Man "verschliesst" sich auch dem Neuen nicht ohne Grund, man ist erstmal mit der Entwurzelung beschäftigt.
Ja, eben, man ist mit dem eigenen Schmerz der Entwurzelung beschäftigt, sodass keine Energie übrig bleibt, um das Neue zu sehen. Die Vergangenheit wird übermächtig und man haftet übermäßig an ihr, will zurück, ängstigt sich vor dem Neuen. Sicher ist ein solches Verhalten nachvollziehbar. Ganz sicher ist es aber nicht gut, um sich lebensbejahend und offen zu entwickeln.
Das Festhalten am Bekannten, an Gewohnheiten und Menschen, verhindert den Blick über den eigenen Tellerrand hinaus. Globale Wahrheiten werden so nicht erkannt. Das große Ganze kann auf diese Art und Weise nicht erfahren werden.
Sicherheit findet man nicht, indem man an einem einzigen Ort mit einer begrenzten Zahl an Menschen sein Leben fristet. Denn das fördert die Angst vor Veränderung und Verlust. Man möchte festhalten, was man zu besitzen glaubt.
In der Freiheit und Offenheit für neue Lebensabschnitte, in dem Sich-einlassen-auf-das-Unbekannte, erfährt man, dass Heimat und Freunde überall möglich sind.
Es ist nicht das fremde Land, was so Schrecklich ist, sondern es ist das Anklammern an die Vorstellung, "ich habe etwas verloren, das bekomme ich nie wieder, ich bin allein, es ist die Hölle".
Die Lebenseinstellung ist falsch. Unter diesen Voraussetzungen findet man nur Leid, weil man für das Gute keinen Blick hat.
Ich habe das selbst erfahren und war überrascht, dass ich auch ohne Eltern sehr glücklich sein kann, dass ich geschützt und geliebt worden bin, dass ich stets in Sicherheit gewesen bin. Seitdem habe ich meine Verlustangst überwunden. Es ist normal etwas zu bekommen, aber auch etwas zu verlieren. Was nicht normal ist, ist das übermäßige Nachtrauern dem gegenüber, was vorbei ist. Hier und Jetzt geschieht das Leben und daher muss ich meine Gedanken auch im Hier und Jetzt verankern. Ich kann nicht leben, wenn ich mit meinen Gedanken in der Vergangenheit oder Zukunft bin.
Die Dinge sind niemals nur traurig, sie beinhalten immer auch etwas erfreuliches, nichts ist nur schlecht, sondern hat immer auch sein Gutes. Wir wachsen dadurch. Wir vermeiden eine Bewusstseinserweiterung, wenn wir stehen bleiben, wie Frau Lot, und zur Salzsäule erstarren, weil wir nicht mehr aus unserem Schmerz heraus wollen. Die Augen des Menschen sind vorne angebracht, damit er sich ganz bewusst anschaut, was vor ihm liegt.
Der wichtigste Mensch in deinem Leben ist immer der, der gerade vor dir steht. Die wichtigste Situation in deinem Leben ist immer die, die gerade geschieht.
Man kann das wohl nicht nachvollziehen, wenn man nicht Herr über seine negativen Gedanken ist. Solange die Gedanken die Macht haben, einen herunterzuziehen und an einem glücklichen Leben zu hindern, kann man wohl nichts machen. Diesen Unglückskreislauf muss jeder selbst erkennen und durchbrechen. Vielleicht muss man aber auch einfach nur genug gelitten haben, die Nase voll haben von einem solchen Leben, damit die Bereitschaft seine Lebenseinstellung zu ändern, Früchte tragen kann.