Niemand möchte mich kennenlernen. Was mache ich falsch?

Hallo liebes Forum,

ich habe große soziale und psychische Probleme. Habe eine dependente Persönlichkeitsakzentuierung, eine ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsakzentuierung, eine Sozialphobie, das Asperger-Syndrom und dadurch eine mittelschwere depressive Episode. War auch 7 Wochen teilstationär in einem psychiatrischen Krankenhaus, was mir allerdings nicht sonderlich viel gebracht hat. Habe letztes Jahr mein Abitur gemacht und bin nun auf der Suche nach einem FSJ-Platz. Nächste Woche habe ich eine Hospitation in einer Grundschule und freue mich sehr darauf, nachdem ich fast ein ganzes Jahr nur zuhause war. Da kommen die sozialen Probleme ins Spiel. Hatte während meiner gesamten Schulzeit keine Freunde. Habe seit letztem Jahr wenigstens eine beste Freundin und habe noch einen guten Kumpel aus meiner Schule. Sonst viele Bekannte, mit denen ich auch ab und an etwas unternehme. Bin sehr musikalisch (spiele 5 Instrumente mehr oder minder gut), bin in einer Ten Sing Gruppe und in der Gemeindearbeit etwas aktiv. Nehme regelmäßig an der OLMUN, einer Simulation der UN, teil und kenne dementsprechend auch einige Menschen.
Allerdings habe ich immer das Gefühl, dass diese Menschen mich gar nicht kennenlernen wollen. Immer wenn ich was vorschlage, wird gesagt, dass sie keine Zeit haben. Außerdem musss immer ich vorschlagen, von der anderen Seite kommt fast nie etwas. Werde dieses Jahr noch 20 Jahre alt und würde gerne feiern, habe aber keine Ahnung ob ich die Leute überhaupt einladen will. Naja, sonst hätte ich niemanden zum Feiern.
Ich habe seit ich denken kann, absolut kein Selbstwertgefühl, was man ja meistens auch unbewusst ausstrahlt und strahle natürlich auch meine Depression aus. Aber ich glaube auch, dass ich beim ersten Kontakt schon beim Verhalten etwas grundlegend falsch mache. Habt ihr eine Idee was das sein könnte? Gleichaltrige Freunde habe ich nicht. Ich habe eigentlich immer nur Freundschaften zu jüngeren Mädchen (so 15-17 Jahre) und manchmal aber selten auch zu Jungs. Meine anderen Bekannten sind alle älter (so 22-24 Jahre). Woran liegt das? Wenn mir in der Stadt gleichaltrige begegnen, gucken die mich meistens an, als wäre ich ein Alien und lachen mich dann aus. Ich habe keine Ahnung wieso das so ist und was ich dagegen tun kann.
Bin über jede Anregung dankbar. Es grüßt herzlich
jo2899

jo2899 meinte:

ich habe große soziale und psychische Probleme. Habe eine dependente Persönlichkeitsakzentuierung, eine ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsakzentuierung, eine Sozialphobie, das Asperger-Syndrom
Aber ich glaube auch, dass ich beim ersten Kontakt schon beim Verhalten etwas grundlegend falsch mache. Habt ihr eine Idee was das sein könnte? Gleichaltrige Freunde habe ich nicht. Ich habe eigentlich immer nur Freundschaften zu jüngeren Mädchen (so 15-17 Jahre) und manchmal aber selten auch zu Jungs. Meine anderen Bekannten sind alle älter (so 22-24 Jahre). Woran liegt das? Wenn mir in der Stadt gleichaltrige begegnen, gucken die mich meistens an, als wäre ich ein Alien und lachen mich dann aus. Ich habe keine Ahnung wieso das so ist und was ich dagegen tun kann.
Bin über jede Anregung dankbar. Es grüßt herzlich
jo2899

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Als Autist wird dir sicher nichtsprachliche Signale der Kommunikation mit anderen Menschen schwer bis gar nicht möglich sein. Die Leute sind irritiert, können dich nicht richtig schätzen, du Ihnen aber auch nicht. Eine Möglichkeit solche Probleme zu umgehen ist der Kontakt über den Internet / Handy…
Stehe dafür das du anders bist, kannst sowieso nicht ändern und überlege was du besonders kannst. Es gibt auch Vorteile anders zu sein, suche die Vorteile

Hallo jo2899,

kann deine Probleme gut nachvollziehen, bei mir ist das unter anderen Voraussetzungen ganz ähnlich. Vor allem die Sache mit dem Selbstwertgefühl, was man sicher irgendwie unbewusst ausstrahlt.

