Vielleicht wäre meine Bitte ja auch ein wesentliche Vorraussetzung für seine Erfüllung?!!! Vielleicht möchte Gott ja, dass ich mich ihm vertrauensvoll zuwende und es für möglich halte, dass er sich auf meine Bitten einläßt. Er würde ja nichts von seiner Souveränität verlieren, wenn er etwa so denken würde: "Wenn EuFrank schon so weit ist, dass er mich in dieser Frage bittend aufsucht, dann werde ich ihm mal entgegenkommen..."
Wie du weißt, glaube ich an Gott und gehe davon aus, dass er einen viel umfassenderen und besseren Überblick hat als wir Menschen und immer weiß, was gut für uns ist, auch dann, wenn wir selbst es nicht wissen, sondern nur irrtümlich zu wissen glauben (und dann damit gehörig auf die Schnauze fallen). Deshalb werden wir auch von Gott nicht immer "automatisch" das bekommen, was wir uns wünschen, nur weil wir ihn darum bitten.
Ich glaube aber dennoch, dass es die Souveränität Gottes gerade
nicht beleidigt, wenn wir uns bittend an ihn wenden, sondern dass er sehen will, ob wir Vertrauen zu ihm haben. Anhaltspunkte hierfür gibt es ja bereits im Neuen Testament in der Bergpredigt Jesu bei Matthäus im 7. Kapitel; Verse 7-11 (konnte mich nur noch in etwa an die Stelle erinnern, die ich jetzt aber aus der Bibel abschreibe):
"Bittet, und es wird euch gegeben werden; suchet, und ihr werdet finden; klopfet an, und es wird euch aufgetan werden! Denn jeder, der bittet, empfängt, und wer sucht, der findet, und wer anklopft, dem wird aufgetan werden. Oder wer ist unter euch, der seinem Sohn, wenn er um Brot ihn bittet, einen Stein gäbe? Oder, wenn er um einen Fisch bittet, ihm eine Schlange gäbe? Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, um wieviel mehr wird euer Vater im Himmel denen Gutes geben, die ihn bitten?"
Einen weiteren Anhaltspunkt sehe ich in dem evangelischen Kirchenlied "Befiehl du deine Wege" von Paul Gerhardt. Im 3. und 4. Schuljahr haben wir die ersten beiden Strophen dieses Liedes in der Grundschule bei unserer evangelischen Klassenlehrerin gelernt; es wurde oft vor dem Unterricht gesungen:
"Befiehl du deine Wege
Und was dein Herze kränkt,
Der allertreusten Pflege
Des, der den Himmel lenkt!
Der Wolken, Luft und Winden,
Gibt Wege, Lauf und Bahn,
Der wird auch Wege finden,
Da dein Fuß gehen kann.
Dem Herren musst du trauen,
Wenn dir’s soll wohlergehn;
Auf sein Werk musst du schauen,
Wenn dein Werk soll bestehn.
Mit Sorgen und mit Grämen
Und mit selbsteigner Pein
Lässt Gott sich gar nichts nehmen,
Es muss erbeten sein."
Interessant in diesem Zusammenhang sind die letzten vier Zeilen der 2. Strophe, die meines Erachtens ausdrücken sollen, dass Gott großen Wert darauf legt, dass wir ihn bitten. Sorgenvolle Grübeleien und Selbstquälerei will er dagegen nicht.
Vor einigen Jahren habe ich dann mehr über das aus insgesamt zwölf Strophen bestehende Lied gelesen und gelernt, dass es in der Form eines sog.
Akrostichons gedichtet wurde. Das ist ein Gedicht, bei dem das jeweils erste Wort oder die ersten beiden Wörter der Strophen, hintereinander gelesen, einen eigenen Vers ergeben. Bei "Befiehl du deine Wege" ergibt sich aus den Anfängen der insgesamt zwölf Strophen der 5. Vers des 37. Psalms:
„Befiehl dem Herren deine Wege und hoff' auf ihn, er wird’s wohl machen.“ Auch dieser Vers drückt meines Erachtens die innere Haltung aus, aus der heraus wir Gott um etwas bitten sollten.
Kindgerecht ist das Lied wohl nicht. Schon gar nicht, was die aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges stammende, altmodisch anmutende Sprache betrifft. Ich konnte als Kind auch nicht allzu viel damit anfangen und fand es eher etwas überkandidelt. Heute ich ich dennoch froh, dass wir es damals gelernt haben.
🙂