkt durchbricht, wehrst Du Dich wieder mit allem was Du hast, und das ist dann auch Dein gutes Recht.
Du solltest einfach den Dojo wechseln, Anfängertechniken lernt man am besten unter anderen Anfängern, nicht als Sandsack für die Fortgeschrittenen, das müßte der Lehrer aber auch erkennen.
Also, ich denke auch, dass es besser für dich wäre, wenn du den Dojo wechseln würdest. Wenn das im Moment nicht möglich ist (z. B. weil kein anderer erreichbar liegt), wäre es meiner Meinung nach besser, mit diesem Training aufzuhören.

Ich weiß nicht, welche Kampfkunst du zur Zeit trainierst (klingt nach Judo oder Jujitsu). Es ist aber offensichtlich eine Kampfkunst, keine Selbstverteidigung.

Kampfkunst ist nicht das gleiche wie Selbstverteidigung.

Hängt natürlich davon ab, wie sie ausgeübt wird, zu welchen Anteilen sie Kampf oder Kunst ist.

Was du brauchst, sind Partner, die auf dein Level Rücksicht nehmen. Die geduldig solange mit dir üben, bis du es schaffst, die Bewegung korrekt auszuüben (ob das jetzt Werfen ist oder Blocken oder Hebel).

Fortgeschrittene eignen sich dazu normalerweise sehr gut - diese Gruppe klingt einfach zu kompetitiv und der Trainer weiß möglicherweise auch nicht, was er tut (sonst würde er nicht die Anfänger verscheuchen).

Wie willst du die Basics lernen, wenn du die ganze Zeit nur geworfen wirst?

Selbstverteidigungstraining geht anders:
Normalerweise gibt es sowas wie einen theoretischen Teil (welche Situationen sind gefährlich? Wie erkenn man sie praktisch? Wie vermeidet man sie? Wie kann man deeskalieren? Welche Distanz zu einem potentiellen Angreifer ist noch sicher?) und paar Informationen zu gesetzlichen Grundlagen (Notwehr, Nothilfe und Notwehr Exzess).

Und die Praxis sollte darin bestehen, situationsangemessene Reaktionen zu üben:

Was tue ich, wenn mich jemand schubst? Was, wenn ich festgehalten werde? Was, wenn er zuschlägt oder klammert oder würgt?

Neben den Bewegungen solltest du auch Distanzgefühl trainieren können, Schreien, Schocken, Weglaufen....

Das ist ein weites Feld...
 
X

XXXXXGuest

Gast
... (Sorry, der Akku meines Handys war gerade leer).

Jedenfalls sollte Selbstverteidigungstraining realistisch sein und in so kleinen Schritten stattfinden, dass du dich dabei nicht unwohl fühlst.

Und in einem guten Dojo wird dabei respektiert, wenn du dich bei bestimmten Übungen unwohl fühlst und sie nicht machen willst.
 
X

XXXXXGuest

Gast
Aber mal weg vom Training. Was mich ja umtreibt ist, dass ich es eben nicht mit mir selbst in Einklag bekomme, dass dieser gewalttätige Anteil eben auch in mir steckt und dieser mir große Angst macht. Ich entwickel schon einen regelrechten Kontrollzwang in mir und führe im Geist aber einen permanenten Krieg zwischen der guten und der bösen Seite in mir. Zwischen ja, es war mein Recht mich zu wehren und böse zu sein und nein, Gewalt ist niemals eine gute Lösung und so willst du nicht sein
Wir leben zum Glück in einer sehr friedlichen Gesellschaft. Die meisten von uns können den Kontakt mit Gewalt vermeiden - darum wundert es mich nicht, wenn du dich einsam fühlst mit dem, was du erlebt hast.

Persönlich glaube ich auch, dass Gewalt keine gute Lösung ist.

Manchmal - wenn es nicht möglich ist, die Situation zu vermeiden, zu deeskalieren, zu fliehen oder rechtzeitig Hilfe zu suchen - kann Gewalt aber die einzige Lösung sein, um sich gegen die augenblickliche Gewalt eines Angreifers zu verteidigen. Leider.

Vielleicht findest du eine Selbsthilfegruppe zu dem Thema für den Austausch oder kannst sogar eine gründen ?

Ansonsten: manchmal geben auch Polizeisportvereine Selbstverteidigungskurse für nicht-Polizisten oder sind für alle offen.

Auch die Seite no nonsense self defence wurde mir schon empfohlen.

Muss aber zugeben, da eher flüchtig reingeschaut zu haben.
 

