Hallo
Ich bin 26, bekomme momentan Harz4 und mein Problem ist, ich habe eine gewisse Angst davor, mein Leben ausschließlich mit Arbeiten verbringen zu müssen und keine Zeit mehr für andere Dinge zu haben. Es ist nicht so, dass ich faul wäre, was die meisten bei der Aussage, jemand möchte weniger als 8 St. am Tag arbeiten weil ihm Freizeit wichtiger ist, wohl denken würden, denn selbstverständlich ist es mein Wunsch, irgendwann mal einen schönen Job zu finden. Es hat einen tieferen Grund.
Angefangen hat das vor 8 Jahren: Direkt als ich damals aus der Schule kam, bin ich vom Amt aus in eine Maßnahme geschickt worden, wo ich fast 9 Stunden auf den Beinen sein musste. Schon damals war ich mit dieser Umstellung der Tagesstrukturiereung und der wenigen Freizeit, die mir dann noch blieb, überfordert. Während der Schulzeit war ich um 13uhr zuhause und konnte tun, was ich wollte. Aber dann plötzlich war alles anders, ich kam erst nach 17Uhr heim und ich habe wirklich versucht, mich daran zugewöhnen, wie alle anderen auch. Aber irgendwie geling mir das nicht so recht. Ich habe mich jeden morgen todmüde aus dem Bett gequält, und als ich abends wieder nach Hause kam, war ich immer so erschöpft, dass ich nur noch schlafen wollte! Für Einkaufen, Haushalt etc. war keine Zeit mehr. Da ich noch bei meinen Eltern wohnte, haben die sich um alles gekümmert. Selbst auf Hobbys wie Lesen oder Basteln hatte ich plötzlich keine Lust mehr, weil ich zu müde war. Ich habe mich abends nur noch vor den Fernseher gesetzt und musste mich an manchen Tagen sogar zwingen, wachzubleiben, um meine Lieblingssendung zu Ende zu sehen. Mir gings fast jeden Tag schlecht, ich hatte immer nur die Uhr im Blick.
Das ist nun schon 8 Jahre her, aber die Erinnerungen an diese Zeit sind einfach grauenhaft.
Aufgrund anderer psychischer Probleme war ich nach dieser Maßnahme eine ganze Weile Zuhause. Inzwischen bin ich wieder in einer Maßnahme, die allerdings nur 5 Stunden andauert und auch nicht so anstregned ist, wie die Arbeit damals. Man lernt viel und das macht mir sogar Spaß. Auch das mit dem Früh aufstehen habe ich in den Griff bekommen, da ich Nachmittags einfach mehr Zeit habe, zu schaffen, was so erledigt werden muss, und dementsprechend auch früh Schlafen gehen kann, ohne das gefühl zu haben, etwas zu verpassen, Zeit zu verlieren.
Nun kam es so, dass heute das Ergebnis einer ärztlichen Untersuchung eingetroffen ist, in dem steht, dass ich körperlich fähig bin, einen 8 Stunden-Job auszuführen. Die Leiterin der maßnahme hat sich gefreut - ich habe keine Einschränkungen. Was natürlich in erster Hinsicht wirklich gut ist. Aber... als ich das gelesen hab und mir klar geworden ist, was das bedeuten könnte, habe ich einen Stich gespürt, mir wurde kalt, ich bekam Furcht und musste sofort wieder an früher denken. Ich glaube, diese erste Maßnahme von früher hat etwas in mir ausgelöst. So eine Art Panik, die mich überfällt, wenn ich nur daran denke, dass eine Zeit wie damals irgendwann wiederkommen könnte. Nur noch Arbeiten und Ausruhen, Aufstehen, Arbeiten und Ausruhen ... Ein Leben lang.
Aber MUSS jeder Mensch, der dazu fähig ist, wirklich volle 8 Stunden täglich arbeiten, oder ist diese Zahl "8" nur die Maximalgrenze, die man arbeiten DARF?
