dastinchen postete:
Die Hauptsache ist, dass man sich selbst wohl fühlt
auf Arbeit
Der Mensch ist äußerst anpassungsfähig. Er passt sich sogar,
wenn er eine "beschädigte Subjektivität" hat, und das ist das
Bemerkenswerte, " f r e i w i l l ig " seinem
Ausbeuter 3) an und das sogar bis in den Tod hinein. Der
Faktor "wohlfühlen" besagt deswegen noch lange nicht, ob die
Menschenrechte nicht verletzt oder gar der Mensch nicht als Sklave
gehalten wird. Allein der Faktor, dass Menschen sich damit
abfinden, mit oder an Krebs zu sterben, ist der Beweis
für die psychische und geistige Kaputtheit jener Spezies, die sich
nicht dagegen wehrt oder wehren kann, eben weil sie
eine "beschädigte Subjektivität" besitzen. Ähnlich verhält es sich
mit den sozialschädlichen, wie auch gesundheitsschädlichen
Faktoren der Erwerbsarbeit, die sogar inzwischen zur Gänze
die Famlienstrukturen grundlegend negativ verändert hat.
Darüber hinaus ist bekannt, dass durch die Leistungsverdichtung ect.
immer mehr Menschen krank und gestört werden. Von
"wohlfühlen" kann ja wohl bei immer mehr Arbeitnehmern keine
Rede mehr sein, immer öfter weder objektiv noch subjektiv.
Verdinglichung und Entfremdung, vor allem am
Arbeitsplatz nehmen immer mehr zu und das in einem Ausmaß,
dass dieses enorm auf das Individuum und auf die Gesellschaft in
einem bedrohlichem Ausmaße destruktiv wirkt.
Ein Kanarienvogel mag sich auch "wohl" fühlen, selbst
wenn er in einem goldenen Käfig haust. "Der Faktor "wohlfühlen"
als einziger Faktor für ein menschenwürdiges Leben reicht also
nicht aus, um unsere Qualität des Menschseins richtig einschätzen
zu können.
"Hungern im Büro", so heißt dieser Thread hier und es bedarf
einer grundlegenden Betrachtung des Menschseins, warum immer
mehr Menschen sich das Fressen im Büro und anderswo verbieten
lassen, nur weil der "Führer" es so will. Aber hallo ! Kennen wir
solches Verhalten nicht irgendwoher ???!
Diejenigen die den Mehrwert schaffen sind die Arbeitnehmer, nicht
der Arbeitgeber. Das wird viel zu wenig bedacht bei dem Prozess
der Ausbeutung, Verdinglichung und Entfremdung.
Am Ende wird die totale Katastrophe stehen, individuell und
kollektiv. Niemand sollte dann aber sagen, er hätte es nicht
kommen sehen. Opfer sind meistens auch Täter. Auch im Büro,
nicht nur in der Familie.
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1) Als Basisliteratur für Studenten und
interessierte Laien mit entspr. Voraussetzungen
empfehle ich z.B.
Prof. Dr. Hans-Georg Trescher, Sozialisation und
beschädigte Subjektivität, Psychoanalytische Reflexion
und therapeutische Verfahren in der Pädagogik, Band 9,
Fachbuchhandlung für Psychologie.
2) ebenda, S. 238
weitere psychoanalytisch-pädagogische Literatur:
››› buch.de - bücher - versandkostenfrei - Grundlagen der Psychoanalytischen Pädagogik. Psychoanalytische Pädagogik - Hans-Georg Trescher; Mario Muck
3) Immer mehr Menschen lassen sich immer öfter ausplündern
und sehen ihren Brötchengeber dann noch als akzeptable
"Führerperson" an, der man freiwillig und gerne dienen
möchte.