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Ich habe keine Familie

G

Gelöscht 75067

Gast
Wie gesagt, ich habe zwei gute Freund*innen, die ich sehr schätze. Und natürlich sind sie daran interessiert, wie es mir geht, was ich mache, undsoweiter. Trotzdem haben sie aber vor allem erstmal ihr eigenes Leben. Beide haben ihren Alltag, ihre Belastungen - und auch ihre eigenen Familien.
Deshalb finde ich es (u.a.) auch so schwierig, wenn man pauschal rät "mach deine Freunde zu deiner Familie". Die meisten haben bereits eine. Das bringt ein enormes Ungleichgewicht. Meine Freund*innen wären zwar sicher traurig, wenn unsere Freundschaft irgendwann mal zerbräche, hätten aber immer noch ihre Familie als Konstante. Ich eben nicht. Und Freundschaften gehen nun mal oft auseinander, das ist meine Erfahrung, und für mich eben auch der Hauptunterschied zu einer Familie. Wenn nicht der Tod dazwischen kommt, hat man seine Familie im Normalfall ein Leben lang, egal, was passiert. Man hat Menschen, denen man (mehr oder weniger gern) verpflichtet ist, die einem (mehr oder weniger gern) verpflichtet sind. Nur mal so als Beispiel: wenn jemand einen Autounfall hat - wer wird benachrichtigt? Wenn jemand stirbt - an wen wird sich dann gewendet, um alles zu organisieren, etc.? Richtig, die Familie.
Ein weiteres Beispiel: meine Freundin. Sie hatte vor ein paar Wochen eine Blinddarmentzündung - ihre Eltern haben sie im Krankenhaus besucht, und anschließend, zum Kurieren, mit zu sich genommen. Ja, sie ist erwachsen, ja, sie wohnt allein, ja, sie hat ein eigenes Leben - und trotzdem war es für sie einfach schön, "zuhause" zu sein und umsorgt, gehegt zu werden. Ganz bestimmt mussten ihre Eltern wegen ihres spontanen Besuchs das ein oder andere umplanen - aber das war eben gar keine Frage, das wurde einfach so gemacht.
Wenn mir etwas passiert, dann habe ich niemanden, der einfach so da ist.
Und bitte, bitte sagt mir jetzt nicht, dass es aber auch Leute gibt, die Familie haben und trotzdem niemanden, der da ist, dass es mit Familie auch schwer ist - ich weiß das alles, glaubt mir.

Wie ich schon mal schrieb: sehr lange habe ich versucht, das wegzuschieben, nicht daran zu denken, "nicht rumzuheulen, weil das auch nichts ändert". So oft hat man mir gesagt, ich solle doch lieber froh sein, nicht den Stress zu haben, den andere mit ihren Familien haben, so oft habe ich gehört, dass andere es aber auch schwer haben, dass ich irgendwann einfach nichts mehr gesagt habe. Wie soll man das jemandem begreiflich machen, der es schlicht nicht verstehen KANN? Viele unterstellen dann, dass ich mich nur wichtig machen, den "Wer hat's am schwersten"-Contest gewinnen will. Was noch mehr dazu führt, dass ich lieber nichts mehr sage.

Ich wünschte einfach, ich hätte Menschen mit ähnlichem Hintergrund, die.. ja, halt verstehen. Das Nicht-Verstanden-werden, das Sich-verteidigen-und-erklären-müssen werden macht nur noch einsamer.
(Bitte nicht falsch verstehen, ich habe durchaus wahrgenommen, dass manche in diesem Thread teilweise ähnliche Erfahrungen haben. Und diese Momente des Verstehens tun gut.)
Naja, das Problem ist halt, dass du in meinen Augen einen gesonderten Fall darstellst. Hier im Forum treiben sich eher Menschen mit zerrütteten bzw. gestörten Familienstrukturen rum als mit verstorbenen Eltern. Dazu gehöre auch ich. (Wenn ich richtig verstehe, hattest du deine biologischen Eltern nie richtig kennengelernt?)

Dieses "Sich nicht verstanden fühlen" haben allerdings alle zu kämpfen. Kinder, die aus unterschiedlichen Gründen den Kontakt zu Familien abbrechen mussten, müssen sich wahrscheinlich viel öfter rechtfertigen als du, warum sie ja so böse, herzlos, undankbar seien, dass sie ja überhaupt froh sein mussten, dass sie überhaupt Eltern hatten und blablabla...

Da prallen einfach zwei Lebenswirklichkeiten aufeinander, weswegen ich befürchte, dass du zumindest im dem Forum zu keinen Ergebnis kommen wirst.
 
A

AvaM

Gast
Naja, das Problem ist halt, dass du in meinen Augen einen gesonderten Fall darstellst. Hier im Forum treiben sich eher Menschen mit zerrütteten bzw. gestörten Familienstrukturen rum als mit verstorbenen Eltern. Dazu gehöre auch ich. (Wenn ich richtig verstehe, hattest du deine biologischen Eltern nie richtig kennengelernt?)

Dieses "Sich nicht verstanden fühlen" haben allerdings alle zu kämpfen. Kinder, die aus unterschiedlichen Gründen den Kontakt zu Familien abbrechen mussten, müssen sich wahrscheinlich viel öfter rechtfertigen als du, warum sie ja so böse, herzlos, undankbar seien, dass sie ja überhaupt froh sein mussten, dass sie überhaupt Eltern hatten und blablabla...

