Hallo Gast27,
Dein Mann hat sich mit 23 Jahren - also vor 6 Jahren ziemlich genau zur Geburt Eurer Tochter selbständig gemacht.
Er arbeitet von von 8 - 18 Uhr an 6 Tagen die Woche + 24 Std. Bereitschaft + gelgentliche Einsätze in der Bereitschaftszeit.
Das ist weit mehr als eine 60-Std.Woche!
Was ist mit den Arbeiten, die bei einer Selbständigkeit noch zusätzlich anfallen wie Bücher führen, Abrechnungen schreiben, Steuern? Kommt das noch on top?
Diese Arbeitsbelastung ist auf Dauer nicht durchzuhalten und auch nicht gesund. Kein Wunder, daß er k.o. und ohne Energie ist, um am Familienleben teilzunehmen. Er beutet sich selbst aus.
Dazu kommt, daß Du vormittags als Hilfskraft mitarbeitest. Aber das führt ja nicht dazu, daß er früher Schluß machen kann, um bei der Familie zu sein, sondern nur dazu, daß er die gewonnene Zeit für die übrige Arbeit nutzen kann. Fest steht, es ist offenbar deutlich zu viel Arbeit für eine Person.
Also wenn ich das so sehe, dann gibt es für so ein Arbeitspensum nur zwei Erklärungen:
Entweder die Selbständigkeit rechnet sich wirtschaftlich nicht. Eine ausreichende Einnahmeerzielung um Euren Lebensunterhalt sicherzustellen ist nur durch Selbstausbeutung und Überlastung möglich. Vielleicht auch, weil er in Verhandlungen mit seinen Auftraggebern nicht tough genug ist, um auskömmliche Preise durchzsetzen. Wenn sich die Selbständigkeit nicht rechnet, dann muß diese grds. überdacht werden.
Oder die Auftragslage ist gut und er nimmt mehr Aufträge an als nötig und die Einnahmen liegen deutlich über dem, was Ihr für Euren Lebensunterhalt benötigen würde. Und er arbeitet so viel, um Euch einen guten Lebensstandard zu ermöglichen, der gar nicht nötig wäre. Dann ist da der Ansatzpunkt, um das Arbeitspensum zu reduzieren. Z.B. indem man nur so viele Aufträge annimmt wie nötig oder indem man einen Mitarbeiter einstellt.
Wie kommt Dein Mann eigentlich zurecht mit der wirtschaftlichen Unsicherheit aufgrund seiner Selbständigkeit und der Verpflichtung, den Unterhalt für seine Familie sicherzustellen? Hat er vielleicht auch diesbezüglich Sorgen oder gar Existenzängste? Kann das mit ein Grund sein, daß er leicht aus der Haut fährt?
Daß Du Dir eine bezahlte Tätigkeit für vormittags suchst, ist ja bereits vorgeschlagen worden. Das entlastet Euch finanziell und schafft ein zweites Standbein, falls die Auftragslage mal schlechter ist.
Aber ich kann zumindest voll und ganz verstehen, daß Dein Mann bei seinem Arbeitspensum so k.o. ist, daß er sich abends schlapp fühlt und am liebsten nur noch passiv berieseln läßt. Und auch am Sonntag nicht aktiv sein möchte. Ich habe auch mal eine Zeitlang 6 Tage die Woche gearbeitet. Ich habe sonntags auch nichts mehr auf die Reihe bekommen.
Da an der Arbeitsbelastung sicher auf die Schnelle nichts zu ändern ist (selbst wenn es finanziell auch mit weniger Objekten ginge, wird er ja zunächst noch an Verträge gebunden sein), ist es an Dir, den einzigen freien Tag so zu organisieren und vorzubereiten, daß sich Dein Mann ausruhen kann und trotzdem noch Familienleben stattfindet. Ich würde z.B. vorschlagen, daß du ein Picknick am See vorbereitest oder Schwimmbadbesuch. Dann kann Dein Mann sich auf der Decke ausruhen, aber es ist wenigstens draußen und kein Fernseher in der Nähe. Das wird ihm gut tun. Und die Chance, daß Ihr miteinander redet und er mal - mangels anderer Ablenkungen - mit der Tochter spielt, ist relativ groß. Ich würde aber nicht von ihm erwarten, daß er da eine Bespaßung übernimmt und ihm nicht die Kinderbetreuung am Sonntag allein aufs Auge drücken. Damit ist er aufgrund seiner Lebensgeschichte und der enormen Arbeitsbelastung dann tatsächlich überfordert.