Für die Gesellschasft sind 8 Stunden Jobs normal und die meisten kommen damit gut zu recht. Aber ist es wirklich Zwang? Oft mache ich mir Gedanken darüber, wie meine Zukunft aussehen wird. Es heißt immer, man hat einen freien Willen, kann selbst eigene Entscheidungen treffen, aber oft scheint dies gar nicht so zu sein. Leben ist Leben, und Leben sollte nicht nur aus Arbeit bestehen. Oder? Es ist nicht nur so, dass man Freizeit & Hobbys haben will - man braucht sie! Ich könnte mir ein Leben ohne etwas, das mir Freude bereitet, nicht vorstellen. Nur zwei freie Tage am Wochenende, das ist im Grunde gar nichts. Es hätte einfach keinen Sinn mehr. Man lebt ja nicht, nur um zu arbeiten. Ich weiß nicht ob das egoistisch oder nach Faulheit klingt, aber ich brauche die Zeit einfach; möchte nach der Arbeit in Ruhe kochen, essen, mich ausruhen, in die Stadt gehen und Zeit haben zu tun, was mich glücklich macht. Und nicht hektisch alles aufeinmal erldigen, damit es fertig ist und ich schlafen kann, um nächsten Tag dasselbe durchzumachen.
Natürlich möchte ich gerne Arbeiten und vom Harz4 wegkommen. Aber ich weiß nicht wie es weiter gehn soll, wenn meine momentane Maßnahme zu Ende ist. Geld ist nicht das wichtigste im Leben. Ich brauche auch keine Luxuswohnung oder ein teures Auto. Ich bin bereit, auf Dinge zu verzichten. Zeit vergeht schnell und ich habe Angst, dass mein leben vorbei ist, ehe ich wirklich etwas erreicht habe. Geld und Luxus nützen nichts, wenn man irgendwann mit 65 Renter ist und zu alt, krank und kaputt ist, um noch etwas damit anzufangen.
Auf Grund dieses Arzteberichtes habe ich einfach Angst, dass das Amt mir irgendwann doch wieder in einen 8Stunden Vollzeitjob zuweist. Darum die Frage: Ist es eigentlich möglich, ehlich zu sagen, man hätte lieber einen Halbtagsjob, ohne dabei als Faul abgestempelt zu werden, oder offiziell anerkannte Einschränkungen haben zu müssen, um so einen Job zu bekommen? Darf man schamlos sagen "Mir reicht ein Minijob zum Leben und mehr möchte ich nicht?"
Aufgrund vieler Vorurteile traue ich mich nicht, so etwas in der Öffentlichkeit oder beim Amt zu sagen. Immer wieder hört man dieselben Sprüche "Das Leben ist kein Ponyhof, gewöhne Dich daran, So ist es nun einmal im Arbeitsleben, Jeder muss!, die Realität ist eben hart, du wirst dich schon daran gewöhnen...." Ich werde wütend und traurig, wenn ich sowas höre. Jeder Mensch ist anders; wenn etwas für einen normal ist, bedeutet nicht, dass es für alle selbstverständlich sein muss!
Man hört auch immer wieder, dass Harz4-Empfänger in Jobs geschickt werden, die ihnen wirklich nicht gefallen und ihnen das Geld gestrichen wird, wenn sie sich der Arbeit wiedersetzen. Aber selbst wenn es heißt, jeder Mensch MUSS arbeiten, hat nicht jeder Mensch das Recht, selbst zu entscheiden, welche Art der Arbeit und wie viel?
Um nochmal auf die Angst zurückzukommen: Ich habe im Internet etwas über Chronophobie gelesen. > Die Angst vor der Zeit. Die Betroffenen haben Angst davor, daß die Zeit zu schnell vergeht, daß sie ihnen zwischen den Händen vergeht, daß zu wenig Zeit bleibt...
So fühle ich mich. Allerdings fürchte ich, man würde mich auslachen, wenn ich das jemandem erzähle. Die Leute würden das nur als Ausrede sehen und wieder behaupten, ich wäre faul etc.
Meine Mutter, die von früh morgends bis abends arbeitet, hat kein Verständnis dafür. Sie lebt das Leben. was ich damals hatte und vor dem ich mich fürchte. Und obwohl die Arbeit - 8 Stunden nur laufen und stehen - den Körper kaputt macht, Schmerzen bereitet hält sie durch, um das Haus nicht zu verlieren. Es ist bewundernswert, aber ich kann mir nicht vorstellen, genauso zu werden.
Hmm was meint ihr so?
