Und da frage ich mich wie muss sich das als Künstler anfühlen bzw. Ist das nicht ein bisschen armselig sich von einem Juristen im Kultusministerium sagen zu lassen, was man den Schülern als Kunst beibringt.
Das, was man selber gerne macht, vermitteln zu wollen ist an sich nachvollziehbar und auch keineswegs verwerflich. Fast jeder große Künstler hatte auch einen Lehrer.
Wie sehr ein Lehrer kreativen Freiraum für eine Schüler ermöglicht, steht auf einem anderen Blatt. Allein schon, weil die Vermittlung künstlerischer Herangehensweisen, und der Umgang mit einer Klasse zwei unterschiedliche Paar Schuhe sind. Zu meiner Schulzeit wurde im Kunstunterricht viel geredet, der Lehrerin wurden dumme Fragen gestellt, damit sie sich an den Tisch lehnt und die Schüler in ihren Ausschnitt glotzen konnten, und Saboteure haben anstatt einer Tonskulptur eine kleine Shisha gebaut. Ich denke, dass solche Dynamiken an den Lehrern letztendlich zehren, und grade auch verachtende und entwertende Schüler das Klima derart gestalten, dass eine offene Diskussion über Kunst, Handwerk und wie das alles zusammehängt, nur schwer möglich ist.
Und die Krönung diese noch nach Schulnoten bewertet [...] Und lustigerweise nennst es sich ja noch „Kunsterziehung" hört sich schon wie ein NS-Fach an. Man kann doch Kunst nicht anerziehen
Ja, und nein. Häufig sieht man ja allein schon im Unterricht, ob sich einer Mühe gegeben hat, oder einfach nur das Wasser vom Malkasten über das Bild gekippt hat, damit keine weißen Flächen mehr zu sehen sind. Auf der anderen Seite kann ich mir vorstellen, dass Benotung nicht das Lieblingsthema von Kunstlehrern ist. Aber ich finde es gut, dass du das alles hinterfragst. Da du mit deinem Kunstunterricht unzufrieden bist, könntest du vielleicht deine eigenen Werke im Unterricht mehr als (aber dann bitte gut und ehrlich ausgeführte!) Protestkunst betreiben? Protest und Kritik war schon immer eines der Aufgaben, denen Kunst in jeglicher Form nachgekommen ist.
Kunst anerziehen kann man natürlich nicht. Darum geht es glaub ich auch gar nicht. Aber indem Kunst analyisiert, und eventuell auch zu einem gewissen Grad immitiert wird, erhält man häufig einen recht guten Zugang zu diversen Ansätzen, sodass man daraus eigene Ideen und Konzepte ableiten kann, und auch das entsprechende Hintergrundwissen hat, um seine eigene Arbeit in Kontext zu anderen Künstlern zu setzen.
Also die Kunst selber kann man einem nicht anerziehen, aber man kann durchaus darüber informieren, was andere Leute unter Kunst verstehen bzw. verstanden haben. Und man kann dafür werben, dass der Schüler aktiv wird, und sich traut, seine eigenen Ideen zu entwickeln. Und das finde ich, hat weder mit faschistoiden Ansätzen zu tun, noch ist es verwerflich.