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Opferhaltung ablegen (Kann triggern!)

Hallo Findefuchs,

ich hatte mal einen Account hier, und Du hast mir sehr hilfreiche Sachen geschrieben.

Nun habe ich Dich hier wiedergefunden, und ich hätte nicht gedacht, dass das alles Dir passiert ist - wo Du anderen so gute Ratschläge geben kannst.
Vielleicht kann ich ja ein wenig helfen, vielleicht auch nicht. Therapeutin bin ich nicht, nur eine Frau, die das Problem, das Du mit Männern hast aus ähnlichen Gründen allgemein mit "Menschen" hat.
Also auch mit Frauen. Mein Mann nennt mich deshalb "dissozial" - und er ist deswegen auch oft ärgerlich. Ich weiß aber seit der Therapie, dass ich deshalb so bin, weil ich nie eine Grenze haben durfte, dass ich mich jetzt gegen jeden abschotte und in jedem einen Feind sehe.

Wenn ich also das absichtlich so mache, dann versuche ich erst meine GRENZEN zu definieren. Wenn ich DAS gelernt habe, dann könnte ich evtl. weiter gehen. Sieh es bei Dir doch auch so: Du hast Angst, dass so etwas noch einmal passiert.
Tue etwas, das Dir SICHERHEIT gibt: Geh in einen Kampfsportverein z.B. und lerne etwas.

Verstehst Du, was ich meine? Versuche, an der Wurzel das Problem anzugehen, nicht die Folgen zu therapieren.
Ich glaube nicht mehr, dass eine Therapie notwendig helfen muss.

Viel Erfolg
Gast
 
Liebe Findefuchs,🙂

mir kullerten gerade die Tränen. Jetzt könnte ich überlegen, ob ich vielleicht getriggert bin, aber ich glaube genau das bin ich nicht. Ich spüre mich gerade. Ich spüre Deine Kraft. Und die bewegt mich gerade. Es fühlt sich annehmbar an.

Darf ich dich fragen, wie diese Männer davon erfahren haben? Hast du es ihnen erzählt, weil ihr euch immer besser verstanden habt und es dir wichtig war, oder haben sie dich darauf angesprochen? Hat es sich positiv ergeben, oder dachtest du, du "musst" darüber sprechen?

Selbstverständlich darfst Du fragen.

Die schwule Szene in unserer Stadt ist überschaubar. Natürlich kennt sich nicht jeder, aber den ein oder anderen hat man wahrscheinlich schon mal gesehen. Ich habe dieser Szene vor 18 Jahren den Rücken zugedreht. Ich habe überwiegend Freundschaften zu Heterosexuellen oder auch Lesben (wenig schwule Freunde/Bekannte).

Aber trotz allem habe ich so alle zwei Jahre mal Lust tanzen zu gehen und komme dann mit der Szene wieder in Verbindung (nehme mir aber immer zum Schutz Freunde mit). Meine Geschichte aber wurde nicht vergessen. Betrete ich die Disco, dann kennt mich auch irgendjemand von früher.

Nun ist es so, dass ich früher (vor 18 Jahren) nur noch ein Häufchen Elend war (so habe ich mich gefühlt). Unsicher, ängstlich, immer betrunken (bin jetzt seit fast 20 Jahren trocken),...

Mein Leben hat sich seit dem sehr geändert. Ich trete relativ sicher auf, habe viel Spaß wenn ich tanzen gehe (lache viel) und siehe da...Mann interessiert sich plötzlich für mich. Nur ich bin Männern gegenüber distanziert. Und das führte in so einer überschaubaren Szene dazu, dass sich die Männer, die mich interessant finden, häufig an andere Schwule gewandt haben (Sag mal, wer ist das? Kannst Du mir etwas erzählen?). Und meistens konnten sie das denn. Ich habe den Stempel "lieb, empfindlich, aber schwierig, sehr distanziert zu fremden interessebekundenden Männern" bekommen. Das "Tollste", was ich je gehört habe, war: "Dem ist keiner Recht!". Mein Schutzbedürfnis und meine Ängste wurden zu "Er ist arrogant" gemacht.

