Mayem
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Naja die Strahlung kann gar nix anderes tun als zurückgehen, aber dafür dass die öffentliche Meinung in Kategorien von tausend Jahren denkt, ist Tschernobyl nach nur 25 Jahren doch relativ schnell aus dem direkten Bewusstsein verschwunden. Das wundert mich eben.Naja, ich denke das liegt daran daß Tschernobyl schon so lange zurück liegt und inwzischen haben die strahlungen ja auch wieder abgenommen. Bei Tschernobyl wurde es nach kurzer Zeit ja auch (unvermeidlich) publik gemacht was passiert ist.
Was das publik machen angeht, war Tschernobyl um weiten schlimmer als Japan, dagegen war Fukushima ja das reinste Informationsparadies. Über Tschernobyl wurde überhaupt erst geredet, als die Schweden erhöhte Strahlung festgestellt haben und auch danach noch Monate bis Jahre lang gelogen und schöngeredet was das Zeug hält. Das trifft auch auf Fukushima zu, aber nicht in dem Ausmaß, da Messungen nicht in dem Maß verhindert werden (können).
Das die Atomkraftlobby mehrfach den Mund zu voll genommen hat, ja geradezu knallhart gelogen hat, da gebe ich dir völlig recht. Der RBMK-Reaktor ist definitiv eine unsicherere Variante als der Siedewasserreaktor, aber letzterer ist auch nicht 100% sicher, wie blauäugig behauptet, schon gar nicht in einer Erdbebenregion direkt am Meer. Hätten wir es allerdings in Fukushima mit 3 RBMK-Reaktoren zu tun gehabt, dann würde jetzt kein Mensch mehr an Urlaub in Tokyo denken. Ein Unterschied besteht da durchaus.Und weil der Mensch Tschernobyl als "unsicheres russisches Atomkraftwerk" ( was es gar nicht war ) eingeordnet hatte. Ganz wie die Atomkonzerne das darstellten: Eine Ausnahme, unsicheres AKW, kommt nie wieder vor etc. etc.
Jetzt interessiert mich vorallem, was für dich den Gau in Japan ungleich größer macht? An der Anzahl der Kernschmelzen ist das ja allein nicht festzumachen. Welche Messungen dienen dir als Grundlage?
Die mir bekannten zeigen ein ganz anderes Bild auf. Wir reden hier ja von ganz anderen Isotopen, die in die Luft gelangt sind. Während in Fukushima hauptsächlich Jod-131 und Caesium-137, sowie 134 ausgetreten sind mit Halbwertszeiten zwischen 8 und 30 Jahren, reden wir bei Chernobyl von ganzen Teilen der Brennelemente die durch die Explosion direkt in die Luft geschleudert wurden. Insgesamt eine deutlich größere Dimension, als Fukushima mit teilweise dutzendfach höheren Halbwertszeiten. Man darf ja nicht den Fehler machen alle radioaktiven Isotope auf ein Level zu setzen, da gibt es massive Unterschiede. Jod-131 mit Halbwertszeit von 2 Tagen baut sich auch im Körper und Nahrungsmitteln sehr schnell ab und ist deshalb beiweitem nicht zu vergleichen mit anderen Isotopen. Die in Fukushima ausgetretenen Stoffe mit einer Halbwertszeit jenseits von ein paar Tagen sind Strontium und Caesium, beide in der ausgetretenen Form mit ca. 30 Jahren Halbwertszeit und mengenmäßig in der Tat annähernd auf dem Level von Tschernobyl. Der Rest ist entweder nicht ausgetreten oder in Mengen auf einem Niveau von 1 zu 10 gegenüber Tschernobyl.
Ich bin kein Atomkraft-Befürworter und begrüße die Ausstiegspläne, zu denen es für mich keine sinnvolle Alternative gibt, will man über etwas mehr als eine Dekade hinweg denken und planen. Fukushima und Chernobyl waren Ausnahmen von der Regel, aber wir haben es hier mit regelmäßig auftretenden Ausnahmen zu tun, das muss man eben dazusagen.
Ich versuche aber die Gründe für die unterschiedlichen Reaktionen seitens der Menschen zu erkennen, denn da deutet vieles darauf hin, dass wir es hier viel eher mit reiner Psychologie, als mit Physik und Chemie zu tun haben.