M
Morena
Gast
Hallo alle zusammen,
ich bin durch Zufall auf diese Seite gestoßen, weil mich meine Gedanken nicht mehr in Ruhe lassen und ich mir selbst im Moment nicht zutraue, eine Einschätzung zu meiner Lage ab zu geben. Das Prinzip Verdrängung funktioniert eben nicht unbegrenzt!
Zunächst möchte ich mich kurz vorstellen: Mein Name tut nichts zur Sache, ich bin 25 Jahre alt, lebe in ländlicher Umgebung in Süddeutschland, habe gerade das erste Jahr meiner Ausbildung zur Altenpflegerin abgeschlossen, lebe seit drei Jahren in einer festen Beziehung mit einem wundervollen Mann, habe einen älteren Bruder, der etwa 800km weit weg studiert.
Soviel zu den Eckdaten. Ich habe lange hin und her überlegt und mich schließlich und endlich dazu entschieden, wenigstens ein einziges Mal meine ganze Geschichte preis zu geben, ohne Beschönigungen.
Angefangen hat alles sehr früh, ich kam gerade in die Pubertät, was in meinem Fall sehr früh, nämlich so mit 10 begann. Ja, ich war eine von denen, die plötzlich im Körper einer fast erwachsenen Frau steckten und in deren Zimmer sich immer noch die Barbies stapelten. Ich musste viel Spott und Hohn einstecken, da ich zu dem noch mit einem ziemlich großen Busen gesegnet.
In meiner Familie gab es seit ich denken kann ein großes Problem: Meine Mutter war Alkoholikerin. Nein, sie hat mich nie geschlagen, aber zu meinen frühesten Erinnerungen gehört, wie Sanitäter an der Haustür klingelten mit einer Zwangsjacke in der Hand. Es war mal wieder so weit, meine Mutter hatte wieder versucht auf zu hören und stürzte ins Delirium. In diesen Phasen litt sie unter Halluzinationen, baute die komplette Wohnungseinrichtung auseinander, da sie der Meinung war, dass wir von einem Geheimdienst ausspioniert wurden. Das Ende vom Lied war immer wieder die Einweisung in eine Psychartrie. Ich denke, insgesamt kam das etwa 10, 12 mal vor.
Damals habe ich das natürlich noch nicht verstanden, ich wusste nur, die Mama ist krank, sie ist nicht da... Ich will noch mal betonen, dass sich meine Mutter für uns Kinder aufgeopfert hat, sie hat alles gegeben für uns und dabei leider sich selbst vergessen. Mein Vater war immer der Anker, der Fels. Er stand immer zu meiner Mutter und versuchte, das Beste aus der Situation zu machen- vor allem für uns Kinder.
So viel dazu. Nun zurück zu mir: Ich kam also gerade in die Pubertät, und damit begann das Unglück.
Ich sonderte mich nach und nach immer mehr von den gleichaltrigen Kindern ab, ich war ja anders, sah anders aus. Mit dem Wechsel ins Gymnasium wurde alles sehr schlimm für mich: Ich hatte extreme Probleme, mich anzupassen, kam sehr schlecht mit den anderen Schülern, vor allem den anderen klar, ich hatte regelrechten Horror vor der Schule. So fing es an, was folgte, im Alter von etwa 13 Jahren war das Schwänzen. Innerhalb von einem Jahr hatte ich mich auf diese Weise vollkommen ins Aus katapultiert. Ich brachte es auf sagenhafte 95 Fehltage. Die ganze Palette inklusive Jugendamt etc. schloss sich an- am Ende stand der Schulverweis.
Tja, sollte man denken, jetzt hat sie ihre Lektion gelernt. Weit gefehlt. Zu meinen Schulproblemen kamen jetzt natürlich Probleme mit meiner Familie hinzu. Verständlich, aber in meinem Fall nutzlos. Ich hatte nämlich nebenbei auch noch die Männerwelt für mich entdeckt. Kurz gesagt: Ich schlief mich durch viele, viele Betten. Und fand nichts dabei, die Aufmerksamkeit der meist älteren Männer fand ich wunderbar. Ich trank, ich schwänzte die Schule weiterhin, ich betrog meinen ersten festen Freund an die zehnmal, ich bestahl meine Eltern, belog sie, trieb mich herum und dachte niemals an die Konsequenzen.
