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Kann zwischen zwei kaputten Menschen etwas gutes entstehen?

Splitterbunt

Aktives Mitglied
Hallo Dylon,
man merkt, dass du diese besondere Frau magst und das ist, nach allem was du darüber schreibst, wie du schon mit dem Leben abgeschlossen hattest, wunderschön. Dass du dir Gedanken darüber machst, ob ihr einander gut tut, finde ich toll und es ist eine wichtige Grundlage für einen behutsamen Umgang miteinander, grade wenn ihr beide viele Probleme habt und schwer angeschlagen seid.

Vielleicht ist es gut, wenn du dir darüber aber eines vor Augen hältst: ihr seid beide erwachsene, freie Menschen. Du genauso, wie die besondere Frau. Du bist für dich verantwortlich und für deine Entscheidungen. Sie für sich und ihre.
Wenn sie mit dir Zeit verbringen will, weil sie dich mag und ihr das gut tut, lass sie das selbst entscheiden und entscheide das genauso auch für dich. Du schreibst von deiner Überforderung und davon, dass dir Nähe schon mal zu viel werden kann. Das ist okay und das kann man kommunizieren und im gemeinsamen Umgang berücksichtigen. Ihr bestimmt, wie nahe ihr euch sein möchtet und das Tempo, mit dem ihr euch näher kommen wollt. Ihr setzt die Richtung fest und steckt eure Grenzen ab. Man kann es langsam angehen. Man kann einfach Zeit miteinander verbringen, keiner von euch muss sich zu etwas bekennen oder in ein Bekenntnis drängen lassen. Vielleicht wird aus eurem Kontakt etwas Beständiges, wofür ihr euch irgendwann eine Definition wünscht. Vielleicht seid ihr gegenwärtig auch einfach Zeitgenoss*innen, die einander unerwartet begegnet sind und einander für den Moment gut tun, mehr nicht. Solange es zwischen euch überwiegend gut ist und gut bleibt, fände ich es schade, es sich zu verbieten Zeit miteinander zu verbringen.

Dass Menschen sich gegenseitig verletzen, ist menschlich. Ihr seid beide sehr verletzliche Menschen, weil es euch nicht gut geht. Natürlich ist es dann nochmal schlimmer, wenn man einander weh tut, aber vielleicht gelingt es euch auch, besonders behutsam und vorsichtig miteinander umzugehen, weil ihr ein viel stärkeres Bewusstsein dafür habt als unter normalen Umständen. Nur du kannst das für dich entscheiden, aber vielleicht ist es dieser besondere Mensch und die schöne gemeinsame Zeit wert, dass man das Risiko eingeht, einander womöglich auch mal wehzutun. Vielleicht sind eure Wunden auch zu groß, das lässt sich aus der Ferne nicht beurteilen. Aber ich finde es schön, dass euch der Zufall diese Chance gegeben hat.
 

Styx.85

Aktives Mitglied
Guten Abend.

Mein Leben ist vor ein paar Jahren durch ein schweres Unglück zu Ende gegangen und seither vegetiere ich vor mich hin, weil ich aus Gründen keinen endgültigen Schlussstrich setzen kann. Seitdem ist mein Leben vor allem ein Struggle mit verschiedenen Problemen (PTBS, Depression, Suizidalität,...) und ich versuche jeden Tag einfach abzuhaken. Freude und Erwartungen hatte ich keine.
Durch Zufall habe ich (m37, übrigens) eine Frau kennengelernt, eine sehr besondere Frau. Wir haben Zeit miteinander verbracht und sind uns näher gekommen, irgendwas hat mich an ihr gefangen. Sie ist wirklich ein besonderer Mensch. Von meiner Seite war jedoch klar, dass ein näherer Kontakt oder gar eine Beziehung nicht möglich und gewollt ist. Von ihrer Seite wäre schon mehr drin. Trotzdem haben sich unsere Wege getrennt, aber seit diesem einen Wochenende können wir nicht voneinander lassen, kontaktieren und sehen uns immer wieder, die Zeit ist schön und ich merke, dass ich sie mag und sie mich. Jedoch kristallisieren sich zwei Dinge heraus. Eines wenig überraschend, ich bin einfach nicht mehr fähig Beziehungen aufzubauen, halte zu viel Nähe nicht aus und bin schwierig um persönlichen Umgang, mit mir ist über kurz oder lang einfach nicht gut beizukommen und früher oder später verletze ich Menschen. Zweitens ist sie auch kaputter als ursprünglich gedacht, hat viele Probleme, meinen eigenen nicht ganz unähnlich. Umso mehr Grund auf Abstand zu gehen, weil ich wenig Sinn daran sehe, jemanden der schon für sich labil ist und viele Probleme hat, noch mehr Schwierigkeiten zu machen durch den Kontakt zu mir.

