Stimmt, das funktioniert nicht.
Ich weiß nicht, ob es generell nicht funktionieren kann. Vielleicht kann man es ein Stück weit erlernen. Zum einen, indem man die Angst zu kontrollieren versucht (z.B. mit der Anker-Technik), zum anderen, indem man quasi schauspielert, irgendwie funktioniert. Vielleicht lässt sich ein "normales", lockeres Verhalten antrainieren mit Schauspieltraining, Rollenspielen, Videotraining. So grundlegende Sachen wie man sie in Verkäufer- und Rhetorik-Schulungen u.ä. lernt, könnten m.E. als Handwerkszeug nicht schlecht sein. Das löst das Problem nicht vollständig, kann dir aber auch ein wenig mehr Sicherheit geben, wenn du z.B. weißt, wohin mit den Händen, welche Körperhaltung offen wirkt usw., oder wenn du von Videoaufnahmen weißt, wie du rüberkommst.
Langfristig geht es darum, die Angst abzubauen, aber das sind ja Sachen, die sich gegenseitig verstärken.
Ich habe schon einige Interessen, die teilen nur nicht so viele, aber für Unterhaltungen o. Ä. muss das ja nicht sein.
Was sind das denn für Interessen?
Wenn sich nach diesen paar Jahren nichts bessert, wäre Aufgeben schon eine Option. Mehrere Jahre durchgehalten habe ich immerhin.
Moment mal, du bist 17, oder? Ich dachte, die Einsamkeit, also dass du nicht mehr eingeladen wirst usw., das wäre erst in letzter Zeit? Oder redest du von mehreren Jahren, die du mit der Angst lebst?
Ich will dir mal was sagen. Du hast erst etwas ein Fünftel deines Lebens hinter dir. Du kannst es schaffen, z.B. innerhalb 3 oder in 5 Jahren eine zufriedenstellende Situation zu erreichen. Dann kannst du noch 60 Jahren ein ziemlich gutes Leben führen und noch viele Erlebnisse machen.
Und jetzt sag ich dir zwei Sachen, die vielleicht eine ziemlich schnelle Änderung bewirken könnten. Nochmal das Problem: Dein Problem ist, dass du aus Angst vor den Anderen dich in deren Gegenwart verkrampft verhälst und deshalb nicht gut ankommst und dadurch erstens gemieden wirst und zweitens auch in Gesellschaft nur eingeschränkten Spaß hast (weil zu den positiven Erlebnissen immer die Angst bzw. der Stress kommt). Sieh es mal so: Selbst wenn dich deine Klassenkameraden einladen würden, hättest du doch nicht viel Spaß auf deren Partys, weil du dort doch verkrampft bist. Richtig gute Erlebnisse sehen anders aus. Also, was du brauchst, sind Leute, vor denen du keine Angst hast. Vermutlich gibt es gar keine Menschen, vor denen du keine Angst hast. Aber welche, vor denen du weniger Angst hast, bei denen du lockerer sein kannst. Und das könnten sein:
- ein Partner (jemand der dich sehr gut kennt und dich so annimmt)
- andere Betroffene (die vor dir genauso viel Angst haben wie du vor ihnen)
- Angehörige (die dich schon immer kennen und dich immer akzeptierten)
Wo findest du so einen Partner?
Locker anbaggern in der Disco scheidet wohl aus.
🙂 Es gab im Netz mal das Love-Shyness-Forum, ein Forum für in Liebesdingen schüchterne Menschen. Oder hier im Forum. Oder bei ähnlichen Adressen im Netz, die du recherchieren musst.
Übrigens, man kann an deinen Beiträgen nicht erkennen, ob du ein Junge oder ein Mädchen bist. Das ist aber auch ganz okay so. Erstens tut es nichts zur Sache (bis jetzt jedenfalls nicht), zweitens ist es ganz spannend. Irgendwann verrätst du es ja vielleicht doch (bitte jetzt noch nicht), und dann bin ich mal gespannt.
Wo findest du andere Betroffene?
Hier im Forum. In Selbsthilfegruppen. Über Kontaktanzeigen. In Online-Foren und -Gruppen. Wenn du Fremdsprachen beherrschst, sogar nicht nur in D/A/CH, sondern weltweit.
Was ich sagen will, ist: Es gibt immer nicht nur die Mainstream-Welt, sondern immer auch Parallel-Gesellschaften (hier mal im positiven Sinne verwendet, das Wort). Mögen die Meisten sich bei Karneval amüsieren, so gibt es doch gleichzeitig Menschen, die dann lieber ruhig im Wald wandern. Mögen die Anderen ihre Party feiern, du telefonierst währenddessen vielleicht lieber mit einer Internetbekanntschaft. Mögen Andere am liebsten in der Gruppe verreisen, reist du lieber zu zweit oder auch mal alleine um die Welt. Also schaff dir deine eigene Welt, deine eigenen Kreise, deine eigenen Möglichkeiten. Das heißt nicht, dass du es aufgeben solltest, bei der Mainstream-Welt mitmachen zu wollen oder sie irgendwie verächtlich betrachten solltest. Du sollst nur nicht so sehr auf sie angewiesen sein, sondern Alternativen haben, deine Leute haben, auch wenn du in der Schulklasse nicht angesagt bist.