Da prallen einfach zwei Lebenswirklichkeiten aufeinander, weswegen ich befürchte, dass du zumindest im dem Forum zu keinen Ergebnis kommen wirst.
Hallo Sil,

ja, den Eindruck habe ich mittlerweile auch. Im "echten Leben" habe ich mich schon oft als Sonderfall gefühlt, ich kenne niemanden persönlich, der eine ähnliche Geschichte hätte. Trotzdem dachte/wusste ich, dass ich ja nicht die Einzige sein kann; und nachdem ich beim Googeln öfter auf dieses Forum gestoßen bin, dachte ich, "versuch's einfach". Naja. Es war ein Versuch.
 
A

Angua

Gast
Ava, es könnte ja sein, daß Du noch hier mitliest trotz der Löschung, alles überdenkst, was geschrieben wurde und später wiederkommst.
Bitte versinke jetzt nicht in Selbstmitleid, sondern nutze die Therapie, um etwas zu akzeptieren, das nicht mehr geändert werden kann. Und dann damit umzugehen.
 

Daoga

Urgestein
Jeder erwachsene und selbständige Mensch hat die Möglichkeit, sich irgendwo eine Großfamilie zu suchen und einzuheiraten. Dann sind halt die Schwiegereltern sowas wie Ersatzeltern, die dortigen Großeltern sofern noch vorhanden Ersatz für die eigenen. Wer im Inland nix passendes findet, kann auch im Ausland, wo Großfamilien noch häufiger sind als bei uns, auf die Suche gehen. Weitere Möglichkeit für Leute, für die in eine Familie auf jeden Fall Kinder gehören, denen eigene aber verwehrt blieben: als Elternteil in ein SOS-Kinderdorf gehen, auch dort gibt es familiäre Strukturen.
 

Maya111

Aktives Mitglied
Also, ich weiß ja nicht.
Ich könnte mir gut vorstellen, dass es der TE in erster Linie erstmal darum geht, dass sie mit ihrem Anliegen überhaupt erst ernst genommen wird.
Antworten im Sinne... akzeptiere was nicht änderbar ist... sei "glücklich" darüber, weil du mehr Freiheiten hast...mache deine Freunde zur Familie.... etc. bringen rein gar nichts.
Es vermittelt eher das Gefühl, dass man mit seinem Anliegen sowas von nicht ernst genommen wird.

Es ist so ein riesen Unterschied, ob jemand liebevolle Eltern hatte und jetzt nicht mehr hat, ob jemand grauenvolle, misshandelnde Eltern hatte und jetzt glücklich ist, dass er/sie ihre Eltern los ist oder ob jemand komplett ohne Bezugsperson aufgewachsen ist.
 

Maya111

Aktives Mitglied
Und als Ergänzung:

Diese Möglichkeit darüber reden zu können und zu dürfen, ist schon sehr befreiend. Gleichzeitig ernst genommen und verstanden zu werden, Gold wert.

Daher auch die Aussage der TE, vielleicht findet sich jemand in gleicher/ähnlicher Situation zum Ausstausch.
Das sie nichts tun kann, um Eltern rückwirkend zu bekommen, das weiß sie längst selbst.
 

Daoga

Urgestein
Etwas nachzutrauern was nie existiert hat, was sich unter Umständen, wenn es existiert hätte, auch zur Hölle auf Erden hätte auswachsen können, ist meines Erachtens ziemlich sinnfrei.

Empfundene "Lücken" in der eigenen Kindheit lassen sich später zwar auf verschiedene Art kompensieren, aber nachträglich nicht mehr füllen. Man kann sich nur damit trösten, daß es trotzdem irgendwie immer vorwärts ging, daß die Tage trotzdem irgendwie erfüllt waren und herumgingen.

Viele Menschen haben solche empfundenen Lücken, ob mit Familie oder ohne, ob wegen der Familie oder aus anderen Gründen, die TE ist da nichts außergewöhnliches.

Statt sinnlos in einer nicht erfüllenden Vergangenheit abzuhängen, sollte man lieber vorwärts schauen. Es gibt durchaus Möglichkeiten, sich trotzdem noch auf die späten Tage eine Familie zu suchen wie ich bereits schrieb, in irgendeine Großfamilie einheiraten oder einer Organisation beitreten, wo man mit offenen Armen willkommen geheißen wird. Vor allem bei Großfamilien hat man dann oft plötzlich mehr Verwandtschaft an der Backe, als man sich jemals gewünscht hätte.
 
A

Angua

Gast
#Maya

Ava hat entschieden, ihre Posts hier zu löschen.
Ich stimme Dir in manchen Teilen zu.
Aber hier nochmal ein Zitat aus dem EP
Aber in der letzten Zeit wird mir - ausgelöst durch einige zerbrochene Beziehungen und Freundschaften - so richtig bewusst, was das heißt; oder besser gesagt: zu den Tatsachen kommt jetzt auch das entsprechende Gefühl. Und das ist.. uff, das ist ganz schön hart manchmal. Ich fühle mich unfassbar allein.
Ava ist Mitte 30.
Ich glaube (Bauchgefühl), es sind für sie wichtige Beziehungen (vielleicht auch mit Kinderwunsch) zerbrochen und um DA nicht genau hinschauen zu müssen, wieso und weshalb, weil es viel, viel zu weh tut, fokussiert sie sich jetzt auf einmal auf die nicht vorhandene Familie. Es ist ja auch traurig. Aber ganz gewiß nicht neu für sie. Natürlich kann sie kaum jemand verstehen, ihrer Meinung nach.
 

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