Hallo
@Mipft
Wie du mir aus der Seele sprichst. Das ist so traurig. Ich bin die ältere Schwester. Habe immer Verantwortung übernommen und war immer da für alle. Immer noch eigentlich. Alle können sich bei mir aussprechen. Mein Vater, meine Mutter. Mein Bruder kommt seltener zu mir.
Ich hab so lange Theater gespielt, dass sich irgendwie keiner wirklich vorstellen konnte, wie schlecht es mir geht.
Ich habe schon so lange Theater gespielt, dass werfen die mir am Ende sicher vor, dass ich so lange gewartet habe, bis ich nicht mehr konnte. Dann bin ich auch noch schuld.
Und ich habe ihren Rat angenommen und mit meinen Eltern geredet. Hat mich viel Überwindung gekostet, zahlreiche Heulanfälle, aber ich weiss heute auch, dass ich bei meinen Eltern nur fragen muss und ich jegliche Unterstützung bekomme. Nichts desto trotz fällt es mir immer noch schwer. Aber trau dich! Deine Eltern werden nicht zusammen brechen.
Ob sie es wirklich so wollen?
Natürlich wollen sie es nicht. Ich habe mich letzten Sommer geöffnet. Ich konnte es nicht mehr verheimlichen. Ich brauchte Abends mittlerweile Stunden lange Spaziergänge um für das Verstellen zuhause runterzukommen. Bin auch in Heulen ausgebrochen, als ich es zuerst meinem Vater gesagt habe, dass ich Panikattacken habe und dass es mir garnicht gut geht.
Es hat ihn auf eine Art wachgerüttelt und getroffen. Er hat sogar geweint, kurz. Er weint fast nie. Und meine Eltern haben angefangen mehr Rücksicht auf mich zu nehmen. Aber daraufhin ist irgendwie zuhause alles durcheinander geraten. Mein Vater war in wenigen Tagen damit völlig überfordert. Auch meine Mutter konnte meine Antriebslosigkeit nicht nachempfinden.
Ich stieß plötzlich auf eine Mauer. Ich verstehe sie ja auch. Sie waren schon mit meinem Bruder sehr viel beschäftigt und jetzt noch ich. Es kamen Kommentare wie: „Reiss dich endlich zusammen!“ „Schau mal, wie es anderen Menschen auf der Welt geht!“ oder „Du hast einfach zu viel Zeit zum Grübeln.“ „Hör endlich mit dem Gejammer auf!“ „Dir geht es doch bestens, schau dich mal um.“
Ich kann das nicht mehr anhören. Sie sagen es nicht, weil sie mich nicht gerne haben. Sie sagen es, weil sie selbst keinen Kopf für mich mehr übrig haben. Ich war so lange unproblematisch, gute Schülerin, hilfreicher analytischer Support bei Problemen, ein offenes Ohr. Sobald ich weg breche und auch noch Probleme schaffe, führt das zum Chaos.
Das ist nicht so leicht nachzuvollziehen. Ich verstehe das. Man brauch ca eine Woche bei uns leben, um das zu sehen. Ich denke dann hat man es verstanden.
Wisst ihr, bin auf dem Heimweg mit meinem Freund zusammen gegangen und habe ihm bisschen versucht meine Gefühle zu äußern. Aber ich mache es immer nur so vorsichtig und zögerlich, dass da nur so kleine Brocken rüber kommen vom Ganzen. Ich überlege mir wirklich, ob ich nicht irgendwie zu einem Psychologen gehen soll… ich würde einfach mal gerne diese Gefühle raus lassen. Mein inneres Fass ist wieder bis an den Rand gefüllt. Aber ich will nicht unbedingt, dass es gleich um eine Lösungsfindung geht. Ich will einfach mal dieses Fass ausschütten. Es ist schon so schwer geworden, dass ich es kaum anheben schaffe, kommt mir manchmal vor.
Meine größte Angst aktuell ist, dass ich eines Tages bei der Arbeit plötzlich in einem Kundengespräch oder in meiner Pause in der Küche oder wenn ich jemanden was frage, zusammensacke und nur noch heule. Das wird für alle so ein Schreck sein, weil niemand in mir sowas erwarten würde. Ich bin nach außen so glücklich, dass viele sich wünschen so glücklich zu sein, wie ich. Sollen die sich das lieber nicht wünschen.
Ein Tag ist wieder vorbei und ich bin entspannter als tagsüber. Aber morgen fängt alles von vorne an… Verstecken, Überdrehen, Zurückziehen und Trauern.
Tut mir Leid, dass ich euch für meine Situation ausnutze. Ich muss irgendwo wenigstens ein wenig des Druckes raus lassen.
Ich wünsche eine gute Nacht an alle ❤
Ich hoffe ich schlafe heute auch etwas besser. Bin ziemlich erschöpft.