Große Probleme in der Ausbildung

Hallo zusammen,

ich habe ein großes Problem. Ich habe am 01.08.16 eine Ausbildung zum Technischen Zeichner angefangen. Das heißt, ich bin im 1. Lj. Ich bin für die Ausbildung extra ca. 200 km von zuhause weggezogen. Ich wurde schon von Anfang an voll eingespannt i die Arbeit. Da die Arbeit sehr kompliziert ist und auf dem Millimeter genau ist, fällt es mir wegen dem Zeitdruck und allgemein wegen dem Stress schwer, alles korrekt zu zeichnen. Das heißt, jeder kleinste Fehler kann einen großen finanziellen Schaden anrichten. Ich bekomme schon komplette Bauvorhaben vorgelegt, die ich eigentlich alleine abarbeiten soll. Ich kann zwar meinen Ausbilder alles fragen, doch ab und zu traue ich mich nicht, da ich chon ganz schön oft und komplexe Fragen frage. Somit brauche ich ganz schön lange für die Abarbeitung der Aufgaben und die Aufgaben häufen sich, sodass ich unter extremen Zeitdruck leide und sich somit auch Fehler einschleichen. Meinem Chef brauche ich bestimmt auch nicht fragen bzw ansprechen, da ich nicht wüsste, wie er mich mit leichteren Aufgaben den ganzen Tag beschäftigen soll.
Ich bin jeden Abend extrem erschöpft und mir macht die Ausbildung keinen Spaß mehr, da ich nur nur noch unter Angstzuständen leide, ob ich irgendwas falsch mache. Wahrscheinlich fehlt mir auch etwas das technische Verständnis für den Beruf. Leider weiß ich nicht, was ich machen soll. Wenn ich die Ausbildung abbreche, dann habe ich keine Alternative. Ob mich jetzt noch ein anderer Betrieb (für eine andere Fachrichtung, da mir der Beruf keinen Spaß mehr macht) nimmt, ist auch so eine Frage. Schließlich habe ich hier oben eine eigene Wohnung, und Zuhause einziehen, ist auch nicht so richtig möglich, da meine Eltern mein altes Zimmer schon neu eingerichtet haben. Außerdem gibt es meiner Heimat nur Berufe wie Restaurantfachmann oder Hotelfachmann. Ich habe ein relativ gutes Abitur absolviert, deswegen bin ich mir unsicher, ob das wirklich mein Niveau ist (sorry, ich hoffe, ihr wisst, was ich meine, ich möchte hier keinen beleidigen). Ich meine es so, dass ich für Restaurantfachmann oder Hotelfachmann kein Abitur hätte machen müssem. An sich wäre einer diese Berufe vielleicht was für mich. Oder ggf. Altenpfleger, aber da trifft die Begründung von eben auch wieder zu. Ich weiß nicht, ob ich trotzdem abbrechen soll im 1. Lehrjahr oder ob ich durchziehen soll. Aber ich weiß nicht, ob ich das noch über zwei Jahre durchhalte, da es ja auch immer schwieriger wird. Ich habe schon öfters Bauchschmerzen und komme frühs nicht mehr ausm Bett. Ich habe außerdem Angst, an Depressionen zu erkranken, weswegen ich auch schon überlegt habe, einen Psychologen aufzusuchen. Ich möchte meine Eltern auch nicht enttäuschen, außerdem würde ich bestimmt finanziell nicht klarkommen, wenn ich die Ausbildung abbreche, da ich auch BAB beziehe, und die bei eineer zweiten Ausbildung nicht mehr gezahlt wird.


Was soll ich nur tun????!!!! Ich fühle mich so hilflos und habe extreme Angst vor der Zukunft.


Danke für das Lesen des langen Textes, aber ich musst einfach mal alles rauslassen. Und sorry für eventuell auftretende Rechtschreibfehler, aber ich habe einfach losgeschrieben.

hallo liteplace,

Dir ist nicht leicht zu raten, weil Du mit Deinen Fähigkeiten aus der Ferne nicht eingeschätzt werden kannst.

Bei der Wahl des Berufes stellt sich n.m.M. weniger die Frage, ob Du dafür Abitur benötigst oder nicht, sondern eher ob Du über die im jeweiligen Beruf benötigten softskills verfügst. Softskills sind die Fähigkeiten, die nicht im Abiturzeugnis aufgeführt sind.

Wenn Du den Beruf des Maurers ausüben willst, solltest Du wetterresistent sein.
Wenn Du den Beruf des Dachdeckers ausüben willst, solltest Du schwindelfrei sein.
Bei diesen Berufen sind also Wetterfestigkeit und Schwindelfreiheit die benötigten Softskills.


