#EDIT Der Text ist ziemlich lang geworden. Aber es würde mich freuen, wenn der ein oder andere das lesen würde
Wo soll ich anfangen? Ich bin 18 Jahrealt, heiße Jan und habe letztes Jahr mein Abitur gemacht. Bis dahin war es ein langer Weg, den ich jetzt zusammenfassen will. Vorher möchte ich aber noch schreiben, was mich ausmacht, damit ihr wisst,warum ich in manchen Bereichen Schwierigkeiten hatte.
Ich habe im Laufe meines Lebens verschiedene Diagnosen erhalten. Die wichtigsten sind wohl ADS,Hochbegabung und Asperger Syndrom und aktuell eine Depression.
ADS
Mit etwa 10 Jahren wurde mir das Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom diagnostiziert. Nein, ich bin nicht hyperaktiv. Es fällt mir jedoch schwer, mich über einen langen Zeitraum zu konzentrieren und viele Dinge lenken mich ab. Ich denke viel über Gott und die Welt nach.
Hochbegabung
In dem selben Zeitraum wurde bei mir ein IQ von 132 festgestellt. Somit bin ich hochbegabt, also sehr intelligent. Ich will nicht den Eindruck erwecken, mich für etwas besseres zu halten. So ist es nicht. Es ist wohl so, dass ich vor allem im analytischen Bereich große Stärken habe. Somit fällt es mir leicht, Informationen schnell zu verarbeiten und schnell Schlüsse zu ziehen.
Asperger Syndrom
Viele Jahre später, als ich 16 war,bekam ich schließlich die Diagnose Asperger. Ich will kurz erklären,was das ist. Asperger ist eine Form des Autismus. Ein solcher Mensch zeichnet sich durch einen guten, sachlichen Verstand aus. Wie alle Autisten jedoch besitzen Asperger Defizite im sozialen Bereich. Inder sozialen Interaktion senden Menschen ja bekanntlich viele nonverbale Signale, die beispielsweise durch Gestik oder Mimik vermittelt werden. Die meisten Menschen nehmen diese Signale unterbewusst wahr und reagieren intuitiv auf diese. So merkt ein Mensch ganz automatisch, wenn sein Gegenüber ihm beispielsweise etwas verschweigt, schlecht auf ihn zu sprechen oder einfach traurig ist. Asperger Autisten fehlt diese Intuition. Manchem mehr, manchem weniger. So wirken Autisten oft steif im sozialen Umgang und irgendwie seltsam.
Ich selbst hatte auch lange Zeit damit zu kämpfen. In den letzten zwei Jahren habe ich aber große Fortschritte gemacht und habe mir durch Selbstreflexion vieles angeeignet. Das ist nämlich der Vorteil eines Aspergers. Durch seine analytischen Fähigkeiten ist er in der Lage, seine Defizite nach und nach zu kompensieren. Da ich verhältnismäßig „leicht“betroffen bin, bin ich inzwischen in der Lage, mit Menschen ganz normal zu interagieren und wirke (denke ich mal) relativ normal.
Eins noch: Asperger Autisten haben Schwierigkeiten mit der Wahrnehmungsverarbeitung. Der Reizfilter des Gehirns, der normalerweise alle unrelevanten Sinneswahrnehmungen ausblendet, funktioniert nicht richtig. So sind und vor allem waren Lärm und viele Menschen für mich sehr anstrengend. Inzwischen bin ich auch hier resistenter geworden.
MEINE GESCHICHTE
Vorschulzeit
Ich war ein lebensfroher, sensibler, interessierter und individueller kleiner Junge. Schon mit ein paar Jahren habe ich wohl durch meinen Humor und meine Art Menschen zum Lachen gebracht. Damals wusste noch keiner,wie kompliziert alles werden würde. Ich kam in den Kindergarten. Ich habe nicht mehr viele Erinnerungen an diese Zeit. Es war wohl so,dass ich damals schon ein wenig aufgefallen bin. Nicht unbedingt negativ, aber irgendwie war ich anders. Ich habe mir (woran ich mich selbst gar nicht mehr erinnern kann) das Lesen selbst beigebracht.
