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Jeder ist seines Glückes Schmied, stimmt das?

Ich war heute mit netten Freunden unterwegs und dann noch bei dem einen Paar zuhause mit dem anderen Paar.

Es ist schön, mit anderen Menschen zusammen zu sein.

Allerdings tut es so weh, wenn man hauptsächlich mit Paaren zusammen ist. Es tut so weh, weil ich mir eigentlich immer eine wirkliche Partnerschaft gewünscht habe. Die 20 Jahre, die ich mit meinem inwischen verstorbenen Exfreund zusammen gelebt hatte, haben mir auch nie das Gefühl gegeben, dass wir wirklich zusammen gehören, dass er mich wirklich liebt, dass er wirklich zu mir steht.

Und ich glaubte, das lag daran, weil ich so gestört war, weil ich so viele Defizite hatte usw. Er war mit mir zusammen, weil er auch nicht so gut alleine leben konnte.

Es tut so weh. Und ich bin seit 11 jahren nicht in der Lage, irgendeine Form von Partnerschaft aufzubauen, nichtmal eine Affäre oder sowas.

Und im Alter wird das immer schwieriger. Ich werde allein alt werden. Das macht mich so unglücklich.

Hallo Saminabi
Du warst mit einem Menschen zusammen, bei dem du das Gefühl hattest, dass du doch nicht wirklich eine Verbundenheit gefunden hast?
Allein sein ist für dich eine Qual und du möchtest gerne mit jemanden zusammen sein, so wie ich dich verstanden haben und wenn du mit anderen Pärchen zu tun hast, dann merkst du, dass dir etwas fehlt und du solch eine Zweisamkeit auch gerne hättest.
Habe ich das in etwas richtig zusammen gefasst?

Konnte dein Partner in deiner Beziehung für sich alleine sein, oder war er auch nur deshalb mit dir zusammen, dass er nicht alleine war.
Da hab ich mal den schönen Satz dazu gelesen, dass sich dann zwei gegenüberstehen, die sich gegenseitig in die Taschen langen und feststellen, dass da nichts ist. Die können sich gegenseitig unglücklicher machen, als sie es alleine je gekonnt hätten.
Gab es in deiner 20jährigen Beziehung noch andere Probleme, als dass du dich nicht mit ihm verbunden gefühlt hast?
Also Vorwürfe, Streitereien, emotionalle Erpressung oder anderes?

Ich kann nachvollziehen, wie man sich da fühlt, wenn man glaubt, dass man alleine nicht komplett ist oder glücklich sein kann, denn diese Einstellung hatte mich in eine 15 jährige Ehe geführt, in der ich froh war, dass mich jemand genommen hatte.

Wie ist es denn einige Zeit nachdem du dich dann von den Pärchen verabschiedet hast, halten diese Gefühle über längere Zeit an oder ebenen die dann auch wieder ab?

Gruß Jim
 
Hallo Jim,

danke für deine Antwort.

Das Gefühl, dass wir nicht wirklich verbunden waren in der Partnerschaft, lag u. a. daran, dass er mir schon zu Anfang ganz klar gesagt hatte, dass ich nicht die Frau seiner Träume sei, es zwar ganz nett mit mir, aber könnte halt besser sein. Ich war damals noch sehr jung, er gab mir eine gewisse Stabilität und ich war es, die darum gebeten hat, bei ihm einziehen zu dürfen, als er einige Zeit von seiner ersten Frau getrennt war. Bzw. am liebsten hätte ich es gehabt, dass wir uns zusammen eine Wohnung oder so suchen, aber das stand für ihn überhaupt nicht zur Debatte.

Er besaß ein kleines Hexenhäuschen mit Garten, das war irgendwie auch seine Identität. Er stimmte dann zu, dass ich einziehe.Tja, und daraus wurden 20 Jahre. Er war 15 Jahre älter als ich. Wir hatten uns kennen gelernt, als er noch mit Frau und Kindern zusammen lebte, wobei die Beziehung zwischen ihm und seiner Frau anscheinend schon lange nicht mehr okay war. Und ihn hatte es nie gestört, ob er mit jemanden zusammen war oder nicht, um mit anderen Frauen anzubändeln.