Daoga

Urgestein
Aber mal weg vom Training. Was mich ja umtreibt ist, dass ich es eben nicht mit mir selbst in Einklag bekomme, dass dieser gewalttätige Anteil eben auch in mir steckt und dieser mir große Angst macht. Ich entwickel schon einen regelrechten Kontrollzwang in mir und führe im Geist aber einen permanenten Krieg zwischen der guten und der bösen Seite in mir. Zwischen ja, es war mein Recht mich zu wehren und böse zu sein und nein, Gewalt ist niemals eine gute Lösung und so willst du nicht sein.
Das letztere kannst Du knicken. Wir leben leider in einer Welt, wo man Eier zerschlagen muß um ein Omelette zu bekommen, und wo Gewalt in manchen Fällen durchaus die beste weil effektivste Lösung sein kann. Wer ständig einen auf die Gutmenschentour macht, nur keine Gewalt, muß immer damit rechnen, daß er in einer ernsten Situation deswegen zum Verlierer wird, was mit seinem eigenen Leid und Tod oder dem von anderen (Unschuldigen) ausgehen kann. Und bei Bösewichten, die völlig skrupellos und hemmungslos Gewalt gegen Unschuldige anwenden, ist es völlig gerecht und richtig, wenn diese Gewalt auf sie zurückfällt. Das ist der beste Lerneffekt überhaupt, entweder sie schnallen dann was sie anrichten, oder nicht - dann muß man sie für alle Zeiten aus dem Verkehr ziehen, weil sie dauerhaft gefährlich bleiben.

Das was Du wirklich fürchtest, ist der Kontrollverlust, das was man mit dem "rot sehen" ausdrückt. Blindes Zuschlagen, auch über das Erlaubte hinaus.
Aber dafür trainiert man, erstens damit man weiß, wo beim Schaden anrichten die Grenze des Erlaubten erreicht und überschritten wird, und zweitens hängt der Kontrollverlust gerade bei den Untrainierten mit der eigenen Angst zusammen, die in blinder Gegenwehr abreagiert wird.
Mehr Training, nicht nur Tritte und Würfe, sondern schon wie man sich in verschiedenen Gefahrensituationen richtig verhält, wie man sie einschätzt und darauf reagiert, wenn man nicht einfach weglaufen kann (einfachste Methode, wenn man schnell genug ist) oder andere schützen muß.
Dafür ist so ein Dojo für Kampfsportler dann eher die schlechte Wahl, denn die wissen das mit der Gefahrenbewertung in der Regel schon, sondern was Du brauchst, ist wirklich eines, das auf die Grundlagen der Selbstverteidigung spezialisiert ist.
 
B

Bulletproof

Gast
Ja, ist eine Kampfkunst. Ist halt kompliziert.
Ich weiß nicht, was mir noch helfen kann. Ich denke ein Austausch unter Menschen, die ähnliches erlebt haben wäre gut, aber es ist schwer zu finden. Ich fühle mich ziemlich alleine damit und denke oft, dass es vielleicht nur mir so geht und ich einfach nur komisch bin.
Vielleicht sollte ich wirklich nicht mehr ins Dojo gehen, aber es ist der einzige Ort, wo ich noch unter Menschen komme.
 
X

XXXXXGuest

Gast
Ja, ist eine Kampfkunst. Ist halt kompliziert.
Ich weiß nicht, was mir noch helfen kann. Ich denke ein Austausch unter Menschen, die ähnliches erlebt haben wäre gut, aber es ist schwer zu finden. Ich fühle mich ziemlich alleine damit und denke oft, dass es vielleicht nur mir so geht und ich einfach nur komisch bin.
Vielleicht sollte ich wirklich nicht mehr ins Dojo gehen, aber es ist der einzige Ort, wo ich noch unter Menschen komme.
Naja, mein Rat, das Dojo zu wechseln war der Tatsache geschuldet, dass du gemeint hast, du würdest dich gerne besser verteidigen können und deine Reaktionen kontrollieren können in einer Selbstverteidigungssituation.

Weiss nicht, ob du das mit Training dort erreichen kannst.

Wenn du einfach Spaß am Sport haben willst, die Leute dort nett sind und du den sozialen Kontakt dort genießt, spricht doch nichts dagegen?

Vielleicht kannst du mal zusätzlich in einen Selbstverteidigungskurs gehen und/oder einfach spaßeshalber einen Nicht-Kampfsport ausprobieren, wenn du magst ?

Da kann man häufig auch nette Leute kennen lernen.

Kommt das allein sein von außen oder aus dem Gefühl heraus, dass die anderen dich nicht verstehen können.
 

Sadie02

Aktives Mitglied
Hi!

Ich verstehe das Problem nicht ganz. Wegen was sollte man sich denn schämen, wenn man sich wehrt und einen Angriff auf sich selbst verhindert? Sich zu verteidigen hat doch absolut nichts mit „Gewaltbereitschaft“ zu tun. Eher mit so etwas wie „Selbstliebe“. Man ist es sich wert, dass man eben
nicht alles mit sich machen lässt. Daran ist nichts negatives. Das ist sogar notwendig, denn wenn man sich ständig nicht wehrt, geht man unter. Das beginnt oft schon in der Kita, spätestens aber in der Schule.

