Kann ich dir gerne schreiben, aber nicht hier.
Ok, dann erzähl mir's per PN.
Ist eine feste Beziehung realistisch für mich, wenn ich es momentan nicht mal schaffe, aus meiner Sicht attraktiven Personen in die Augen zu schauen?
Wenn diese attraktive Person genauso schüchtern ist, ja. Deshalb der Hinweis auf das Love-Shyness-Forum. Und hier im Forum gibt's ja auch eine Kontaktanzeigen-Rubrik. Allerdings wird manche/r dann schon gerne wissen wollen, wofür du dich interessierst. So ganz grob müsste das aber auch mit Wahrung der Anonymität möglich sein, es sei denn, du hast sehr außergewöhnliche Hobbys.
Und gewöhn dir an, den Leuten in die Augen zu schauen, egal wer's ist. Ganz wichtig.
Wenn du mir sagst wie, ändere ich gerne meinen Schreibstil.
Äh, versteh ich jetzt nicht. Ich glaube nicht, dass man am Schreibstil das Geschlecht des Schreibenden erkennen kann. Bei Zeitungsartikeln kann ich es nicht, und hier auch nicht. Wenn man es bei dir erkennen würde, dann anhand des Inhalts. Also wenn du schreiben würdest, mein Hobby sind Motorräder und ich bin verliebt in ein Mädel in meiner Klasse, dann würde ich aufgrund der Wahrscheinlichkeitsrechnung darauf tippen, dass du ein Junge bist. Oder wenn du schreiben würdest, die anderen Mädels wollen mich nicht in ihrer Gruppe haben, dann würde ich denken, du bist ein Mädchen. Aber bisher ist mir nichts Entsprechendes aufgefallen, und es ist wie gesagt auch nicht nötig. (Ich habe einen Verdacht in eine Richtung, also in meinem Kopf ist es nicht 50-50, sondern 60-40, aber ich verrate jetzt nicht, ob der Verdacht in Richtung m oder in Richtung w geht.)
Nüchtern betrachtet ist der Glaube, für niemanden als Freund in Frage kommen zu können, wirklich unrealistisch. Ich habe bis jetzt ja in der Tat nur einen winzigen Bruchteil Menschen kennengelernt.
Du darfst das nicht so statisch sehen. So nach dem Motto: Hier bin ich, und dort sind all diese Menschen, und wir sind alle wie Stecker, die aufeinander passen oder nicht. Du würdest wahrscheinlich zu ganz vielen Leuten passen, auch zu deinen Klassenkameraden. Du bist wahrscheinlich nur so verkrampft, dass du auf die irgendwie sehr uncool oder anbiedernd oder unnatürlich oder was auch immer wirkst, so dass die dich in der Form nicht so richtig wollen. Du musst aber auch bedenken, dass das auch noch alle sehr junge Menschen sind, die sich nicht so viele Gedanken machen. Die meinen das nicht böse. Du brauchst halt Menschen, die verstehen, wie es dir geht, und damit umgehen können. Und mit der Zeit wirst du auch lernen, lockerer zu werden. Und dann kannst du auch mit "normalen" Menschen zurechtkommen, jedenfalls besser als heute. Du solltest dich nicht ganz zurückziehen. Auch wenn es stressig ist, solltest du dich dem Stress immer wieder mal aussetzen und dich nicht selber in die Schublade "Außenseiter" stecken. Von deinen Klassenkameraden haben manche auch ihre Baustellen und Marotten. Ganz viele Leute haben irgendwelche Probleme, und Selbstwertgefühlsachen sind darunter nicht eben selten.
Du musst das selber rausfinden, was dir guttut. Zuviel Rückzug und Vermeidungsverhalten macht dich depressiv, merkst du ja schon. Und du wirst vielleicht komisch dadurch. Zuviel sozialer Stress kann dich aber auch angreifen.
Am liebsten eine brotlose Kunst, einfach aus dem naiven Glauben heraus, sich dafür nicht anstrengen zu müssen.
