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Meine erwachsene Tochter hat den Kontakt abgebrochen

Fussel

Mitglied
Liebe LeereZukunft, ich würde sie gerne fragen und bin bereit, mir auch Vorwürfe anzuhören. Ich bin nur ein Mensch und nicht perfekt und habe bestimmt 1000 Fehler gemacht. Aber ich habe sie immer geliebt und das weiß sie. Aber sie verweigert sich jedem Gespräch.
 

Fussel

Mitglied
Liebes Eisherz, ich musste fast ein bißchen weinen, danke für Dein Verständnis und Deinen Trost.
Es ist wirklich so, wie Du schreibst.
Eines ist auch wichtig, was Du ansprichst: Man fühlt sich stigmatisiert und es ist nicht nur schmerzvoll, sondern man schämt sich. Bei den 3 Beerdigungen, die ich bestehen musste, war sie nicht da und jeder hat nach ihr gefragt. Es war wirklich schlimm und ich habe mich nicht getraut, die Wahrheit zu sagen. Ich wollte auch nicht, dass jemand schlecht von ihr denkt, also habe ich gelogen und Ausreden gebraucht.
 

Eisherz

Sehr aktives Mitglied
Liebe Fussel, nochmal zu Deiner Frage.
Grundsätzlich ist es doch so, dass Eltern sich immer fragen, was habe ich falsch gemacht, und das beginnt ja nicht erst dann, wenn ein Abbruch der Beziehung passiert, sondern fast stets und ständig.
Ich setze jetzt voraus, dass die Geburt Deiner Tochter der schönste Moment in Deinem Leben war, als Du sie in den Armen halten konntest. Die Liebe ist meistens sowieso überbordend groß und jede Mutter möchte, dass sich das Kind gut entwickelt. Wenn es viel weint oder schreit oder schon als Baby unruhig ist, fragen sich die Eltern als erstes, was haben wir vielleicht jetzt falsch gemacht. Tragen wir es zuviel herum, zu wenig. Geben wir zu wenig Nähe, zu viel. Wenn es nicht isst, wenn es sich nicht entwickelt wie vielleicht andere, immer steht die Frage im Hinterkopf, was mache ich falsch. Und das begleitet die meisten Eltern. Daraus entwickeln sich die Schuldgefühle, weil von anderen meistens suggeriert wird, dass ihr vermeintliches Fehlverhalten die Schuld trägt für jedes kindliche Problem. Es gibt dafür sogar einen Namen, der das benennt, Mütter-Blaming.
Und das ist allein so gesehen, nicht die Antwort, es kann nicht stets pauschal und einzigrichtig sein, dass immer die Eltern für verschiedene Probleme mit ihren Kindern verantwortlich gemacht werden.
Andererseits ist es unwiderlegbar richtig, dass Erziehung schlimme und verheerende Folgen auf die Entwicklung der Kinder hat. Selbst wenn Eltern in guter Absicht handeln und gar nicht wahrnehmen, was sie tun. Eltern wollen meistens an ihren Kindern gutmachen, was sie selber nicht hatten. Geborgenheit, Liebe, Sicherheit und der Wunsch, es möge den eigenen Kindern mal besser gehen. Dass ein kleines Kind noch nicht erkennen kann, was gut ist, ist klar. Kinder müssen ins Leben geleitet werden. Kinder müssen sehr viel lernen und es geht auch nicht alles nur in Friede, Freude, Eierkuchen ab. Kein Elternteil will, dass sein Kind hintendran hängt, die Schule nicht schafft, auf die schiefe Bahn gerät, nicht klarkommt ... Ja, jeder muss seine Erfahrungen selbst machen und das ist dann auch ab einem gewissen Alter so. Da sind die Eltern meistens raus. Und die Fehler, die man bis dahin gemacht hat, rächen sich dann im Verhältnis der Eltern und Kinder. Es gibt wohl so keine wirkliche Balance zwischen dem, was man als Eltern tut und was die Kinder später sehen. Ist man zu streng, ist es falsch. Ist man zu nachsichtig, ist es falsch. Verwöhnt man, ist es falsch. Muss viel Verzicht ertragen werden, ist es falsch. Gibt man zu wenig Nähe, ist es falsch. Gibt man zuviel Nähe, ist es falsch. Es gibt meiner Meinung nach keine eindeutige Handlungslinie für Eltern, weil auch jedes Kind ein Einzelwesen ist und jedes Kind ist anders.
Sind Kinder erwachsen geworden und bekommen durch ihr eigenes Leben jetzt andere Sichtweisen, ist das doch normal, dass sie nicht in allem konform gehen können oder müssen mit den Eltern. Der eine ist dankbar, dass Eltern so konsequent oder streng gewesen sind, woran wiederum ein anderes Kind zweifelt. Aber deshalb die Eltern jetzt verurteilen und den Kontakt abbrechen, ich wiederhole nochmal, ich rede von normaler Eltern-Kind-Lebenszeit.
Es ist mir einfach zu einseitig, den Eltern für viele Dinge eine Art Fehlverhalten vorzuwerfen. Ja, keiner, weder Eltern noch Kinder müssen sich Einmischung, Übergriffigkeit, Vorschriften, Grenzübertretungen, die die Kinder nicht wollen ... usw. gefallen lassen. Das hab ich auch schon mal hier geschrieben, Kommunikation funktioniert auch nicht mehr so, wie es mal war. Wenn in der Familie etwas nicht richtig rundläuft, dann werden schon die Eltern was falsch gemacht haben.
Wenn man diesen Knoten nicht lösen wird/kann, wird es dabei bleiben. Und Eltern, wie Du Fussel, quälen sich permanent mit der Frage, warum ist es so gekommen, wo ist meine Schuld. Und zu unterstellen, wird schon was sein, Du musst nur noch mehr in Dich reinhören, musst mal Deinen Anteil klarlegen usw. verstärken diese Schuldgefühle noch um vieles mehr.
Ob es dann wirklich so ist, das könnte Dir Deine Tochter erklären. Sicher keiner hier und ich auch nicht.
Sich der Frage zu stellen, was könnte sein, ist für mich ein Zeichen, dass Du nicht irgendeine Schuld von Dir abweisen willst. Eine Erklärung für den Kontaktabbruch wäre schon ein guter Schritt. Was Du dann damit anfangen könntest, würde die Zeit ja bringen.
 

