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Fremdes Land=fremde Persönlichkeit?

G

Gast

Gast
Ist auch ein Thema in der Psychologie - Kulturschock (Migration, Entwurzelung usw.) u.a. wobei das natürlich nur ein Teil der Erfahrung ist, insbesondere wenn es um Kind, emotionale Vernachlässigung und die Auswirkungen geht.

Ist nicht nur ein schmerzvolles Thema, sondern ein Interessantes. :)
 

naramudi

Aktives Mitglied
Man "verschliesst" sich auch dem Neuen nicht ohne Grund, man ist erstmal mit der Entwurzelung beschäftigt.
Ja, eben, man ist mit dem eigenen Schmerz der Entwurzelung beschäftigt, sodass keine Energie übrig bleibt, um das Neue zu sehen. Die Vergangenheit wird übermächtig und man haftet übermäßig an ihr, will zurück, ängstigt sich vor dem Neuen. Sicher ist ein solches Verhalten nachvollziehbar. Ganz sicher ist es aber nicht gut, um sich lebensbejahend und offen zu entwickeln.

Das Festhalten am Bekannten, an Gewohnheiten und Menschen, verhindert den Blick über den eigenen Tellerrand hinaus. Globale Wahrheiten werden so nicht erkannt. Das große Ganze kann auf diese Art und Weise nicht erfahren werden.

Sicherheit findet man nicht, indem man an einem einzigen Ort mit einer begrenzten Zahl an Menschen sein Leben fristet. Denn das fördert die Angst vor Veränderung und Verlust. Man möchte festhalten, was man zu besitzen glaubt.

In der Freiheit und Offenheit für neue Lebensabschnitte, in dem Sich-einlassen-auf-das-Unbekannte, erfährt man, dass Heimat und Freunde überall möglich sind.

Es ist nicht das fremde Land, was so Schrecklich ist, sondern es ist das Anklammern an die Vorstellung, "ich habe etwas verloren, das bekomme ich nie wieder, ich bin allein, es ist die Hölle".

Die Lebenseinstellung ist falsch. Unter diesen Voraussetzungen findet man nur Leid, weil man für das Gute keinen Blick hat.

Ich habe das selbst erfahren und war überrascht, dass ich auch ohne Eltern sehr glücklich sein kann, dass ich geschützt und geliebt worden bin, dass ich stets in Sicherheit gewesen bin. Seitdem habe ich meine Verlustangst überwunden. Es ist normal etwas zu bekommen, aber auch etwas zu verlieren. Was nicht normal ist, ist das übermäßige Nachtrauern dem gegenüber, was vorbei ist. Hier und Jetzt geschieht das Leben und daher muss ich meine Gedanken auch im Hier und Jetzt verankern. Ich kann nicht leben, wenn ich mit meinen Gedanken in der Vergangenheit oder Zukunft bin.

Die Dinge sind niemals nur traurig, sie beinhalten immer auch etwas erfreuliches, nichts ist nur schlecht, sondern hat immer auch sein Gutes. Wir wachsen dadurch. Wir vermeiden eine Bewusstseinserweiterung, wenn wir stehen bleiben, wie Frau Lot, und zur Salzsäule erstarren, weil wir nicht mehr aus unserem Schmerz heraus wollen. Die Augen des Menschen sind vorne angebracht, damit er sich ganz bewusst anschaut, was vor ihm liegt.

Der wichtigste Mensch in deinem Leben ist immer der, der gerade vor dir steht. Die wichtigste Situation in deinem Leben ist immer die, die gerade geschieht.

Man kann das wohl nicht nachvollziehen, wenn man nicht Herr über seine negativen Gedanken ist. Solange die Gedanken die Macht haben, einen herunterzuziehen und an einem glücklichen Leben zu hindern, kann man wohl nichts machen. Diesen Unglückskreislauf muss jeder selbst erkennen und durchbrechen. Vielleicht muss man aber auch einfach nur genug gelitten haben, die Nase voll haben von einem solchen Leben, damit die Bereitschaft seine Lebenseinstellung zu ändern, Früchte tragen kann.
 
