Anzeige(1)

  • Liebe Forenteilnehmer,

    Im Sinne einer respektvollen Forenkultur, werden die Moderatoren künftig noch stärker darauf achten, dass ein freundlicher Umgangston untereinander eingehalten wird. Unpassende Off-Topic Beiträge, Verunglimpfungen oder subtile bzw. direkte Provokationen und Unterstellungen oder abwertende Aussagen gegenüber Nutzern haben hier keinen Platz und werden nicht toleriert.

Bindung in der Kindheit (Cholerischer Vater/Narzisstische Mutter) Achtung Trigger!

indila

Neues Mitglied
Hallo Zusammen,

ich möchte hier einmal meine Geschichte teilen. Ich weiß nicht, an wen ich mich sonst wenden soll, vielleicht gibt es ja hier jemanden, der mich versteht. Bei mir geht es hauptsächlich um das Thema Bindung.

Ich bin 25 Jahre alt und bin mit einem aggressiven, cholerischen Vater und einer Narzisstischen Mutter großgeworden.

Man muss dazu sagen, ich bin damals 8 Wochen zu früh geboren und musste sehr viel Zeit in einem Brutkasten verbringen. Erinnerungen habe ich zwar keine daran, aber dieses existenzielle Gefühl von Verlassen sein und Einsamkeit habe ich bis heute behalten. Gerade aus diesem Grund habe ich, denke ich, ein noch intensiveres Bedürfnis nach Bindung gehabt, welches leider nie befriedigt wurde. Mein Vater war fast nie da, und wenn er da war, hat er mich nur angeschrien, bei jeder Kleinigkeit ist er ausgerastet, ansonsten war er sehr desinteressiert und am besten man sollte ihm gar nicht erst auf die Nerven gehen. Nicht nur hatte ich das Gefühl, er mag mich nicht, nein, ich bin davon überzeugt, ihn störte meine gesamte Existenz. Ich kann mich erinnern, wie ich als Kind bis auf die Knochen zusammengezuckt bin, wenn er mich angeschrien hat und selbst wenn ich nur gehört habe, wie er die Treppen heraufkam, begann mein Herz schon zu klopfen.

Auf der Anderen Seite hatte ich eine Mutter mit narzisstischen Anteilen. Sie war unberechenbar, konnte mich tagelang ignorieren. Wenn ich weinte, kamen Sprüche wie „ ich soll nicht rumheulen“ oder „mich nicht so anstellen“. Außerdem sagte sie, ich wäre manipulativ und undankbar. Meine Depressionen seien Faulheit. Sie hat mich abgewertet und hat mich gedemütigt. Das schlimmste war für mich die Gleichgültigkeit meiner Eltern auf meinen damaligen Suizidversuch.

Heute bin ich 25 und habe immer noch extreme Schuldgefühle, eine Angststörung und Depressionen. Ich habe damals die ganze Verantwortung für die Gefühle meiner Eltern auf mich genommen, habe alles getan, dass ich irgendwie eine Bindung zu ihnen herstellen konnte. Ich wollte einfach irgendjemand haben, der für mich da ist. In der Schule hatte ich auch niemanden und auch sonst keine richtigen Freunde. Meine Eltern waren damals mein einziger Bezugspunkt. Mein bisheriges Leben war hauptsächlich geprägt von Einsamkeit.

Nun ist es so, jedes mal wenn ich eine Bindung zu jemanden eingehen will (egal ob freundschaftlich oder Romantisch) kommt dieses ganze Muster hoch, diese Ganze Überforderung, die Angst, gedemütigt zu werden, die Angst allein gelassen zu werden, die Angst, einen Fehler zumachen, Die Schuld/Verantwortung für die Gefühle der anderen. Ich bekomme Panik und extremen Stress, jedes mal wenn ich mich in einer sozialen Situation befinde. Ich habe schon vielfältige Therapeuten ausprobiert, leider bin ich nicht oft auf Verständnis gestoßen bzw. kein Therpeut hat mit mir das Thema Bindung aufgearbeitet.

Gibt es jemanden hier, der Erfahrungen mit dieser Problematik hat? Wie kommt ihr klar?
Ich bedanke mich, falls ihr das alles gelesen habe und freue mich auf eure Antworten,
LG eure Indila
 

reisend

Aktives Mitglied
Liebe Indila,

Es tut mir sehr leid, dass du mit solchen Eltern aufwachsen musstest und sie dir, besonders nach deiner Frühgeburt, keine sichere und warme Umgebung bieten konnten. Dass du jetzt Schwierigkeiten in sozialen Beziehungen hast, ist absolut nachvollziehbar und verständlich. Die frühen Bindungen beeinflussen sehr stark, wie wir - auch als Erwachsene - mit anderen in Beziehung treten.