Ich bin 26, bekomme momentan Harz4 und mein Problem ist, ich habe eine gewisse Angst davor, mein Leben ausschließlich mit Arbeiten verbringen zu müssen und keine Zeit mehr für andere Dinge zu haben. Es ist nicht so, dass ich faul wäre, was die meisten bei der Aussage, jemand möchte weniger als 8 St. am Tag arbeiten weil ihm Freizeit wichtiger ist, wohl denken würden, denn selbstverständlich ist es mein Wunsch, irgendwann mal einen schönen Job zu finden. Es hat einen tieferen Grund.
Angefangen hat das vor 8 Jahren: Direkt als ich damals aus der Schule kam, bin ich vom Amt aus in eine Maßnahme geschickt worden, wo ich fast 9 Stunden auf den Beinen sein musste. Schon damals war ich mit dieser Umstellung der Tagesstrukturiereung und der wenigen Freizeit, die mir dann noch blieb, überfordert. Während der Schulzeit war ich um 13uhr zuhause und konnte tun, was ich wollte. Aber dann plötzlich war alles anders, ich kam erst nach 17Uhr heim und ich habe wirklich versucht, mich daran zugewöhnen, wie alle anderen auch. Aber irgendwie geling mir das nicht so recht. Ich habe mich jeden morgen todmüde aus dem Bett gequält, und als ich abends wieder nach Hause kam, war ich immer so erschöpft, dass ich nur noch schlafen wollte! Für Einkaufen, Haushalt etc. war keine Zeit mehr. Da ich noch bei meinen Eltern wohnte, haben die sich um alles gekümmert. Selbst auf Hobbys wie Lesen oder Basteln hatte ich plötzlich keine Lust mehr, weil ich zu müde war. Ich habe mich abends nur noch vor den Fernseher gesetzt und musste mich an manchen Tagen sogar zwingen, wachzubleiben, um meine Lieblingssendung zu Ende zu sehen. Mir gings fast jeden Tag schlecht, ich hatte immer nur die Uhr im Blick.
Das ist nun schon 8 Jahre her, aber die Erinnerungen an diese Zeit sind einfach grauenhaft.
Aufgrund anderer psychischer Probleme war ich nach dieser Maßnahme eine ganze Weile Zuhause. Inzwischen bin ich wieder in einer Maßnahme, die allerdings nur 5 Stunden andauert und auch nicht so anstregned ist, wie die Arbeit damals. Man lernt viel und das macht mir sogar Spaß. Auch das mit dem Früh aufstehen habe ich in den Griff bekommen, da ich Nachmittags einfach mehr Zeit habe, zu schaffen, was so erledigt werden muss, und dementsprechend auch früh Schlafen gehen kann, ohne das gefühl zu haben, etwas zu verpassen, Zeit zu verlieren.
Nun kam es so, dass heute das Ergebnis einer ärztlichen Untersuchung eingetroffen ist, in dem steht, dass ich körperlich fähig bin, einen 8 Stunden-Job auszuführen. Die Leiterin der maßnahme hat sich gefreut - ich habe keine Einschränkungen. Was natürlich in erster Hinsicht wirklich gut ist. Aber... als ich das gelesen hab und mir klar geworden ist, was das bedeuten könnte, habe ich einen Stich gespürt, mir wurde kalt, ich bekam Furcht und musste sofort wieder an früher denken. Ich glaube, diese erste Maßnahme von früher hat etwas in mir ausgelöst. So eine Art Panik, die mich überfällt, wenn ich nur daran denke, dass eine Zeit wie damals irgendwann wiederkommen könnte. Nur noch Arbeiten und Ausruhen, Aufstehen, Arbeiten und Ausruhen ... Ein Leben lang.
Aber MUSS jeder Mensch, der dazu fähig ist, wirklich volle 8 Stunden täglich arbeiten, oder ist diese Zahl "8" nur die Maximalgrenze, die man arbeiten DARF?