Das alles, inklusive 2 weiteren Schulverweisen, zog sich hin, bis ich 18 war. Mit 17 fing ich an, in einem Bordell anzuschaffen. Wow, auf einmal hatte ich Geld- das war das Einzige, woran ich dachte. Irgendwann lernte ich- oh Wunder- einen Mann kennen. Ich zog um, versuchte mich als Versicherungsmaklerin, scheiterte, zog zurück und tat wieder nichts. Ist das zu fassen? Ich tat wieder nichts....
Dann kam der nächste Mann, der auch noch meine geheime, sexuelle Leidenschaft teilte. Ich zog wieder um, schaffte es tatsächlich, mir von dem Kerl ca. 4000 € Schulden auf zu halsen. Ich nahm während der Zeit etwa 30 kg zu, war sehr depressiv, hatte weder Ziel noch Plan, was ich mit meinem Leben anfangen sollte.
Inzwischen war ich 21, das Verhältnis zu meinen Eltern war als sehr gespannt zu bezeichnen.( Meine Mutter hatte, als ich 20 war, einen Zwangsentzug hinter sich gebracht- sie stand kurz vor dem Leberkoma, und die Ärzte machten ihr klar, dass sie sterben würde, wenn sie nicht sofort aufhört zu trinken)
Ich lebte mit meinem damaligen Freund bei meinen Eltern, sie waren nicht gerade begeistert, aber ich war schließlich immer noch ihr Kind, sagten sie. Eines schönen Tages machte es klick bei mir, ich begann eine Diät und nahm mehr als 30kg ab- und es fiel mir nicht einmal schwer. Im Gegenteil: Ich spürte endlich wieder, das ich lebte.
Ein halbes Jahr später trennte ich mich von meinem damaligen Freund, lebte weiter bei meinen Eltern. Ich lebte immer noch so vor mich hin, nahm aber endlich wieder Kontakt zu meinen alten Freunden auf, lebte förmlich auf. Ich lernte mit 22 meinen jetzigen Partner kennen- einen einfühlsamen, liebevollen, wunderbaren Mann, der mich wirklich liebt, einen, der ganz anders ist, als alle anderen Männer in meinem Leben.
Ich begann ein Jahrespraktikum in einem Pflegeheim- und staunte über mich selbst: Ich hatte nicht einen Fehltag, wurde als Kollegin geschätzt und gefördert. Eine ganz neue Erfahrung für mich.
Den Ausbildungsvertrag bekam ich mit Handkuss. Die nächste Überraschung folgte: Ich wurde zur Klassensprecherin in meiner Schule gewählt, ich wurde endlich anerkannt. Und: Ich hatte und habe zum ersten Mal wirklich Spaß an der Schule. Und bin Klassenbeste. Die Prüfung zur Altenpflegehelferin bestand ich mit 1,0- die berufliche Perspektive könnte nicht besser sein.
Und, was hat sie denn nun für ein Problem? Das fragt ihr euch bestimmt. Ganz einfach:
Ich habe nie offen über meine Vergangenheit gesprochen, nicht einmal mein Partner weiß alles über mich. Ich habe unglaubliche Schuldgefühle, denn meine Mutter ist mittlerweile kurz davor, zum Pflegefall zu werden. Sie ist zwar abstinent, aber die Nachwirkungen des Alkoholabusus sind so schwerwiegend, dass sie abgemagert ist bis auf die Knochen, dass sie weder Antrieb noch Motivation hat, sie ist stark depressiv. Ich spreche mit ihr, und sie macht den Anschein, durch mich hindurch zu sehen. Ich habe unglaubliche Angst vor der Zukunft, davor, dass sie ein langes, qualvolles Ende durchleben muss. Ich gebe mir die Teilschuld, dass es soweit gekommen ist.
Mein Vater versucht so gut wie möglich, ihr zu helfen. Aber leider verschließt er sich vor der Realität; einen Arztbesuch schiebt er nun schon seit Monaten vor sich her.
Eigentlich müsste ich glücklich sein- aber die Schuld lässt mich nicht los...
Zudem kommt, dass die Arbeit in der Altenpflege mich teilweise sehr stark belastet. Es ist ein Balanceakt zwischen meinem Gewissen und dem Druck von oben, der permanent hoch ist. Aber über meine Arbeitsbelastung werde ich hier nun nicht schreiben, ich fürchte, ich habe den Rahmen auch so schon gesprengt...