Grundschule
Dann ging es in die Schule. In der Grundschule war alles schon ein wenig komplizierter. Ich hatte kein großes Interesse an sozialen Kontakten zu meinen Mitschülern und habe mich lieber mit meiner Lehrerin unterhalten. Ich habe es nicht wirklich gemerkt, aber auch schon damals hatte ich einige Probleme mit dem System Schule. Ich war gestresst, weil der Lautstärkepegel und die ganzen aufgedrehten Kinder mich irritierten und es fiel mir von Jahr zu Jahr schwerer,nach der Schule auch noch Hausaufgaben zu machen. Ich wurde unmotivierter und brauchte mehr Ruhe.
Gymnasium
Als ich in die fünfte Klasse kam, ging es weiter bergab. Mein Cousin,der zuvor in die selbe Klasse wie ich gegangen war, war nun in einer Parallelklasse und ich fand nie so recht den Anschluss an meine Mitschüler. Ich wurde von ihnen als Sonderling wahrgenommen und zog mich immer mehr zurück. Der Lärm und die ganzen pubertierenden Kinder stressten mich sehr. Ich war sehr belastet und konnte es nicht zuordnen. Mit 11-13 Jahren war ich sehr anstrengend, habe mich zurückgezogen und mein Vermeidungsautomatismus wurde stärker. Ich las in den Pausen, später auch während des Unterrichts. Ich war so überfordert, dass ich kaum Hausaufgaben machte. Meine Motivation sank. Ich lernte nicht. Wenn ich zu Hause war, konnte ich am Computer in eine andere Welt flüchten. Das jedoch nicht lange, weil meine Eltern (vernünftigerweise) meinen Konsum limitiert hatten. Ich wurde zeitweise gemobbt. Glücklicherweise nicht viel. Meine Klassenlehrerin der ersten drei Jahre hat das ganze auch nicht besser gemacht. In der 8. Klasse bekamen wir eine neue, die ein wenig Verständnis für mich hatte. Das ging dann so weiter. Und weiter.Bis ich in die Oberstufe kam.
Oberstufe
Langsam ging es besser. Ich taute sozial ein wenig auf. Aber bis zum Ende war ich nie wirklich Teil der Stufengemeinschaft. Immerhin gab es jetzt ein paar Fächer, die mich interessierten. Geschichte, Physik-Leistungskurs und Informatik. Ich freundete mich wieder mit meinem Cousin an und gewöhnte mich an soziale Interaktion. Hausaufgaben jedoch habe ich immer noch kaum gemacht und die Schule war weiterhin sehr anstrengend. Dann kam auch schon das Abi.
Inzwischen hatte ich die Diagnose Asperger. Und eine Therapeutin. In den letzten Unterrichtswochen plötzlich konnte ich nicht mehr. Fast wäre ich emotional zusammengebrochen. Nur der Hilfe meiner Therapeutin habe ich es zu verdanken, dass ich es doch irgendwie geschafft habe. Ach ja. Und der Zugewandtheit einiger Lehrer. Ich war im letzten Jahr so ausgelaugt, dass ich einige Kurse (Sport und Sozialwissenschaften,Bäh) fast gar nicht besuchte. Mein Sportlehrer kam mir sehr entgegen und gab mir keine 6, was normalerweise der Fall gewesen wäre und meine Abizulassung ruiniert hätte, sondern gab mir die Möglichkeit,mit einer schriftlichen Arbeit meine Versäumnisse zu kompensieren.
Dann kamen also die Abiturklausuren. Man war das anstrengend. Ich habe kaum dafür gelernt. Übrigens, meine Abifächer: Mathe-LK,Physik-LK, Deutsch schriftlich und Geschichte mündlich. Irgendwie ging es dann doch. Ich machte mein Abitur mit einem Schnitt von 2,6.Doch das war nicht gut genug. Ich machte mir, wie auch schon zuvor immer, riesige Vorwürfe. Viel zu schlecht. Ich bin doch hochbegabt,ein Einserabi ein Muss. Ich war erbärmlich. Man kann sich denken, dass mein Selbstwertgefühl zu diesem Zeitpunkt auf -273° Celsius runtergekühlt war.