Schade, dass dir bisher in Therapien nicht geholfen werden konnte. Manchmal dauert es, bis man eine*n Therapeut*in findet, wo es passt. Ich glaube es ist sehr wichig und essentiell für deine heutigen Beziehungen, dass du das Thema aufarbeitest.
 

indila

Neues Mitglied
Bindung wäre für dich ein sehr wichtiges Thema in der Therapie.

Ich würde mir einen Therapeuten suchen, welcher Genogramm Arbeit und Familienaufstellungen macht.
Vielen Dank für deine Antwort. Das Klingt auf jeden Fall interessant. Leider bin ich auf die Therapien angewiesen, die von der Krankenkasse finanziert werden und ich glaube nicht, dass diese Therapie übernommen wird. Aber wenn ich es mir finanziell irgendwann mal leisten kann, werde ich das auf jeden Fall in Angriff nehmen.
 

indila

Neues Mitglied
Liebe Indila,

Es tut mir sehr leid, dass du mit solchen Eltern aufwachsen musstest und sie dir, besonders nach deiner Frühgeburt, keine sichere und warme Umgebung bieten konnten. Dass du jetzt Schwierigkeiten in sozialen Beziehungen hast, ist absolut nachvollziehbar und verständlich. Die frühen Bindungen beeinflussen sehr stark, wie wir - auch als Erwachsene - mit anderen in Beziehung treten.

Schade, dass dir bisher in Therapien nicht geholfen werden konnte. Manchmal dauert es, bis man eine*n Therapeut*in findet, wo es passt. Ich glaube es ist sehr wichig und essentiell für deine heutigen Beziehungen, dass du das Thema aufarbeitest.
Vielen Dank für die einfühlsame Antwort. Allein das fand ich schon sehr hilfreich.
Das wichtigste für mich in einer Therapie ist, dass ich mich "gesehen" fühle und gespiegelt werde und ein Raum entsteht, wo ich meinen Schmerz fühlen kann, aber leider ist es schwer für mich so einen Therapeuten zu finden, bei dem ich mich wohlfühle. Aber ich denke, ich werde einfach weiter suchen müssen.
 

cucaracha

Urgestein
Du könntest einige Kassen Therapeuten fragen, ob sie Genogramm Arbeit machen.
Genogramm ist weit verbreitet.

Wenn du einen Th suchst..dann google im Internet unter....Psychotherapeuten, suchen oder finden und online Therapie.
Du findest dann Listen mit freien Therapie Plätzen.
 

reisend

Aktives Mitglied
Ja leider ist das sehr schwierig einen Platz zu kriegen und jemanden zu finde der passt. Ich wünsche dir viel Glück dabei. In der Zwischenzeit kannst du mal auf die Seite von Dami Charf gehen, und zwar den Blog. Da ist viel zu Entwicklungstrauma
 
B

Buchrücken

Gast
Liebe Indila,
ich bin unter einer ähnlichen Mutter aufgewachsen. Jedoch hatte ich bis vor wenigen Jahren alles schlechte aus dieser Zeit komplett verdrängt, sodass ich fest daran glaubte eine gute Kindheit und eine gute Mutter gehabt zu haben. Ich kann dich daher gut verstehen.
Aufgrund dieser aufgebauten Muster geriet ich in den letzten Jahren an zwei wirklich schlimme Menschen. Diese Erfahrung riss mir dann komplett einmal den Boden unter den Füßen weg. Ich habe mich Monate mit Schuldgefühlen gequält und war auf der Suche nach dem, was ich falsch gemacht habe. Ich habe mich verbogen, bin über meine Grenzen gegangen, habe gelitten wie ein Hund. Ich habe trotz allem nicht aufgegeben, obwohl ich das ein oder andere Mal kurz davor war. Ich rannte zum Therapeuten, etc.
Letztendlich half mir jedoch nur die Erkenntnis, dass ich nicht für die manchmal wirklich verqueren Gefühle und Handlungen anderer Menschen verantwortlich bin und diese für sie auch nicht lösen kann. Seitdem geht es mir besser und ich achte sehr darauf, dass ich mich von den schrägen und für mich nicht nachvollziehbaren Handlungen anderer distanziere. Diese Schuldgefühle sind Geister deiner Erziehung, du kannst sie loslassen, wenn du die Gefühle und Handlungen anderer bei ihnen lässt. So wirst du weniger verletzt.
Ich selbst brauchte wirklich lange, bis ich Menschen vertrauen konnte und kann das heute nur noch sehr, sehr schwer, wenn überhaupt. Wer mein Herz jedoch gewinnt, der bekommt es leider dann auch ganz. Leider, weil es mich unglaublich verletzlich macht. Deshalb hüte ich mich heute sehr davor, auch wenn es mich in Teilen zu einem kalten, egoistischen (es fühlt sich so an) macht. Aber es geht mir besser damit. Allem voran mit der Erkenntnis, dass ich nicht für das Handeln und Fühlen anderer Menschen verantwortlich bin und ich mich nicht schuldig fühlen muss, wenn diese Leute mich aus eigenem Mangel heraus ablehnen (müssen). Geholfen hat mir auch sehr, den Kontakt zu meiner Mutter komplett abzubrechen. Das war nicht leicht, denn sie versuchte mich natürlich emotional zu erpressen. Aber nachdem, was ich mit Menschen durch habe, prallte das einfach an mir ab.