G

Gast

Gast
Ja, eben, man ist mit dem eigenen Schmerz der Entwurzelung beschäftigt, sodass keine Energie übrig bleibt, um das Neue zu sehen. Die Vergangenheit wird übermächtig und man haftet übermäßig an ihr, will zurück, ängstigt sich vor dem Neuen. Sicher ist ein solches Verhalten nachvollziehbar. Ganz sicher ist es aber nicht gut, um sich lebensbejahend und offen zu entwickeln.
Es geht nicht um gut oder schlecht oder um lebensbejahend, sondern ganz einfach um eine Tatsache folgend aus der Entwurzelung. Wie wenn jemand Dir übern Döds haut und Dein Gehirn verworren ist vom Schlag. Wenn da kein Auffangen ist, kann es sehr lange dauern bis man überhaupt begreift was da passiert ist. Man muss verstehen was war/ist, um überhaupt den nächsten Schritt zu tun. Ohne Auffangen kann es passieren, dass man im Vakuum gefangen ist und seine Situation nicht erkennt, die Ursache nicht erkennt. Ein Entwurzelungstrauma und dann alleingelassen werden ist was anderes als eine natürliche Angst vor Veränderung, das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.
 
G

Gast

Gast
Hallo,

irgendwie verliere ich jeden tag mehr und mehr den bezug zum leben und die kontrolle über mein eigenes leben.
Ich habe mich als Person so verändert.
Es ist so, dass meine Familie und ich ausgewandert sind in die schweiz, vor gut 12 jahren .. da war ich 11.
Dazu ist zu sagen, kurz vor der Pubertät, da kommt einiges zusammen.
 

FreshDumbledore

Aktives Mitglied
Als ich 5 Jahre alt war, habe ich geglaubt, ohne meine Eltern nicht existieren zu können. Das stimmte aber gar nicht. Das war nicht die Wahrheit. Ich konnte sehr wohl ohne meine Eltern existieren. Es gab sehr viele andere Menschen, die sich um mich gekümmert haben. Ich war nie allein.

So ähnlich ist das mit dem Gedanken, ohne seine Freunde sei man nichts.

Das stimmt nicht. Das ist nicht die Wahrheit. Es gibt ganz viele andere Menschen, die ebenfalls zu Freunden werden können.

Wenn ich ich aber dahingegend verrenne, zu glauben, ich könne ohne meine Freunde nicht leben und mich dann auch noch verschließe, so dass andere Menschen keinen Zugang zu mir bekommen...dann läuft da eindeutig etwas schief.

Ich bin immer ich, egal wo und mit wem. Das ist nicht abhängig von Freunden, Eltern oder Umgebungen. Trennungen sind unvermeidbar. Wir können nicht mit allen ständig zusammen sein. Mal kommt jemand, mal geht ein anderer, mal sind alle da, mal keiner...
Das ist auch nicht wörtlich zu sehen was ich da geschrieben habe. In Freunden spiegelt man sich ja auch teilweise selbst wieder. Und Freunde geben einem Selbstvertrauen, Denkanstöse, etc. Freunde geben einem einfach sehr viel und das fehlt, wenn man umzieht. Und das kostet selbstvertrauen. Sich das alles neu aufzubauen kostet kraft.
Klar vergisst du dadurch nicht wer du bist und was du erlebt hast, aber du wirst auch dadurch charakterisiert wie dich andere erleben und das fehlt einfach. Nicht nur deine eigene parteiische sicht auf dich selbst zählt sondern auch dass was andere über dich denken.
 

naramudi

Aktives Mitglied
Es geht nicht um gut oder schlecht oder um lebensbejahend, sondern ganz einfach um eine Tatsache folgend aus der Entwurzelung. Wie wenn jemand Dir übern Döds haut und Dein Gehirn verworren ist vom Schlag. Wenn da kein Auffangen ist, kann es sehr lange dauern bis man überhaupt begreift was da passiert ist. Man muss verstehen was war/ist, um überhaupt den nächsten Schritt zu tun. Ohne Auffangen kann es passieren, dass man im Vakuum gefangen ist und seine Situation nicht erkennt, die Ursache nicht erkennt. Ein Entwurzelungstrauma und dann alleingelassen werden ist was anderes als eine natürliche Angst vor Veränderung, das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.
Trauma und Schock haben sehr viel mit Angst zu tun.
Ohne Angst kein Trauma, kein Schock.
Der Schlag auf den Kopf dauert Sekunden.
Auswandern ist ein Entwicklungsprozess, währenddessen ist genügend Zeit sich damit anzufreunden und sich auf die neue Situation einzulassen. Darauf zu vertrauen, dass alles gut ist, auch wenn man es selbst gerade nicht so empfindet.
Im Vakuum gefangen und die Ursache dafür nicht kennend ist man, wenn den eigenen Gedanken und Gefühlen zu viel Macht gegeben wird. Die Angst frisst dann die Seele auf.