Merkwürdigerweise gab es auch immer wieder Frauen, die es toll fanden mit ihm, obwohl er nicht dem "normalen" Bild eines sehr attraktiven Mannes entsprach. Aber er war irgendwie erstmal immer ein "Frauenversteher". Und er schien sehr individualistisch, was ihn irgendwie interessant machte.

Was wir gut konnten miteinander war reden, jedenfalls lange Zeit. Wir haben uns immer gegenseitig von unserem Tag erzählt usw. Wir haben viel geredet.

Es gab aber auch etliche Probleme. Er war sterilisiert nach seinen zwei Kindern. Eigentlich wollte ich immer Kinder, war aber hier nicht möglich. Wir arbeiteten beide im Schichtidenst. Wenn wir dann zusammen mal frei hatten, waren dann aber oft die Kinder da, sodass wir voneinander nicht soviel hatten. Und in dem Fall war ich natürlich keine "Mutter", denn eine Mutter hatten sie ja, die sie, glaube ich, sehr liebten.

Dann gab es das Problem der Sexualität. Er brauchte davon sehr viel, ich weniger.

Beide konnten allerdings auch ihr eigenes Ding machen freizeitmäßig. Es gab viele Dinge, die wir auch einzeln gemacht haben.

Ja, und es gab Vorwürfe, Streiereien, vielleicht auch den Versuch von emotionalen Erpressungen.

Ich wollte mich auch oft trennen, konnte es aber nicht, weil ich Angst vor dem Alleinsein hatte. Er nahm mich aber, glaube ich, auch nie ernst, wenn ich mich trennen wollte, er wusste, das mach ich sowieso nicht.

Ich hab ihm durch meine psychische Instabilität viel zugesetzt, er musste viel mit mir erleben. Deshalb war ich ihm eigentlich auch immer dankbar, dass er mich nicht rausschmiss. Andererseits war es auch so, dass er irgendwie immer klar gemacht hat, dass ich schon viele Defizite hatte, eben nicht ausreichend genug war, er hat niemals in unserer Zeit gesagt, dass er mich liebt. Wenn ich mal vorschlug, wir könnten eine Paartherapie machen oder so, war das für ihn keine Thema. Ich war ja diejenige, die ein Problem hat.

Naja und es gab etliche Seitensprünge und Beziehungen neben mir. Meistens waren die Frauen auch um etliches jünger und hatten etliche Probleme.

Als er selbst dann psychsich dekompisierte und selbst in der Klinik war, hatte er dort die Rolle übernommen, sich um die jungen Mädchen zu kümmern. An sich selbst kam er, glaube ich, kaum ran.

Trotzdem hat sich natürlich neben allen Problemen in den vielen Jahren eine absolute Vertrautheit entwickelt. Ich hatte das Gefühl, ich kenne ihn in und auswendig. In den letzten Jahren lebten wir wie Geschwister zusammen. Ich gestand ihm auch zu, dass er andere Frauen für die Sexualtität hatte, aber bei ihm waren es dann schon immer auch Beziehungen. Er beschränkte es nie auf die Sexualität.

Dann kam meine Krebserkrankung. Er distanzierte sich sehr bei diesen ganzen Problemen und Ängsten, die ich da hatte, gottseidank hatte ich Freunde, die mich unterstützen. Und ich ging merkwürdigerweise damit viel stabiler um als mit meiner psychsichen Erkrankung. So ein Krebs ist greifbarer.

Ein Jahr später allerdings merkte ich, dass er sich immer mehr distanzierte. Bei mir war dann wieder Alkohol im Spiel, den ich alleine trank. Dann sagte er, ich solle ausziehen. Zur gleichen Zeit hatte ich auch den Wunsch. Er war schon erstaunt, dass ich dann alles dafür tat, um eine Wohnung zu finden.

Als ich auszog, sagte er mir dann kurz nachher am Telefon, dass er weinen musste. Allerdings hatte sich am gleichen Abend noch eine Freundin, bzw. Bekannte von mir aus der Tagesklinik zu ihm ins Bett gelegt. Sie war öfter bei uns gewesen, um einiges jünger als ich, ich hatte nicht bemerkt, dass sich zwischen ihr und meinem Ex was anbahnt. Weil sie wirklich sehr viel jünger war, so alt wie sein jüngster Sohn, und psychisch auch sehr beeinträchtigt.

