meinst du die erkenntnis über den zustand oder den zustand selbst?
Den Zustand selbst. Das Problem ist, ich weiß nicht wie sich der Normalzustand anfühlen würde.
wenn man hochsensibel ist glaube ich hat man schon einen anderen zugang zur eigenen persönlichkeit als menschen auf der anderen seite der skala. was einfach daran liegt, man hat eine andere wahrnehmung.
Vielleicht ist das Wort Zugang falsch. Eher besseren/erweiterter Kanal. Wie auch immer, die Frage ist für mich, was ich mit meiner gesteigerten Wahrnehmung/Aufmerksamkeit mache bzw. machen kann und was es für mich (und meinen Gegenüber) schlussendlich bedeutet.
Für mich schwierig, weil ich ja keinen Vergleich zum "Normal" habe. Also mach ich aus dem was ich habe, dass für mich beste.
taui meinte:
Vielleicht mach ich den Test noch. Dann aber 2x. Einmal mit und ohne meine Selbstschutz-Filter. Mal sehn...
das problem mit diesem test sehe ich auf mehreren ebenen.
schmerz nehme ich zum beispiel gedämpft wahr. ich habe kaum körpergefühl. eben so musste ich das als kind lernen.
bei anderen punkten habe ich bereits gelernt wie ich umgehe damit. ich kann anders umgehen mit stress heute.
wenn ich in diesen bereichen keine hohe punktzahl bekomme, bin ich dann nicht mehr hochsensibel?
ich mag auch keine tests wo ich nicht anschließend die punktegabe durchschauen kann. wofür gibt es viele punkte, für was nicht.
ich habe mir einige tests angeschaut im netz und alle haben ähnliche probleme.
viel besser finde ich einfach das darstellen von typischen merkmalen, wo man dann sehen kann, passt das oder nicht.
Dazu müste man wissen wie was bewertet wird, und mit welchem Maßstab gemessen wird.
Hinzu kommt, dass es eine gewisse angeborende Grundsensibilität geben muss. Das ist wie beim EQ auch, den kann man nicht in Zahlen ausdrücken. Würden man die Emotionale Intelligenz numerisch messen können, dann gäbe das möglicherweise auch Aufschluss über das potenzial einer Sensibilität. Empathie beinhaltet doch die eigene Sensibilität. (Selbstempathie) Kognitive Empathie und emotionale Empathie arbeiten doch zusammen. Mit HSP dürfte beides(?) höher sein. Aber ich bin kein Fachmann.
Bei mir ist das ähnlich:
Schmerzen kann ich nur gedämpft wahrnehmen. Ich kann sie auch ganz abschalten.
Als Kind war das mit der Zeit überlebenswichtig. Wie eine unterbewußt antrainierte Überlebenstrategie.
Stress wirkt auf für mich eher beruhigend, kostet mich aber sehr viel Energie. Ich kanns nur annehmen warum. Ich brauche den vollständigen Überblick, um Kontrollverlußt zu vermeiden. Damit scanne ich unterbewußt fast permanent 360° ab. An dieser Stelle hilft mir meine Hochsensibilität sehr. Einmal durchgescannt und ich weiß wie wer drauf ist. Doch das bleibt nur eine Annahme. Mittels deren Körpersprache kann ich das dann überprüfen.
Um so mehr ich mich rein denke, um so komplexer wird es. Vorallem weil sich das alles innert weniger Augenblicke abspielt. Für Außenstehende dürfte das sehr schwierg nachvollziehbar sein. Jemanden das alles im Alltagsgeschehen zu erklären, bringt bestimmt nix, außer neue Fragen. Mir reicht das Ergebnis. Es behindert mich dennoch mehr als es mir nützt.
Vielleicht kann ich durch HSP die Körpersprache viele feiner lesen und interpretieren und damit besser aggieren. Was sich besonderst in meinem Job durchgehend wieder finden läßt (wenn es zwischenmeschlich "gebrannt" hatte, dürfte ich stets zum "löschen"). Brennt es bei mir selbst, wird es schwieriger. Manchmal unmöglich. Kommt aber immer darauf an worum es geht. Mein Unvermögen liegt dann meist mehr an meiner PTBS "Kiste".
was sich für mich geändert hat, das ist der umgang damit. und ich habe gelernt und kann die wahrnehmung besser lenken.
Eben. Durch die nun kanalisierte Wahrnehmung vom Jetzt und Hier, kann schon morgen alles ganz anders sein. Auch durch den Test selbst. Durch Problembewußtsein.
taui meinte:
Ich weiß nicht. Damit komme ich nicht klar. Man ist damit schlicht etwas sensibler wie andere.
so wie der satz hier steht komme ich nicht ganz klar damit.
zunächst. es gibt unterschiedliche arten von hsp.
