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Mein von Anfang sinnloses Leben. Ich weiß nicht mehr weiter.

Beatles11

Neues Mitglied
Hallo ihr lieben..

Zu erst möchte ich wirklich jedem danken, der sich Zeit für diesen Text und somit für meine Geschichte nimmt. Ich habe mich aufgrund meiner Verzweiflung nun hier angemeldet, um vielleicht Rat für mein Problem zu finden.. oder zumindestens Zuspruch. :(


Ich bin 19 Jahre alt und werde bald 20. Ich komme aus einer deutsch-türkischen Familie. Meine Mutter, die gebürtige deutsche ist, hat in meine türkische Familie eingeheiratet und hat sich aus eigenem Willen der muslimischen Religion angepasst. Sie hat angefangen Kopftuch zu tragen (schon bevor es mich gab), hat türkisch gelernt und wollte einfach ein richtiger Teil meiner Familie sein. Die Familie meines Vaters ist strenggläubig. Soweit sogut..

Dann irgendwann kam ich. Bis zu meinem 13. oder 14. Lebensjahr habe ich garnicht realisiert, dass ich später mal in gewaltige Schwierigkeiten geraten werde. Was ich vorher noch sagen muss: meine Eltern sind sehr liebevoll. Ich weiß, dass sie mich sehr lieben. Aber da mein Vater es nicht anders kennt und selber so streng aufgewachsen ist, wollte er diese strenge Erziehung an mich weitergeben. Ich bin normal muslimisch aufgewachsen, mein Vater hat sogut wie es ging versucht mir die Religion nahe zu bringen. Sie ist aber nie richtig an mir hängen geblieben. Ich habe es damals schon gehasst am Wochenende in die Moschee zu gehen, habe sogar geweint weil ich es nicht wollte. Umso älter ich wurde, desto mehr wusste ich, dass ich dieser Religion tief im Herzen nicht angehöre. Ich habe diese Verbundenheit nicht gespürt und spüre sie bis heute immernoch nicht. Aufgrund der Lebenseinstellung meines Vaters, dass er bei seinen Kindern übervorsichtig sein muss und sie keine Erfahrungen machen dürfen, war mein Leben geprägt von verboten. Ich durfte noch nie zu Freundinnen gehen, durfte bei niemandem übernachten. Kontakt mit Jungs schonmal garnicht. Ich durfte nie länger als 20 Uhr raus. Selbst jetzt, mit 19 Jahren muss ich um 20 Uhr Zuhause sein.. :confused:
Aufgrund dieser ganzen Verbote habe ich natürlich all das gemacht, was ich nicht durfte. Ich bin trotzdem zu meinen Freunden gegangen, habe mal geraucht und alles ausprobiert. Hatte Kontakt zu Jungen, hatte Beziehungen, die man aber nicht ernst nehmen konnte. Bis ich meinen Freund kennengelernt habe. Mit 16 Jahren bin ich dann mit ihm zusammen gekommen. Damals dachte ich nicht daran, dass mein Leben im Grunde schon geplant war. Ich dachte einfach nicht daran, dass mein Vater irgendwann wollen würde, dass ich einen moslem heirate und alles schön und gut ist. Ich verliebte mich einfach. In diesen mittlerweile über 3 Jahren, in dem ich mit meinem Freund zusammen bin, habe ich ihn heimlich getroffen. Ich musste meine Eltern anlügen, weil sie mich in diesem Thema niemals verstanden hätten. Ich muss dazu sagen, dass ich eine Fernbeziehung führe und es uns damit nur noch schwerer gemacht wurde, da er wegen mir in Hotels schlafen musste wenn er mich besuchen kam - ich konnte ihn ja nicht mit nach Hause nehmen. Allein deswegen habe ich so oft überlegt ihn zu verlassen, weil ich nicht wollte, dass er wegen mir so viel Stress hat. Ich habe mir deswegen sehr viele Vorwürfe gemacht. :(
So lebte ich in einerseits in meinem Tristen Leben Zuhause, war die brave Tochter die immer für ihre Eltern da war. Mein Verhältnis mit meinen Eltern war immer so lange gut, wenn ich nach ihrer Pfeife getanzt habe. So wie es eben wollten. Andererseits lebte ich das verbotene Leben, was ich mir von Herzen wünschte. Ich erzählte meinen Eltern, dass ich aufgrund meiner Arbeitsstelle zu Seminaren muss und fuhr zu ihm. Wenn ich bei ihm war, war alles so perfekt. Kein ständiges auf die Uhr schauen, wann ich denn nach Hause muss. Keine Kontrollanrufe. Ich war einfach frei.. :wein:
Das alles war aber nur ein Wunschleben für mich. Mein Freund hat mir oft vorgeschlagen, zu ihm zu kommen. Von meiner Familie abzuhauen. Oder mit meinen Eltern darüber zu reden. Aber das konnte ich gleich vergessen.. Da mein Freund aus einer christlichen Familie kommt und mehr Freiheiten hat, dachte er, ich könne einfach mal mit meinen Eltern darüber reden. Wenn ich das gewagt hätte, wäre ich für meine Eltern unten durch gewesen. Sie hätten mich dann nämlich garnichts mehr machen lassen, weil sie immer in den Hintergedanken haben werden, dass ich ein anderes Leben möchte.. Er wollte mir einfach helfen. Ich hatte aber zu viel Angst. Ich wollte und will meine Eltern nicht verlassen, da ich sie liebe.
Aber so, wie es aussieht, werde ich diesen Schritt bald gehen müssen. :wein: Ich wollte meinem Freund diesesmal zu Weihnachten eine große Freude machen und habe ihm ein Poloshirt bestellt. Meine Freunde wussten natürlich von ihm. Meiner besten Freundin habe ich die Geschenke immer zuliefern lassen, weil meine Eltern ja nicht sehen durften, dass ich etwas für einen Mann bestelle. Nur diesesmal passierte mir ein Fehler. Ich habe die Rechnung zu mir schicken lassen. Die Rechnungsadresse war somit meine. Der Brief gelang in die Hände meiner Mutter. Weil sie dann skeptisch wurde fing sie an mein Zimmer zu durchwühlen und fand im Müll einen zerissenen Abschiedsbrief von mir. Diesen hatte ich für den Notfall verfasst, falls es wirklich zu einer "Nacht und Nebelaktion" kommen würde und ich abhaue. Weil ich aber zu viel Angst hatte, habe ich ihn zerissen und weggeschmissen. Sie konnte aber auf den Schnipseln noch herauslesen, dass ich einen deutschen Freund habe und mit dem Gedanken spiele, abzuhauen.

