Anzeige(1)

  • Liebe Forenteilnehmer,

    Im Sinne einer respektvollen Forenkultur, werden die Moderatoren künftig noch stärker darauf achten, dass ein freundlicher Umgangston untereinander eingehalten wird. Unpassende Off-Topic Beiträge, Verunglimpfungen oder subtile bzw. direkte Provokationen und Unterstellungen oder abwertende Aussagen gegenüber Nutzern haben hier keinen Platz und werden nicht toleriert.

Ist meine Mutter noch traumatisiert oder ist sie generell „ müde “ vom Leben ?

Silan

Aktives Mitglied
Deine Mutter könnte ( nicht muss) eine PTBS haben. PTBS steht für Post Traumatische Belastungs Störung und tritt oft viele Jahre nach dem erlebten Trauma auf. Es gab in den letzten Jahren mehrere Studien über Trauma und Krieg und da zeigte sich, dass z.B. viele Überlebende des 2. Weltkrieges ihre Traumata an die Folgegeneration weitergegeben hat, da sie nicht die Möglichkeit hatten ihre Traumafolgestörungen zu verarbeiten. Therapie und insbesondere Traumatherapie gibt es so ausgeprägt wie heute noch gar nicht so lange. Unsere Eltern und Großeltern wussten nicht, dass sie vielleicht durch den Krieg traumatisiert waren.
Wenn deine Mutter da Probleme hat, sollte sie zum Arzt gehen. Und sich eine gute Traumatherapeutin suchen. Wenn nicht, ist alles gut

Und wegen dem Alter:
Es macht einen Unterschied ob deine Mutter 50 oder 90 Jahre alt ist.
Ich habe eine Frau kennengelernt, die mit 82 eine PTBS diagnostiziert bekommen hat. Selbstverständlich kann das auch noch in hohem Alter behandelt werden. Wo sollte man auch eine Altersgrenze setzen?
 

Splitterbunt

Aktives Mitglied
Hallo @Hodz,
ich finde es schön, dass du dir Gedanken um deine Mutter machst.

Dein Beitrag hat mich berührt, weil meine Familie die Jugoslawienkriege auch miterlebt hat und sich das Trauma auf ganz verschiedene Weise durch unser aller Leben zieht. Meine Mutter hat sich von den erlittenen Verlusten, dem Kriegsgeschehen, der Zerstörung und Flucht nie erholt und seither große Probleme im Leben zurechtzukommen. Für meine Onkeln und Tanten der gleichen Generation war diese Zeit auch sehr traumatisierend und auch in meiner Generation hat das tiefe Spuren hinterlassen.
Es ist also durchaus möglich, dass eine Traumatisierung noch nach vielen Jahre und Jahrzehnten große Auswirkungen auf das gegenwärtige Leben hat. Das merke ich an mir selbst immer wieder.

Aber: es ist zu einfach, alles pauschal darauf zurückzuführen. Genauso ist es schwierig bis unmöglich, einen einzelnen Satz damit begründen zu wollen.

Dass du dir Gedanken machst, ist verständlich und auch, dass du nach Gründen suchst, die dir erklären, warum deine Mutter sich dir gegenüber so äußert.
Aber tatsächlich sind alle Gedanken, die du dir machst und auch alle Antworten, die hier gegeben werden, nur Spekulation. Wir wissen nicht, wie es deiner Mutter geht und was sie sich gedacht hat, als sie das zu dir sagte. Dafür kann es tausende verschiedene Beweggründe und Motive geben, die mit allem und nichts zu tun haben können.
Manchmal sagt man etwas auch aus einer spontanen Eingebung oder Laune heraus ohne großartige Hintergedanken. Und manchmal kann es natürlich auf etwas Tiefgreifendes hinweisen.

Kannst du deine Mutter darauf ansprechen und sie fragen?
Ich glaube, das ist deine beste Chance zu erfahren und zu verstehen, was derzeit in ihr vorgeht. Alles andere ist nur Rätselraten.
 
G

Gelöscht 126859

Gast
Traumatische Ereignisse können dazu führen, dass man lebensmüde wird oder sogar Suizidgedanken auftreten können.
Ich spreche aus eigener Erfahrung und würde professionelle Hilfe empfehlen.
Viel Erfolg und alles Gute
 

Silan

Aktives Mitglied
Dann ist sie im Klimakterium.
Da kann man schon mal so draufkommen.
Ich würde ihr keinesfalls einreden, traumatisiert zu sein.
Hast du einen Röntgenblick oder besondere fähigkeiten hier eine Diagnose zu stellen?

Außerdem, ein Trauma kann man nicht einreden. Und so wie der TE schreibt, hat sie definitiv Traumata erlebt. Steht hier:
Sie war während des Bosnienkriesges in einem Lager, wo sie monatelang misshandelt wurden ist…
Ob sich daraus im Laufe der Jahre eine Traumafolgestörung entwickelt hat, kann hier keiner beantworten.
 