1) höhere Sensibilität für innere und äußere Reize
2) leichter erregbar
3) können weniger gut unterscheiden zwischen wichtigen und unwichtigen Informationen
4) hohe selbstreflexion
Ja das ist die Frage. Wie viel an Bedeuteung hat/gewinnt dieses etwas mehr.
man unterscheidet typen von Hochsensibilität:
Typ 1 (sensibel/ausgeglichen): Hochsensible Personen, die jedoch nur wenig erregbar sind
Typ 2 (sensibel/erregbar): Hochsensible Personen, die gut filtern können, aber leicht erregbar sind
Typ 3 (sensibel/schutzlos): Hochsensible Personen, die kaum filtern können und leicht erregbar sind
man ist nicht nur sensibler sondern es kommt noch dazu, dass man die wahrnehmung anders verarbeitet. hier liegt der ursprung von problemen denke ich. wenn man einem kind immer wieder die wahrnehmung in frage stellt, es in der richtung nicht wahrnimmt/wahrnehmen will, dann fängt das kind an und zweifelt an sich selbst. es kommt zur identitätskrise.
Dann wäre ich Typ 1. Wahrscheinlich auch ohne HSP.
Ja, es zweifelt an seiner Identität und Integrität + die kindliche Moral die vom Kinde in frage gestellt wird.
Hier will ein Kind manipuliert werden. Vom Narzissten? Wahrscheinlich.
taui meinte:
Meine Persönlichkeit habe ich in dem Sinne verleugnet, dass ich mich nicht erst genug genommen habe. Ob mit oder ohne HSP ist doch dann egal. Mit HSP ist man doch nur einen Tick mehr sensibler als Otto Normal.
das kommt drauf an. ich sehe die menschliche persönlichkeit auf einer skala, die geht von psychopath hin zu hochsensibel. zuerst mal ist das nur eine frage der verarbeitung von eindrücken und der möglichkeit sich in andere hineinzudenken.
ich glaube, das ist in allen sozialen gruppen so. auch im tierreich. es gibt immer tiere, die sind "sensibelchen". eher ängstlich. das ist wichtig für eine herde. die nehmen früh wahr, wenn etwas nicht stimmt. auf der anderen seite wäre es fatal für eine gruppe, wenn jeder sofort das gras husten hört, wenn mal ein luftzug durch geht.
kevin dutton sagt zu psychopathen:
"Psychopathen haben gewisse positive Wesenszüge", sagt Dutton. "Wenn wir es auf einer professionellen Ebene betrachten, sind Psychopathen durchsetzungsfähig. Sie schieben nichts vor sich her, konzentrieren sich auf das Positive, nehmen nichts persönlich, hadern nicht mit sich selbst, wenn die Dinge einmal schiefgehen und unter Druck handeln sie sehr überlegt. Ich denke, im Alltag könnten wir alle von derartigen charakteristischen Merkmalen profitieren."
http://www.3sat.de/page/?source=/kulturzeit/lesezeit/169958/index.html
wer hochsensibel ist dagegen hat ein höheres gefühl für schuld und noch dazu die eigenschaft viel mehr über sich selbst zu reflektieren. damit haben sie oft ein höheres gefühl für gerechtigkeit.
mir hilft das heute zu verstehen, warum menschen unterschiedlich an themen gehen. das typische hier im forum: "ich sage was ich will. jeder ist immerhin für sich selbst verantwortlich". würde ich so nie sehen. ich komme von der anderen richtung und für mich ist wichtig auch verantwortung für das zu übernehmen, was ich sage und wie das bei anderen ankommt.
nicht das eine ist richtig oder das andere. sondern es sind zwei unterschiedliche herangehensweisen und da kann jeder vom anderen lernen.
Puuhh... viel Input.
Ich sags mal so. Grundsetzlich ist niemand zu 100% schlecht oder gut. Nun weiß ich nicht wer welche und wie viel Wahrnehmung jemand hat, und welche nicht. Das jeder für das was gesagt wird auch die Verantwortung übernimmt, setze ich mal vorraus. So auch ich.