Wie auch immer. Ich werde häufig angesprochen (also auch außerhalb der Szene). Zum Glück (und da danke ich meiner Distanz) von Männern, die hinter meine Fassade geschaut haben. Und teilweise habe ich dann ein wenig erzählt und habe berührt oder sie wussten eben schon etwas. Und das hat ihr Interesse selten gemindert. Ich habe vermittelt bekommen, dass ich in Ordnung bin und dass ich etwas zu erzählen habe.

Einerseits ist es krass, dass so viele Bescheid wissen, andererseits habe ich mich damit arrangieren müssen (ich kann es nicht ändern).

Meine Offenheit (ich hatte ja auch keine andere Chance als aufzuklären statt Halbwissen der Männer zu ertragen) hat mich immer nach vorne geführt. Es ist immer auf Mitgefühl oder zumindestens Interesse gestoßen.
Ich hatte immer Menschen, die mich geschützt haben. Ich selber habe mich auch geschützt.
Aber ich habe genau wie Du liebe Findefuchs (und vielleicht habe ich deshalb jetzt auch geweint) viel Freude im Umgang mit Menschen gehabt. Ich habe immer versucht, Menschen zu verstehen. Mich nicht von meinen Traumen leiten zu lassen (aber durchaus zu verstehen, was da abläuft; wie ich mich schützen kann). Ich bin für die Probleme anderer offen, aber ich zeige auch, wenn es Zeit für Ablenkung (Freude) ist.

Damit bin ich gut gefahren. Nur mein Körperhass ist noch so stark, dass ich letztlich immer die Notbremse ziehen musste. Da bin ich nie weitergekommen. Das ist mein größtes Leid. Und deshalb werde ich wohl auch keine Beziehungen mehr leben können. Außer es geschieht ein Wunder. So nach dem Motto: sieht mich jemand im Schwimmbad (wo ich natürlich nicht hingehe) und findet mich trotzdem attraktiv und ich ihn, dann hat er mein vollstes Vertrauen. Traurig.

Meine Geschichte ist mit Deiner natürlich nicht vergleichbar. Aber es gibt ganz viele liebe und auch hochsensible Männer. Und das habe ich verstanden. Und ich habe verstanden, dass Offenheit und auch Lebensfreude (und sei sie sogar nur gespielt) immer auf Resonanz trifft. Das hat mir ein Traumatherapeut sehr deutlich gemacht. Und er hatte Recht. Nur weiß ich natürlich, dass es ein langer und harter Weg ist. Und gerade Menschen, die noch keine Schutzmechanismen und keine Aufarbeitung gemacht haben, können mit Offenheit und Freude nichts anfangen. Da wirkt mein Geschriebenes wie Hohn, kann wütend machen. Aber auch ich habe das Recht, zu erzählen.

Und Dir danke ich auch von Herzen für Deine Ehrlichkeit und Offenheit. Du siehst, sie stößt auf Resonanz.🙂🙂🙂

und ich bin gerade ganz erschöpft.😱
 
Zuletzt bearbeitet:
Es sind die Täter, die Menschen finden, die sich nicht ausreichend schützen können.


Es ist natürlich nicht immer so, es gibt auch viele Täter, die "wahllos" vorgehen, aber dieser Punkt ist dennoch wichtig.

Täter sind sehr oft - manche behaupten, es sei immer so - selber mal Opfer gewesen.
Solche Täter haben aber ihre Erfahrung des Opfer-Seins abgespalten, sie haben die Verbindung dazu gekappt, sie "wissen" nichts davon.
Dadurch aber, dass diese Erfahrung doch sehr versteckt in ihnen weiter lebt, sind sie in der Lage instinktiv das "Gleiche" zu spüren.
Sie spüren es, wenn jemand - vielleicht "nur" unbewusst - voller Ängste ist oder sich gegen (vermeintlich) Stärkere nicht wehren kann, wenn jemand - aus verschiedenen Gründen - nicht adäquat aggressiv und mit Gegenwehr auf eine bedrohliche Situation zu reagieren neigt.
Sie, die selber mal Opfer waren, hilflos, sie haben ein Gespür für Menschen in der Situation, in der sie einst selber waren. Sie erkennen gewissermaßen "ihresgleichen", auch wenn sie jetzt die "Seite gewechselt" haben (was so nicht stimmt, aber sie handeln jedenfalls so).