Es ist nur so- ich will endlich glücklich sein, aber ich weiß einfach nicht, wie ich es anstellen soll. Manchmal scheint es mir, ich hätte meine Chance glücklich zu sein vertan. Oder als hätte ich zu lange gewartet, um endlich durch zu starten....
ich bin durch Zufall auf diese Seite gestoßen, weil mich meine Gedanken nicht mehr in Ruhe lassen und ich mir selbst im Moment nicht zutraue, eine Einschätzung zu meiner Lage ab zu geben. Das Prinzip Verdrängung funktioniert eben nicht unbegrenzt!
Zunächst möchte ich mich kurz vorstellen: Mein Name tut nichts zur Sache, ich bin 25 Jahre alt, lebe in ländlicher Umgebung in Süddeutschland, habe gerade das erste Jahr meiner Ausbildung zur Altenpflegerin abgeschlossen, lebe seit drei Jahren in einer festen Beziehung mit einem wundervollen Mann, habe einen älteren Bruder, der etwa 800km weit weg studiert.
Soviel zu den Eckdaten. Ich habe lange hin und her überlegt und mich schließlich und endlich dazu entschieden, wenigstens ein einziges Mal meine ganze Geschichte preis zu geben, ohne Beschönigungen.
Angefangen hat alles sehr früh, ich kam gerade in die Pubertät, was in meinem Fall sehr früh, nämlich so mit 10 begann. Ja, ich war eine von denen, die plötzlich im Körper einer fast erwachsenen Frau steckten und in deren Zimmer sich immer noch die Barbies stapelten. Ich musste viel Spott und Hohn einstecken, da ich zu dem noch mit einem ziemlich großen Busen gesegnet.
In meiner Familie gab es seit ich denken kann ein großes Problem: Meine Mutter war Alkoholikerin. Nein, sie hat mich nie geschlagen, aber zu meinen frühesten Erinnerungen gehört, wie Sanitäter an der Haustür klingelten mit einer Zwangsjacke in der Hand. Es war mal wieder so weit, meine Mutter hatte wieder versucht auf zu hören und stürzte ins Delirium. In diesen Phasen litt sie unter Halluzinationen, baute die komplette Wohnungseinrichtung auseinander, da sie der Meinung war, dass wir von einem Geheimdienst ausspioniert wurden. Das Ende vom Lied war immer wieder die Einweisung in eine Psychartrie. Ich denke, insgesamt kam das etwa 10, 12 mal vor.
Damals habe ich das natürlich noch nicht verstanden, ich wusste nur, die Mama ist krank, sie ist nicht da... Ich will noch mal betonen, dass sich meine Mutter für uns Kinder aufgeopfert hat, sie hat alles gegeben für uns und dabei leider sich selbst vergessen. Mein Vater war immer der Anker, der Fels. Er stand immer zu meiner Mutter und versuchte, das Beste aus der Situation zu machen- vor allem für uns Kinder.
So viel dazu. Nun zurück zu mir: Ich kam also gerade in die Pubertät, und damit begann das Unglück.
Ich sonderte mich nach und nach immer mehr von den gleichaltrigen Kindern ab, ich war ja anders, sah anders aus. Mit dem Wechsel ins Gymnasium wurde alles sehr schlimm für mich: Ich hatte extreme Probleme, mich anzupassen, kam sehr schlecht mit den anderen Schülern, vor allem den anderen klar, ich hatte regelrechten Horror vor der Schule. So fing es an, was folgte, im Alter von etwa 13 Jahren war das Schwänzen. Innerhalb von einem Jahr hatte ich mich auf diese Weise vollkommen ins Aus katapultiert. Ich brachte es auf sagenhafte 95 Fehltage. Die ganze Palette inklusive Jugendamt etc. schloss sich an- am Ende stand der Schulverweis.
Tja, sollte man denken, jetzt hat sie ihre Lektion gelernt. Weit gefehlt. Zu meinen Schulproblemen kamen jetzt natürlich Probleme mit meiner Familie hinzu. Verständlich, aber in meinem Fall nutzlos. Ich hatte nämlich nebenbei auch noch die Männerwelt für mich entdeckt. Kurz gesagt: Ich schlief mich durch viele, viele Betten. Und fand nichts dabei, die Aufmerksamkeit der meist älteren Männer fand ich wunderbar. Ich trank, ich schwänzte die Schule weiterhin, ich betrog meinen ersten festen Freund an die zehnmal, ich bestahl meine Eltern, belog sie, trieb mich herum und dachte niemals an die Konsequenzen.