Treffen zwei HSPler aufeinander, was dann? Die Möglichkeit das hier Missverständnisse schneller und auch häufiger enstehen, halte ich paradoxerweise für hoch.
taui meinte:
Klar, man ist damit auch etwas mehr verletzbar aber Schutzlos? Nein. Gerade wenn man sensibler ist, sollte man sich doch besser schützen können. Oder?
also erst mal muss man wissen, gegen was muss man sich schützen. was genau tut weh? verletzt?
mir hat es geholfen über HSP zu lesen und dabei rauszufinden, wo genau sind meine probleme.
ich persönlich. bei mir ist es so. man sagt mir immer, ich muss lernen mich abgrenzen. das ist nur der falsche ansatz. mit grenzen leben ist schmerzhaft für mich. und da war ich immer sehr verloren. vor drei jahren an einem punkt wo ich gedacht habe, ich komme nicht zurecht mit der welt. ich gehöre nicht in diese welt.
seit dem habe ich gelernt, man muss keine grenze ziehen. ich habe gelernt, ich schaue heute viel mehr auf meine bedürfnisse. etwas was ich davor nur ganz gering getan habe. und ich kann jetzt meine bedürfnisse vermitteln und dann einen kompromiss finden. das hilft mir. abgrenzen gegenüber anderen, das ist für mich schmerzhaft.
ich musste überhaupt erst mal verstehen. es gibt menschen die funktionieren anders. oder besser, ein großer teil der menschen funktioniert anders. HSP trifft sagt man auf 20 prozent der menschen zu. ich habe vieles als angriff gewertet was es nicht war. ich habe meinen wert in frage gestellt, weil menschen so rücksichtslos drüber sind über meine grenzen. mich nicht wahrgenommen haben. woher soll ich denn wissen, dass man denen das deutlich sagen muss? MIR muss man so was nicht sagen, weil = andere form der wahrnehmung.
Mir hat das Wissen über meine gesteigerte Sensilibität insofern geholfen, dass ich mich besser verstehe und so wie Du achtsamer auf mich geworden bin. Ganz besonderst die Schuldfragen betreffend. Aber das führt mir jetzt zu weit weg, da das unmittelbar mit der Verarbeitung meiner Vergangenheit einhergeht. Sprich Therapieerfolge...
ich hätte mir sehr gewünscht jemand hätte mir das als kind gesagt. nicht dass ich hochsensibel bin, sondern dass menschen unterschiedlich funktionieren. dass ich okay bin so wie ich bin.
Verständlich. Ich hätte mir gewünscht, dass man mich um meiner selbstwillen liebt = Die fraglose Liebe zum Kind.
ich habe da gerade sehr drunter gelitten, weil mein a.-vater genau am anderen ende der skala steht. heute weiß ich warum er denkt wie er denkt und warum ich so anders denke. und als kind hätte ich einfach gerne gehört: du bist okay so wie du bist.
es geht gar nicht so sehr darum es zu benennen. es geht darum es zu akzeptieren.
Für mich fühlt es sich damals an wie Liebesentzug. Das betrachte ich heute als schlimmst Strafe für ein Kind.
wie viele kinder denke ich oft sind hochsensibel und werden genau deshalb gemobbt. und das sind genau die kinder die es nicht einfach wegstecken können. allein weil dieses hohe bedürfnis da ist nach gerechtigkeit. weil man die dinge ständig hinterfragt. sich selbst analysiert. disposition da ist für ängstlichkeit. man zerbricht viel schneller.
Denke ich auch. Was mich nicht wundert, wenn sich die Erwachsenwelt (Eltern?) wie Ichlinge benehemen - so als gäbe es nur sie. Das ist wirkt wie eine Steilvorlage für die (eigenen?) Kinder die Kinder mobben.
dabei ist allerdings natürlich auch HSP nicht gleich HSP weil es gibt eine sensitivität gegenüber reizen und es gibt eine hohe aufnahmefähigkeit bei gefühlen. auch das ist für mich sehr wichtig. daran denken: in jeder schublade sind auch nur individuuen.
Leider ist diese Schubladendenken sehr verbreitet.
Ich will ja niemanden etwas absprechen oder ausreden. Warum auch. Ungefragt schon gar nicht.
Für mich ist HSP wie gesagt, mehr Fluch als Segen. Für einen anderen nur Segen etc. usw.... das ist doch okay.
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Ein reales Feedback über mich/meine Persönlichkeit ist mir lieber und einfacher sowieso.
Es ist immer gut zu wissen warum man so oder so funktioniert und aggiert, wenn... Dann kann man schauen was man besser tun könnte und was man besser bleiben läßt. Außerdem muss es ja nicht an mir liegen, wenn es mit jemanden nicht rund läuft. Das kann 1000 Gründe haben oder eben keinen. Die Sympathifrage gibt es ja auch noch.
Ich kann auch nur sagen, ich bin wie ich bin. Ein unikat. Als solches betrachte ich jeden.
Kurzum:
Wichtig und nötig ist, wie man mit seiner Sensibilität um geht
und der des Anderen.