Schöne Scheiße. :wein: Ich war zu dem Zeitpunkt bei meiner besten Freundin, um das Shirt abzuholen. Meine Mutter hat mich angerufen und wollte die Wahrheit wissen. Die habe ich ihr dann natürlich auch gesagt. Ich hätte eh nichts mehr leugnen können. Sie hatte es ja schwarz auf weiß auf dem Papier stehen. Ich habe ihr gesagt, dass ich mich nicht als muslim fühle. Dass ich dieses Leben mit den verboten nicht mehr aushalte und ich einfach nicht die Tochter bin, die sie gerne hätten.
Wir haben uns am Telefon gestritten bis sie mir einfach aufgelegt hat. Als ich dann nach Hause kam, ging es weiter. Sie hat geweint und Sachen kaputtgeschlagen.. mich angeschrien, von wegen ich kann das nicht machen. Ich würde damit die ganze Familie kaputtmachen. Und falls ich auf den Gedanken kommen sollte abzuhauen, soll ich ihr vorher Bescheid sagen damit sie sich von meinem Vater trennen kann und sich umbringen kann. Ich werde als schuldige dargestellt, weil ich jemanden LIEBE.. das normale auf der Welt. Naja.. seit dem Vorfall bin ich nurnoch am weinen, weil ich kontrolliert werde ohne Ende. Meinen Freund kann ich jetzt auch nicht mehr sehen, da diese angeblichen "Seminare" von mir natürlich nie stattgefunden haben und sie mich überall hin begleiten will. Ich sitze nurnoch Zuhause und heule mir die Augen aus dem Kopf. :wein: Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Ich stehe nun mit 19 Jahren vor der Wahl, ob ich meine Eltern verlasse und das leben führe was ich schon immer wollte oder Zuhause bleibe und immer jemand sein werde, der ich nie sein wollte. Ich liebe meine Eltern wirklich von ganzem Herzen aber ich halte das so nicht mehr aus. Es ist schon so weit, dass ich mich mittlerweile sinnlos fühle und kaum Selbstvertrauen mehr habe. Ich habe meinem Freund sogar schon gesagt, dass ich wünschte, dass es mich nie gegeben hätte. :wein:

