Ich bin 28, Mutter eines wunderbaren Sohnes und habe eigentlich ein gutes Leben.
Doch ich habe ein unglaublich ausgeprägten Gleichgerechtigkeits Sinn... das wirkt sich immer mehr auf meinen Alltag aus. Ich kann es nicht ertragen wenn jemandem Unrecht getan wird. Es belastet mich als wäre ich es selbst, das geht mir in vielen Situationen so... ich habe soviel Empathie das ich manchmal denke die Probleme dieser Welt lastet auf meinen Schultern und ich grüble manchmal stundenlang wie ich es schaffe das es allen Menschen gut geht. Ich weiß das zu denken ist eine Utopie, aber ich denke halt so... und noch schlimmer ist, ich kann es nicht abstellen. Alle um mich herum sagen mir nimm es einfach hin, aber ich kann nicht! Ich zerbreche an den täglichen Nachrichten und frage mich was ist der Sinn hinter dem Leben auf so einer Welt. Einer Welt voller Gräueltaten und Ungerechtigkeit. Was ist schön daran, das wir hier in Europa ein "sorgenfreies" Leben führen können auf dem Rücken der armen in Emtwicklungsländern?! Ich hasse Geld und unser System! Und würde am liebsten heute diese Erde verlassen.
Vielleicht kann man den Kapitalismus wirklich nur dann zu schätzen wissen, wenn man mal an den Alternativen schnuppern durfte... Der Kapitalismus ist nicht gerecht und auch sicher keine Utopie, aber er kommt dem menschlichen Wesen am nächsten, weshalb er sich stets behaupten und so weit entwickeln konnte wie er eben ist. Im Kapitalismus gibt es gewisse Ähnlichkeiten zur natürlichen Evolution. Das ist sicherlich brutaler Sozialdarwinismus keine Frage, doch es ist auch das Erfolgsgeheimnis dieses Systems.
Gleichmacherei alla Kommunismus gab es nie und sämtliche Versuche sind in Katastrophen geendet. Und zwar schon so ziemlich in jedem Erdteil. Menschen sind nicht gleich und definieren sich sogar größtenteils über ihre Unterschiede. Das kann nicht funktionieren.
Religion ist Opium fürs Volk. Künstlich bedeutungsschwanger aufgetragene Märchen für die Menschen letztendlich sogar bereit sind, in den Krieg zu ziehen... völliger Irrsinn.
Dass das Übel der Welt nicht auf deinen Schultern tatsächlich lastet, ist dir denke ich bewusst. Was allerdings auf deinen Schultern lastet, ist das Wohl deines Kindes und eventuell noch weiterer Menschen und Tiere in deiner direkten Umgebung. Wenn jeder etwas mehr für seine direkte Umgebung empfinden würde, wäre ein gutes Stück Leid auf dieser Welt beseitigt.
Ich weiß nicht wie du darauf kommst, aber ich für meinen Teil bin ich nicht der Meinung, dass ich mein gutes Leben auf dem Rücken der "armen Entwicklungsländer" aufbaue. Auch bin ich nicht der Meinung, dass wir uns in Europa für einen jahrzehntelangen Frieden und den daraus erwachsenen Wohlstand rechtfertigen müssten. Diese Lektionen haben zum Großteil die Generationen vor uns bitterst lernen müssen. Nicht wenige der "armen Entwicklungsländer" sind prinzipiell sehr schöne und sogar teilweise reiche Fleckchen Erde... reicher als so mancher Staat in Europa was natürliche Ressourcen, Fläche und Natur angeht. Nur vergessen die Menschen über die Kämpfe darum, es zu nutzen und zu erhalten und davon in ihrem Sinne zu profitieren.
Das Leid und die Opfer haben in der Menschheitsgeschichte stets Fortschritt mit sich gebracht. Für eine intelligente Spezies wie den Menschen ist es unabdingbar sich weiter zu entwickeln. Dieser Fortschritt ist genauso sichtbar wie das Leid, man muss es nur auch zulassen können. Beides hängt untrennbar miteinander zusammen.
Du hast als einzelner Mensch darüber hinaus sehr wohl die Möglichkeit größere Dinge zu beeinflussen. Ehrenamt, Wahlen, Petitionen, Nachbarschaftshilfe, Flüchtlingshilfe, Naturschutz und vieles mehr sind Dinge, die einem hier ohne weiteres zugänglich sind.
Das Geld welches du hasst, ist lediglich ein Symbol. Es steht für einen Gegenwert. Man kann es sparen, verdienen, ausgeben, verlieren, gewinnen etc. . Man kann auch damit spekulieren. Prinzipiell kann man all diese Dinge aber auch mit natürlichen Gütern. Zu Zeiten des Tauschhandels hätte ein schlauer Bauer, der viel Saatgut besitzt, weil er gespart hat, auch bis zu einer Hungersnot / Nahrungsmittelknappheit gewartet, bis er sein Saatgut gegen ein gesundes Pferd eintauscht, da das Saatgut in Mangelzeiten entsprechend mehr wert ist und er "mehr" Pferd dafür bekommt. Das ist das Prinzip der Spekulation. Ich denke du weisst was ich meine.
Mein konkreter Tipp an dich wäre:
Wenn du dich mit Leid und Not beschäftigst, dann beschäftige dich mit allen Aspekten deiner Beobachtungen. Nutze ein wenig deiner Grübelzeit dafür, in die Leidensgeschichten wirlich einzutauchen und zu verstehen wie es zu den Situationen gekommen ist, die dich so mitnehmen. Was ist der Hintergrund dieses oder jenen Krieges? Warum kam es gerade dort zur einer Hungersnot? Was macht eine bestimmte Krankheit so tödlich und warum gibt es nichts dagegen?
Versuche etwas mehr Rationalität und etwas weniger Emotionalität in dein Leben zu lassen.