Die Frage zielte mehr darauf ab, wie deine Situation in naher Zukunft sein wird. Ob du wegziehst von daheim, allein in einer neuen Stadt anfängst. Aber die Wahl des Studienfachs ist natürlich auch relevant. Und da finde ich die Wahl brotlose Kunst schlecht für dich. Jedenfalls aus der genannten Motivation heraus (die du ja selber schon naiv nennst). Ich hab oben gesagt, du sollst dir nicht unnötig Blößen geben. Das gilt auch für so einen wichtigen Teil des Lebens wie den Beruf und das Geld. Glaubst du, es wird deinem Selbstwertgefühl förderlich sein, wenn du später keinen Job findest? Momentan schreibst du hier "Ich habe Angst vor Menschen und bin einsam". In ein paar Jahren könntest du schreiben: "Ich habe Angst vor Menschen, bin einsam und hab in meinem Leben nichts erreicht". Gibt genug solche Beiträge hier. Deshalb: Plane dein Leben klug, mach keine unnötigen Fehler. In deiner Situation kannst du dir Fehler nicht so gut leisten. Jemand, der Gott und die Welt kennt und jedem gleich sympathisch ist, der findet auch über Beziehungen einen Job, auch wenn er keinen tollen Abschluss hat. Aber wenn du eher ein Einzelkämpfer bist und vielleicht etwas schwierig auf Arbeitgeber wirkst, dann musst du schon was zu bieten haben, was gefragt ist. Also, ich rate dir, was zu studieren, wo du leicht eine Stelle finden kannst und auch gut verdienst. Finanzielle Sicherheit gibt auch ein gutes, sicheres Gefühl.
Jetzt zu dem, worauf ich eigentlich hinaus wollte: wie du dein Leben organisierst nach dem Abi. Wo wirst du wohnen? WG? Bringt sozialen Stress mit sich, wenn du Angst vor den Mitbewohnern hast. Studentenwohnheim genauso. Besser wäre eigene Wohnung. Selbst Ratten brauchen Rückzugsräume, wo sie ranghöheren Ratten aus dem Weg gehen können, sonst stehen sie dauerhaft unter Stress. (Und du siehst ja praktisch jeden als ranghöher an.) Oder 2er-WG mit jemand, der dasselbe Problem hat wie du oder vor dem du jedenfalls keine Angst hast.
Dann die Frage, ob du überhaupt studieren solltest. An der Uni kann man sehr einsam sein. Du gehst hin, hörst Vorlesungen, fährst wieder heim, ohne mit irgendjemand ein Wort gewechselt zu haben außer der Mensa-Kassiererin. Muss nicht so sein, kann aber so sein. (Kann sein, heute ist alles verschulter, und dadurch kommt automatisch Kontakt. Weiss ich nicht. Bei uns damals war man auf sich selbst gestellt.) Und im Studium werden einem die Inhalte nicht so lebensnah präsentiert wie in der Schule. Das kann sehr abstrakt sein, fern von deinem Leben. Das alles kann dazu führen, dass du dich noch fremder fühlst. Kann so sein, muss nicht. Deshalb wäre auch eine Lehre zu überdenken. Studieren kannst du nämlich danach immer noch. Und ein Berufsabschluss verleiht schon mal eine gewisse Sicherheit, denn du kannst zur Not in dem Beruf arbeiten (und musst nicht in Zukunftsängsten schwelgen, wenn du mit dem Studium Probleme hast). In einer Firma kämst du auch automatisch in Kontakt mit Menschen, und durch die Arbeit hättet ihr automatisch Gesprächsthemen. Natürlich kann ich dir nicht garantieren, dass du beliebt wärst (du kannst auch gemobbt werden), aber wenn du dich nicht gar zu komisch verhälst und das nicht ein totaler Zicken- oder A*******-Verein ist, dann ist die Chance hoch, dass du da unter Menschen ganz gut zurechtkommst. Mit Abitur kannst du die Ausbildung ja in der Regel verkürzen auf 2 Jahre, das sind effektiv (von Beginn im Herbst bis Abschlussprüfung im Frühjahr/Sommer) noch weniger als 2 Jahre.
Jetzt, wie machst du das, dass du (wenn du studierst, jetzt oder später) im Studium nicht allzu einsam bist? Ich hab dir ja geraten, übers Netz andere Betroffene kennenzulernen. Wenn sich daraus was ergibt, kannst du ja vielleicht in eine Stadt ziehen, wo du schon jemand kennst. Dann einmal die Woche zur Therapie. Und zur Selbsthilfegruppe. Wenn das nicht reicht, noch zu einer Beratungsstelle. Und vielleicht eine Uni aussuchen, bei der es ein Mentorenprogramm gibt, du also einen Mentor hast. Oder, wenn deine Eltern Nicht-Akademiker sind, kannst du vielleicht auch bei Arbeiterkind.de einen Mentor finden oder bei irgendeiner ähnlichen Organisation. Und vielleicht ein Studienfach, wo die Leute eher "sozial" sind. Also eher Sozialpädagogik, Psychologie oder Grundschulpädagogik als Jura oder BWL.
Was ich nicht verstehe: Ich hab gesagt, du wirkst wie ein relativ intelligenter Mensch. Warum willst du ein Fach wählen, das einfach ist und dir nichts abverlangt? Wie schlau bist du denn? Ich meine, wenn du die Schule nicht schleifen lassen würdest, wie gut wärst du dann? Und was sind deine Stärken, wo bist du nicht so gut?
Geht das auch mit einer Katze?