Millionen und Abermillionen Menschen haben kaum Ahnung, was so alles in ihnen steckt. Sie "spielen" dann irgendwelche Rollen - mal "erfolgreich" man weniger erfolgreich. Sehr oft jagen sie irgendwelchen Machtpositionen hinterher, um zu kompensieren.
Täter in dem Kontext dieses Threads ist nur eine Erscheinungsform unter Hunderten, Tausenden.

Das Problem, das große Problem vieler Opfer, ist Angst.
Dies insbesondere dann, wenn eine Gewalterfahrung, der man als Erwachsener ausgeliefert war, Situationen ähnelt (vom Seelischen her), der man vielleicht als (Kleinst)kind ausgesetzt war und gegen die man sich als Kind überhaupt nicht wehren konnte, um nicht zu sterben.
Die Todesangst erlischt dann in so einem Menschen nie oder jedenfalls kaum bzw. nur selten, es sei denn, man findet Unterstützung und den eigenen Mut, das noch einmal hervorzuholen, zu durchleben oder es wird mit sehr, sehr guten Erfahrungen allmählich "besänftigt" und man kann allmählich das Leben wagen.
 
Jetzt hatte ich Zeit, alle Beiträge durchzulesen und möchte gerne einiges hinzufügen..




Mir brennt auch eine Frage unter den Nägeln, speziell an die Männer hier: würdet ihr es als nervig oder sogar abstoßend empfinden, eine Frau zur Freundin zu haben, bzw. in sie verliebt zu sein (oder sie zu mögen), der sowas passiert ist? Wäre das ein Grund für euch, Schluss zu machen?


Wenn ich lese, was du hier schreibst, dann kann ich deine Frage gut verstehen.

Ansonsten, die Frage, mal für einen Moment losgelöst von der Tatsache, dass du Gründe hast, die dich diese Frage stellen lassen, also losgelöst davon, erscheint mir die Frage absurd, abwegig, "fremd".

Abstoßend wäre auf jeden Fall ein Mann, der das abstoßend finden würde.
Deswegen Schluss machen?
Eine Frau, deren Partner aus diesem Grund Schluss macht, wäre den Falschen losgeworden.





Der Grund sollte sein: Weil du du bist und das Leben auf einmalige Weise bereicherst.


!!



Ich bin meistens der Meinung, dass es für viele Probleme nicht nur einen einzigen und für alle "gültigen", gangbaren Weg gibt, um bestehende Schwierigkeiten zu bewältigen.

Welcher Weg ganz konkret dir helfen kann, weiß ich daher nicht.

Viel, sehr viel, halte ich davon, was ich im letzten Satz meines obigen Beitrags geschrieben habe (das erneute Durchleben mit allen Emotionen - am besten in einer Therapie).

"Mit allen Emotionen"..
Hier wurde viel über Hilflosigkeit, Todesangst, Ohnmacht gesprochen.. Ja, sehr, sehr wichtig..

Aber es gibt noch etwas, das nicht wenigen Menschen schwer, oft sogar sehr schwer fällt - meistens aufgrund von bestimmten Kindheitserlebnissen: Eine unbändige (!!) Wut! Eine enorme Wut!
Sie gehört - meistens, (fast?) immer - auch dazu und ist in ihrer Bedeutung für die "Genesung" nicht zu überschätzen.
 
Aber es gibt noch etwas, das nicht wenigen Menschen schwer, oft sogar sehr schwer fällt - meistens aufgrund von bestimmten Kindheitserlebnissen: Eine unbändige (!!) Wut! Eine enorme Wut! Sie gehört - meistens, (fast?) immer - auch dazu und ist in ihrer Bedeutung für die "Genesung" nicht zu überschätzen.

Meinst du evtl, sie ist nicht zu unterschätzen? Oder verstehe ich selbst falsch?
 
...