Jedoch hätte ich nicht gedacht, nochmal in diesem Leben etwas empfinden, noch dazu etwas gutes empfinden zu können. Das tue ich für diese Frau. Wenn ich mit ihr zusammen bin, ist es besser als wenn ich das nicht bin. Ihre Art berührt mich und ihr Körper zieht mich an. Sie versteht vieles, was niemand versteht und sie hat mir schon gesagt, dass ihr das genauso vorkommt. Aber durch unsere jeweiligen Probleme und Traumata reiben wir uns auch an einander auf, streiten, missverstehen uns, sie war schon mehrmals enttäuscht von mir. Es ist sehr schwierig.

Was macht man nun? Ich hatte mit dem Leben abgeschlossen, muss ich ganz ehrlich sagen. Jetzt ist da ein Mensch, der in meinen Gefühlen eine Rolle spielt und mir nicht aus dem Kopf geht. Aber dem es auch schlecht geht. Ist es von vornherein zum Scheitern verurteilt und sollten wir besser auf Abstand gehen solange es noch möglich ist oder einfach sehen, was passiert? Ist es überhaupt möglich, dass zwischen uns etwas Gutes entsteht, wann da so viele Probleme sind?
Du trägst enormes Leid in dir und sie ebenfalls.
Aus Leid und Krankheit können nicht durch Zauberhand Liebe und Glück entstehen.

Freilich, die Hormone in euch überdecken eure Symptomatik für eine gewisse Zeit.
Doch die Hormone gehen und die Traumata und Dysfunktionalitäten bleiben.

Die Wahrscheinlichkeit solcher Kombinationen ist groß, dass ihr euch das Leben gegenseitig nach der rosaroten Phasen zur Hölle machen werdet.

Ein Partner ist kein Therapieersatz.

Auf letztere, sprich Therapie, solltest du deine Kräfte ausrichten, nicht in Luftschlösser, die gemäß deinem Post bereits jetzt nur unter massivsten Rechtfertigungen gegenüber dir selber funktionieren.
Du hast selber deine und auch ihre Problematik rational erkannt.
Nun handelt entsprechend und pflanzt kein Leid fort, dass es eigentlich zurückzudrängen gilt:

Dysfunktionalität * Dysfunktionalität = Dysfunktionalität^2 ≠ Funktionalität
Dysfuntkionalität * Funktionalität ≤ Funktionalität
Dysfunktionalität * prof. Therapie ≤ Funktionalität

Solltest du stattdessen gewissem emotionalem Plapperplapp entgegen deiner eigenen Erfahrung und Selbsteinschätzung zugänglich sein, wünsche ich dir und deiner Flamme eine frohe erste Zeit und dann einen hoffentlich guten Therapeuten wenns steil bergab geht.

Alles Gute. Wähle weise.
 
S

SchafSchlafmuetze

Gast
Du trägst enormes Leid in dir und sie ebenfalls.
Aus Leid und Krankheit können nicht durch Zauberhand Liebe und Glück entstehen.

Freilich, die Hormone in euch überdecken eure Symptomatik für eine gewisse Zeit.
Doch die Hormone gehen und die Traumata und Dysfunktionalitäten bleiben.

Die Wahrscheinlichkeit solcher Kombinationen ist groß, dass ihr euch das Leben gegenseitig nach der rosaroten Phasen zur Hölle machen werdet.

Ein Partner ist kein Therapieersatz.

Auf letztere, sprich Therapie, solltest du deine Kräfte ausrichten, nicht in Luftschlösser, die gemäß deinem Post bereits jetzt nur unter massivsten Rechtfertigungen gegenüber dir selber funktionieren.
Du hast selber deine und auch ihre Problematik rational erkannt.
Nun handelt entsprechend und pflanzt kein Leid fort, dass es eigentlich zurückzudrängen gilt:

Dysfunktionalität * Dysfunktionalität = Dysfunktionalität^2 ≠ Funktionalität
Dysfuntkionalität * Funktionalität ≤ Funktionalität
Dysfunktionalität * prof. Therapie ≤ Funktionalität

Solltest du stattdessen gewissem emotionalem Plapperplapp entgegen deiner eigenen Erfahrung und Selbsteinschätzung zugänglich sein, wünsche ich dir und deiner Flamme eine frohe erste Zeit und dann einen hoffentlich guten Therapeuten wenns steil bergab geht.