Fussel

Mitglied
Liebes Eisherz, ich danke Dir herzlich für Deine Mühe und Dein Mitdenken. Du hast es so schön geschrieben, was mich bewegt und wie es mir geht. Ganz ganz lieben Dank dafür!
Man kann nichts machen, wenn der andere Mensch nicht will. Man muss es nur akzeptieren, bei Partnern und bei einem Kind. Es tut so weh, aber man muss lernen, damit klarzukommen, sonst zerstört man sich sein Leben.
Das Schlimmste für mich waren die 3 Toten und ihre völlige Empathielosigkeit.
 

GelbeAkazie

Mitglied
Liebe Fussel,

Ich glaube dir, dass du als Mutter dein Bestes gegeben hast und sie mit allem unterstützt hast!

Hier melden sich einige erwachsene Kinder, die ganz bestimmt aus massiven und nachvollziehbaren Gründen den Kontakt zu ihren Eltern (oder einem Elternteil) abgebrochen haben. Diese Gründe sind so vielfältig und unterschiedlich wie die Personen, die hier schreiben, deswegen ist eine generelle Verantwortung oder gar Schuld bestimmt nicht nur auf die verlassenen Eltern zuzuschreiben.

Das Wort »Schuld« ist sowieso meines Erachtens unangebracht. Ich schließe hier allerdings aus, dass massive Gewalt und emotionale Vernachlässigung oder andere schwerwiegende Vorfälle seitens der Eltern vorliegen. In solchen Fällen kann ich jedem erwachsenen Kind nur raten, Abstand zu den Eltern zu nehmen, um sich zu schützen.

Aber, soweit ich deinem Thread, liebe Fussel, entnehmen kann, liegen diese Gründe nicht vor (wie bei mir auch nicht), und der Kontaktabbruch ist insofern für dich relativ unerklärbar und zutiefst traurig. Jeder andere Weg wäre der bessere gewesen, für beide Seiten. Ein ehrliches, respektvolles Gespräch nach allen Regeln der gewaltfreien Kommunikation zum Beispiel, vielleicht auch im Beisein eines Mediators (darauf hoffe ich in meinem Fall).

Ich vertraue der Zeit, der Heilung, des Insichgehens durch den Abstand, zur Besinnung bei meiner Tochter, um neu aufeinander zuzugehen und ein tiefes Gespräch zu führen. Eine neue Beziehung, vielleicht distanzierter, reifer, mit mehr Abgrenzung. Auch ich nutze diesen Abstand, um ehrlich mit mir »ins Gericht zu gehen«, was ich wann und wie versäumt, nicht gesehen, missachtet oder falsch bewertet habe. Mittlerweile bin ich soo ruhig innerlich, so sehr im Frieden, und sende positive Gedanken zu meiner Tochter, die sie vielleicht irgendwie erreichen. Mein Herz bleibt weit geöffnet. Und wenn sie eine lange Zeit diesen Abstand braucht, dann ist es so, ihre Entscheidung. Ich mache mein Seelenwohl nicht mehr von ihr abhängig, sondern sorge für mich, das ist meine Aufgabe an mich selbst. Ich verurteile sie nicht, sondern versuche Verständnis aufzubringen für ihre Entscheidung, die mich zuerst absolut entsetzt hat. Der Schmerz lauert unter der Oberfläche, ich lasse ihn aber nicht mehr Regie übernehmen.

