Ihr Lieben alle,
ich kann mich leider nicht persönlich bei jedem/jeder einzelnen von euch für die Beileidsbekundungen und den Zuspruch bedanken. Aber ich danke euch jedenfalls allen von Herzen, auch denjenigen, die hier vielleicht noch schreiben werden.
Musst Du Dich um die Beerdigung kümmern oder macht das jemand anders?
Um die Bestattung kümmern sich die engsten Verwandten (väterlicherseits) von Jusehr, halten mich aber auf dem Laufenden. Der Leichnam ist bisher wohl auch noch nicht von der Staatsanwaltschaft zur Bestattung freigegeben. Wenn jemand, der allein gelebt hat, plötzlich tot aufgefunden wird und der Notarzt ankreuzt "Todesursache unbekannt", muss die Polizei von Amts wegen ein sog. Todesermittlungsverfahren einleiten, um Fremdverschulden auszuschließen. Der Leichnam wird dann beschlagnahmt und in der Rechtsmedizin untersucht, manchmal sogar obduziert, und auch die Wohnung bis auf Weiteres versiegelt. Es geht ja auch darum, dass niemand etwas aus der Wohnung entwendet, und es wird sicher auch noch geprüft werden, ob ein Testament gefunden wird und wer erbberechtigt ist.
Ich gehe
nicht davon aus, dass Jusehr ein Testament gemacht hatte, und bin als seine bloße Freundin daher weder erbberechtigt noch zu seiner Bestattung befugt oder verpflichtet. Ich habe daher bei der Kripo den Onkel väterlicherseits von Jusehr angegeben, zu dem er noch Kontakt hatte, der aber weit weg von hier in einem anderen Teil Deutschlands wohnt. Auch ich kenne und schätze diese Verwandten, wir waren einige Male bei ihnen. Ich habe sie vorgestern selbst angerufen und ihnen die traurige Nachricht überbracht, und wir stehen in Kontakt. Ich habe auch ein Anschreiben von der zuständigen Kripo für die engsten Angehörigen an sie weitergeleitet. Dort wird Jusehrs Onkel heute anrufen und sich nach allem Weiteren erkundigen. Jusehrs Leichnam soll auf Wunsch dieser Verwandten feuerbestattet und die Urne auf einem kleinen Dorffriedhof in der Nähe ihres Wohnorts beigesetzt werden, wo auch andere Verwandte von ihm liegen. Das ist zwar weit weg von hier, für mich aber in Ordnung. Ich überlasse das den Verwandten und richte mich nach ihren Wünschen. Wenn ich das Bedürfnis habe, kann ich trotzdem in größeren Zeitabständen mal dort hinfahren und das Grab besuchen. Allerdings muss ich sagen, dass ich das für meine Trauerbewältigung nicht unbedingt brauche. Ich werde Jusehr auch so nicht vergessen. Und seine Verwandten wollen mich auch über alles Weitere auf dem Laufenden halten und haben auch gesagt, ich könne auch später jederzeit zu ihnen fahren und auch auf dem kleinen Friedhof, wo ich bei einem früheren Besuch mit Jusehr sogar selbst schon einmal war, das Grab besuchen.
Die Verwandten sind schon Ende 70 (wenngleich für dieses Alter noch relativ fit), und ich verstehe, dass es ihnen lieber ist, ihn bei sich in der Nähe bestatten zu lassen, wo sie dann auch öfter zum Grab gehen können. Ich kann ja nicht von ihnen erwarten, dass er hier in meinem Wohnort bestattet wird und sie dann im hohen Alter Hunderte von Kilometern reisen müssen, um sein Grab mal besuchen zu können.
Ich weiß ja auch noch gar nicht, ob ich für den Rest meines Lebens hier wohnen bleibe oder irgendwann nach meiner Pensionierung in einigen Jahren doch noch woanders hinziehe.
Leider hat Jusehr auch mütterlicherseits noch Verwandte , die ebenso erbberechtigt sind. Zu diesen hatte er aber gar keinen Kontakt mehr. Zu den Verwandten väterlicherseits hatte er ein viel besseres Verhältnis. Ich habe seinem Onkel und der Tante noch gesagt, sie müssten einen Erbschein beim zuständigen Nachlassgericht beantragen, und sie wollen sich jetzt auch diesbezüglich erkundigen. Ich selbst bin voll berufstätig, habe mein gutes Auskommen und würde nie auf die Idee kommen, auch nur das Geringste zu beanspruchen. Kann ich ja auch gar nicht, wenn ich keine Erbin bin. Und ich bin mir nahezu 100%ig sicher, dass Jusehr kein Testament gemacht hat. So etwas schob er, wie die meisten Menschen, lieber vor sich her.
Mir ist es wichtiger, mich mit diesen Verwandten weiterhin gut zu verstehen.