Hilfe! Wie umgehen mit manischem Mensch / manischer Phase?

Oh Mann... und es geht los... Genau wie ich befürchtet habe. Meine Mutter ruft nun auch mitten in der Nacht an, dann gleich wieder früh und diverse male täglich. Ich bin gestern einmal ran gegangen und habe dann 1,5 Stunden mit ihr telefoniert und dabei zugehört wie sie wasserfallähnlich und mit übertriebener Euphorie über jede Kleinigkeit erzählt. Heute war ich dann wie ausgebrannt und nur müde... irgendwie setzt mir das wohl ganz schön zu. Dann bin ich eben gerade noch mal ans Telefon gegangen... dabei war meine Mutter wieder so überdreht und als sie dann in einer Endlosschleife bis ins letzte Detail erzählte was genau sie heute bei einer Dönerbude gegessen habe, worauf ich erstmal freundlich einging, habe ich irgendwann unüberlegt (wenn auch in nettem Ton) gesagt, dass sie es mir doch nicht ganz so ausführlich erzählen bräuchte. Sowas sage ich sonst nie, aber irgendwie hatte ich leider meine Nerven nicht mehr im Griff und war deshalb einfach ehrlich in dem Moment. Worauf meine Mutter natürlich gleich an die Decke ging als habe sie nur auf einen Anlass gewartet. Was mir einfiele ihr vorschreiben zu wollen wie ausführlich sie etwas erzählen dürfe, ICH sei wohl nur auf Streit aus, etc.... Ich kenne dieses extrem angriffslustige, überdrehte Verhalten bei ihr leider allzu gut. Und es macht mir große Sorgen. Ich habe dann eben prompt aufgelegt. Denn ich weiß leider, dass solche Gespräche nur weiter eskalieren können, wenn meine Mutter in ihre manischen (und/oder) agressiven Phasen kommt. Das ist aber eigentlich etwas wofür ich mich total schäme, weil einfach auflegen ja unhöflich und respektlos ist... doch ich weiß mir bei ihr nicht anders zu helfen. Nun hab ich wieder Schuldgefühle.

Schuldgefühle weswegen genau?

Weil Du einfach aufgelegt hast? Wie sollst Du Dich sonst ihrer übergriffigen Art erwehren?

Kannja, deine Mutter ist im Moment extrem übergriffig. Wie sonst sollst du dich den wehren? Du hast dir nichts vorzuwerfen. Grenz dich ab. Du kannst ihr nicht helfen, aber verhindern, dass es dir schlechter geht, indem du dich nicht in ihren Strudel mit hineinziehen lässt. Du hast richtig gehandelt.

weidebirke meinte:

Schuldgefühle weswegen genau?

Weil Du einfach aufgelegt hast? Wie sollst Du Dich sonst ihrer übergriffigen Art erwehren?

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Ja, deshalb. Es ist so, dass fast die ganze Verwandschaft, inklusive meines Bruders, sich schon seit vielen Jahren komplett von meiner Mutter abgewand hat.... wegen ihrer Bösartigkeiten, den überdrehten Anrufen und anderem, sehr unangenehmem Verhalten. Alle sagen "ihre Einsamkeit und traurige Lebenssituation hat sie sich ja nur selbst zu zuschreiben!". Durch ihr eigenes Handeln. Mir hat sie wie schon erwähnt auch verdammt viel angetan... Aber ich frage mich auch inwiefern man meine Mutter überhaupt wirklich für ihr Verhalten verantwortlich machen kann - wegen der bipolaren Störung. Mir geht die Frage durch den Kopf ob es nicht furchtbar unfair und gemein ist jemanden zu verurteilen der psychisch krank ist. Lange habe ich meine Mutter bei den Dingen die sie mir antat für völlig klar und einfach bösartig gehalten... nun bin ich mir nicht mehr so sicher ob das überhaupt fair ist bzw. wann sie weiß was sie tut und wann nicht.

Es geht doch gar nicht darum, dass du deine Mutter verurteilst. Das kannst du getrost denen überlassen, die es sowieso schon tun. Es geht darum, dass du dich jetzt, solange deine Mutter eine manische / aggressive Phase hat soweit abgrenzt, dass sie dir mit ihrem Verhalten nicht schadet. Klar kann sie nichts dafür, dass sie so ist. Sie ist krank. Aber auch sie muss begreifen lernen, dass du nicht rund um die Uhr für sie zur Verfügung stehen kannst.

Kennst du ihren Arzt? Ich denke, sie bräuchte im Moment wahrscheinlich die Medikamente anders dosiert. Steht deine Mutter unter Betreuung?