Und dann kam sie.
Das Jahr danach
Über das Jahr 2015 fällt es mir besonders schwer zu schreiben. Es ist für mich mit so viel Schmerz verbunden wie alle Jahre davor zusammen. Im April verliebte ich mich in ein Mädchen namens Mara. Und das krasse: Sie verliebte sich in mich! Wir wurden ein Paar. Es war einfach nur wunderbar. Den Sommer verbrachten wir zusammen. Doch ich will alles schön geordnet erzählen.
Im August wollte ich eine Ausbildung anfangen. Da gab es einen Softwareentwickler, bei dem ich mich beworben hatte und der mich dann auch nahm. In den Wochen vor Ausbildungsbeginn wuchs meine Angst, dass ich das nicht schaffe. Und so kam es auch. Nach einer Woche Ausbildung ging nichts mehr. Da musste ich nämlich zur Berufsschule. Aber es ging einfach nicht. Zu groß war die Angst vor der Schule geworden. Ich fehlte die folgenden Tage im Betrieb und meine Eltern entwickelten einen Verdacht.Depressionen. Meine Therapeutin besorgte mir schnell einen Termin bei einem Psychiater. Der stellte mir dann die Diagnose: Mittelschwere Depression.
Parallel dazu gab es jedoch auch eine zweite Entwicklung.Mara, die ich inzwischen mehr liebte als alles andere, hatte selbst anscheinend einige Probleme, die ich teilweise immer noch nicht wirklich verstehe. Zum einem sprach sie öfters über Verlustängste. Auch sie liebte mich sehr. Spätestens ab August kam es dann außerdem immer wieder dazu, dass sie sich mir gegenüber urplötzlich komplett verschloss und sich tagelang nicht bei mir meldete. Und danach einige Zeit brauchte, um sich mir wieder zu öffnen. Außerdem wollte sie aus irgendeinem Grund nicht, dass ich zu ihr nach Hause kam. Ihre Eltern hatten mich wohl ein paar mal zum Essen einladen wollen, aber Mara überbrachte diese Nachricht einfach nicht.
September. Mara ist bei mir. Plötzlich wird sie steif und hört auf zu reden. Das wieder. Sie geht einige Minuten später nach Hause. Eine Woche lang treffen wir uns nicht. Dann doch wieder. Sie versucht, mich zutreffen. Wir gehen spazieren, sie sagt kaum ein Wort, lässt sich nicht von mir berühren. Erst später sagt sie mir, dass sie mich liebt und dass es ihr leid tut, dass sie selbst nicht weiß, was mit ihr los ist. Dass sie mit mir zusammenbleiben will. Unbedingt. Eine Woche wieder nichts. Dann will sie mich erneut treffen. Sie sagt mir,dass sie es nicht mehr kann. Mehr nicht. Sie liebte mich noch. Das weiß ich. Sie küsste mich und war den Tränen sehr nahe. Dann ging sie. Seitdem ignoriert sie mich. Es ist vorbei. Sie hat nie richtig Schluss gemacht. Ich versuchte, sie zu erreichen, immer wieder. Aber sie ignorierte mich.
Die folgenden Monate sind schrecklich. Dunkel.Ohne Freude. Ohne Hoffnung. Nur Trauer und Schmerz. Mein Herz sticht jeden Tag und das schlimmste: Ich kann nicht weinen. Die Depressionen, sie wachsen. Ich bin schwer depressiv. Mein Leben – zerstört. Nur Schmerz. Schrecklicher Schmerz, dass ich aufschreien möchte. Ich erfahre, dass sie einen neuen Freund hat, den sie wohl nach der Trennung kennengelernt hat. Meine Seele wird zerfetzt. Ich habe das Gefühl, innerlich zu sterben. Ich weine. Für 10 Minuten.Dann nichts mehr.
Dezember: Selbstmordgedanken jeden Tag. Trauer. Leid. Es geht nicht mehr. Klinik. Drei Wochen, dann nach Hause. 2016. Jetzt hier. Ende.