G

Gelöscht 126978

Gast
Hallo @Hodz,
ich finde es schön, dass du dir Gedanken um deine Mutter machst.

Dein Beitrag hat mich berührt, weil meine Familie die Jugoslawienkriege auch miterlebt hat und sich das Trauma auf ganz verschiedene Weise durch unser aller Leben zieht. Meine Mutter hat sich von den erlittenen Verlusten, dem Kriegsgeschehen, der Zerstörung und Flucht nie erholt und seither große Probleme im Leben zurechtzukommen. Für meine Onkeln und Tanten der gleichen Generation war diese Zeit auch sehr traumatisierend und auch in meiner Generation hat das tiefe Spuren hinterlassen.
Es ist also durchaus möglich, dass eine Traumatisierung noch nach vielen Jahre und Jahrzehnten große Auswirkungen auf das gegenwärtige Leben hat. Das merke ich an mir selbst immer wieder.

Aber: es ist zu einfach, alles pauschal darauf zurückzuführen. Genauso ist es schwierig bis unmöglich, einen einzelnen Satz damit begründen zu wollen.

Dass du dir Gedanken machst, ist verständlich und auch, dass du nach Gründen suchst, die dir erklären, warum deine Mutter sich dir gegenüber so äußert.
Aber tatsächlich sind alle Gedanken, die du dir machst und auch alle Antworten, die hier gegeben werden, nur Spekulation. Wir wissen nicht, wie es deiner Mutter geht und was sie sich gedacht hat, als sie das zu dir sagte. Dafür kann es tausende verschiedene Beweggründe und Motive geben, die mit allem und nichts zu tun haben können.
Manchmal sagt man etwas auch aus einer spontanen Eingebung oder Laune heraus ohne großartige Hintergedanken. Und manchmal kann es natürlich auf etwas Tiefgreifendes hinweisen.

Kannst du deine Mutter darauf ansprechen und sie fragen?
Ich glaube, das ist deine beste Chance zu erfahren und zu verstehen, was derzeit in ihr vorgeht. Alles andere ist nur Rätselraten.
Meine Mutter hat sich eigentlich auch nie „auffällig“ benommen, mit der Ausnahme, dass sie mich nicht einmal was über Beziehungssachen gefragt hat. Sie wurde über einen langen Zeitraum s. missbraucht und war sogar genervt wenn eine Kussszene im Fernsehen lief. Ich habe einfach den Verdacht, da ja ihre Kinder jetzt ja alle volljährig sind sie uns mit solchen Aussagen indirekt vorbereiten möchte, dass sie vielleicht einfach nicht mehr lange leben will.
Das ist aber nur eine Vermutung, vielleicht hat sie generell einfach keine gute Phase. Das hat wirklich fast jeder Mensch hin und wieder.
 

Holunderzweig

Aktives Mitglied
Außerdem, ein Trauma kann man nicht einreden. Und so wie der TE schreibt, hat sie definitiv Traumata erlebt. Steht hier:
Wenn mein Kind einen Unfall hat und stark leidet über eine Zeit, dann ist sicher sehr viel Hilfreicher es dieses Leid vergessen zu lassen und nicht ständig zurückkommen und erinnern. Besprechen, bemitleiden, seufzen, trösten, aufstehen, weitergehen.
 

Silan

Aktives Mitglied
Wenn dein Kind ein Trauma hat, ob es jetzt um einen Unfall geht oder um Gewalt, wie hier in dem Faden, wird das Trauma kleiner und kann heilen, wenn es aufgearbeitet wird. Am besten sofort, denn es ist bewiesen, dass man frische Traumata schnell und relativ unkompliziert aufarbeiten kann. In soweit gebe ich dir absolut recht.
Wenn jetzt aber Traumata aus Mißhandlungen und/oder sexuellem Mißbrauch in der Kindheit vorliegen, und diese nicht verarbeitet werden konnten, bleibt nur die Dissoziation. Das ist zwar eine Form von Vergessen, hat aber nichts damit zu tun, dass dass ganze auch verarbeitet, also geheilt ist. Und was passiert sehr häufig mit unbehandelten, unverarbeiteten Traumata die dann wegdisdoziiert werden, weil man ja funktionieren muss? Sie brechen irgendwann auf, wenn dieser Funktionsmodus nicht mehr gebraucht wird. Und dann kanns richtig übel werden.

Dein Kind ist behandelt worden, hat Liebe und Trost erfahren, ist gehalten und begleitet wirden. Aber was ist mit den Menschen, die vergewaltigt und oder misshandelt einfach in der Ecke liegen gelassen werden, über Jahre immer und immer wieder neu vergewaltigt, geschlagen, weggesperrt und hungernd allein gelassen worden sind? Ja, sie verdrängen, vergessen was passiert ist. Bus es plötzlich nach vorne bricht, mit aller Gewalt und diese Menschen dann vor einer Realität stehen, mit der sie nie gelernt haben umzugehen. Glaubst du tatsächlich, dass man das dann wieder vergessen kann?

