Ja, ich erkenne das Verhaltensmuster wieder. Mein Vater hat sich aus der Erziehung rausgehalten, so weit er das konnte. Er hat gut für uns gesorgt, und war auch mit uns Radfahren, oder dergleichen, aber mit Konflikten oder dergleichen wollte er nichts am Hut haben. (mildernder Umstand: einige Jahre auf der Arbeit waren auch echt heftig für ihn)
Wenn er mal was gesagt hat, dann entweder nur im Sinne des Mittleren, oder es hieß im Allgemeinen, wir sollten einfach aufhören mit Streit. (Ich bin der Jüngste, der Älteste hat quasi sein Ding gemacht.)
Viele Jahre später sagte er zu meiner Mutter, er wünschte, er hätte dem Mittleren auch mal Grenzen aufgezeigt. Als ich einige wenige Monate später mal mit ihm darüber sprach (es war auch eine Baustelle der Therapie) meinte er zu mir, er könne sich nicht erinnern.
Schwachsinn. Was man 20+ Jahre im Kopf hat, vergisst man nicht zwei, drei Monate später. Also muss er entweder meine Mutter angelogen haben, oder mich. Trotz aller Verarbeitung kommt mir der Groll heute noch, wenn ich daran denke, dass man so dreist lügen kann. Naja....
Er will offensichtlich nur seine Ruhe: Verdrängen, verdrängen, verdrängen. Aber das hat er zu Hause auch nicht anders gelernt. Dort gab es keine Streitkultur, sondern schön alles unter den Teppich. Bei uns war es dann nicht so krass. Gesund aber auch nicht, wie beschrieben.
Wenn Dein Vater dieses Spielchen mit dem Pony mitgemacht hat, ist das auch ein Zeichen von Verdrängung. Aus welchem Grund auch immer.
Dass das nicht gesund ist für die Familie, ist klar.
Man kann allenfalls betrachten, was die Eltern geprägt hat, und damit mehr oder weniger seinen Frieden machen.
Gespräche mit den Eltern - naja..... Mein Vater will ja nicht reden, und mit meiner Mutter konnte ich schon darüber reden, aber es ist blöd, dass das nur mit ihr ging.
Letztlich muss man in der Regel selbst aufarbeiten, fürchte ich. Weil die Eltern und Geschwister meist nicht mitziehen und/oder es immer noch Konflikte gibt. Zum mittleren Sohn meiner Eltern habe ich keinen Kontakt mehr, der älteste und ich schubsen uns drei, vier Kurznachrichten pro Jahr hin und her.
Ich und meine Mutter sind letztlich die Einzigen gewesen, denen daran gelegen war, das Ganze in der Rückschau zu betrachten. Mir hat Tiefenpsyschologie geholfen. Meine Mutter war bei einer Psychologin, ich glaube es war Psychoanalyse, weil die Therapeutin fast nichts gesagt hat. Hat meiner Mutter nicht geholfen. Ich persönlich halte Psychoanalyse inzwischen für Scharlatanerie, hatte selbst mal zwei Termine zur Probe, in einem anderen Zusammenhang. Aber im Gegensatz zu meiner Mutter konnte ich Nein zu einer Therapie sagen, die mir nichts gebracht hat.
Ich weiß nicht, wie offen man in Deiner Familie darüber ist, über die Vergangenheit zu sprechen. Vielleicht kann das gelingen, aber oft ist man in der Hinsicht auf sich allein gestellt.
Die Hauptarbeit muss man eh selbst und ohne Angehörige machen, weil ja jeder Mensch stets nur seine eigene Geschichte verarbeitet, nicht nur im familiären Kontext.
PS: Ich könnte noch so viel ergänzen, und habe schon enige Änderungen vorgenommen. Entschuldigung. Ich lasse dieses Posting jetzt in Ruhe.