Ich sehe hier das Problem ebenfalls hauptsächlich an der Freundin.
Ich selber habe ebenfalls das Problem, dass Kumpels sich in mich verlieben. Vor allem jene, die sich mit daten generell schwer tun, ich vermute mal, das ist ne Mischung aus "sie ist so unkompliziert" und "wenn sie sich einfach in mich verlieben würde, dann wären meine Partnersorgen gelöst". Spielt ja auch keine Rolle warum.
Für dieses Problem gibt es nur eine Lösung: man muss verliebten platonischen Freunden Grenzen setzen. Man muss nicht gleich die ganze Freundschaft beenden, aber meine Erfahrung zeigt mir, dass es hilfreich ist, erst mal Abstand aufzubauen (vor allem was gemeinsame Treffen zu zweit betrifft) und immer wieder zu betonen, dass man sich bereits für einen Mann entschieden hat und daran nichts zu rütteln ist. Und zwar gleich aus mehreren Gründen:
1. es wäre unfair meinem Partner gegenüber, der mir vertraut, wenn ich mit Freunden weggehe, auch wenn diese männlich sind und auch er längst ahnt, dass diese mich durchaus ausspannen würden, wenn sie denn könnten. Grenzen setzen ist hier ein klares Signal von wegen "die Freundschaft ist mir wichtig, aber DU bist noch wichtiger".
2. empfinde zumindest ich es als unglaublich nervig, angehimmelt zu werden und ständig aufpassen zu müssen, was man sagt, um nicht erneut Hoffnungen zu wecken. Bisher haben sich die bis dato engen Freundschaften dann auch immer gelockert, weil es einfach nervt, wenn man etwa erzählt, man hätte mit dem Freund Zoff gehabt und die Augen des Gegenübers fangen vor Freude und Hoffnung gleich zu leuchten an. Von einem (platonischen) Freund erwarte ich da einfach, mit mir mitzuleiden und das nicht gleich zum eigenen Vorteil nutzen zu wollen.
3. ist es auch für den verknallten Kumpel besser. Klar, erst mal tut es dem weh, wenn man klipp und klar sagt, der Partner hat Vorrang. Oder dass man nichts von ihm will. Oder man zu viel Nähe erst mal abblockt. Aber auf Dauer ist genau das nötig, um die vergeblichen Hoffnungen in ihm zu töten. Und das wiederum ist nötig, dass er überhaupt über die Sache, seine Wunschfrau (in dem Fall mich, bzw. bei dir deine Freundin) nicht kriegen zu können, hinweg kommen kann. Um sich am Ende eine Frau zu suchen, mit der es dann auch klappt.
Solange ein Kumpel noch Hoffnung hat, wird er all seine Energie darin investieren, seine Wunschfrau doch noch davon überzeugen zu können, dass er selbst die bessere Wahl wäre, da wird sich förmlich verrannt. Gleichzeitig bleiben andere potenzielle Partnerinnen, welche noch zu haben wären, uninteressant. So die Onlinefreundin tatsächlich existierte, würde es mich nicht wundern, wenn sie sich trennte, weil sie schlicht merkte, dass da stets eine andere Frau im Busch und sie nur 2. Wahl ist.
Nur wenn ein verliebter Kumpel all seine Hoffnung verliert, weil stets Grenzen gezogen werden und der Kontakt zeitweise minimiert wird, wird er daran arbeiten, über einen hinweg zu kommen und sich eine eigene Partnerin zu suchen. Und auch erst dann kann man eine Freundschaft wieder aufblühen lassen.
Deine (Ex-)Freundin dagegen geht den Weg des geringsten Widerstandes. Es ist ihr wohl zu unangenehm, klare Grenzen zu ziehen. Weil wenn man das macht, ist man natürlich erst mal "die Böse". Nur: mit jedem Mal, in welcher sie ihm eine solche Aktion durchgehen lässt, macht sie ihm Hoffnung. Denn andere vergebene Kumpelinen lassen das nicht mit sich machen, das weiß der BFF, also vermutet er, dass da irgendwo mehr Gefühle für ihn im Spiel sind. Also hat er (vermeintlich) noch Chancen und die will er nutzen, so gut es geht. Aus seiner Sicht würde sie eine Grenze ziehen, wenn es sie stört, tut sie nicht, also ist sein Verhalten offenbar ok. Und da seine Aktionen Erfolg haben, startet er natürlich immer mehr davon. Lassen würde er sie nur, wenn er anschließend Ärger mit ihr hätte (bzw. sie sagen würde "das muss bis morgen warten", also eine schmerzende Zurückweisung), anstatt in ihren Armen zu liegen.
Er kann nicht über sie hinwegkommen, weil sie ihm jedes Mal Hoffnungen macht. Er muss mit ansehen, wie er sie zwar irgendwie schon hat, aber eben auch noch so ein anderer Typ dazwischen hockt (du), der all die Zärtlichkeiten kriegt, die er selber gerne hätte. Er leidet sicher genauso unter der Situation wie du, weil er die Karotte (sie) zwar die ganze Zeit vor der Nase hat, sie aber dennoch nicht erreicht und sie ihn auch nicht "freigibt", dass er sich eine andere Frau suchen kann.
Ich würde ein paar Tage abwarten und sie dann zu einem Gespräch bitten. Sie muss entscheiden, wer von euch Priorität bekommt. Ich würde ihr nicht vorschreiben, die ganze Freundschaft zu beenden, aber 1x pro Woche Kontakt sollte ausreichend sein. Und sie soll ihn sich einmal zur Brust nehmen und ihm klipp und klar sagen, dass sie mit DIR zusammen sein will und - egal wie viel sie ihm der Freundschaft willen auch durchgehen lassen mag - er nie deinen Platz einnehmen wird. Es wäre in meinen Augen zudem wichtig, dann erst mal einen Monat Kontaktpause zu ihm zu machen, dass er nicht gleich die nächste Aktion startet, sondern er darüber nachdenkt und das auch wirklich in ihm ankommt.
Passt ihr das nicht, dann hat sie sich für ihn entschieden. In dem Fall würde ich mich klipp und klar trennen. Es ist Angebot genug, ihr die Freundschaft nicht komplett zu verbieten, aber wenn sie weitermachen will wie bisher, geht das Trauerspiel nur von vorne los und dann bist du ihr offenbar auch nicht wichtig genug, um die Beziehung zu retten.
Ich wünsche dir, dass es einen positiven Ausgang für dich nimmt.