Aber holla gibts da Gutachten.
Beim Gutachter solltest du bedenken, dass alles was du sagst, gegen dich verwendet werden wird.
Du hast praktisch keine Möglichkeit, bei einem vom Gericht beauftragten Gutachter neutral behandelt zu werden, er wird dich in den Boden stampfen. Im Gutachten wird er kein gutes Haar an dir lassen, du wirst den Menschen, der da beschrieben wird, nicht wiedererkennen. Das sag ich nur, damit du dich nicht aufregst, denn es läuft nunmal so, und du kannst auch nix dagegen machen.
Du solltest dir dann aber die Zeit nehmen, jede einzelne Aussage, die du da angeblich gemacht hast (natürlich hast du das was da drinsteht, NICHT so gesagt), zu korrigieren. Bei mir sind da bei 100 Seiten Gutachten etwa 40 Seiten Korrekturen rausgekommen. Damit es nicht einfach nur Gelaber ist, habe ich Tabellen angelegt (Zitat aus dem Gutachten, Richtigstellung, Nachweis dazu). Du mußt jede Aussage belegen, ansonsten ist sie nix wert.
Mach dir von allem was du wegschickst (Formulare etc) eine Kopie.
Geh nicht allein zum Gutachtertermin sondern nimm dir einen oder 2 Zeugen mit.
Laß dich auf keinen Fall von freundlichen Gesichtern täuschen, die trainieren das extra, weil freundliche Gesichter die Leute zum Reden bringen. Das habe ich mal in einem Leitfaden für gutachterliche Tätigkeit gelesen. Hinterher reißen sie dir dann die Innereien raus (im Gutachten, nicht in "echt"
). Alles was du sagst sollte so formuliert sein, daß es möglichst wenig Material bietet, dich zu diskreditieren. Keine Angst, die werden es trotzdem tun, aber schütte da NICHT dein Herz aus weil der Gutachter ja so lieb guckt und so verständnisvoll nickt.
Das würde in etwa so ablaufen. Du sollst von deiner Kindheit erzählen. Du sagst irgendwas von wegen "oft umgezogen" oder "Geschwister haben dich gehauen" oder "Mutti hatte wenig Zeit" dann fragt Gutachter dich sorgenvoll "ach das war ja sicher SO schwer für Sie". Du nickst, im Gutachten steht dann "Proband (DU) beschwerte sich lang und breit über Mißhandlung und Vernachlässigung in der Kindheit". "Proband gibt in pathologischer Weise jeweils anderen die Schuld an seinen Problemen und ist absolut uneinsichtig, was die eigene Verantwortung betrifft" "Proband leidet an schizoider Persönlichkeitsstörung mit feindseliger Einstellung anderen gegenüber, was sich in massiven Schuldzuweisungen anderen gegenüber auch noch nach vielen Jahren äußert".
Verstehste was ich meine?
Du kannst nicht verhindern, daß so was da drinsteht. Sagst du positive Dinge als Gegenpol, werden die einfach aus dem Gesprächsprotokoll gelöscht. Stehen bleiben nur die negativen.
Das einzige was du tun kannst, ist dies nicht so stehen zu lassen sondern dir die Arbeit zu machen, das Ganze zu widerlegen (an die Belege denken!).
Je mehr du belegen kannst umso besser.
Die Entscheidung kannst du aber so kaum beeinflussen. Richte dich auf ca 5-7 jahre Verfahrensdauer (inkl. allem) ein, wobei trotz aller Mühe am Ende so etwas wie die Mindestrente (123 Euro) steht, egal ob du aufgrund der Tat blind, taub und gelähmt bist. Fair ist das alles nicht, aber es geht da auch nicht um Fairneß sondern um Kohle.
Gerechtigkeit findest du nicht in einem Bescheid oder einer Rente sondern in deiner Sicht auf die Welt (i.e. in dir selbst).