Selbstverständlich bin ich ein Überlebender.

Nur, als ich diese Worte bei Freunden/Verwandten oder Bekannten benutzt habe, wurde ich mit Entsetzen angeschaut.

Denn diese Wortwahl führt immer zu Fragen (bei Unaufgeklärten).
Ich habe es dreimal probiert und bin dreimal um Aufklärung gebeten worden. Dreimal Gesichter, die mir sagten, dass ich jetzt wohl irgendwie theatralisch (oder was immer sie gedacht haben mögen) reagiere. Und das tue ich mir nicht noch einmal an. Denn gerade der Zwang zur Definition hat mich hilflos gemacht. Die Folgefrage ist nämlich "Von was?". Und dann sank meine Stimme und ich brummelte von xxx und von xxx. Ich fühlte mich sehr schlecht.

Wenn ich "Überlebender" verinnerliche und nur für mich nutze, dann ist es etwas Anderes.
LG🙂
ich denke, dass es vielen Menschen viel leichter fällt, ein "Opfer" zu sehen, als jemanden, die sich als Überlebende bezeichnet. Auch in der Gesellschaft wird lieber alles klein gehalten, was bedrohlich ist. Ein "Opfer" ist verletzlich, wenn ich nichts mehr hören will, dann Dreh i h mich weg und hab meine Ruhe. "Ach ja, das arme Opfer..."
Aber eine Überlebende füllt schon allein mit diesem einen Wort die Gewalt die ihr Wiederfahren ist mit Bildern, die keiner gerne im Kopf hat. Die Gesprächspartner sehen nicht nur das kleine Opfer sondern spüren die Stärke die es bedeutet etwas unvorstellbares überlebt zu haben. Und das fordert Respekt. Da dreht man sich weniger leicht weg und denkt "Das arme Opfer..."
 
Ein "Opfer" ist verletzlich, wenn ich nichts mehr hören will, dann Dreh i h mich weg und hab meine Ruhe. "Ach ja, das arme Opfer..."

In unserer Gesellschaft wird das Wort Opfer unbewusst immer mit Schuld assoziiert.

Es heißt ja überall und immer: komm mal raus aus deiner Opferhaltung! Sei nicht so ein Opfer!

Damit entlasse ich mich bequem aus der Verantwortung.



Die Gesprächspartner sehen nicht nur das kleine Opfer sondern spüren die Stärke die es bedeutet etwas unvorstellbares überlebt zu haben. Und das fordert Respekt.

Und schafft einen ernstzunehmenden Gegner. Das will natürlich keiner haben.


Man macht niemanden stark, indem man die Gefährlichkeit der Situation leugnet und ihn lapidar mit den Worten "das nächste Mal besser aufpassen!" auf den Weg schickt.

Es gibt nicht einen Grund, einem anderen Menschen Gewalt anzutun. Und so lange die Leute das nicht verstehen, wird es immer Gewalt geben, weil es immer eine Entschuldigung gibt.
 
Ich glaube, ich erzähle mal etwas mehr von der Sache, die mir damals passiert ist. Ich drücke mich oft bewusst, manchmal unbewusst ungenauer aus, was das angeht, da mir aufgrund des Ereignisses schwer geglaubt wurde oder viele dachten, gerade weil es ein öffentlicher Ort war mit vielen Leuten, kann es ja gar nicht sein, dass mir sowas widerfahren ist. Mir wurde auch mal gesagt, dass ich übertreibe, denn wenn viele Leute anwesend waren, kann es ja gar nicht so schrecklich gewesen sein.

Achtung, nachfolgender Text kann wirklich richtig triggern!

****Triggerwarnung Anfang****

______________________

Ich war damals auf einer Geburtstagsfeier oder Party eingeladen, so genau weiß ich das nicht mehr. Ich weiß nur, dass dieser Freund von damals nicht ewig weit weg von mir gewohnt hat und ich deswegen vor hatte, nicht bei ihm zu übernachten, wenn es spät wird, sondern mit den Nachtbussen zu fahren.