Alles Gute. Wähle weise.
Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.
 

Splitterbunt

Aktives Mitglied
Ein Partner ist kein Therapieersatz.
Dylon schrieb nichts davon, dass diese Frau ihm oder er dieser Frau als "Therapieersatz" dienen soll.

Die Wahrscheinlichkeit solcher Kombinationen ist groß, dass ihr euch das Leben gegenseitig nach der rosaroten Phasen zur Hölle machen werdet.
Ich glaube auch, dass es sehr schwierig sein kann, wenn zwei Menschen aufeinander treffen, die viel durch haben und denen es sehr schlecht geht.
Aber ich glaube nicht, dass so eine Paarung ausnahmslos, immer automatisch und zwingend zum Scheitern verurteilt sein muss. Das ist von so vielen individuellen Faktoren abhängig, nicht zuletzt davon was für Persönlichkeiten da zusammenkommen und welche Vorgeschichten sie haben.

Aus Leid und Krankheit können nicht durch Zauberhand Liebe und Glück entstehen.
Natürlich nicht, Zauberei gibt es nicht und ich habe nicht gelesen, dass Dylon das erwartet. Aber auch Menschen, die krank sind oder viel Leid erfahren haben, können und dürfen sich Liebe zuwenden und sich trauen sich für die Möglichkeit, Glück zu empfinden, entscheiden. (Selbst dann, wenn es später doch nicht klappt.)
Warum sollten sie auch nicht? Eine Garantie oder Prognose dafür, wie sich ein Kontakt oder eine Beziehung zwischen Menschen entwickelt, gibt es ohnehin nie, selbst bei den "funktionalsten" aller Leute.

Mit Sicherheit ist viel, viel mehr gegenseitige Achtsamkeit, Empathie und Rücksichtnahme nötig als wären die zwei beteiligten Menschen superheile und superstabil. Sich aber grundsätzlich von einem wohltuenden, wertvollen Menschen abwenden, weil man selbst viele Probleme hat und der andere auch, würde ich so als Rat nicht pauschal mitgeben.
Es mag durchaus spezielle Konstellationen und Situationen geben, in denen das tatsächlich der womöglich bessere Weg für alle Beteiligten ist, aber um das hier sagen zu können, wissen wir über Dylons persönlichen Hintergrund und auch den der von ihm gemochten Frau viel zu wenig. Meiner Meinung nach.

Nun handelt entsprechend und pflanzt kein Leid fort, dass es eigentlich zurückzudrängen gilt:
Hätte ich so einen Rat befolgt, wäre ich heute nicht verheiratet und hätte keine Familie. Es stimmt nicht, dass zwei schwer angeschlagene Menschen einander durch ihre Beziehung noch tiefer einreiten müssen. Es ist auch möglich, dass es ganz anders läuft.
 

Styx.85

Aktives Mitglied
Dylon schrieb nichts davon, dass diese Frau ihm oder er dieser Frau als "Therapieersatz" dienen soll.
[...]
Nun... das habe ich auch nicht behauptet, dass er das geschrieben hat.

Ich habe das geschrieben. Aus gutem Grund.
Genau so wie von dir zitiert.
Genau so wie viele Annahmen in deinem Post.
Es wäre viel Arbeit für mich, jede Mutmaßung deinerseits als solche herauszustellen.

Magst du deine "warmen, triefend relativierenden Worte" bitte an den TE richten?
Es ist sein Thread, nicht meiner oder deiner, wie du sicherlich leicht zu erkennen vermagst.

An meinem Statement zu diesem Problem ändert sich nichts.

Darüber hinaus bleibt festzuhalten, dass weder du, die sich hier zumindest im Groben nur einmal mehr wiederholt noch ich, der schlichtweg bei seinem Ursprungspost bleibt, irgendwelche neuen Impulse oder Erkenntnisse einbringen.

Plapperplapp eben... Das Wetter ist angenehm mild für die Jahreszeit und mein Mittagessen hat geschmeckt.
 
S

Starships

Gast
Kann deine Gefühle zwar nachvollziehen, aber ich leide auch unter ein paar psyische Problemchen und könnte mir eine feste Beziehung nie und nimmer in diesem Zustand vorstellen, insbesondere nicht wenn der Partner auch davon betroffen ist.
Konzentriere dich lieber auf dich selbst.
 
D

Dylon

Gast
Guten Tag!
Erstmal danke für die doch sehr zahlreichen Kommentare und das positive Echo, damit habe ich in der Form nicht gerechnet.

