@Dp.24
Auch wenn ich hier eine Außenseitermeinung vertrete: Ich glaube, dass du dir selbst was vormachst. Selbstverständlich kannst du als Single leben, wenn du das so willst. Und andere haben dir da auch nicht reinzureden. Ich nicht, niemand sonst hier und keiner deiner Verwandten oder Bekannten im richtigen Leben. Nur sollten informierte Entscheidungen m.E. auf sinnvollen Annahmen und realistischen Vorstellungen beruhen. Und das sehe ich bei dir ehrlich gesagt nicht.
Stell dir vor, jemand erzählt dir, dass er keine Beziehung führen will, weil er es nicht mag, von seinem Partner wegen jeder Kleinigkeit geschlagen zu werden. Das ist natürlich erstmal nachvollziehbar, dass jemand das nicht will. Nur käme bei mir an der Stelle die Frage auf, was diese Person denn für ein merkwürdiges Bild von einer Beziehung hat, worauf sich ihre ablehnende Haltung begründet.
Aber ist es bei dir denn wesentlich anders? Wenn du keine Beziehung führen willst, weil dir schon das Kennenlernen zu aufwendig ist, du dich dann in der Beziehung eingeengt fühlst und glaubst, du hättest dann keinen Freiraum mehr, könntest nicht mehr du selbst sein und nicht mehr deinen Interessen nachgehen oder was auch immer, ist das in meinen Augen eine fast ebenso fragwürdige Überlegung. Weil du eine
nicht intakte Beziehung - nämlich eine, wo einen mit dem anderen so wenig verbindet, dass einem schon das Kennenlernen zu aufwendig erscheint, in der sich die Partner gegenseitig einengen, sich nicht so akzeptieren, wie sie sind, und dem anderen keinen Freiraum lassen etc. - als Begründung nimmst,
überhaupt keine Beziehung führen zu wollen.
Eine gesunde Beziehung aufzubauen, hat nichts mit Aufwand oder Anstrengung zu tun. Das sage ich als introvertierter Mensch, der selbst viel Ruhe und Freiraum braucht. Wenn das Kennenlernen einer Person in "Aufwand" ausartet und man eigentlich andere Dinge viel lieber tun würde, als sie zu treffen und näher kennenzulernen, ist sie für eine Beziehung nicht die richtige, und das wird dann mit dieser Person auch nichts mehr werden. Daraus dann aber den Schluss zu ziehen, ein solches konstruiertes Negativbeispiel einer Beziehung sei repräsentativ für Beziehungen an sich und Beziehungen müssten grundsätzlich so laufen, halte ich für falsch und entspricht auch nicht meinen Erfahrungen.
Ansonsten, wenn ich überzeugter Single wäre, wäre ich das notfalls gegen den Widerstand der gesamten restlichen Weltbevölkerung. Warum man sich da so dem Zwang ausgesetzt wird, gesellschaftlichen Normen zu entsprechen, verstehe ich nicht. Zumal es zu keiner Zeit in der gesamten Menschheitsgeschichte so wenige gesellschaftliche Vorgaben gab wie heute, wie jemand sein Leben zu führen hat. Frag mal die Generation deiner Großeltern. Ob du Single bist, Familienvater, alleinerziehend, homosexuell oder was auch immer, interessiert heute doch niemanden mehr. Außenseiter bist du heute, wenn du dich für das "klassische Familienbild" einsetzt. Mit jeder Abweichung davon machst du dir eher Freunde als Feinde.