Wo soll ich anfangen? Ich bin 18 Jahrealt, heiße Jan und habe letztes Jahr mein Abitur gemacht. Bis dahin war es ein langer Weg, den ich jetzt zusammenfassen will. Vorher möchte ich aber noch schreiben, was mich ausmacht, damit ihr wisst,warum ich in manchen Bereichen Schwierigkeiten hatte.
Ich habe im Laufe meines Lebens verschiedene Diagnosen erhalten. Die wichtigsten sind wohl ADS,Hochbegabung und Asperger Syndrom und aktuell eine Depression.
ADS
Mit etwa 10 Jahren wurde mir das Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom diagnostiziert. Nein, ich bin nicht hyperaktiv. Es fällt mir jedoch schwer, mich über einen langen Zeitraum zu konzentrieren und viele Dinge lenken mich ab. Ich denke viel über Gott und die Welt nach.
Hochbegabung
In dem selben Zeitraum wurde bei mir ein IQ von 132 festgestellt. Somit bin ich hochbegabt, also sehr intelligent. Ich will nicht den Eindruck erwecken, mich für etwas besseres zu halten. So ist es nicht. Es ist wohl so, dass ich vor allem im analytischen Bereich große Stärken habe. Somit fällt es mir leicht, Informationen schnell zu verarbeiten und schnell Schlüsse zu ziehen.
Asperger Syndrom
Viele Jahre später, als ich 16 war,bekam ich schließlich die Diagnose Asperger. Ich will kurz erklären,was das ist. Asperger ist eine Form des Autismus. Ein solcher Mensch zeichnet sich durch einen guten, sachlichen Verstand aus. Wie alle Autisten jedoch besitzen Asperger Defizite im sozialen Bereich. Inder sozialen Interaktion senden Menschen ja bekanntlich viele nonverbale Signale, die beispielsweise durch Gestik oder Mimik vermittelt werden. Die meisten Menschen nehmen diese Signale unterbewusst wahr und reagieren intuitiv auf diese. So merkt ein Mensch ganz automatisch, wenn sein Gegenüber ihm beispielsweise etwas verschweigt, schlecht auf ihn zu sprechen oder einfach traurig ist. Asperger Autisten fehlt diese Intuition. Manchem mehr, manchem weniger. So wirken Autisten oft steif im sozialen Umgang und irgendwie seltsam.
Ich selbst hatte auch lange Zeit damit zu kämpfen. In den letzten zwei Jahren habe ich aber große Fortschritte gemacht und habe mir durch Selbstreflexion vieles angeeignet. Das ist nämlich der Vorteil eines Aspergers. Durch seine analytischen Fähigkeiten ist er in der Lage, seine Defizite nach und nach zu kompensieren. Da ich verhältnismäßig „leicht“betroffen bin, bin ich inzwischen in der Lage, mit Menschen ganz normal zu interagieren und wirke (denke ich mal) relativ normal.
Eins noch: Asperger Autisten haben Schwierigkeiten mit der Wahrnehmungsverarbeitung. Der Reizfilter des Gehirns, der normalerweise alle unrelevanten Sinneswahrnehmungen ausblendet, funktioniert nicht richtig. So sind und vor allem waren Lärm und viele Menschen für mich sehr anstrengend. Inzwischen bin ich auch hier resistenter geworden.
MEINE GESCHICHTE
Vorschulzeit
Ich war ein lebensfroher, sensibler, interessierter und individueller kleiner Junge. Schon mit ein paar Jahren habe ich wohl durch meinen Humor und meine Art Menschen zum Lachen gebracht. Damals wusste noch keiner,wie kompliziert alles werden würde. Ich kam in den Kindergarten. Ich habe nicht mehr viele Erinnerungen an diese Zeit. Es war wohl so,dass ich damals schon ein wenig aufgefallen bin. Nicht unbedingt negativ, aber irgendwie war ich anders. Ich habe mir (woran ich mich selbst gar nicht mehr erinnern kann) das Lesen selbst beigebracht.