Ich beantworte ein paar Fragen, bitte um Nachsicht, falls es unübersichtlich wird:

-) Wir sind beide in Therapie. Zum genauen Hintergrund (Sie hat einen toten Partner und ich eine tote Tochter. Bei ihr schon etwas länger her, rund 8 Jahre bei mir waren es im Sommer 2).
-) Ich würde nicht direkt sagen, dass mein Leben jetzt wieder einen Sinn bekommen hat, aber es gibt dann doch wieder etwas wo ich sagen kann, dass ich mich freue wenn klar ist, dass wir uns treffen oder ich positive Gefühle habe, wenn ich Zeit mit ihr verbringe. Die Zeit ist also dann sicher sinnvoller gefüllt als wenn ich nur dahin sieche und 24/7 nur warte bis Tag für Tag vorbei geht.
-) Meine Hauptsorge ist einfach, dass dieser Mensch, an dem mir jetzt nun mal schon etwas liegt, aus unserem Verhältnis beschädigter raus geht als rein. Ich will der Frau nix Böses und nur Gutes, aber kenne auch meine Grenzen. Es war nie mein Plan jemanden kennenzulernen. Ich will mich niemandem zumuten und kann auch gar nicht verstehen, dass sie mich auch mag.
-) Sie heuchelt mit Sicherheit nicht aber was schon schwierig ist, ist ihre Sprunghaftigkeit und das Wechselspiel aus Verständnis für unsere Grenzen und sich widersprechende Bedürfnisse/Wünsche. Ich glaube, das kann schon zum Problem werden und zu Verletzungen führen.

Abschließend würde ich gern noch persönliche Fragen an einzelne Schreiber richten:

@Shorn: wie gestaltet sich deine kaputte Beziehung, so von dir selbst bezeichnet? Wieso müsstet ihr sie eigentlich beenden und tut es doch nicht? Ist es ein toxisches Verhältnis zwischen euch oder wie darf man sich das vorstellen?

@Zebaothling: mit dem Begriff Zukunft will ich vorsichtig umgehen, weil ich weder ihr Druck auferlegen will noch mir selbst. Also zu einer festen Beziehung könnte ich mich gar nicht durchringen, also spiele ich definitiv mit offenen Karten. Was meinst du konkret mit Schauspiel und heucheln?

@GrayBear und @weidebirke: Danke für den positiven Input!
 
D

Dylon

Gast
Die zweite Seite habe ich erst jetzt entdeckt, bitte um Nachsicht.

@Splitterbunt: das mit der Eigenverantwortung ist wahr. Danke für den Input. Da sehe ich jedoch problematisch, dass es Widersprüche gibt zwischen Bedürfnissen und Wünschen und Verständnis und Rücksicht auf unsere Grenzen.

@Styx.58: Ich sehe einen wichtigen Kern in deiner Message, der im Grunde genommen meine Bedenken gut trifft, aber manches ist anmaßend und ungerechtfertigt zynisch (Flamme, Luftschlösser, Leid fortpflanzen, guten Therapeuten wenn es steil bergab geht). Den Grund dafür verstehe ich nicht, es sei denn du hast die Weisheit mit Löffeln gefuttert.
 

_vogelfrei

Aktives Mitglied
Was macht man nun? Ich hatte mit dem Leben abgeschlossen, muss ich ganz ehrlich sagen. Jetzt ist da ein Mensch, der in meinen Gefühlen eine Rolle spielt und mir nicht aus dem Kopf geht. Aber dem es auch schlecht geht. Ist es von vornherein zum Scheitern verurteilt und sollten wir besser auf Abstand gehen solange es noch möglich ist oder einfach sehen, was passiert? Ist es überhaupt möglich, dass zwischen uns etwas Gutes entsteht, wann da so viele Probleme sind?
Hallo lieber Dylon,

was du schreibst berührt mich.

Ich bin davon überzeugt, dass auch Menschen, die großes Leid erfahren haben, Beziehungen führen können. Was ich aber aus deinen Zeilen nicht ganz herauslese: Willst du das denn überhaupt? Ist es eher Angst, die dich gerade blockiert oder etwas anderes? Magst du da vielleicht nochmal genauer hinschauen?

Beziehung ist nicht gleich Beziehung und es gibt so viele unterschiedliche Möglichkeiten Beziehungen zu leben, wie es auch Menschen gibt. Es wird für euch beide sicher schwer eine ganz einfache, leichte, entspannte Beziehung zu führen. Nähe wühlt immer auch frühere Erfahrungen auf und davon schreibst du ja auch. Es wird krachen, es wird wehtun, es wird Momente der Verzweiflung geben. Ich denke, wenn ihr beide das wollt, kann es aber eine schöne Herausforderung sein, herauszufinden, was für eine Art von Beziehung zwischen euch möglich ist, wie viel Nähe ihr aushalten könnt, wie viel Distanz ihr braucht, welche Absprachen für euch passen.
 