Die Stimmung war gut und vor Mitternacht wollte ich dann auch nicht gehen. Ein anderer Freund hat mir gesagt, er begleitet mich solange, bis er in eine andere Linie umsteigen muss. Ich habe mir noch gesagt "Hey, das ist doch machbar. Das sind nur 20 Minuten fahrt, die ich alleine bewältigen muss."
Gegen 2 oder 3 Uhr Morgens bin ich dann nach Hause gegangen. Ich war betrunken, aber nicht so sehr, dass ich mich überhaupt nicht mehr unter Kontrolle gehabt hätte. Noch so ein Punkt, wo mir einige gesagt haben, dass ich durch den Alkohol wahrscheinlich mir vieles eingebildet habe.

Mein Kumpel hat sich dann an der Haltestelle, wo sich unsere Wege getrennt haben, von mir verabschiedet und mich noch gefragt, ob es wirklich in Ordnung ist, wenn er mich das letzte Stück nach Hause fahren lässt. Ich habe ihm dann gesagt "Ja klar, mach dir keine Sorgen, das sind nur 20 Minuten und ein paar Haltestellen!"

Ich habe ja auch dann mit meinem Vater ausgemacht, dass er mich abholt von der Zielhaltestelle und wir gemeinsam nach Hause laufen. Also habe ich ihn dann kurz bevor ich losgegangen bin angerufen und ihm gesagt, wann mein Nachtbus kommt und wann ich an der Haltestelle bin.

Direkt nachdem der Bus losgefahren ist, ist dann der Täter eingestiegen mit seinem Freund. Hat sich zu mir gesetzt und angefangen, mich zu belästigen und mich anzugraben, vorerst aber nur verbal. Ich habe dann zu ihm gesagt, dass ich nicht will und er mich in Ruhe lassen soll und habe mich weg gesetzt. Er ist mir dann trotzdem nach. Er wollte mich dann küssen oder irgendwie hat er gegrabscht und ich habe ihm eine Ohrfeige gegeben und zu ihm gemeint, dass ich doch gesagt habe, dass er mich in Ruhe lassen soll. Da ist es dann eskaliert und er ist handgreiflich geworden. Ich kann mich schwer an alles erinnern, ich weiß nur, dass er mich dann irgendwann festgehalten hat, so sehr dass es wehtat und weiter begrabscht hat. Dabei hat er mir gesagt, wie schön er mich findet und wie heiß er auf mich ist. Ich habe versucht ihn wegzudrücken. Dann ging ein Gerangel los, er hat mich auf den Boden geworfen und sich auf meine Beine gesetzt, so dass ich nicht mehr aufstehen oder um mich treten konnte. Ich habe um Hilfe gerufen und versucht wieder aufzustehen. Da hat er so gesagt, wenn ich nicht den Mund halte, bringt er mich um und hat meinen Kopf gepackt und gegen die Wand geschlagen, immer wieder und wieder und gewürgt, aber total hektisch und noch nicht so gezielt.

Ich habe versucht mit aller Macht wach zu bleiben, obwohl um mich herum alles geflirrt hat. Er hat sich dann wieder selbstsicher gefühlt und lockerer gelassen und ich habe ihn dann mit aller Gewalt von mir gedrückt, um mich geschlagen und wieder um Hilfe gerufen. Ich konnte mich dann aufrichten und habe ganz verzweifelt einen Fahrgast angesehen, der gegenüber von uns saß. Das weiß ich noch ganz exakt, er war muskulös, total durchtrainiert und ich habe ihn angefleht, mir zu helfen, ich habe ihm gesagt, dass ich belästigt werde und er doch sieht, was hier passiert, aber er hat betreten weggesehen, genauso wie die anderen Fahrgäste. Das war so schrecklich. Ich habe dann versucht, den Busfahrer auf mich aufmerksam zu machen, aber nichts ist passiert. Ich weiß, das hört sich so unglaublich an und als hätte ich das erfunden. Und deswegen haben mir wenige geglaubt, wie schrecklich das alles war.