Du wirst die Schule doch bald beenden. Wirst du in eine (andere) Stadt ziehen, studieren oder so? Dann fängst du doch neu irgendwo an und kannst dir dort ein Leben aufbauen. Auch wenn das nicht so ganz einfach werden wird.
Ach ja, es gibt den Spruch: Wenn du einen wahren Freund willst, kauf dir einen Hund. Wie wär's denn, mit dem Hund drei mal täglich rauszugehen, längere Spaziergänge, hier und da mal ein Schwätzchen mit anderen Hundebesitzern und so?
Da das Grundproblem Angst recht lange schon besteht, ist das naheliegend. Wie ich jetzt genau erzogen wurde kann ich nicht sagen
Wieso kannst du das nicht sagen? Du kannst doch sagen, wie du in den letzten fünf Jahren behandelt wurdest. Wurdest du respektiert, mal gelobt? Oder oft kritisiert und auch öfters mal beschämt? Du schämst dich doch dauernd für dich selbst. Wurde dir das in der Familie beigebracht?
(...) mit meiner Mutter nie besonders verstanden habe (...) Sie ist ganz anders als ich, eher laut und autoritär, damit kam ich nicht klar. Gerne wurde ich verglichen mit Klassenkameraden, das Gefühl, von ganzem Herzen gemocht zu werden, kam also eher so sporadisch. Ohne ihr was vorwerfen zu wollen.
Was heisst autoritär? War das Verhältnis zu deiner Mutter immer von Angst geprägt? Oder dein Verhältnis zu sonst jemand in der Familie? Was ist eigentlich mit deinem Vater? Den erwähnst du weniger.
Was kam denn bei den Vergleichen mit den Klassenkameraden raus? Dass du
- nicht so gut
- irgendwie anders
- zu still, zu sensibel
warst? Oder was für Aussagen waren das von der Tendenz her?
Wenn das Gefühl, von ganzem Herzen gemocht zu werden, eher sporadisch kam, was für ein Gefühl war denn sonst vorherrschend (gegenüber beiden Elternteilen)?
Und bist du sicher, dass du deiner Mutter nichts vorzuwerfen hast?
Ich weiß nicht, ob der Umgang mit dem Kind in der Familie der einzige oder wichtigste Faktor ist, der eine Sozialphobie oder soziale Ängste hervorruft. Aber ich denke, dass das oft der Fall ist.
Sie alle laufen durch die Straßen und erzählen sich was. Haben sich was zu erzählen. Werden sich etwas erzählen können, weil sie einen Zuhörer haben. Und wenn es nichts mehr zum Erzählen gibt, werden neue Erinnerungen gemacht und so weiter. Irgendwann blicken sie dann zurück auf das, was mal war und selbst wenn die Jugendzeit nicht dem klischeehaften Ideal einer "wilden Zeit" entspricht, so war es immerhin eine Zeit. Keine verlorene ohne Erlebnis, Kumpels, irgendwas! Ich wünschte fast ich könnte jemanden konkret beschuldigen dafür. Dass ich den Spaß, den jeder hat und welchen ich auch haben könnte wäre ich nicht so, wie ich bin nicht mehr sehen kann aber dennoch dauernd mit ihm konfrontiert werde.
Kuck nicht zu sehr nach den Anderen. Du hast ein Problem, und deshalb hast du ein anderes Leben. Viele Menschen haben ein Problem (eine Kranheit, Behinderung oder Störung) und deshalb ein anderes Leben als die Mehrheit. Natürlich wäre es für dich besser, wenn es anders wäre. Aber du musst mit deinen Problemen fertigwerden, so wie alle anderen Menschen mit so einem Problem auch. Wäre es besser, wenn du im Rollstuhl säßest? Vielleicht sagst du jetzt sogar ja, aber man kann das erstens nicht wissen, und zweitens hast du die Chance, in einigen Jahren dein Problem weitgehend überwunden zu haben, während man aus dem Rollstuhl meist nicht mehr rauskommt.