Das alles, inklusive 2 weiteren Schulverweisen, zog sich hin, bis ich 18 war. Mit 17 fing ich an, in einem Bordell anzuschaffen. Wow, auf einmal hatte ich Geld- das war das Einzige, woran ich dachte. Irgendwann lernte ich- oh Wunder- einen Mann kennen. Ich zog um, versuchte mich als Versicherungsmaklerin, scheiterte, zog zurück und tat wieder nichts. Ist das zu fassen? Ich tat wieder nichts....
Dann kam der nächste Mann, der auch noch meine geheime, sexuelle Leidenschaft teilte. Ich zog wieder um, schaffte es tatsächlich, mir von dem Kerl ca. 4000 € Schulden auf zu halsen. Ich nahm während der Zeit etwa 30 kg zu, war sehr depressiv, hatte weder Ziel noch Plan, was ich mit meinem Leben anfangen sollte.
Inzwischen war ich 21, das Verhältnis zu meinen Eltern war als sehr gespannt zu bezeichnen.( Meine Mutter hatte, als ich 20 war, einen Zwangsentzug hinter sich gebracht- sie stand kurz vor dem Leberkoma, und die Ärzte machten ihr klar, dass sie sterben würde, wenn sie nicht sofort aufhört zu trinken)
Ich lebte mit meinem damaligen Freund bei meinen Eltern, sie waren nicht gerade begeistert, aber ich war schließlich immer noch ihr Kind, sagten sie. Eines schönen Tages machte es klick bei mir, ich begann eine Diät und nahm mehr als 30kg ab- und es fiel mir nicht einmal schwer. Im Gegenteil: Ich spürte endlich wieder, das ich lebte.
Ein halbes Jahr später trennte ich mich von meinem damaligen Freund, lebte weiter bei meinen Eltern. Ich lebte immer noch so vor mich hin, nahm aber endlich wieder Kontakt zu meinen alten Freunden auf, lebte förmlich auf. Ich lernte mit 22 meinen jetzigen Partner kennen- einen einfühlsamen, liebevollen, wunderbaren Mann, der mich wirklich liebt, einen, der ganz anders ist, als alle anderen Männer in meinem Leben.
Ich begann ein Jahrespraktikum in einem Pflegeheim- und staunte über mich selbst: Ich hatte nicht einen Fehltag, wurde als Kollegin geschätzt und gefördert. Eine ganz neue Erfahrung für mich.
Den Ausbildungsvertrag bekam ich mit Handkuss. Die nächste Überraschung folgte: Ich wurde zur Klassensprecherin in meiner Schule gewählt, ich wurde endlich anerkannt. Und: Ich hatte und habe zum ersten Mal wirklich Spaß an der Schule. Und bin Klassenbeste. Die Prüfung zur Altenpflegehelferin bestand ich mit 1,0- die berufliche Perspektive könnte nicht besser sein.
Und, was hat sie denn nun für ein Problem? Das fragt ihr euch bestimmt. Ganz einfach:
Ich habe nie offen über meine Vergangenheit gesprochen, nicht einmal mein Partner weiß alles über mich. Ich habe unglaubliche Schuldgefühle, denn meine Mutter ist mittlerweile kurz davor, zum Pflegefall zu werden. Sie ist zwar abstinent, aber die Nachwirkungen des Alkoholabusus sind so schwerwiegend, dass sie abgemagert ist bis auf die Knochen, dass sie weder Antrieb noch Motivation hat, sie ist stark depressiv. Ich spreche mit ihr, und sie macht den Anschein, durch mich hindurch zu sehen. Ich habe unglaubliche Angst vor der Zukunft, davor, dass sie ein langes, qualvolles Ende durchleben muss. Ich gebe mir die Teilschuld, dass es soweit gekommen ist.
Mein Vater versucht so gut wie möglich, ihr zu helfen. Aber leider verschließt er sich vor der Realität; einen Arztbesuch schiebt er nun schon seit Monaten vor sich her.
Eigentlich müsste ich glücklich sein- aber die Schuld lässt mich nicht los...
Zudem kommt, dass die Arbeit in der Altenpflege mich teilweise sehr stark belastet. Es ist ein Balanceakt zwischen meinem Gewissen und dem Druck von oben, der permanent hoch ist. Aber über meine Arbeitsbelastung werde ich hier nun nicht schreiben, ich fürchte, ich habe den Rahmen auch so schon gesprengt...
Es ist nur so- ich will endlich glücklich sein, aber ich weiß einfach nicht, wie ich es anstellen soll. Manchmal scheint es mir, ich hätte meine Chance glücklich zu sein vertan. Oder als hätte ich zu lange gewartet, um endlich durch zu starten....