Der Täter hat mich dann total aggressiv runtergerissen, auf den Boden gedrückt und mir wehgetan. Ich weiß nur noch, dass ich furchtbar geweint und geschrien habe und er mir dann den Mund zugehalten hat. Das war auch der Punkt, wo ich mir dachte, dass ich sterben muss und er mich umbringt. Er hat mich dann weiter betatscht und an mir rumgefummelt und ich habe mich so sehr geschämt. Ich habe trotzdem weiter geschluchzt und so und da hat er mich dann weiter gewürgt. Sein Freund hat dann auch richtig Panik bekommen und zu ihm gesagt, dass er mich doch loslassen soll und dass er doch sieht, dass ich nicht will und schon weine und da meinte er, dass ich scharf auf ihn bin und es besorgt haben will, ich ziere mich nur mit Absicht so und bin eigentlich eine Schlampe. Und wenn er jetzt nicht die Schnauze hält, dann bekommt er eine aufs Maul. Sein Freund hat dann geschwiegen.

Viele die so eine Erfahrung machen, erzählen ja, dass sie fast eine außerkörperliche Erfahrung machen und sich ganz weit weg von sich selbst fühlen. So ging es mir auch. Irgendwann war ich total von mir losgelöst und "weg", als würde nicht ich da liegen, sondern eine völlig andere Person. Ich habe in einer Endlosschleife gedacht, dass ich jetzt sterbe und mich gefragt, warum mir keiner hilft.

Und jetzt auch der nächste Punkt, warum mir viele nicht geglaubt haben: ich habe bis heute keine Ahnung, was das in mir war oder was da passiert ist, aber ich dachte mir dann so, dass jeder Entscheidungen treffen kann und es immer eine Wahl gibt. Genauso, wie der Täter sich jetzt dazu entscheidet, das mit mir zu tun, was er in diesem Moment getan hat, kann ich mich dazu entscheiden, mich zu wehren. Und ich dachte mir, ich will nicht so enden. Ich will niemand sein, der jetzt vergewaltigt und getötet wird. Und dass ich dann wirklich sterbe, wenn ich jetzt nichts mache oder er mich dann bewusstlos schlägt oder was weiß ich und mit mir aussteigt und mich in das nächste Gebüsch steigt und mich vergewaltigt.

Ich habe dann wirklich ALLES getan, um den Typen von mir runterzubekommen. Ich habe geschlagen, getreten, ich habe eine unglaublich blinde Wut in mir gehabt, obwohl ich so voller Angst war. Später haben mir viele gesagt, dass sich das so idealisiert anhört, wie das perfekte "Happy End" und ich ja rein zufällig also anscheinend dann schlagartig große Kräfte entwickelt oder entdeckt habe ... und dann haben sie mich so zweifelnd und zum Teil belustigt angesehen.

Ich habe mich dann aufgerappelt und meine Beine haben furchtbar gezittert und konnte kaum auf den Beinen stehen und trotzdem habe ich mich vorangetrieben und meinem Körper befohlen, stark zu bleiben und auf den Beinen zu bleiben! Ich habe es geschafft, zum hintersten Gang Richtung Tür zu rennen und habe gerufen, dass der Busfahrer anhalten soll, aber dann hat mich der Täter wieder von hinten gepackt und in dem Moment ist mein Herz stehen geblieben und es war so, als würde wirklich jetzt dieser letzte winzige Hoffnungsschimmer zerfallen und alles war umsonst. Der Busfahrer war auch viel weiter vorne, vielleicht hat er mich nicht gehört, ich weiß es nicht.

Ich habe wieder getreten und um mich geschlagen und dann habe ich den Täter in den Arm gebissen und er hat mich losgelassen und beschimpft und ich habe ihm gesagt, wenn er mich noch einmal anfasst, wird er es bitter bereuen und ich bringe ihn dann um und rufe jetzt die Polizei. Er hat dann gesagt, dass ich rassistisch bin und ihn nur nicht "ranlasse", weil er Ausländer ist und bei einem "deutschen Typen hätte ich sofort die Beine breit gemacht" und dass "alle deutschen Mädchen Schlampen sind". Diese Sätze haben mir echt den Boden unter den Füßen weggezogen, so richtig heftig. Das war so unglaublich und unfassbar.