Und verplempere deine Zeit nicht damit, dir anzuschauen, was du nicht hast. Wenn du nicht mit den Anderen auf den Straßen rumlaufen und feiern kannst (und auch keine Internetkontakte oder so gerade hast), dann mach was Anderes, was deinem Leben Sinn gibt und dir Spaß macht. Was weiß ich, vielleicht lustige oder originelle Videos zusammenschneiden und auf Youtube posten. Oder Musik machen (Instrument spielen oder Musik mischen). Oder schreiben. Videospiele zocken? Vielleicht auch gegen Menschen auf der ganzen Welt? (Achtung, nicht zum Lebensinhalt machen.) Viel lesen, über die Welt lernen, über Philosophie, die großen Fragen der Menschheit, gesunde Ernährung, den Ursprung des Menschen. Klassische Musik hören, alle großen Komponisten. Oder alle Songs von den Beatles oder Queen hören. Oder alle Krautrock-Bands. Was dir halt gefällt. Dann hast du auch deine Erlebnisse. Vielleicht nicht so gut, als wenn du draußen feiern würdest. (Ich weiß, das macht auch nicht weniger einsam.) Aber trotzdem hast du dann was Gutes erlebt oder gemacht. Dein Leben ist nicht leer oder bedeutungslos. Und du hast auch was, woran du dich erinnern kannst. Oder wovon du später noch was hast. (Zum Beispiel eine lebenslange Liebe zu einer bestimmten Musik, auf die du sonst nie aufmerksam geworden wärst. Oder die Entdeckung deines Talents zum Schreiben, was dich zu einem erfolgreichen Autor macht. Oder die Beschäftigung mit Themen, die später folgenreiche Fehlentscheidungen im Leben verhindern.) Und die Erfahrungen, die Andere gerade machen, sind auch nicht immer soo toll. Da laufen doch auch viele rum und produzieren sich, weil sie eigentlich unsicher sind. Klar sagen dann alle hinterher, wie toll alles war, aber wie es in ihren Köpfen aussieht, weißt du nicht. Und die Leute, die viel von der Vergangenheit reden, beweisen damit oft nur, dass ihr aktuelles Leben grade nicht so spannend ist. Deshalb trauern sie ewig den wilden Zeiten hinterher.
Noch ein Tipp: Lerne meditieren. Achtsamkeitsmeditation könnte dir viel bringen.
wenn man sich nicht zu verhalten weiß und nicht cool und umgänglich ist.
Ich glaube, dass der Ausdruck "sich nicht zu verhalten wissen" die Sache nicht trifft. Das hört sich so an, als ob du dich nicht benehmen könntest, weil du unter Wölfen oder Asis aufgewachsen und sozial auffällig bist. Es ist bei dir ja nur so, dass du unter Druck stehst.
Wobei, ich weiß ja: Es ist ja nur alles in meinem Kopf..
Sag nicht "nur". Red dir nicht ein, dass du selbst schuld bist oder aus einer Mücke einen Elefanten machst. Dein Problem ist real, und es ist nicht soo ungewöhnlich. (Du schreibst ja selbst, dass ständig solche Threads kommen.) Es ist in deinem Kopf, aber es ist dort nicht so leicht rauszukriegen. Du siehst ja an Süchten, Zwängen, Narzissmus oder Neigung zur Gewalt, wie schwer es anderen Menschen fällt, die unnötigen, negativen Dinge aus ihren Köpfen zu kriegen.
ekelhafte, selbstzentrierte und unnütze da unoriginelle Texte wie dieser hier, der weder mir hilft, noch irgendwem hier auf dieser Plattform.
Ich frage mich, ob du das wirklich so siehst und das deine verzerrte Sicht der Realität (genauer: deine verzerrte Sicht auf dich selbst) ist. Oder ob das eine Art fishing for compliments ist, du also nur einen Widerspruch provozieren willst, der dir guttut. Auf jeden Fall ist das völlig falsch. Nichts daran ist ekelhaft oder widerwärtig. Selbstzentriert muss es sein, denn es geht ja hier um dich. Unnütz ist es nicht, weil es uns mehr über deine Sicht auf dich und die Welt, über deine Probleme verrät. Wir müssen ja sehen, was dich beschäftigt, wie sollen wir sonst raten? Du schilderst deinen Schmerz, deine Sehnsucht und deinen Neid, und das kann jeder nachvollziehen. Wenn wir das nicht wüssten, würden wir wichtige Teile vielleicht vernachlässigen. Und originell ist dein Text nicht, aber das soll er ja auch gar nicht. Aber er ist präzise und beschreibt sehr gut, was du denkst und empfindest.
Überhaupt sind deine Beiträge hier besser als das allermeiste, was sonst so gepostet wird. Du machst kaum Rechtschreibfehler, du beschreibst sehr anschaulich und nachvollziehbar, du drückst dich gut aus. (Das Einzige, das ich zu bemängeln hätte, sind die Absätze an den falschen Stellen im Eingangsbeitrag.) Du schreibst kein unnützes Zeug, das nichts zur Sache tut (wie viele hier), sondern nur Dinge, die deine Situation genauer erklären. Du durchschaust die Dinge erstaunlich gut für dein Alter. Und du wirkst nett. Du grüßt, du gehst angemessen auf Antworten ein usw., das macht nicht jeder. Manche Fragesteller hier wirken auch auf Streit gebürstet oder extrem nörgelnd/jammernd.
Ich sag das nicht, weil ich mir das ausdenke, um dich aufzubauen, sondern weil es so ist. Ich halte dich für einen ziemlich oder sehr intelligenten, selbst-reflektierten jungen Menschen. Wie jemand anders hier gesagt hat: Da ist viel Potenzial. Wäre schade, wenn du dir das Leben von diesem Problem verleiden ließest. Kuck mal Bill Gates: Der war früher auch schüchtern und linkisch, und sieh mal, was aus dem geworden ist. Der hat Sachen erlebt im Leben, die erlebt keiner von den Ottonormalverbrauchern, die von den Sauftouren ihrer Jugend schwärmen. So, und mit diesem Schlussbild hör ich jetzt auf, genug geschrieben.
🙂