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Freiwillige Überstunden leisten, wie viel ist viel?

Hier finden wir ein sehr komplexes Thema vor. Es sollte vielfältig beleuchtet werden.

Ich fange mal an:
  1. In unserer Gesellschaft findet leider häufig die Familie nicht die Anerkennung, die ihr gebührt. So ist es ja scheinbar auch bei den Chef’s deines Mannes. Die beiden müssen schlicht die Doppelbelastung eines familiär gebundenen Menschen (an)erkennen.
  2. Es zeugt nicht gerade von Fachkompetenz, wenn in der Firma ständig übermäßig viele Überstunden geleistet werden. Sicher kommt so etwas immer mal vor. Im Regelfall soll die Arbeit aber so organisiert werden, dass sie in der Regelarbeitszeit zu schaffen ist. Wenn jedoch Überstunden die Regel sind, ist die Firma entweder schlecht organisiert oder personell unterbesetzt.
  3. Im Arbeitsvertrag ist ein Gehalt vereinbart worden. Dieses ist ausgelegt auf eine Arbeitszeit von 40 Stunden. Alles darüber hinweg ist sozusagen ein Geschenk an die Firma. Dein Mann subventioniert somit ein vermutlich üppiges Gehalt des Geschäftsführers. Ihr solltet euch also Gedanken machen, ob dein Mann grundsätzlich zu diesen Überstunden bereit ist. Wenn JA sollte er das Gespräch mit dem GF suchen und eine entsprechende Bezahlung durchsetzen. Wenn NEIN, kann … nein muss er diese Überstunden nicht leisten.

Es gibt noch einen Punkt, der hier noch gar nicht angesprochen wurde. Dazu eine kleine Erfahrungsgeschichte: Ein Kollege von mir (Außendienstler) hatte in recht weiter Entfernung einen Termin. Es waren insgesamt zwei Stunden Anfahrt, dann ca. 9 Stunden der besagte Termin und wiederum zwei Stunden Rückfahrt. Auf dieser Rückfahrt hatte der Kollege Sekundenschlaf, ist von der Straße abgekommen und gegen einen Baum gefahren. Er verletzte sich dabei (nicht wirklich schwer – es ist wieder alles okay). Es handelte sich dabei also um einen klassischen Arbeitsunfall und die Berufsgenossenschaft sprang für die Kosten ein. Jedoch jetzt kommt’s: Der Arbeitnehmer unterliegt im Sinne des Arbeitsschutzes einer Sorgfaltspflicht. Er hat Risiken zu meiden und die Arbeit so zu organisieren, dass Gefährdungen ausgeschlossen sind. Mit Blick auf die Arbeitszeit gibt es höchstrichterliche Urteile, die bei einer regelmäßigen Arbeitszeit von mehr als 10 Stunden genau diese Sorgfaltspflicht als verletzt ansehen. Mein Kollege bekam eine Mitschuld an dem Unfall und blieb auf einem Teil der Behandlungskosten sitzen (Ich glaube, die wurden dann aber von der Privathaftpflicht übernommen.) Der Chef wird sich also sehr schwer tun, eine Arbeitszeitregelung von regelmäßig über 10 Stunden schriftlich zu fixieren.

Ich denke, für eure Familie sollte sich die Arbeitszeit auf ein vernünftiges Maß reduzieren.​
 
@ Extaler

Vielen Dank für Deinen ausführlichen und sehr gut formulierten Text! Es tut wirklich gut, soviel Beistand zu lesen und ich denke meinem Mann kann dieses nur weiter helfen und stützen.

Zu Punkt 1.)
Sie kennen unsere Hintergründe und das wir vor einigen Tagen umgezogen sind, wochenlang abends renoviert haben und ich den Umzug ganz alleine gemeistert habe. Mein Mann bat um ein "paar Tage" Urlaub und bekam ganze 2 Tage zugesprochen, in dem die Firma auch noch anrief und ihm mitteilte, dass ein Objekt von ihm (wegen Krankheitsausfall) nicht mehr termingerecht läuft. Ab dem Moment waren seine freien Tage gelaufen und er nur gedanklich in der Firma. Man sieht also, eine "Erziehung" des GF dahingehend, dass es auch noch Familie gibt, ist nicht relevant. Nicht ohne Grund ist der GF 2x geschieden.

Punkt 2.)
Die Abteilung ist definitiv vorher unterbesetzt gewesen. Meinem Mann ist und bleibt es ein Rätzel, wie sein Vorgesetzter diese aufwendige Arbeitsflut alleine bewältigen konnte. Jetzt könnte sich alles entspannen, weil er ihm viel Arbeit abnimmt, aber das ist ja nicht der Fall. Ob mein Mann nun da ist oder nicht, sie geben ihm NICHT das Gefühl, überhaupt gebraucht zu werden. Dieser Umstand setzt ihm auch mächtig zu!

Punkt 3.)
Nein, ganz ehrlich unterm Strich beantwortet ist er nicht bereit dazu. Wir drehen und wenden uns hier nur im Kreis, weil die Angst so ennorm ist, keine weitere Arbeit zu finden. Diese Stadt hier hat eine sehr hohe Arbeitslosenquote, kaum Einzugsgebiet, wenig Firmen und hatten es nahezu aufgegeben, für meinen Mann (trotz guter Qualifikation und Zeugnissen) einen Job zu finden - bis das Vitamin B ins Spiel kam....

Tja, ein gefundenes Fressen für den GF, seine Macht voll auszuleben!

Ich würde ja meinem Mann wieder vorschlagen Initiativbewerbungen zu schreiben, aber jede Absage ist für ihn ein herber Rückschlag mit dem Gefühl der Wertlosigkeit. Für diese Einstellung mache ich 2 Arbeitgeber verantwortlich, die ihm zu dem gemacht haben, wie er sich momentan fühlt.

Aber, am Ende des Tunnels gibt es immer ein Licht!

Liebe Grüße,
Felimaus
 
wie sein Vorgesetzter diese aufwendige Arbeitsflut alleine bewältigen konnte.
Ach. Das ist natürlich ein wichtiger ->männlicher<- Aspekt. Und dann auch noch durch Beziehungen den Arbeitsplatz ergattert.

Also eigentlich braucht ihn der Vorgesetzte gar nicht... und seine Anwesenheit ist ne Art stille Provokation.

Da würde nur eines helfen: Seine Arbeitsnotwendigkeit offen infragestellen, damit lässt sich dann feststellen inwieweit er wirklich von der Firma geschätzt wird.

Wer kein Hartz4 fürchtet, kann bei Gehalts- und Arbeitszeitforderungen selbstsicherer sein und hat im Zweifelsfalle die bessere Verhandlungsposition.
 
Wir haben mal im Arbeitsvertrag nachgelesen, dort steht tatsächlich:

Überstunden werden nicht bezahlt oder vergütet.

Und es werden keine Kernzeitangaben gemacht, sondern die Arbeitszeiten werden individuell vom Arbeitgeber festgelegt... Aber zumindest wird die 40 Stunden Woche erwähnt, die ja definitiv eine 50 Std. Woche ist:mad:

Mein Mann sagte gestern, er hält bis zum Ende der Probezeit die Füße noch still und will dann nach und nach die Zeiten verkürzen. Währenddessen hält er Augen und Ohren offen, ob sich neue Möglichkeiten ergeben...

Einige Arbeitskollegen haben auch von dieser "friss oder stirb" Mentalität gesprochen, die die's mitmachen, können in der Firma wirklich alt werden, aber es gibt auch welche die selbst kündigen, weil der Druck so stark ist - verständlich!

Lg. Felimaus
 

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