Und wenn Du den Beruf des Bauzeichners ausüben willst, sollte es Dir liegen, Dich lange zu konzentrieren und genau zu arbeiten. Ob Du also im richtigen Beruf bist, wirst Du eher feststellen können, wenn Du Dir die softskills Deines Berufes durch den Kopf gehen lässt, solltest Du eine Ahnung haben, ob das in Deinem Vermögen liegt. Dabei mußt Du die benötigten Softskills nicht perfekt drauf haben. Ein Maurer-Azubi ist sicher noch lange nicht so wetterresistent wie ein Maurer, der schon 10 Jahre oder länger auf dem Bau arbeitet. Also auch Softskills lassen sich verbessern.

Mir scheint, Du wirst in dem Ausbildungsunternehmen bereits als volle Arbeitskraft eingesetzt. Das finde ich nicht korrekt. Aber was willst Du machen?

An Deiner Stelle würde ich folgendes tun:
1. Besprich mit Deinem Vorgesetzten generell wie mit auftauchenden Fragen umgegangen werden soll.
a) Du gehst bei jeder Frage zu ihm hin und fragst
oder
b) Du machst Deine Arbeit und schreibst Dir die Fragen auf, die sich zwischendurch Dir stellen. Und diesen Zettel mit Fragen legst Du Deinem Chef abends hin
oder
c) Nachdem Du eine Arbeit beendet hast, dann übergibst Du Deine Arbeit mit einem Zettel, auf dem Deine Fragen stehen. Und dazu schreibst Du, wie Du damit umgegangen bist. Also wenn Du nicht wusstest, ob Du z.B. das Satteldach so oder so einzeichnen solltest, hast Du die Variante X gewählt.

Auch achte darauf: Immer wenn Dir eine Aufgabe übertragen wird, stelle Deine Fragen:
1) gibt es Besonderheiten, die ich wissen sollte?
2) worauf muß ich achten?
3) wann kann ich mit Ihnen Fragen besprechen, die sicherlich zwischendurch auftauchen?

Die Vorgehensweise b und c führt vermutlich dazu, dass Du so manche Zeichnung korrigieren musst. Na und? Dann ist das eben so.

Denke Du für Dich: Wenn man eine meisterliche Leistung von mir erwartet, dann hätte man mich als Meister einstellen sollen und nicht als Azubi.

Wenn der Chef Dir oft Fehler vorwirft.... der Ton evt. rüde ist, dann gewöhne Dir an, dem berechtigten Vorwurf zuzustimmen und eine Faust in der Tasche zu machen. Zu den Softskills gehört es, berechtigte Vorwürfe aushalten zu können. Zart besaitete Menschen leiden schneller als Menschen, die hart im Nehmen sind. Zu zart besaitete Menschen scheiden aus - aber nicht nur im Beruf des Bauzeichners, sondern in allen Ausbildungsberufen. Das hat mit Abitur nichts zu tun.

Mach nur nicht den Fehler, dass Du von Dir selbst jetzt schon, im 1. Ausbildungsjahr, Perfektion erwartest oder ein Wissen, welches dem Wissen eines Meisters gleich kommt. Wegen dem Lernen bist Du da... nicht vergessen.

Und sorge dafür, dass Du gut schläfst. Unausgeschlafene Menschen machen mehr Fehler...

Und bevor Du evt. die Klamotten hinwirfst, frage Dich, ob Du ein Flüchtling bist. Flüchtlinge sind Menschen, die abhauen, sobald es ungemütlich und unbequem wird. Menschen, die über ein gutes Maß an Widerstandskraft verfügen, halten einen Druck von außen aus und entwickeln eher eine noch größere Widerstandskraft.

Helfen Dir diese Zeilen?


LG, Nordrheiner

Hallo,
ich schätze mal, du willst damit sagen, dass du dein Abitur nicht umsonst gemacht hast, dass du einen guten Abschluss hast und es zu mehr bringen kannst als "nur" Altenpfleger?
Wenn ja, diesen Gedanken kann ich gut nachvollziehen. Mir würde so mancher "einfacher" Job auch Spaß machen, allerdings nicht genügend um für so wenig Geld zu arbeiten.
Versuche doch mal mit deinem Ausbilder zu reden. Erzähle ihm doch mal, dass du so viele komplexe Fragen in deinem Kopf hast. Ich kann es so von außen nicht beurteilen, aber wenn man sich schon Gedanken über komplexe Sachen macht, hat man dann nicht auch ein Grundinteresse, das für den Beruf spricht? Spreche mit ihm darüber, dass du Angst hast Fehler zu machen, dass du dich bemühen willst, aber nicht kannst, weil du dich so darauf versteifst ja keinen Fehler zu machen. Werden deine Arbeiten eigentlich nicht mal mehr überprüft? Ansonsten wären Fehler ja nicht so gravierend.
Als ein guter Ausbilder wird er dir sagen, dass a) du tatsächlich nicht für den Beruf geeignet bist oder b) er mit dir nach einer Lösung sucht, mit der ihr beide zufrieden seid.
Versuche es mal ohne den aktuellen Stressfaktor zu sehen. Würde dir dann die Arbeit Spaß machen? Wenn nein, dann hat sich das Thema sowieso schon erledigt.