Eine Woche später zog sie bei ihm ein.

Er starb dann vor knapp 5 Jahren plötzlich. Wir hatten immer noch Kontakt, haben oft telefoniert und uns öfter gesehen. So war er, wenn die Freundinnen es wollten, hielt er zu allen Kontkat. Und da er immer wieder bei mir darüber klagte, wie schwierig es mit der Freundin sei, hatte ich schon insgeheim die Hoffnung, wir könnten vielleicht irgendwann wieder zusammen kommen.

Er war die einzige wirkliche Beziehung, die ich jeh hatte. Und ich habe ihn wirklich geliebt, glaube ich. Sein Tod war ein absoluter Schock für mich.

Und auch heute träume ich nachts ganz ganz oft von ihm. Ansonsten ist das Problem, abgesehen davon, dass es sowieso schwierig ist in meinem Alter als Frau, einen Mann kennen zu lernen, ist da noch das Problem der Sexualität.

Liebe Grüße

saminabi
 
Hallo Jim,

ja, ich habe deine Nachricht bekommen, danke.

Ich war ein paar Tage verrreist in Leipzig mit meinen Geschwistern, was sehr schön war.

Ich antworte dir nachher wahrscheinlich, okay?

Liebe Grüße sami
 
Hallo Jim,

erstmal vielen Dank für deine ausführliche Antwort per PN. Ich habe ganz viele Gedanken dazu, weiß nicht, ob ich es heute schaffe, die alle mitzuteilen, aber ich fang einfach mal an.

Ich glaube, wenn man zu lange schreibt, fliegt man hier einfach raus, vielleicht wäre es gut, den Text erstmal auf Word oder so zu schreiben um ihn dann hier reinzukopieren. Mach ich gerade auch nicht. mal gucken, wie es funktioniert.

Ich hatte so schöne, zwar auch anstrengende Tage mit meinen Geschwistern, dass ich mich gerade richtig gut fühle. Ich bin wirklich dankbar dafür. Mein Leben ist nicht nur schlecht. Ich habe diese Geschwister, die 10 und 12 Jahre älter sind als ich sind, die haben unserere Familienkatastrophe nochmal anders erlebt und konnten besser funktionieren, wobei sie auch daran zu tragen hatten und haben.

Mit meiner Schwester hatte ich immer einen halbwegs guten Kontakt, auch wenn sie woanders lebt, mit meinem Bruder war das problematischer, zwischen den beiden auch. Seit ein paar Jahren, also jetzt im Alter nähern wir uns an und es gibt seit ca 2 Jahren Geschwistertreffen, die für uns alle, glaube ich, sehr gut sind. Dieses Mal haben sich nicht einmal meine Geschwister gestritten, davor gab es mindestens einen Streit zwischen den beiden.

Es ist schön, eine Familie zu haben.

Ich mache jetzt erstmal Pause und schreibe bald weiter.

Liebe Grüße
Sabine
 
Ich glaube, wenn man zu lange schreibt, fliegt man hier einfach raus, vielleicht wäre es gut, den Text erstmal auf Word oder so zu schreiben um ihn dann hier reinzukopieren. Mach ich gerade auch nicht. mal gucken, wie es funktioniert.


Hallo Saminabi
Mit Word schreiben, habe ich ausprobiert. Siehst ja, was da an Mails dann zu dir kam. Genauso hier. Funzt leider nicht, wenn der Beitrag zu lange wird, dann wird das verschluckt und geht nicht raus.

Wie gesagt, mach dir wegen mir keinen Stress. Kannst auch per Nachricht schreiben, wenn du magst.

LG Jim
 
Hallo Jim,

du hast mit so vielem Recht, was du geschrieben hast.

Mein Freund brauchte anscheinend eine Partnerin, die nicht mit ihm auf Augenhöhe war, um sich selbst besser zu fühlen. Ich glaube aber, dass das sehr unbewusst war.