Grundschule
Dann ging es in die Schule. In der Grundschule war alles schon ein wenig komplizierter. Ich hatte kein großes Interesse an sozialen Kontakten zu meinen Mitschülern und habe mich lieber mit meiner Lehrerin unterhalten. Ich habe es nicht wirklich gemerkt, aber auch schon damals hatte ich einige Probleme mit dem System Schule. Ich war gestresst, weil der Lautstärkepegel und die ganzen aufgedrehten Kinder mich irritierten und es fiel mir von Jahr zu Jahr schwerer,nach der Schule auch noch Hausaufgaben zu machen. Ich wurde unmotivierter und brauchte mehr Ruhe.
Gymnasium
Als ich in die fünfte Klasse kam, ging es weiter bergab. Mein Cousin,der zuvor in die selbe Klasse wie ich gegangen war, war nun in einer Parallelklasse und ich fand nie so recht den Anschluss an meine Mitschüler. Ich wurde von ihnen als Sonderling wahrgenommen und zog mich immer mehr zurück. Der Lärm und die ganzen pubertierenden Kinder stressten mich sehr. Ich war sehr belastet und konnte es nicht zuordnen. Mit 11-13 Jahren war ich sehr anstrengend, habe mich zurückgezogen und mein Vermeidungsautomatismus wurde stärker. Ich las in den Pausen, später auch während des Unterrichts. Ich war so überfordert, dass ich kaum Hausaufgaben machte. Meine Motivation sank. Ich lernte nicht. Wenn ich zu Hause war, konnte ich am Computer in eine andere Welt flüchten. Das jedoch nicht lange, weil meine Eltern (vernünftigerweise) meinen Konsum limitiert hatten. Ich wurde zeitweise gemobbt. Glücklicherweise nicht viel. Meine Klassenlehrerin der ersten drei Jahre hat das ganze auch nicht besser gemacht. In der 8. Klasse bekamen wir eine neue, die ein wenig Verständnis für mich hatte. Das ging dann so weiter. Und weiter.Bis ich in die Oberstufe kam.
Oberstufe
Langsam ging es besser. Ich taute sozial ein wenig auf. Aber bis zum Ende war ich nie wirklich Teil der Stufengemeinschaft. Immerhin gab es jetzt ein paar Fächer, die mich interessierten. Geschichte, Physik-Leistungskurs und Informatik. Ich freundete mich wieder mit meinem Cousin an und gewöhnte mich an soziale Interaktion. Hausaufgaben jedoch habe ich immer noch kaum gemacht und die Schule war weiterhin sehr anstrengend. Dann kam auch schon das Abi.
Inzwischen hatte ich die Diagnose Asperger. Und eine Therapeutin. In den letzten Unterrichtswochen plötzlich konnte ich nicht mehr. Fast wäre ich emotional zusammengebrochen. Nur der Hilfe meiner Therapeutin habe ich es zu verdanken, dass ich es doch irgendwie geschafft habe. Ach ja. Und der Zugewandtheit einiger Lehrer. Ich war im letzten Jahr so ausgelaugt, dass ich einige Kurse (Sport und Sozialwissenschaften,Bäh) fast gar nicht besuchte. Mein Sportlehrer kam mir sehr entgegen und gab mir keine 6, was normalerweise der Fall gewesen wäre und meine Abizulassung ruiniert hätte, sondern gab mir die Möglichkeit,mit einer schriftlichen Arbeit meine Versäumnisse zu kompensieren.
Dann kamen also die Abiturklausuren. Man war das anstrengend. Ich habe kaum dafür gelernt. Übrigens, meine Abifächer: Mathe-LK,Physik-LK, Deutsch schriftlich und Geschichte mündlich. Irgendwie ging es dann doch. Ich machte mein Abitur mit einem Schnitt von 2,6.Doch das war nicht gut genug. Ich machte mir, wie auch schon zuvor immer, riesige Vorwürfe. Viel zu schlecht. Ich bin doch hochbegabt,ein Einserabi ein Muss. Ich war erbärmlich. Man kann sich denken, dass mein Selbstwertgefühl zu diesem Zeitpunkt auf -273° Celsius runtergekühlt war.
