....ich frage mich immer: Wie kann man eigentlich erwarten, dass Eltern KEINE Fehler machen? JEDER macht Fehler. Klar, es gibt Fälle- Gewalt, Missbrauch, Vernachlässigung usw- über die braucht man nicht reden: Da ist die Sachlage klar, aber daneben muss man doch sagen: ALLE Elern machen Fehler!
Das JA scheint aber- wenn es einen mal auf dem Kieker hat- aus allem einen Strick drehen zu können.
Ist schon beängstigend.
Wenn ich zB an meine eigene Kindheit denke: Meine Mutter war und ist die beste Mutter überhaupt (ich denke, jeder Mensch, der glücklich aufgewachsen ist, denkt so). Ich liebe meine Mutter abgöttisch und ich würde sagen, dass ich als Kind ALLES hatte, was man braucht. ABER: wenn ich heute nachdenke: Gut, dass nie ein JA-ler bei uns vorbeigeschaut hat: Klar, war es bei uns zB manchmal sehr unordentlich, weil meine Mutter eben ein großer Chaot ist. Ich hab auch hin und wieder ordentlich eins auf den Hintern bekommen, weil ich es echt herausgefordert habe (ich hab mich mitunter ganz schön aufgeführt und das nicht zu knapp und stundenlang- heute tut es mir leid). Ich war auch oft allein am Nachmittag: wie das eben in Ein-Eltern-Familien halt so ist.
Alles also nicht gerade Bilderbuch- ABER: Ich war eben glücklich und heute bin ich dankbar für alles, was meine Mutter mir gegeben hat und immernoch gibt. Das war und ist meine kleine perfekte Welt.
Ich denke, DAS ist etwas, das das JA einfach nicht sehen will: WAS Kinder als gut empfinden lässt sich nicht mit dem Lehrbuch festlegen. Es gibt keine Schablone für Glück.
Ziel kann es doch nicht sein, ein Kind zu zwingen, auf eine Art glücklich zu werden, die das JA bestimmt. Ziel muss es doch sein, dass das Kind in SEINER kleinen Welt glücklich werden kann.
Wenn es Probleme gibt, muss doch alles daran gesetzt werden, dass diese kleine Welt wieder gerade gerückt wird und nicht das Kind herauszureißen und damit das Unglück zu vervollkommnen. Klar, es gibt Fälle, da ist alles vergebens, aber ich fände es schön, wenn die Gesellschaft toleranter würde und erkennen würde, dass der Maßstab für Kindeswohl nicht auf dem Reißbrett entschieden werden kann.
Ich arbeite selber zuweilen an einer Schule: Wer nur ein bißchen Gespür hat, der erkennt im Umgang mit Kindern sehr schnell, wo die Probleme sind und was den Kindern fehlt. Man muss sich halt die Zeit nehmen, die Familie genau anzuschauen. Was in der einen Familie ein Nogo ist, kann in der anderen ganz OK sein. und man erkennt schon auch: Hier ist alles im Argen und nichts mehr zu retten- aber eben auch: HIER muss man ansetzen um die Probleme zu lösen.
Leider werden oft irgendwelche Argumente herangezogen, die mit dem WIRKLICHEN Wohl des Kindes nichts gemein haben, sich aber "schön" lesen.
Da wird aus einer eher chaotischen Wohnung eine Verwahrlosung und aus einem Kind, das viel allein ist ein isoliertes Kind.
Wie schnell kann da eine Familie durch die Maschen fallen.
Ich finde das schon traurig.