Sisandra meinte:

Kannja, deine Mutter ist im Moment extrem übergriffig. Wie sonst sollst du dich den wehren? Du hast dir nichts vorzuwerfen. Grenz dich ab. Du kannst ihr nicht helfen, aber verhindern, dass es dir schlechter geht, indem du dich nicht in ihren Strudel mit hineinziehen lässt. Du hast richtig gehandelt.

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Ich danke Dir!
Gestern sprach ich mit meiner Mutter darüber, dass sie nur einmal alle 8 Wochen zu einer sozialpsychiatrischen Beratungsstelle geht, nur um sich dann jeweils ihr neues Rezept für ihr Psychopharmakum abzuholen. Ich sagte meiner Mutter dazu, dass es doch gut für sie sein könnte regelmäßiger, am besten mit einem richtigen Psychologen/Psychotherapeuten zu sprechen. Sie meint das nicht nötig zu haben.... Dabei glaube ich, dass auch die extremen Hoch- und Tiefphasen dann vielleicht rechtzeitig bei Beginn erkannt werden und so ein eskalieren verhindert werden könnte. Zumal meine Mutter sich ja auch nie mit der Wurzel ihrer Erkrankung beschäftigt hat und eine Psychotherapie ja evtl. auch dazu beitragen könnte, dass sie auf Dauer stabiler bliebe.
Aber sie will nicht... Und in den Manien macht sie auch ziemlich viel Blödsinn. Da mach ich mir echt Sorgen wohin das jetzt führt. Und wenn ich, so wie vorhin "hart" ihr gegenüber bin, habe ich Angst damit ihren Zustand auch noch zu verschlimmern.

Kannst du dich mit der Stelle wo sie ihr Rezept immer holt einmal in Verbindung setzen und dort deine Sorgen mitteilen? Vielleicht fällt denen ja etwas ein, wie sie deine Mutter dazu bringen können, so bald wie möglich dort wieder hinzugehen.

Sisandra meinte:

Es geht doch gar nicht darum, dass du deine Mutter verurteilst. Das kannst du getrost denen überlassen, die es sowieso schon tun. Es geht darum, dass du dich jetzt, solange deine Mutter eine manische / aggressive Phase hat soweit abgrenzt, dass sie dir mit ihrem Verhalten nicht schadet. Klar kann sie nichts dafür, dass sie so ist. Sie ist krank. Aber auch sie muss begreifen lernen, dass du nicht rund um die Uhr für sie zur Verfügung stehen kannst.

Kennst du ihren Arzt? Ich denke, sie bräuchte im Moment wahrscheinlich die Medikamente anders dosiert. Steht deine Mutter unter Betreuung?

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Nein, persönlich kenne ich ihren Arzt nicht. Den Namen weiß ich und wo die Beratungsstelle ist in der er arbeitet natürlich auch. Doch meine Mutter ist seit einigen Jahren nicht mehr unter Betreuung - insofern kann ja im Grunde auch niemand eingreifen, wenn sie es nicht selbst einsieht. Es sei denn, es würde eben wirklich wieder so eskalieren, dass sie eine Gefahr für sich und andere darstellen würde. Das war früher schon der Fall und sie wurde mehrmals zwangs-eingewiesen. Allerdings ist das letzte Mal nun viele Jahre her und sie kommt ja meist allein zurecht und ist friedlich.

Ich würde den Arzt trotzdem mal anrufen. Dann weiß er immerhin, wie es deiner Mutter aktuell geht und kann wenn sie nächstes Mal zu ihm geht genauer darauf eingehen.

Eventuell kennt der Arzt ja auch eine Anlaufstelle für Angehörige in der Nähe. Ich denke, so ein Austausch könnte dir jetzt gut tun.

Deine Mutter hat die Verantwortung für sich selbst. Sie nimmt sie nicht wahr.

Du hast die Verantwortung für Dich selbst, genauso. Nimm Du sie wahr. Dazu gehört, dass Du Dich abgrenzt und Dich nicht fertig machen lässt.

Dass es Dir so schwer fällt, Du Dich für ganz normale Dinge schuldig fühlst, gehört zu Dir und Deinen Erfahrungen, ist die Baustelle, an der Du für Dich sorgen musst.

Im Grunde hilfst Du Deiner Mutter dabei, nichts für ihre Gesundung tun zu müssen. So wie Co-Abhängige aus Liebe Suchtkranke unterstützen und dabei verhindern, dass der Süchtige wirkliche Maßnahmen zur Gesundung unternimmt, bedienst Du die Verhaltensweisen Deiner Mutter.