Irgendwann hat der Bus angehalten und ich habe wirklich gebetet, weil der Typ trotzdem nicht locker gelassen und mich ständig gemustert und umkreist hat. Endlich hat der Bus angehalten und ich bin rausgerannt, als ginge es um mein Leben und irgendwie war das auch so, weil er sofort hinter mir hergerannt ist in einen richtig schnellen Tempo und gebrüllt hat, jetzt bringt er mich um für das, was ich gemacht habe und jetzt gibt es kein Entkommen für mich.

Ich bin gerannt und gerannt und habe total Panik gehabt und verzweifelt gehofft, dass mein Vater an der verabredeten Stelle steht und gebettet und alle möglichen Mächte angefleht, obwohl ich überhaupt nicht an sowas glaube und dann habe ich meinen Vater aus größerer Entfernung entdeckt und in dem Moment ist mir eine ganze Tonne vom Herz gefallen und ich habe schon geweint und nach meinem Papa gerufen, soweit es ging (ich war ja total außer Atem) und da hat der Täter kapiert, dass der Mann mein Vater ist und hat abgebremst und ist schlagartig davongerannt, so richtig mies und feige. Dazu muss ich auch sagen, mein Vater ist ein Panzer von der Statur her, breite Schultern, wuchtig, sehr groß und kräftig, optisch einfach jemand, mit dem man sich nicht anlegen will.

Ich bin dann nervlich total fertig meinen Vater in die Arme gerannt und habe ihn fest umarmt und nach Atem gerungen, weil ich gewusst habe: erst jetzt ist es vorbei. Und ich habe überlebt. Ich habe es geschafft und bin nicht tot oder vergewaltigt.

Als ich daheim war, bin ich ewig lang unter die Dusche gegangen und habe geweint. Und die ganze Zeit total gezittert und Herzrasen gehabt. Mir taten auch die Rippen weh, der Hals und meine Handgelenke und später habe ich da auch blaue Flecken entdeckt.

_________________________________

****Triggerwarnung Ende****


Es tut mir leid, falls das alles etwas wirr geschrieben ist. Und ich kann das jetzt nur erzählen, weil ich das aufschreibe. Reden kann ich nicht so richtig darüber. Vor allem, weil mir nicht geglaubt wurde von einigen, als ich es so dringend gebraucht hätte und ich seitdem immer im Hinterkopf habe "Das hört sich so abgedreht und wie eine erfundene Geschichte an!". Also traue ich es mich oft auch gar nicht, darüber zu reden, wie das genau alles war.

Auf die anderen Beiträge gehe ich bald ein. Ich will jeden Beitrag, der auf mich eingeht auch würdigen, aber mir war es vorerst wichtig, meine ganze Geschichte hier reinzuschreiben, damit man die Hintergründe vielleicht besser versteht oder nachvollziehen kann, wie ich mich fühle.
 
Ich habe ähnliches gesehen, als ich auf eine Party kam. Da wurde einer von 3 Leuten rumgeschubst. Keiner Half. Am Ende haben er und ich von 12 Leuten den A**** voll bekommen 🙂1

Du weist wohl am besten, wieviel du getrunken hattest und unter Adrenalin hast du den Alkohol eh weniger gespürrt 2

Man sieht mal wieder, obwohl du alles gut vorbereitet hattest kann Mist passieren - aber deine Vorbereitung hat dich am Ende doch gerettet. 3

Es hört sich gar nicht unglaublich an. Viele haben einfach Angst sich einzumischen, soetwas passiert leider häufiger als man glaubt und so manches Mal wurden leider auch schon Helfer schwerer verletzt als das eigentliche Opfer, was nun nicht heißen soll man solle nicht helfen !!! 4

Ich kann dir genau erklären, was da passiert ist und auf welcher Ebene du gekämpft hast. Ich vereinfache es hier einfach - das waren die Reptilienhirn Anteile deines Gehirns, die da übernommen haben. Alles was du da beschreibst passt wie die Faust aufs Auge. Es wurde Fight / Flight (Cower) getriggert , und du hast Fight gewählt. Dann haben deine ganz alten Hirnanteile übernommen, nachdem eine kurze Vermittlung in deinem Gehirn zwischen 3 Anteilen stattgefunden hat und es entschieden wurde, das es wirklich um dein Leben geht. 5

Diese Worte waren einfach ein weiterer Angriff. Sie sie nur so und als nichts anderes. 6

Mir wurde auch mal gesagt, dass ich übertreibe, denn wenn viele Leute anwesend waren, kann es ja gar nicht so schrecklich gewesen sein. 1



Achtung, nachfolgender Text kann wirklich richtig triggern!