Wenn ein Wolf im Wald einen anderen Wolf trifft, denkt er: Oh, ein Wolf.
Trifft ein Mensch einen anderen im Wald, so denkt er: Oh, ein Mörder.

Der andere im fremden Land kann ein Freund sein, wenn du ihn lässt.

Wenn du dich verschließt und die anderen nicht an dich heranlässt, dann dürfte einleuchten, dass deine Persönlichkeit sich verändert. Die Angst vor den Fremden entsteht, das Misstrauen, der Rückzug, die Isolation, die Entwicklung in die falsche Richtung, Desintegration.

Es geht auch anders. Nur muss man das wollen.
 

naramudi

Aktives Mitglied
Sich das alles neu aufzubauen kostet kraft.
Freundschaft wächst von alleine.
Was Kraft kostet ist etwas zu erzwingen, übers Knie brechen, mit Gewalt einfordern.
Liebe und Freundschaft kosten keine Kraft, sie spenden Kraft. Man kann sie nicht erzwingen, sie entstehen von selbst, wenn man es zulässt und offen dafür ist.

Fangen wir nicht alle jeden Tag irgendwo neu an?
 
G

Gast

Gast
Trauma und Schock haben sehr viel mit Angst zu tun.
Ohne Angst kein Trauma, kein Schock.
Der Schock entsteht durch die Entwurzelung und das alleinegelassen werden, daraus entsteht Angst, nicht vorher.

Der Schlag auf den Kopf dauert Sekunden.
Es ist symbolisch gewählt, man kann durch Entwurzelung, Kulturschock und zusätzlich alleinegelassen werden im Schock verharren (ohne zu wissen warum), wenn man nicht begreift was eine Entwurzelung ohne aufgefangenwerden für Auswirkungen haben kann.

Auswandern ist ein Entwicklungsprozess, währenddessen ist genügend Zeit sich damit anzufreunden und sich auf die neue Situation einzulassen.

Darauf zu vertrauen, dass alles gut ist, auch wenn man es selbst gerade nicht so empfindet.
Im Vakuum gefangen und die Ursache dafür nicht kennend ist man, wenn den eigenen Gedanken und Gefühlen zu viel Macht gegeben wird. Die Angst frisst dann die Seele auf.
Nee, die Ursache dafür nicht kennend ist weil man Kind in Schock ist und sich Dinge nicht so klar erschliessen wie für einen Erwachsenen. Entwurzelungsschock ist real, und Schock ist Verstummung, Lähmung, das ist auch was anderes als den "eigenen Gedanken und Gefühlen zu viel Macht ge(ge)ben", es ist ein anderer Bereich.


Wenn ein Wolf im Wald einen anderen Wolf trifft, denkt er: Oh, ein Wolf. Trifft ein Mensch einen anderen im Wald, so denkt er: Oh, ein Mörder.

Der andere im fremden Land kann ein Freund sein, wenn du ihn lässt.

Wenn du dich verschließt und die anderen nicht an dich heranlässt, dann dürfte einleuchten, dass deine Persönlichkeit sich verändert. Die Angst vor den Fremden entsteht, das Misstrauen, der Rückzug, die Isolation, die Entwicklung in die falsche Richtung, Desintegration.

Es geht auch anders. Nur muss man das wollen.
Bei der Entwurzelung und nicht aufgefangen werden geht es um Trauer die nicht verarbeitet werden durfte, also weniger um wirkliche Angst vor dem "Fremden".
 
G

Gast

Gast
Es kommen zusätzlich noch andere Aspekte hinzu, Unsicherheit durch die Desorientierung, die Unsicherheit in einem selber, das Identitätsverständnis (was ein Thema ist bei der Migration), ich glaube all diese Dinge, und noch mehr, sind einem noch weniger bewusst, wenn man selber kein Migrationskind ist.
 

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