Und dann kam sie.
Das Jahr danach
Über das Jahr 2015 fällt es mir besonders schwer zu schreiben. Es ist für mich mit so viel Schmerz verbunden wie alle Jahre davor zusammen. Im April verliebte ich mich in ein Mädchen namens Mara. Und das krasse: Sie verliebte sich in mich! Wir wurden ein Paar. Es war einfach nur wunderbar. Den Sommer verbrachten wir zusammen. Doch ich will alles schön geordnet erzählen.
Im August wollte ich eine Ausbildung anfangen. Da gab es einen Softwareentwickler, bei dem ich mich beworben hatte und der mich dann auch nahm. In den Wochen vor Ausbildungsbeginn wuchs meine Angst, dass ich das nicht schaffe. Und so kam es auch. Nach einer Woche Ausbildung ging nichts mehr. Da musste ich nämlich zur Berufsschule. Aber es ging einfach nicht. Zu groß war die Angst vor der Schule geworden. Ich fehlte die folgenden Tage im Betrieb und meine Eltern entwickelten einen Verdacht.Depressionen. Meine Therapeutin besorgte mir schnell einen Termin bei einem Psychiater. Der stellte mir dann die Diagnose: Mittelschwere Depression.
Parallel dazu gab es jedoch auch eine zweite Entwicklung.Mara, die ich inzwischen mehr liebte als alles andere, hatte selbst anscheinend einige Probleme, die ich teilweise immer noch nicht wirklich verstehe. Zum einem sprach sie öfters über Verlustängste. Auch sie liebte mich sehr. Spätestens ab August kam es dann außerdem immer wieder dazu, dass sie sich mir gegenüber urplötzlich komplett verschloss und sich tagelang nicht bei mir meldete. Und danach einige Zeit brauchte, um sich mir wieder zu öffnen. Außerdem wollte sie aus irgendeinem Grund nicht, dass ich zu ihr nach Hause kam. Ihre Eltern hatten mich wohl ein paar mal zum Essen einladen wollen, aber Mara überbrachte diese Nachricht einfach nicht.
September. Mara ist bei mir. Plötzlich wird sie steif und hört auf zu reden. Das wieder. Sie geht einige Minuten später nach Hause. Eine Woche lang treffen wir uns nicht. Dann doch wieder. Sie versucht, mich zutreffen. Wir gehen spazieren, sie sagt kaum ein Wort, lässt sich nicht von mir berühren. Erst später sagt sie mir, dass sie mich liebt und dass es ihr leid tut, dass sie selbst nicht weiß, was mit ihr los ist. Dass sie mit mir zusammenbleiben will. Unbedingt. Eine Woche wieder nichts. Dann will sie mich erneut treffen. Sie sagt mir,dass sie es nicht mehr kann. Mehr nicht. Sie liebte mich noch. Das weiß ich. Sie küsste mich und war den Tränen sehr nahe. Dann ging sie. Seitdem ignoriert sie mich. Es ist vorbei. Sie hat nie richtig Schluss gemacht. Ich versuchte, sie zu erreichen, immer wieder. Aber sie ignorierte mich.
Die folgenden Monate sind schrecklich. Dunkel.Ohne Freude. Ohne Hoffnung. Nur Trauer und Schmerz. Mein Herz sticht jeden Tag und das schlimmste: Ich kann nicht weinen. Die Depressionen, sie wachsen. Ich bin schwer depressiv. Mein Leben – zerstört. Nur Schmerz. Schrecklicher Schmerz, dass ich aufschreien möchte. Ich erfahre, dass sie einen neuen Freund hat, den sie wohl nach der Trennung kennengelernt hat. Meine Seele wird zerfetzt. Ich habe das Gefühl, innerlich zu sterben. Ich weine. Für 10 Minuten.Dann nichts mehr.
Dezember: Selbstmordgedanken jeden Tag. Trauer. Leid. Es geht nicht mehr. Klinik. Drei Wochen, dann nach Hause. 2016. Jetzt hier. Ende.
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