Nun bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass ich hier weg muss. Ich habe vor in eine andere Stadt zu ziehen. Auch zu meiner eigenen Sicherheit.. wenn mein Vater das erfährt, wird er nach mir Suchen. Und was mit mir passiert, wenn er mich finden würde.. daran will ich garnicht denken. :( Ich mache zurzeit ein FSJ (freies soziales Jahr) im Kindergarten und verdiene monatlich 330€. Ich weiß einfach nicht was ich tun soll. Das müsste natürlich alles geheim bleiben. Meine Eltern dürften davon nichts mitbekommen. Ich hatte vor, ihnen einen Brief zu hinterlassen in dem alles steht. Die ganze Wahrheit über mich. Und das Angebot, dass sie sich gerne bei mir melden können wenn sie bereit sind, mich zu Unterstützen. Habe vor mir eine neue Nummer zuzulegen, und auf die alte können sie mir dann schreiben was sie davon halten. Wenn sowas wie "wenn du nicht sofort nach Hause kommst wirst du was erleben" oder so vorkommt, werde ich meinen Weg wohl ohne meine Eltern gehen müssen. So sehr ich sie liebe. :(

Ich weiß nur nicht, wie ich das alles anstellen soll.. etwas in die Gänge setzen soll. Den Umzug verwirklichen soll. Ich habe so Angst davor. Ich könnte zum Beispiel auch keine Möbel mitnehmen. Ich müsste meine Fünf Sachen packen und weg hier. An wen sollte ich mich da am besten wenden? ..
Ans Jugendamt dachte ich auch, aber ich werde ja nicht geschlagen oder sowas.. und außerdem bin ich volljährig. Hat jemand vielleicht solche Erfahrungen gemacht und kann mir helfen? Oder ein paar aufbauende Worte wären lieb ... Bin einfach am Ende. Vielen Dank fürs lesen..

Ich bedanke mich bei euch. Von ganzem Herzen.
 
O

Okeanide

Gast
Hallo Beatles11

ich wünsche dir von Herzen, daß du das alles gut hinbekommst. Ich wünschte, ich hätte in deinem Alter diesen Mut besessen, denn man muß nicht zwangsläufig Muslimin sein, um das erleben zu müssen, von dem du hier berichtest.
Dein Leben ist nicht sinnlos, erst recht nicht, weil du so taff bist.

Ich drücke dir ganz fest die Daumen!

lg Okeanide
 

Ozymandias

Aktives Mitglied
Hallo Beatles11,

ich habe deine Geschichte gelesen und auch wenn ich dir nicht direkt helfen kann möchte ich dir ganz ganz viel Kraft und Erfolg für deinen bevorstehenden Weg wünschen. :blume:
Natürlich liebt man seine Eltern, aber so ein Verhalten dem eigenen Kind gegenüber ist nicht zu tolerieren. Mehr möchte ich über das Verhalten auch nicht sagen.

Die meisten Seiten, die ich gefunden habe, drehen sich um Hilfe für Gewaltopfer. Das Jugendamt ist denke ich trotzdem keine schlechte Anlaufstelle, da man dir dort vielleicht Adressen oder Telefonnummern geben kann, wo du dann passende Hilfe findest. Das Jugendamt ist nicht nur für Gewaltopfer zuständig.

Du hast geschrieben, dass du mit deinem Freund eine Fernbeziehung führst. Hast du die Möglichkeit vielleicht eine Weile bei ihm zu bleiben bis du dann eine eigene Wohnung gefunden hast? Was deine Sorge mit der Wohnungseinrichtung angeht. Ich bin mir nicht 100%ig sicher, aber ich meine mal gelesen zu haben, dass es für Härtefälle Hilfeleistungen bei der Einrichtung der ersten Wohnung gibt. Ich weiss aber nicht für welche Fälle dies genau gilt und wie die Anforderungen für solche Hilfsleistungen aussehen.

Dein Leben ist definitiv nicht sinnlos. Es mag in der jetzigen Situation nicht lebenswert erscheinen, aber du scheinst die Kraft und den Mut zu haben dies zu ändern. Und dann kannst du dein eigenes Leben so gestalten, dass es lebenswert ist und deinem eigenen Leben einen Sinn geben. Meiner Ansicht nach ist es der richtige Schritt dich von deinen Eltern zu lösen, auch wenn es sowohl emotional als auch in der Umsetzung nicht einfach ist. Aber es ist DEIN Leben und nur du hast zu entscheiden was du damit anstellst.
 

Likesun

Neues Mitglied
Hey, helfen kann ich da auch leider icht, doch denke ich dass du das auch selber bewerkstelligen kannst. Ich habe deinen Text ganze drei mal komplett gelesen und bin der Meinung, dass du eine starke Person bist. Mit so vielen Gesetzten leben zu müssen ist echt hart, ich kenn mich da aus. Wenn du wirklich entschloßen bist weg zu gehen wirst du es schaffen :)
 

Beatles11

Neues Mitglied
Danke für diese tollen Antworten.
Mir fällt es nur sehr schwer, irgendwo anzurufen und meine Geschichte zu erzählen. Komme mir komisch vor, wenn ich beispielsweise dann am Telefon anfangen würde zu weinen oder sowas. :( Aber ich werds mir überlegen. Solange lebe ich halt so weiter wie jetzt...
 