Natürlich sollte das Ganze Grenzen und Beschränkungen haben. Man sollte auf körperliche Gewalt gegen einen selbst mit Verteidigung beginnen. Nicht, wenn man nur verbal beleidigt wird. Und natürlich sollst du, wenn eine körperlich unterlegene Person dich angreift, der nicht beide Arme brechen. Es muss verhältnismäßig sein. Aber sich wehren ist etwas völlig logisches und normales. Man sollte auch bedenken, dass ein Angreifer sich solche edlen Gedanken niemals machen würde.

Alles Gute!
 
B

Bulletproof

Gast
Hi!

Ich verstehe das Problem nicht ganz. Wegen was sollte man sich denn schämen, wenn man sich wehrt und einen Angriff auf sich selbst verhindert? Sich zu verteidigen hat doch absolut nichts mit „Gewaltbereitschaft“ zu tun. Eher mit so etwas wie „Selbstliebe“. Man ist es sich wert, dass man eben
nicht alles mit sich machen lässt. Daran ist nichts negatives. Das ist sogar notwendig, denn wenn man sich ständig nicht wehrt, geht man unter. Das beginnt oft schon in der Kita, spätestens aber in der Schule.

Natürlich sollte das Ganze Grenzen und Beschränkungen haben. Man sollte auf körperliche Gewalt gegen einen selbst mit Verteidigung beginnen. Nicht, wenn man nur verbal beleidigt wird. Und natürlich sollst du, wenn eine körperlich unterlegene Person dich angreift, der nicht beide Arme brechen. Es muss verhältnismäßig sein. Aber sich wehren ist etwas völlig logisches und normales. Man sollte auch bedenken, dass ein Angreifer sich solche edlen Gedanken niemals machen würde.

Alles Gute!
Hallo Sadie,
und genau deshalb suche ich den Austausch mit Menschen, die in ähnlichen Situationen waren. Von außen betrachtet ist es sehr leicht zu sagen: ja in der Notwehr ist das dein gutes Recht.

Aber glaubst du wirklich, dass zB. Soldaten die auf Mütter und Kinder schießen ernsthaft am Ende sagen: es war Notwehr, die haben das verdient? Glaubst du wirklich, dass soetwas nichts mit ihnen macht - innerlich?
Natürlich hast du recht, wenn du sagst, dass es mein gutes Recht war, um mein Leben zu schützen. Und das wurde auch von allen Seiten genau so anerkannt. Nur ich selbst hadere damit und bekomme es TROTZDEM nicht mit dem Menschen vereinbart, von dem ich glaubte, der ich sei. Und das nicht, weil ich es rein logisch nicht auch so sehe, wie fast alle. Sondern weil es meine innere Welt bestimmt. Weil ich nicht mehr aus dieser Haut kann, es mich psychisch zu einem anderen, mir sehr fremden Menschen macht. Ich habe extreme Angst vor Kontrollverlust und begebe mich dadurch zwangsläufig wieder in eine Opferrolle, weil ich Angst davor habe jemandem zu schaden oder überhaupt wieder in eine Situation zu geraten, in der ich das MUSS.
Ich glaube, da wird mir ein Austausch unter nicht Betroffenen kaum helfen. Ich möchte verstehen, warum das so ist und ob ich alleine so denke und fühle und irgendwie verrückt bin. Da helfen mir auch keine Allgemeinplätze - mit diesen werde bzw. wurde ich schon in der Therapie konfrontiert. :(
 
B

Bulletproof

Gast
Kommt das allein sein von außen oder aus dem Gefühl heraus, dass die anderen dich nicht verstehen können.
Beides. Ich bin froh den Menschen aus dem Weg gehen zu können. Die letzten Begegnungen in die ich Vertrauen investierte waren sehr verletzend, weshalb ich heute jeden privaten Kontakt vermeide.
Und dann kommt natürlich die innere Einsamkeit dazu, dass niemand wirklich versteht, wie schwer es ist aus dieser Situation herauszukommen, sich selbst wieder zu finden, nicht immer nur auf Allgemeinplätze zu treffen und auf Menschen die leichtfertig sagen lass alles einfach hinter dir.
Sobald ich nur das Wort Loslassen höre fange ich unwillkürlich an zu weinen. Warum? Das kann mir keiner beantworten. Es ist wie ein Gefängnis.

Kennt ihr den Film Casper? Bei dem die Geister nicht sterben dürfen, weil es noch unerledigte Dinge gibt? So fühle ich mich und das ist schrecklich. Nur liegen viele dieser unerledigten bzw. ungeklärten Dinge nicht in meiner Hand.

Eine Selbsthilfegruppe zu gründen traue ich mir momentan nicht zu, das bringt ja doch einiges an Verantwortung mit sich.
 

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