Das wünsche ich auch dir, liebe Fussel.

Und allen erwachsenen Kindern, die sich aus bestimmt triftigen Gründen von ihren Eltern entfernt haben, wünsche ich Heilung und vielleicht eine Hoffnung, dass ihre Eltern diese Auszeit ebenfalls für sich nutzen, um eines Tages eine neue Begegnung möglich zu machen, ohne Schuld & Scham, ohne Vorwurf und Streit.
 

GelbeAkazie

Mitglied
Es ist mir einfach zu einseitig, den Eltern für viele Dinge eine Art Fehlverhalten vorzuwerfen. Ja, keiner, weder Eltern noch Kinder müssen sich Einmischung, Übergriffigkeit, Vorschriften, Grenzübertretungen, die die Kinder nicht wollen ... usw. gefallen lassen. Das hab ich auch schon mal hier geschrieben, Kommunikation funktioniert auch nicht mehr so, wie es mal war. Wenn in der Familie etwas nicht richtig rundläuft, dann werden schon die Eltern was falsch gemacht haben.
Wow, @Eisherz ,
du schreibst exakt das, was ich auch gerade versucht habe, zu erklären.
Sehr gut formuliert, deine Gedanken helfen auch mir.
Vielen lieben Dank! 🙏 💐
 

GelbeAkazie

Mitglied
Aber eine Erklärung ist jeder Mensch wert.
Nochmal zu deinen Zeilen, liebe @Eisherz, ich kann deine Ausssage zu Hundert Prozent unterschreiben. Wo leben wir denn, dass zumindest nicht wenigstens ein erklärendes Gespräch möglich sein kann? Dies hat doch jeder Mensch verdient! Natürlich vorausgesetzt, dass es keine extremen Streitigkeiten gibt und es eine Bereitschaft der Eltern für offene Gespräche gibt.

In der Selbsthilfegruppe »Verlassene Eltern ...« sprachen einige der betroffenen Eltern sogar von Anleitungen bei Instagram für Kinder, wie man sich am besten von den Eltern trennt. Scheint es gar ein Trend der Zeit zu sein, einem offenen Gespräch und einem vielleicht auch anstrengendem Dialog auszuweichen und stattdessen lieber den Kontakt radikal abzubrechen? Ist es vielleicht auch bei manchen Kindern Unvermögen, und deswegen lieber den einfacheren, bequemeren Weg zu wählen? Auch diesen Aspekt kann man durchaus beleuchten.
 

beihempelsuntermsofa

Sehr aktives Mitglied
Mir fällt dazu der Spruch ein „Jede Generation macht ihre eigenen Fehler“.
In einigen Jahren werden hier vielleicht Leute schreiben „Meine Eltern haben mich von der Restfamilie isoliert und ich leide darunter“ oder ähnliches.
Die Kinder sagen jetzt, ihnen gehe es ohne Kontakt zu den Eltern besser - aber was ist mit den Enkeln? Die auch ein Recht auf ein Familiäres Umfeld haben? Wenn die irgendwann feststellen, da gibt es noch Omas, Opas, weitere Familienmitglieder, dann werden die unter Umständen - und zurecht - verärgert sein, dass ihnen dieser Kontakt vorenthalten wurde.
 

GelbeAkazie

Mitglied
Liebe @beihempelsuntermsofa,
Dies ist zwar nicht mein Thread, aber kurz zu deiner Anmerkung:
Ein wichtiger Gedanke! Ich habe mich schlau gemacht (da ich ja 3 kleine Enkelkinder habe):

Großeltern – Recht auf Umgang

Nach § 1685 Abs. 1 BGB besitzen auch die Großeltern das Recht zum Umgang mit ihren Enkelkindern. Dieses können sie grundsätzlich, sofern die Eltern des Kindes den Großeltern keinen Umgang gewähren, auch vor dem örtlich zuständigen Familiengericht einklagen.


Großeltern sind wichtige Beziehungspersonen für ihre Enkel, haben Zeit für gemeinsame Aktivitäten, vermitteln Werte und die Familiengeschichte, geben Einblicke in das Leben einer anderen Generation, ergänzen die Eltern und leisten oft materielle und finanzielle Unterstützung.

In meinem Fall wird mir der Kontakt zu meinen Enkeln nicht verwehrt, mein Schwiegersohn unterstützt dies, allerdings habe ich meine Enkel seit dem Tag des Kontaktabbruchs noch nicht wieder gesehen, aber nächsten Sonntag kommt mein Schwiegersohn mit den Kindern zu mir, ich freue mich ganz doll. Weitere Treffen sind in Planung, auch ein ganzes Wochenende.
Aber es ist anders als sonst, als ich etwa 2 x pro Monat zu ihnen gefahren bin, jeweils mit einer Übernachtung, da es so weit weg ist.
 

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