Ich hoffe, dass Du bald erkennst, dass Dich eine Opferrolle nicht weiter bringt.
Du übersiehst, dass die TE bereits dabei ist, sich aus ihrer Opferrolle zu befreien, nämlich indem sie in gewisser Weise zu einem Gegenangriff übergeht (ich glaube sie hat geschrieben, sie zieht in Erwägung gegen den Arzt zu klagen falls nichts weiterhilft). Und aus der Situation zu lernen, finde ich ebenfalls konstruktiv: Dass man auch selbst einen Anteil an der Situation hat, wenn man einem Arzt blind vertraut ohne sich selbst noch ein bisschen zu informieren oder zumindest die Packungsbeilage eines Medikaments durchzulesen.
Findest Du jemanden, der es ohne Arzneimittel versucht, so wird aus das falsch laufen, wenn es erfolglos läuft. Er ist dann schuld.
Moment mal - hier wirfst du Äpfel und Birnen durcheinander! Wenn es jemand ohne Medikamente (oder andere direkte Eingriffe in den Körper) versucht, dann kann die Therapie im schlimmsten Fall nicht wirken. Er fügt dem Patienten aber nicht aktiv einen zusätzlichen Schaden zu!
Dein Plan, dass es einen Täter geben muss und dass es ein Opfer geben muss, funktioniert also nicht.
Das sehe ich durchaus anders. Man kann dem Arzt durchaus vorwerfen, dass er seine Sorgfaltspflicht verletzt hat. Dass die Gabe dieser Art von Medikamenten ohne ausreichende Aufklärung unter Ausnutzung der mentalen/emotionalen Schwäche des Patienten (und dadurch ohne Einbeziehung der persönlichen Risikenabwägung des Patienten) stattgefunden hat. Das hier die "übliche Vorgehensweise" vieler Ärzte schlichtweg inakzeptabel ist. Und dass man kann in gewisser Weise auch der Pharmaindustrie und Politik vorwerfen kann, dass sie eine Situation geschaffen haben, in der diese Praktiken zur Norm geworden sind. Die Frage ist, wie weit man als einzelne Person gegen diese Strukturen ankommt und wie viel Durchhaltevermögen man hat. Ich habe aber tiefen Respekt vor den Menschen, die sich in so einer Situation noch mit allem was ihnen zur Verfügung steht zur Wehr setzen. Denn nur so kann langfristig eine Verbesserung der Situation für die Patienten stattfinden. Und gerade dieses sich wehren ist ein wichtiger Schritt aus der zuvor ggf. selbst verschuldeten Handlungsunfähigkeit.
Der denkt "normal" und hat sogar studiert, was "normal" sein müsste.
Wenn man also kein Vertrauen zu einem Arzt hat und dessen Wissen nicht über das eigene stellt, ändert sich auch nichts. Man bleibt in seiner Welt gefangen.
Du blendest hier aus, dass es wenn man an den falschen gerät auch noch schlimmer werden kann, als es eh schon ist. Und gerade bei Antidepressiva wird die Wirkung von vielen Ärzten überschätzt - nach den Fachartikeln, die ich dazu gelesen hab, auch aufgrund von irreführender Werbung oder falsch angesetzten Studien zur angeblichen Wirksamkeit.
Man kann auch ohne Vertrauen in einen Arzt einfach das tun, was er rät.
Da es dadurch nicht schlimmer werden kann und darf, ist es eben eine Alternative und eine Chance, die man nutzt.
Bei der TE IST es aber schlimmer geworden.
Frag nun noch mal den Arzt, wie lange die Libido weg bleiben kann und wie man im Labor prüfen kann, ob noch Chemie Reste im Körper sind.
Eine Analyse würde dann nämlich nachweisen, ob/dass die Libido chemiebedingt verhindert ist.
Mit dieser Aussage zeigst du, dass du nicht die geringste Ahnung von der Thematik hast. Die Libido wird nicht einfach durch irgendwelche "Chemiereste" im Blut unterdrückt. Sondern auch durch Veränderungen in den neuronalen Regelkreisen. Gerade SSRI verändern die Synapsen im Gehirn irreversibel, wie ich an anderer Stelle schon geschrieben habe.
Der Schritt erfordert allerdings den Mut sich einzugestehen, dass die Libido eben nicht mehr durch das Medikament weg geblieben ist, wenn dein Körper sauber und gesund ist, sondern sich eine neue psychische Situation ergeben hat.
Und genau diese Schlussfolgerung ist ein Schlag in den Magen für alle Betroffenen! Zu suggerieren, dass ihre Beschwerden "psychisch bedingt" sind ohne dafür irgendeinen Nachweis zu haben. Und das noch mit einer Untersuchungsmethode, die in der Situation überhaupt nichts aussagt und komplett fehlinterpretiert wird. Die unterschwellige Gewalt, die in solchen Aussagen/Behauptungen steckt, fällt leider nur wenigen auf. Für die meisten ist sie inzwischen leider alltäglich geworden und wird nicht bewusst wahrgenommen.
Zudem widerspricht diese Argumentation den Regeln der Logik und der empirischen Wissenschaft. Aber um seriöse und unvoreingenommene Wissenschaft geht es bei diesen Themen ja schon lange nicht mehr, zumindest in den meisten öffentlichen Diskursen. "Wissenschaft" und "Medizin" haben inzwischen eine Form von Religion angenommen, wo es in erster Linie darum geht, den Status Quo bzw. die aktuell vorherrschende Meinung zu verteidigen (inklusive dem Bild der fürsorglichen und selbstlosen Ärzte, Gesundheitspolitiker und Pharmaindustrie), anstatt sich mit kritischen Aspekten ernsthaft auseinanderzusetzen.
Ich bin mir relativ sicher du meinst es nur gut und möchtest der TE helfen. Aber du hast leider überhaupt keine Ahnung von der Thematik, und dein Laienwissen verleitet dich zu fehlgeleiteten Schlussfolgerungen. Das Schlimme daran ist, dass damit auch du (wie viele andere hier) versuchst, die wahren Probleme der TE unter den Teppich zu kehren bzw. kleinzureden. Und ihr damit indirekt suggerierst, dass der Arzt keine "Schuld" habe und dass es keinen Sinn hat sich zur Wehr zu setzen. Womit du sie noch weiter in eine passiven Opferrolle hineindrängst. Da du ihr einreden möchtest das mit den Nebenwirkungen kann nicht sein, also muss es was ungreifbares psychisches sein, das hier keiner so wirklich erklären kann und dem sie daher noch stärker ausgeliefert ist. Du erreichst also das Gegenteil von dem, was du am Anfang geschrieben hast, nämlich dass eine Opferrolle keine Lösung ist...
Bitte nimm es mir nicht übel, dass ich dir hier etwas vehementer Kontra gebe. Aber anders würde es für mich in Anbetracht der allgemeinen Reaktionen in diesem Faden und in welche Richtung diese tendieren unangemessen erscheinen.