Er kommt bei meiner Beschreibung nicht so gut weg, das stimmt. Trotzdem gebe ich ihm im nachhinein nicht die Schuld. Ich würde auch nicht gut wegkommen, wenn er mich noch beschreiben könnte. Wir waren zusammen, weil wir uns irgendwie gefunden hatten. Wir hatten beide Defizite. Es gabe ein Muster, was wir anscheinend beide unbewusst gesucht hatten.

Das Reden zusammen war keine Masche. Ich glaube, er hatte ebenso wie ich das Bedürfnis, sich auszutauschen. Ich konnte zuhören, er konnte das auch irgendwie. Es war uns beiden wichtig. Was uns auch verbunden hat, war eine ähnliche politische soziale Einstellung, die viel Toleranz beinhaltete.

Dass er keine Kinder mehr wollte, war von Anfang an klar. D. h., ich hätte gehen müssen, wenn ich es doch noch gewollt hätte. Ich bin aber nicht gegangen, weil ich ihn brauchte. Trotzdem war natürlich dieser Konflikt da. Inzwischen denke ich aber auch: Wer weiß, wozu es gut war und ist, dass ich keine Kinder habe?

Dass ich so austauschbar war nach unserer Trennung, hat mir unendlich weh getan. Trotzdem war ich foh, dass wir immer noch Kontakt hatten. D. h. wir haben oft telefoniert, er hat mich auch immer angerufen, wenn ich irgendwie verreist war, so wie früher. Ich hatte ihn öfter besucht, allerdings mit Freundin zuhause. Wir haben uns aber auch öfter getroffen mit seinem Bruder und Schwägerin zum Doppelkopf spielen, seine Freundin spielte keine Doppelkopf. da war es auch wie früher. Wir waren uns einfach so unendlich vertraut.

Als er dann krank wurde, ich glaube, ihm war es gar nicht bewusst, wie krank, von ärztlicher Seite hat es auch niemand erkannt, machte ich mir auch schon etliche Sorgen. Niemand weiß, woran er eigentlich so plötzlich gestorben ist. Ich behaupte mal, ich wusste es, dass er sterben würde. Er hatte sehr abgenommen, Symptome, die ihn in die Notaufnahme trieben ein paar Tage vor seinem Tod. Andere Symptome trieben ihn vorher zum Arzt. Ich behaupte mal, er wurde nicht ernst genommen. Zur Notaufnahme ging er, weil er fürchtete, er hätte einen Herzinfarkt. Früher hatte er schonmal einen. In der Notaufnahme wurde ihm gesagt, mit dem Herzen sei alles in Ordnung, es sei der Magen. Dann war er beim Hausarzt, der ordnete eine Magenspiegelung an. In diesen Tagen nahm er das Tramadol von seiner Mutter um die Schmerzen zu bekämpfen und as nix mehr. Die Magenspielgelung sollte in drei Monaten stattfinden. Am Abend vor seines Todes telefonierten wir noch. Er erzählte von dem Termin der Magenspiegelung. Ich sagte, das ginge nicht so, er solle es woanders versuchen, es könne auch was Schlimmes sein.

Er sagte, komm hör auf, hier zuhause wird mir auch schon gesagt, man könne mich ja bald im Rollstuhl spazieren fahren. Ich sagte noch zu ihm, dass ich mich nie über ihn lustig gemacht hatte, wenn er krank war und mich immer um ihn gekümmert hatte. Daraufhin lachte er.

Am nächsten Morgen war er tot. Ich muss sagen, ich bin egoistischerweise heilfroh, dass ich ihn nicht tot auffinden musste, das musste seine Freundin. Sie hat sich lange nicht davon erholt, vor allem, weil bei ihr der Tod in ihrer Geschichte immer ein Thema war.

Unsere Partnergeschichte war eine sehr problematische. Trotzdem möchte ich diese Erinnerung, dieses Leben mit ihm nicht missen. Ich hab das so gelebt, niemand anderes ist Schuld. es war meine Entscheidung.

Bezüglich Sexualität schriebe ich dir privat, Jim. Aber nicht mehr heute.

liebe Grüße Sabine
 

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