Zuletzt bearbeitet:

Splitterbunt

Aktives Mitglied
aber es gibt dann doch wieder etwas wo ich sagen kann, dass ich mich freue wenn klar ist, dass wir uns treffen oder ich positive Gefühle habe, wenn ich Zeit mit ihr verbringe.
Lieber Dylon,

ich finde ja, dass das schon sehr, sehr viel ist, angesichts dessen, was dir passiert ist und was du verloren hast. Das kann erstmal auch genug sein, finde ich. Einfach Zeit miteinander verbringen, wenn sich das gut anfühlt. Wenn nicht, dann nicht.

So hat auch meine Beziehung zu meinem heutigen Mann begonnen. Als ich ihn kennenlernte, war er ein gebrochener, schwer überforderter, verwundeter Mensch, der keine Vorstellung davon hatte, wie er die kommenden Wochen und Monate bewältigen sollte. Ich hatte zu dem Zeitpunkt auch viele Baustellen, die ganz viel mit Trauer, Wut und Zerrissenheit zu tun hatten. Es gab beiderseits keine Grundlage für eine Beziehung und auch keinen guten Grund, sich aufeinander einzulassen. Nur die Feststellung, dass wir einander gut finden und es gut ist, miteinander Zeit zu verbringen. Das haben wir dann einfach gemacht, ohne irgendetwas voneinander zu erwarten. Eine Beziehung wollten wir beide auf gar keinen Fall, das stand zum Zeitpunkt unseres Kennenlernens fest. Geändert hat sich das erst mit der Zeit. Genauso gut hätte sich aber alles auch in eine andere Richtung entwickeln können, es wäre durchaus denkbar gewesen, dass wir irgendwann feststellen: ne, jetzt ist es nicht mehr gut, jetzt wollen wir uns nicht mehr weiter sehen. Auch das wäre in Ordnung gewesen.

Was ich damit sagen möchte: ihr habt euch zufällig kennengelernt. Ihr könnt euch gut leiden. Ihr zieht euch an. Zeit miteinander zu verbringen, ist angenehm. Das ist etwas Gutes zwischen zwei Menschen, die ganz viel Schlimmes erlebt haben.
In deinem Text wirkst du auf mich sehr feinfühlig und umsichtig und so, als würdest du sehr dolle auf dein Gegenüber achten und auch sehr genau spüren, was emotional in dir passiert, was du willst und was du nicht willst. Das ist viel wert und eine gute Ausgangsposition! Wenn ihr ehrlich miteinander sprechen könnt und es möglich ist, zu kommunizieren, was ihr beide möchtet und was nicht, habt ihr schon viel geschafft.

Da sehe ich jedoch problematisch, dass es Widersprüche gibt zwischen Bedürfnissen und Wünschen und Verständnis und Rücksicht auf unsere Grenzen.
Das klingt schwierig und ich denke, dass man da zusammen ganz genau hinschauen muss, um diese Widersprüche ausreichend auseinander zu klamüsern. Möchtest du hier vielleicht genauer darüber schreiben, welche Widersprüche das sind und in welchen Punkten sie, wie du an anderer Stelle schreibst, sprunghaft auf dich wirkt?

Wichtig finde ich auch, sich bewusst zu machen, dass keiner von euch perfekt oder überwiegend gut sein muss. Auch euer Miteinander muss das nicht. @_vogelfrei schrieb das schon in ihrem Text: wahrscheinlich wird es nicht leicht, wahrscheinlich wird es oft sogar verdammt schwierig zwischen euch werden, vielleicht gibt es Missverständnisse und sogar Streit oder gegenseitige Verletzungen. Das will natürlich niemand und wahrscheinlich denkt man, wenn man mittendrin steckt sogar: "Ach, hätte ich mich doch besser gar nicht erst darauf eingelassen.", aber letztendlich ist auch das Teil des Menschsein.

Deine Bedenken und Sorgen kann ich sehr, sehr gut verstehen und niemand hier wird dir garantieren können, dass es richtig ist, sich auf deine besondere Frau einzulassen, aber dein Bewusstsein für die Stellen, an denen es schwierig werden könnte und auch dein sehr klares Gespür dafür, was für dich geht und was nicht, sind keine schlechten Voraussetzungen.
 

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