Ich wünsche dir sehr, dass auch du einen Weg für dich findest. Vielleicht kann dir ein Therapeut dabei helfen. Aber auch man selbst kann dies, wenn gerade kein Therapeut verfügbar ist. Vielleicht hilft eine Selbsthilfegruppe oder der Austausch mit Menschen, die ähnlich aufgewachsen sind.

Alles Gute für dich!
 

cucaracha

Urgestein
Liebe Indila,
ich bin unter einer ähnlichen Mutter aufgewachsen. Jedoch hatte ich bis vor wenigen Jahren alles schlechte aus dieser Zeit komplett verdrängt, sodass ich fest daran glaubte eine gute Kindheit und eine gute Mutter gehabt zu haben. Ich kann dich daher gut verstehen.
Aufgrund dieser aufgebauten Muster geriet ich in den letzten Jahren an zwei wirklich schlimme Menschen. Diese Erfahrung riss mir dann komplett einmal den Boden unter den Füßen weg. Ich habe mich Monate mit Schuldgefühlen gequält und war auf der Suche nach dem, was ich falsch gemacht habe. Ich habe mich verbogen, bin über meine Grenzen gegangen, habe gelitten wie ein Hund. Ich habe trotz allem nicht aufgegeben, obwohl ich das ein oder andere Mal kurz davor war. Ich rannte zum Therapeuten, etc.
Letztendlich half mir jedoch nur die Erkenntnis, dass ich nicht für die manchmal wirklich verqueren Gefühle und Handlungen anderer Menschen verantwortlich bin und diese für sie auch nicht lösen kann. Seitdem geht es mir besser und ich achte sehr darauf, dass ich mich von den schrägen und für mich nicht nachvollziehbaren Handlungen anderer distanziere. Diese Schuldgefühle sind Geister deiner Erziehung, du kannst sie loslassen, wenn du die Gefühle und Handlungen anderer bei ihnen lässt. So wirst du weniger verletzt.
Ich selbst brauchte wirklich lange, bis ich Menschen vertrauen konnte und kann das heute nur noch sehr, sehr schwer, wenn überhaupt. Wer mein Herz jedoch gewinnt, der bekommt es leider dann auch ganz. Leider, weil es mich unglaublich verletzlich macht. Deshalb hüte ich mich heute sehr davor, auch wenn es mich in Teilen zu einem kalten, egoistischen (es fühlt sich so an) macht. Aber es geht mir besser damit. Allem voran mit der Erkenntnis, dass ich nicht für das Handeln und Fühlen anderer Menschen verantwortlich bin und ich mich nicht schuldig fühlen muss, wenn diese Leute mich aus eigenem Mangel heraus ablehnen (müssen). Geholfen hat mir auch sehr, den Kontakt zu meiner Mutter komplett abzubrechen. Das war nicht leicht, denn sie versuchte mich natürlich emotional zu erpressen. Aber nachdem, was ich mit Menschen durch habe, prallte das einfach an mir ab.

Ich wünsche dir sehr, dass auch du einen Weg für dich findest. Vielleicht kann dir ein Therapeut dabei helfen. Aber auch man selbst kann dies, wenn gerade kein Therapeut verfügbar ist. Vielleicht hilft eine Selbsthilfegruppe oder der Austausch mit Menschen, die ähnlich aufgewachsen sind.

Alles Gute für dich!
👍Toller Beitrag..
 

indila

Neues Mitglied
Ja leider ist das sehr schwierig einen Platz zu kriegen und jemanden zu finde der passt. Ich wünsche dir viel Glück dabei. In der Zwischenzeit kannst du mal auf die Seite von Dami Charf gehen, und zwar den Blog. Da ist viel zu Entwicklungstrauma
Vielen dank für den Tipp, Dami Charf kenne ich und finde sie toll! Habe mich auch schon einiges gelesen zu dem Thema, es ist mir dann passiert bei manchen Therapeuten, dass ich das Gefühl hatte, ich habe mehr zu dem Thema gelesen als sie selbst :D aber vielleicht habe ich einfach noch nicht den richtigen gefunden.
 

Anzeige (6)

Autor Ähnliche Themen Forum Antworten Datum
G Ballast aus der Kindheit verarbeiten Familie 2

Ähnliche Themen

Anzeige (6)

Anzeige(8)

Regeln Hilfe Benutzer

Du bist keinem Raum beigetreten.

    Anzeige (2)

    Oben