Deine Situation mag dir ziemlich prekär erscheinen, objektiv gesehen sind deine Voraussetzungen aber nicht hoffnungslos. Du bist ziemlich jung und so platt sich das anhört, aber da ist noch so gut wie alles offen... Ich hatte etwa die intensivste Phase der freundschaftlichen Kontakte in Ausbildung und dann im Studium mit Mitte 20, während ich die Schulzeit wie du alleine verbrachte. Über deine, wie ich finde ziemlich interessanten Aktivitäten, werden sich evt. auch weitere Kontakte ergeben. Oder über neue Vereine und Gruppen - immerhin scheinen deine sozialen Ängste nicht so ausgeprägt, dass du dich komplett zurückziehst. Das ist schon einmal eine sehr gute Voraussetzung für neue Kontakte.

Auch eine Binsenweisheit, aber wenige gute Freunde sind meistens besser als viele oberflächliche Bekanntschaften. Die Meinung der anderen, naja, die wird irgendwann auch immer irrelevanter. Wichtig ist, dass du dich wohl fühlst und deine Stärken und Schwächen kennst. Bitte lasse es nicht zu, dass dich irgendwelche Menschen ohne Sozialkompetenz und Empathie runterziehen. Solche Gestalten brauchen Projektionsflächen für ihre eigenen Probleme und natürlich suchen sie sich häufig gezielt Menschen aus, die vielleicht weniger extrovertiert sind oder sonst wie nicht dem Massendurchschnitt entsprechen.

Ich drücke dir fest die Daumen, dass es mit dem FSJ-Platz klappt. Deinem Text und deinen Interessen nach zu urteilen, kann ich mir das sehr gut vorstellen. Im FSJ gibt es diverse Gruppenseminare und Aktivitäten - da wirst du auf alle Fälle zu neuen Kontakten und zum Feiern kommen, wenn du das möchtest. Habe das kürzlich bei einem FÖJ mitbekommen und bei einem FSJ dürfte gerade der Umgang miteinander und die soziale Einbindung noch mehr im Fokus stehen.

Alles Gute und herzliche Grüße
LW

Marcos meinte:

Als Autist wird dir sicher nichtsprachliche Signale der Kommunikation mit anderen Menschen schwer bis gar nicht möglich sein.

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Danke erstmal für deine gesamte Antwort. Dazu muss man sagen, dass bei mir vor 4 Jahren eine Asperger-Verdachts-Diagnose gestellt wurde. In der Zeit in der Klinik wurde diese Diagnose stark bezweifelt und letztendlich auch widerlegt. Die Diagnose wurde im Arztbrief vermutlich nur angegeben, weil ich gesagt habe, dass ich in einer Selbsthilfegruppe bin und mich mit den Leuten da gut verstehe. Damit behalte ich für mich die Option, in dieser Gruppe zu bleiben, wenn ich das möchte.

Es grüßt herzlich
jo2899

LW84 meinte:

Bitte lasse es nicht zu, dass dich irgendwelche Menschen ohne Sozialkompetenz und Empathie runterziehen. Solche Gestalten brauchen Projektionsflächen für ihre eigenen Probleme und natürlich suchen sie sich häufig gezielt Menschen aus, die vielleicht weniger extrovertiert sind oder sonst wie nicht dem Massendurchschnitt entsprechen.

Ich drücke dir fest die Daumen, dass es mit dem FSJ-Platz klappt. Deinem Text und deinen Interessen nach zu urteilen, kann ich mir das sehr gut vorstellen. Im FSJ gibt es diverse Gruppenseminare und Aktivitäten - da wirst du auf alle Fälle zu neuen Kontakten und zum Feiern kommen, wenn du das möchtest. Habe das kürzlich bei einem FÖJ mitbekommen und bei einem FSJ dürfte gerade der Umgang miteinander und die soziale Einbindung noch mehr im Fokus stehen.

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Danke für deine ausführliche Antwort. Ich finde diese Antwort für mich sehr inspirierend, vor allen Dingen die Tatsache, dass manche Menschen nur eine Projektionsfläche brauchen, klingt sehr plausibel. Da habe ich vorher noch nie drüber nachgedacht. Ja, ich hoffe bei meinem FSJ noch einige nette Menschen kennenzulernen. Mittlerweile habe ich begriffen, dass Freundschaft bei mir nur funktioniert, indem ich einfach versuche, so viele Menschen wie möglich kennenzulernen und mir damit die Chancen für eine gute Freundschaft zu erhöhen.

Es grüßt herzlich

jo2899