Läuft deine Katze dir hinterher, wenn du spazieren gehst? Willst du mit der Katze an der Leine spazierengehen, willst du die Aufmerksamkeit der Leute erregen? Ist eine Katze so ein guter Freund wie ein Hund? Muss eine Katze drei mal täglich raus (und du mit)? Ich glaube, die Antwort lautet immer nein.
Aber das mit dem Hund will auch überlegt sein. Nicht, dass du nachher keine Wohnung findest. Vielleicht könnten deine Eltern einen Hund halten, oder du kaufst dir später einen, wenn der Vermieter nichts dagegen hat. Ist nur so eine Idee, vielleicht Quatsch. Aber er macht dich weniger einsam.
Zum Teil vielleicht, ich wurde schon öfters kleingeredet. Bezogen auf schulische Angelegenheiten vorallem, was mich in der Schule bestimmt nicht sicherer werden ließ. Jetzt ist Schule weniger ein Thema, stattdessen mein fehlender Umgang mit Gleichaltrigen, der mich ja wohl selbst am stärksten belastet.. Vermutlich wünscht sich meine Mutter nur ein fröhliches, unbeschwertes Kind und das kann ich ihr nicht verübeln.
Nein, aber was hat sie denn getan, damit du ein fröhliches, unbeschwertes Kind wirst? Hat sie versucht, ihr sensibles Kind starkzumachen und zu bestätigen? Oder ist sie dafür selber viel zu unsensibel und verständnislos? Hat sie dich an der Hand genommen und dir gesagt, komm, das schaffst du schon? Oder immer nur genörgelt und geschimpft?
Eigentlich war es das, ja. Besonders, als ich noch jünger war
Okay, dann haben wir's ja. Du hattest Angst vor deiner Mutter, vor ihrem Urteil über dich. Und dann hast du auch Angst gekriegt vor dem Urteil der anderen Leute über dich. Denn es ist schwer, sich okay zu finden, wenn einem das nicht in der Familie vermittelt wird. Wenn du in der Familie das Gefühl vermittelt kriegst, du bist nicht okay, dann wird kaum ein Kind sagen, ich bin aber doch okay, und mit stolzgeschwellter Brust in die Schule und den Sportverein gehen.
jetzt werde ich in ihrer unmittelbaren Nähe leider eher aggressiv. Besonders, wenn sie etwa isst oder trinkt. Für eine längere Zeit kann ich auch nicht neben ihr sitzen (wenn sie dann noch speist sowieso nicht).
Schmatzt sie oder so? Was macht dich aggressiv?
Mein Vater ist lockerer und vom Charakter angenehmer finde ich.
Aber hat nicht so viel zu sagen bei euch? Ist meistens abwesend? Oder war auf jeden Fall nicht derjenige, der dir den Rückhalt und die Bestätigung gab, die du von deiner Mutter nicht bekamst?
Verallgemeinert nicht gut würde ich sagen. Das vorherrschende Gefühl variierte zwischen Geborgenheit und Hass.
Warum jetzt auf einmal Hass? Du wirkst sonst so reflektiert und kannst gut beschreiben, aber wenn es um deine Familie geht, muss man dir irgendwie alles aus der Nase ziehen. Hast du dich nicht schon selbst hundertmal gefragt, warum du so bist, wie du bist? Hast du das nicht alles schon oft genug analysiert und hin und her gewälzt?
Das Verhalten deiner Eltern wird nicht alleine die Ursache sein, aber vielleicht zusammen mit einer Veranlagung, die dich sensibler oder von Grund auf ängstlicher macht als andere Menschen.
Du schreibst ja ganze Romane
Tja, wir haben alle unsere Fehler.
🙂
und dann nicht mal über dich selbst!
Woher willst du wissen, dass ich hier nicht auch über mich selbst schreibe?
Gestern war ich recht selbstmitleidig und der Text reflektiert diese Stimmung. Fand ich irgendwie unangenehm im Nachhinein und versuchte im Folgeschluss also, mich irgendwo zu relativieren.. möglicherweise mit sehr harschen Worten.
Ja, okay. Aber jetzt muss ich deine Rechtschreibung doch mal kritisieren. Wenn man irgendwo was offen lassen will (quasi Wörter weglässt), dann macht man für die weggelassenen Wörter drei Punkte. Drei, nicht zwei. Wenn man einen Wortteil mit den Punkten ersetzt, dann macht man die Punkte ans Wort ran, ohne Leerzeichen. Wenn die (drei) Punkte aber ein ganzes Wort oder mehrere Wörter ersetzen, dann lässt man ein Leerzeichen.
Danke (...) finde das alles zirmlich hilfreich, was du da schreibst!)
Das freut mich. Da hab ich auch mal ein Erfolgserlebnis.
🙂
Übrigens, warum eigentlich "Jugend anonym"? Müsste es nicht heißen "Jugend einsam" oder so?