Äh, ja genau. Das ist auch der Grund, weshalb Gandhi Jura studiert hat und in Indien zu einer Legende geworden ist, nachdem sie ihn damals aus seinem Dorf verbannt hatten. Sicherlich haben auch solche Leute wie Friedrich Schiller oder Willy Brandt nur Karriere gemacht, weil sie so viel Unterstützung in ihrem Leben hatten. Kaputte Familien, Krankheit, gefälschte Identität, das sind die Hintergründe derer, die in die Geschichte eingegangen sind.
Der Islam basiert auf der Geschichte Mohammeds, der als Waisenkind bei einem wenig wohlhabenden Onkel aufwächst. Es braucht ihn ungefähr 50 Jahre, um die Lehren Allahs überhaupt zu verbreiten, und am Ende ist er ein wohlhabender Kaufmann mit Frau und Kind, und noch dazu der Anführer der größten religiösen Bewegung seiner Zeit. Ich denke auch, das Martin Luther King sicherlich dem Rassismus in Amerika nur standhalten konnte, weil ihm die Weißen mit Rat und Tat zur Seite gestanden haben und sein Ego nie einen Kratzer abbekommen hat. Und Mandela ist sicher auch nach 25 Jahren Gefängnis noch Präsident von Südafrika geworden, weil die im Knast so lieb zu ihm waren und er nicht geschlagen, misshandelt oder beschimpft wurde, das wurde alles nur erfunden, schließlich gibt es keinen Willen, und auch keinen Überlebenskampf. Wenn einer versucht, dir das Fell über die Ohren zu ziehen, dann lässt du das geschehen.
Und ich wäre sicherlich auch ganz woanders, wenn ich von meinen Eltern Zucker in den A**** geblasen bekommen hätte. Hundertpro. Aber weil meine Eltern genau das nicht getan haben, hätte ich Grund genug, mir die Kugel zu geben oder Drogen zu nehmen, weil mein Leben so scheiße ist. Das Problem wäre, es würde nicht besser werden. Es würde sich nichts ändern. Es hat noch keiner davon die Welt verändert, dass er sich von anderen hat herumschubsen lassen. Wenn du denkst, dass du so unselbstständig bist, dass du offenbar nicht mal selbst Entscheidungen treffen kannst, dann hast du tatsächlich keine Wahl, dann musst du ein Loser sein. Denn wer nicht kämpft, hat schon verloren, das ist eine Tatsache, die rein logisch betrachtet nicht anders sein kann.
Wenn jeder so denken würde wie du, dann würden wir alle nur nichtstuend vor uns hinvegetieren, es würde sich weder die Gesellschaft noch die Menschen noch die individuelle Situation ändern. Es würde niemand mehr mit dem anderen reden, denn dazu wäre ja eine Willenskraft notwendig, um ein Gespräch anzufangen. Gott behüte, dass noch jemand ein Buch liest, weil er was lernen oder erreichen will, das ist ja alles nicht möglich. Das ist die perfekte Entschuldigung, um andere die eigene Arbeit machen zu lassen. Die, die im Leben wirklich mal für etwas kämpfen mussten und die leben wollen, ziehst du damit durch den Dreck, das weißt du hoffentlich. Weil du uns, die wir mit letzter Kraft noch aufgestanden sind und die weit über die eigentliche Schmerzgrenze hinaus zurückgeschlagen haben, damit erzählst, dass wir ja alle nur mit Samthandschuhen angefasst worden sind. Wenn ich mich im Selbstmitleid ertränkt hätte, weil meine Eltern Probleme haben, die sie an mir ausließen und mir damit keiner geholfen hat, wäre ich jetzt eine billige Cracknutte ohne Schulabschluss. Denn wenn es keinen Willen gibt, gibt es ja auch keine Leistung und keine Selbstachtung. Ach ja, und keinen Stolz.
Und ja, ich bin auch kein Menschenfreund, Menschen sind in der Tat grausam und egozentrisch. Sie schaden einander. Aber genau deshalb beherrschen sie mich nicht. Ich bin ihnen nicht ausgeliefert, denn ich bin einer von ihnen. Und wenn ich die anderen treten und schlagen kann, kann ich mir auch selbst in den Hintern treten und meine Pflicht vor der Gesellschaft, der Natur und mir selbst erfüllen. Ich kann morgens aufstehen und zur Schule gehen und ich kann lernen und dann kann ich auch irgendwann arbeiten. Meine Vergangenheit ist vorbei. Sie ist gekränkt, denn ich bin ihr nicht treu geblieben. Aber ich schulde ihr nichts, für mich zählt das Jetzt und ich werde jeden Tag neu geboren. Mein Unterbewusstsein hat bisher immer ganz gut da mitgespielt.