****Triggerwarnung Anfang****

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Ich war betrunken, aber nicht so sehr, dass ich mich überhaupt nicht mehr unter Kontrolle gehabt hätte. Noch so ein Punkt, wo mir einige gesagt haben, dass ich durch den Alkohol wahrscheinlich mir vieles eingebildet habe.2

Mein Kumpel hat sich dann an der Haltestelle, wo sich unsere Wege getrennt haben, von mir verabschiedet und mich noch gefragt, ob es wirklich in Ordnung ist, wenn er mich das letzte Stück nach Hause fahren lässt. Ich habe ihm dann gesagt "Ja klar, mach dir keine Sorgen, das sind nur 20 Minuten und ein paar Haltestellen!"

Ich habe ja auch dann mit meinem Vater ausgemacht, dass er mich abholt von der Zielhaltestelle und wir gemeinsam nach Hause laufen. Also habe ich ihn dann kurz bevor ich losgegangen bin angerufen und ihm gesagt, wann mein Nachtbus kommt und wann ich an der Haltestelle bin. 3


Ich habe versucht mit aller Macht wach zu bleiben, obwohl um mich herum alles geflirrt hat. Er hat sich dann wieder selbstsicher gefühlt und lockerer gelassen und ich habe ihn dann mit aller Gewalt von mir gedrückt, um mich geschlagen und wieder um Hilfe gerufen. Ich konnte mich dann aufrichten und habe ganz verzweifelt einen Fahrgast angesehen, der gegenüber von uns saß. Das weiß ich noch ganz exakt, er war muskulös, total durchtrainiert und ich habe ihn angefleht, mir zu helfen, ich habe ihm gesagt, dass ich belästigt werde und er doch sieht, was hier passiert, aber er hat betreten weggesehen, genauso wie die anderen Fahrgäste. Das war so schrecklich. Ich habe dann versucht, den Busfahrer auf mich aufmerksam zu machen, aber nichts ist passiert. Ich weiß, das hört sich so unglaublich an und als hätte ich das erfunden. Und deswegen haben mir wenige geglaubt, wie schrecklich das alles war.4



Und jetzt auch der nächste Punkt, warum mir viele nicht geglaubt haben: ich habe bis heute keine Ahnung, was das in mir war oder was da passiert ist, aber ich dachte mir dann so, dass jeder Entscheidungen treffen kann und es immer eine Wahl gibt. Genauso, wie der Täter sich jetzt dazu entscheidet, das mit mir zu tun, was er in diesem Moment getan hat, kann ich mich dazu entscheiden, mich zu wehren. Und ich dachte mir, ich will nicht so enden. Ich will niemand sein, der jetzt vergewaltigt und getötet wird. Und dass ich dann wirklich sterbe, wenn ich jetzt nichts mache Ich habe dann wirklich ALLES getan, um den Typen von mir runterzubekommen. Ich habe geschlagen, getreten, ich habe eine unglaublich blinde Wut in mir gehabt, obwohl ich so voller Angst war. Später haben mir viele gesagt, dass sich das so idealisiert anhört, wie das perfekte "Happy End" und ich ja rein zufällig also anscheinend dann schlagartig große Kräfte entwickelt oder entdeckt habe ... und dann haben sie mich so zweifelnd und zum Teil belustigt angesehen.
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Ich habe wieder getreten und um mich geschlagen und dann habe ich den Täter in den Arm gebissen

Diese Sätze haben mir echt den Boden unter den Füßen weggezogen, so richtig heftig. Das war so unglaublich und unfassbar. 6


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****Triggerwarnung Ende****


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