Hallo Solitudinem,
ich habe mich in einigen Punkten wiedererkannt und möchte daher mal auf ein paar Aspekte eingehen. Ich hoffe, du kannst damit etwas anfangen. Zunächst einmal Kopf hoch, denn du bist mit deinem Problem nicht alleine!
Der Schein trügt. Glaube mir, es sind viele junge Leute
nicht unglaublich selbstbewusst und auch nicht alle haben viel mehr erreicht. Ich kenne einige, die sich aufgrund der unzähligen Optionen was die Berufswahl, Studium etc. angeht unheimlich überfordert fühlen und erst mal die Orientierung verlieren. Das ist im Grunde auch recht normal bei der enormen Auswahl.
Stell' dir vor, du möchtest ein Auto kaufen und betrittst den Laden. Überall stehen tolle neue Autos und jedes hat seine eigenen Vorzüge. Jetzt musst du abwägen: Was möchte ich? Was brauche ich wirklich? Vor- und Nachteile, etc. Und jetzt stell' dir vor, du betrittst den Laden und es stehen nur 2 Autos da. In welcher Situation ist man wohl eher überfordert und braucht länger, um sich zurechtzufinden und eine Entscheidung zu treffen? Ähnlich ist es mit der Berufswahl.
Außerdem sind die Ansprüche heute unglaublich hoch. Das muss man sich auch mal vor Augen halten. Die Berufswelt ist einfach ein Wettbewerb. Das ruft in vielen jungen Menschen Ängste hervor.
Ich finde, du hast mit deiner Matura, deiner längeren Auslandsreise und deinem bisherigen akademischen Werdegang schon einiges erreicht.
Vergleich mit anderen sind meistens nicht gut, aber total verständlich. Wahrscheinlich vergleicht sich jeder Mensch mal mit anderen. Aber man muss berücksichtigen, dass man von anderen meist nur die positive Seite sieht. Wenn du z.B. einen Kommilitonen betrachtest, der neben Studium noch täglich arbeiten geht, kommst du zum Schluss, dass er unglaublich diszipliniert und erfolgreich ist. Was du aber nicht weißt ist, wie gut er seinen Job macht; wie viel Zeit er in sein Studium investiert; wie seine Noten sind; wie seine generelle Arbeitseinstellung ist; oder aber auch, ob er sich nicht nach jedem Tag aus lauter Stress die Augen ausheult.
Das hat überhaupt nichts mit Disziplinlosigkeit zu tun. Menschen sind unterschiedlich und deshalb auch unterschiedlich schnell erschöpft. Mit Übung wird es besser, aber irgendwann sind die Kräfte eben aufgebraucht. Studium + Job schafft nicht jeder - ich im übrigen z.B. auch nicht. Wenn ich mein Studium mit guten Noten abschließen möchte, dann kann ich nicht zusätzlich noch arbeiten. Meine Kräfte sind eben nur begrenzt und man muss Prioritäten setzen. Aber rede dir nicht ein, dass es was mit Disziplin zu tun hat!
Du hast ja beiläufig auch Instagram erwähnt. Glaub' nicht alles, was du da siehst. Auch da sieht man nur die positiven Seiten der Leute. Instagram und andere soziale Medien dienen oftmals der Selbstdarstellung und entsprechen wenig der Realität. Wenn es dich zu sehr runterzieht, dann überlege dir mal, ob du deinen Account vielleicht löschst oder den Status andere nicht anschaust.
Liebe Grüße