Für die Gesellschasft sind 8 Stunden Jobs normal und die meisten kommen damit gut zu recht. Aber ist es wirklich Zwang? Oft mache ich mir Gedanken darüber, wie meine Zukunft aussehen wird. Es heißt immer, man hat einen freien Willen, kann selbst eigene Entscheidungen treffen, aber oft scheint dies gar nicht so zu sein. Leben ist Leben, und Leben sollte nicht nur aus Arbeit bestehen. Oder? Es ist nicht nur so, dass man Freizeit & Hobbys haben will - man braucht sie! Ich könnte mir ein Leben ohne etwas, das mir Freude bereitet, nicht vorstellen. Nur zwei freie Tage am Wochenende, das ist im Grunde gar nichts. Es hätte einfach keinen Sinn mehr. Man lebt ja nicht, nur um zu arbeiten. Ich weiß nicht ob das egoistisch oder nach Faulheit klingt, aber ich brauche die Zeit einfach; möchte nach der Arbeit in Ruhe kochen, essen, mich ausruhen, in die Stadt gehen und Zeit haben zu tun, was mich glücklich macht. Und nicht hektisch alles aufeinmal erldigen, damit es fertig ist und ich schlafen kann, um nächsten Tag dasselbe durchzumachen.
Natürlich möchte ich gerne Arbeiten und vom Harz4 wegkommen. Aber ich weiß nicht wie es weiter gehn soll, wenn meine momentane Maßnahme zu Ende ist. Geld ist nicht das wichtigste im Leben. Ich brauche auch keine Luxuswohnung oder ein teures Auto. Ich bin bereit, auf Dinge zu verzichten. Zeit vergeht schnell und ich habe Angst, dass mein leben vorbei ist, ehe ich wirklich etwas erreicht habe. Geld und Luxus nützen nichts, wenn man irgendwann mit 65 Renter ist und zu alt, krank und kaputt ist, um noch etwas damit anzufangen.
Auf Grund dieses Arzteberichtes habe ich einfach Angst, dass das Amt mir irgendwann doch wieder in einen 8Stunden Vollzeitjob zuweist. Darum die Frage: Ist es eigentlich möglich, ehlich zu sagen, man hätte lieber einen Halbtagsjob, ohne dabei als Faul abgestempelt zu werden, oder offiziell anerkannte Einschränkungen haben zu müssen, um so einen Job zu bekommen? Darf man schamlos sagen "Mir reicht ein Minijob zum Leben und mehr möchte ich nicht?"
Aufgrund vieler Vorurteile traue ich mich nicht, so etwas in der Öffentlichkeit oder beim Amt zu sagen. Immer wieder hört man dieselben Sprüche "Das Leben ist kein Ponyhof, gewöhne Dich daran, So ist es nun einmal im Arbeitsleben, Jeder muss!, die Realität ist eben hart, du wirst dich schon daran gewöhnen...." Ich werde wütend und traurig, wenn ich sowas höre. Jeder Mensch ist anders; wenn etwas für einen normal ist, bedeutet nicht, dass es für alle selbstverständlich sein muss!
Man hört auch immer wieder, dass Harz4-Empfänger in Jobs geschickt werden, die ihnen wirklich nicht gefallen und ihnen das Geld gestrichen wird, wenn sie sich der Arbeit wiedersetzen. Aber selbst wenn es heißt, jeder Mensch MUSS arbeiten, hat nicht jeder Mensch das Recht, selbst zu entscheiden, welche Art der Arbeit und wie viel?
Um nochmal auf die Angst zurückzukommen: Ich habe im Internet etwas über Chronophobie gelesen. > Die Angst vor der Zeit. Die Betroffenen haben Angst davor, daß die Zeit zu schnell vergeht, daß sie ihnen zwischen den Händen vergeht, daß zu wenig Zeit bleibt...
So fühle ich mich. Allerdings fürchte ich, man würde mich auslachen, wenn ich das jemandem erzähle. Die Leute würden das nur als Ausrede sehen und wieder behaupten, ich wäre faul etc.
Meine Mutter, die von früh morgends bis abends arbeitet, hat kein Verständnis dafür. Sie lebt das Leben. was ich damals hatte und vor dem ich mich fürchte. Und obwohl die Arbeit - 8 Stunden nur laufen und stehen - den Körper kaputt macht, Schmerzen bereitet hält sie durch, um das Haus nicht zu verlieren. Es ist bewundernswert, aber ich kann mir nicht vorstellen, genauso zu werden.
Hmm was meint ihr so?