An einen Unfall denkt der erwachsen gewordene Mensch vielleicht zurück, kann sich dunkel erinnern, was gewesen ist und weiß, dass er versorgt wurde. Überlebende von Gewalt in welcher Form auch immer können auf diese Erfahrung nicht zurückgreifen. Sie sind gefühlsmäßig genau da, wo sie damals, vor dem Verdrängen standen, vergewaltigt, geschlagen und liegen gelassen.
 

Holunderzweig

Aktives Mitglied
Ich bin über Jahre missbraucht worden als Kind, schwer misshandelt, vergewaltigt und fast umgebracht worden mehrmals, ( später dann als Teenie) da ergab eins das andere, man kommt praktisch vom Regen in die Traufe, Übergriffe gehen leichter mit Geschwächten. Mir ist gelungen, dem zu entkommen und relativ sicher und geborgen zu leben. Das ist die beste Therapie, einen friedlichen und liebevollen Ort zu haben. Nicht zurückgehen zu diesen Gefühlen, registrieren, heute ist das nicht. Ich sehe keinen Sinn dahinter, das "aufzuarbeiten", mir genügts, dass ich nicht mehr dran denke und andere Sachen auf dem Tisch sind.
Die Mutter sagt dasselbe, sie hat es "verkraftet". Sie konnte diese Zeit wegstecken. Wer das nicht kann, klar, dem könnte man helfen mit Maßnahmen und Unterstützung durch Finden von Strategien, wie man wieder zurückkehren kann in ein normales Leben.
Ich wundere mich selbst, freu mich, dass ich die Bereitschaft aufbringen konnte, das zu vergeben und zu begraben. Ich weiß selbst nicht, wieso, aber so ist es. Ich denke an diese Deppen nicht mehr.
 

Silan

Aktives Mitglied
Das finde ich toll, dsss du das kannst.
Ich habe eine ähnliche Geschichte. Mit gings gut, hatte Familie, Beruf, eigene Praxis etc.pp.
Seit 13 Jahren geht bei mir nix mehr, da war ich ca 45 Jahre alt. Heute bin ich Pflegefall. Habs mir nicht ausgesucht, hat mich kalt erwischt. Dachte auch, ich hab das weggesteckt. Das Leben hat mich eines besseren belehrt.

Aber wir sollten hier nicht den Faden des TE mit unseren persönlichen Geschichten sprengen.
Fakt ist, es kann (muss aber nicht) eine Traumafolgestörung bei der Mutter des TE vorliegen. Wenn der Leidensdruch deiner Mutter, lieber TE zu groß ist, sollte sie das abklären lassen. Aber das kann nur sie alleine tun. Aber vielleicht ist es erst einmal wichtig für deine Mutter zu erfahren, dass es sowas wie PTBS überhaupt gibt und dass sie gegebenenfalls Hilfe bekommen kann.
Liebe Grüße
 
G

Gelöscht 126978

Gast
Das finde ich toll, dsss du das kannst.
Ich habe eine ähnliche Geschichte. Mit gings gut, hatte Familie, Beruf, eigene Praxis etc.pp.
Seit 13 Jahren geht bei mir nix mehr, da war ich ca 45 Jahre alt. Heute bin ich Pflegefall. Habs mir nicht ausgesucht, hat mich kalt erwischt. Dachte auch, ich hab das weggesteckt. Das Leben hat mich eines besseren belehrt.

Aber wir sollten hier nicht den Faden des TE mit unseren persönlichen Geschichten sprengen.
Fakt ist, es kann (muss aber nicht) eine Traumafolgestörung bei der Mutter des TE vorliegen. Wenn der Leidensdruch deiner Mutter, lieber TE zu groß ist, sollte sie das abklären lassen. Aber das kann nur sie alleine tun. Aber vielleicht ist es erst einmal wichtig für deine Mutter zu erfahren, dass es sowas wie PTBS überhaupt gibt und dass sie gegebenenfalls Hilfe bekommen kann.
Liebe Grüße
Vielleicht hatte meine Mutter sogar eine Therapie und hat mir einfach nichts davon erzählt. Mein Problem ist auch, dass ich mich selber unsensibel fühle, da ich in der Situation keine aufmunternden Worte gesagt habe. Ich respektiere sie und möchte ihr keine Empfindungen absprechen,daher kam ich vielleicht etwas kalt rüber.
 

Anzeige (6)

Ähnliche Themen

Anzeige (6)

Anzeige(8)

Regeln Hilfe Benutzer

Du bist keinem Raum beigetreten.

    Anzeige (2)

    Oben