Aber gibt es nicht auch einen "Sinn des Lebens", im Hinblick auf jegliches Leben als Ganzes?
Ich würde sagen, dass wir es bei dieser berechtigen Frage mit einer aus der Kategorie der "prinzipiell unentscheidbaren Fragen" zu tun haben (nach Heinz von Foerster).
Für diese Fragenkategorie gilt, dass es nicht darum geht, ob man sie "richtig" oder "falsch" beantwortet, sondern wie sich die Antwort auswirkt. Das machen so gesehen ja die allermeisten Religionen falsch, weil sie denken/vorgeben, sie hätte die einzig wahre Antwort gefunden, die sie dann mit allen Mitteln durchsetzen wollen.
Heinz von Foerster erkannte, dass man bei solchen Fragen eine enorme Freiheit hat. Man darf sich sozusagen selbst eine Idee, eine mögliche Antwort (oder auch mehrere) ausdenken. Oder man kann die Ideen anderer dazu übernehmen und probieren, wie sie sich auf das eigene Denken bzw. Leben auswirken. Die Freiheit besteht auch darin, nicht mehr nach "der Wahrheit" suchen zu müssen – weil man vorab akzeptiert hat, dass niemand mit Sicherheit sagen oder gar beweisen könnte, hätte man sie entdeckt.
Für meinen Teil würde ich (nach langem Nachdenken) vorläufig vermuten, dass der Sinn des Lebens im Hinblick auf das Ganze (also das uns bekannte Universum und was möglicherweise sonst noch existiert) darin besteht, kreativ sein zu können. Was ist, will kreativ sein und dann das erleben, was es kreiert hat. Und wir sind (ein Teil) dieses "Was ist". Wir versuchen sozusagen, uns selbst zu verstehen, wenn wir solche Fragen stellen.
Der große Haken daran ist leider, dass wir auf Sprache angewiesen sind zum Verstehen und zum Teilen unserer Erkenntnisse bzw. Ideen. Und die Sprache mitsamt der Grammatik hat (wie nicht erst Wittgenstein erkannte) ihre Grenzen – speziell dann, wenn es um "Unaussprechbares" geht. Wir haben ja etwa kein allgemein erkanntes Wort für alles, was es gibt (das Universum plus seinem Ursprung). Deshalb empfahl Wittgenstein ja: Worüber man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.