Sisandra

Moderator
Ich glaube, du kannst dich auch per Mail dorthin wenden. Dann musst du erstmal nicht reden.

Wenn du Angst davor haben musst, dass deine Mails gelesen werden, dann leg dir nen 2. Account zu, den du nur online abrufst ohne die Mails auf dem PC zu speichern.
 

Beatles11

Neues Mitglied
Danke. Ich habe mich jetzt erstmal per E-Mail an Scheherezade gewendet. Ich hoffe, dass sie mir weiterhelfen können. Jetzt muss ich erstmal auf eine Antwort warten..
 

-sofia-

Sehr aktives Mitglied
Wie sehen deine Zukunftspläne nach dem FSJ aus? Könntest du eine Ausbildung, die weiter entfernt von deinem Elternhaus ist, oder evtl ein Studium ,beginnen um so Distanz zu schaffen ohne gleich den Kontakt zu kappen?

Ich könnte mir vorstellen, dass die Eltern deiner Mutter über die Wahl ihres Ehemann's auch nicht gerade begeistert waren ,sowie über die Tatsache, dass sie zum Islam übergetreten ist und mit Kopftüchern rumläuft.
Umso mehr bedaure ich es, dass gerade sie nicht hinter dir steht.

Ich finde es sehr mutig, dass du dieses, dir vorgegebene Leben nicht führen willst und so klar reflektieren kannst, was dich in Zukunft erwartet, wenn du dich dem Willen deiner Eltern beugst.
Ich wünsche dir, dass du es schaffst, deinen Weg zu gehen. Nimm dafür jede Hilfe an, die du bekommst.
 

Beatles11

Neues Mitglied
Ich mache mein FSJ seit September 2013. Ich müsste es bis Ende Februar machen, damit ich die Anerkennung dafür bekomme, dass ich einen 6 monatigen Freiwilligendienst absolviert habe. Falls es zu einem Umzug in eine andere Stadt kommen sollte (was ich mir wünschen würde und was auch besser wäre, da ich in solch einer Situation in der selben Stadt nicht mehr sicher wäre), würde ich erstmal versuchen mich durch einen Job über Wasser zu halten. Ich habe meine Fachhochschulreife (Fachabitur) gemacht und würde mich dann eventuell dort anfangen zu bewerben.. Deswegen weiß ich auch nicht, was mir an Unterstützung zustehen würde oder sonstiges. Bin da total planlos. :confused:

Im Grunde ist die Sache ja ganz klar: ich muss einen Schritt wagen, den ich eigentlich garnicht will. Aber wenn ich diesen Schritt nicht gehe, wird sich nie etwas an meiner Situation ändern. Ich möchte meine Eltern ja eigentlich garnicht verlassen. Mein größter Wunsch wäre es natürlich, mit ihnen in Kontakt zu bleiben. Aber da ich meine Eltern leider Gottes in diesem Thema zu gut kenne, kann ich mir vorstellen wie das alles seinen Lauf nehmen wird. (Meine Eltern terrorisieren mich mit Anrufen, verzweifeln und werden sich Streiten. Im schlimmsten Fall werden sie eine Vermisstenanzeige aufgeben.. das traue ich ihnen aber auf jedenfall zu.) Genau deswegen möchte ich mir eine neue Nummer zulegen, die alte aber ab und zu mal abhören, ob es was neues von meinen Eltern gibt.

Meine Mutter steht aus einem bestimmten Grund nicht an meiner Seite bei dieser ganzen Aktion: Als sie damals meinen Vater geheiratet hat, hatte sie Angst, nicht von der Familie akzeptiert zu werden (Ja, ich weiß, total naiv und alles), da sie die erste eingeheiratete Deutsche war. Bei unserem Streit meinte sie auch, dass sie für meine ganze Familie die schuldige sein wird, da sie die eingeheiratete Deutsche ist und ich sie mir als Vorbild nehmen würde. Dabei habe ich meinen eigenen Willen. Den darf ich aber leider nicht haben.


Nunja.. hab jetzt ne Mail an die besagte Hilfestelle geschrieben und jetzt heißts abwarten. Diesen Schritt zu wagen bricht mir aber trotzdem total mein Herz. Achman :(
 

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