Hallo,
probier mal in einem ruhigen Moment alle Zutaten für das Brot oder den Kaiserschmarrn aufzusagen/aufzunehmen. Einen Tag nachdem du die Zutaten GEKAUFT und das Brot gebacken hast. Mach dir keinen Druck. Du musst es nicht in einer bestimmten Zeit schaffen. Du hast alle Zeit der Welt. Geh die Regale im Kopf durch, an denen du vorbeigekommen bist. Schreib dir die Zutatenliste auf. Benenn bei jedem Arbeitsschritt beim Backen die Zutaten UND was du damit machst. Vielleicht bist du sonst einfach nicht bei der Sache, wenn du backst. Du hast es ja schon oft gemacht und du hast die Anleitung ja immer vorliegen. Wo wir bei der nächsten Idee wären:
Unser Gehirn hat eine begrenzte Speicherkapazität. Wir können uns nicht alles behalten. Wenn wir uns alle Sachen merken würden, wäre es überlastet. Sortiert wird zwischen wichtigen und unwichtigen Dingen. Warum solltest du dir Zutaten merken, wenn du das Rezept nachschlagen kannst? Warum einen Namen von einer Person, die dir nicht wichtig ist? Unnötiges Wissen. Also vergisst man es.
Fachbegriffe/Adjektive, die man nicht regelmäßig verwendet? Unnötig, also vergisst man es.
Vielleicht kennst du den Ausdruck "Es liegt mir auf der Zunge." Diesen Ausdruck gäbe es nicht, wenn du der einzige Mensch wärest, der Wissen nicht auf Knopfdruck abrufen und aufsagen kann.
Probier beim Lernen mal dich selbst zu interviewen. Tue so als wärest du der Experte und der Interviewer in einer Person. Bei den ersten Malen darfst du nachschlagen. Irgendwann wirst du immer sicherer.
Dual hin oder her: BWL finde ich persönlich schon theorielastig. Und du bist kein Lehrer oder Ausbildungsleiter. Deswegen musst du Sachen nicht erklären können, die du immer nach einem bestimmten Schema abarbeitest. Beim Rechnungsschreiben wird ja eher nichts hinterfragt, sondern einfach gemacht, oder?
Für mich klingt es so, als ob du dich für viele verschiedene Dinge interessierst. Wenn man das Wissen nicht regelmäßig abruft oder vertieft oder zum Beispiel bei der Ernährung nicht am Ball bleibt und Tag für Tag nach dem theoretischen Wissen HANDELT, festigt sich das Wissen nicht. Weil die Festplatte nicht überlastet werden darf. Man lebt das Wissen nicht (oder nicht mehr). Es verkommt wie ein Muskel, den man nicht mehr trainiert.
Finde es auch ganz normal, dass du Inhalte nicht in deinen eigenen Worten formulieren kannst. Wenn du 20 bist, stehst du erst am Anfang deines Studiums. Dir fehlen Fachbegriffe oder Synonyme. Vielleicht schlichtweg der Wortschatz. Eventuell hast du auch Angst davor etwas Falsches zu sagen, wenn du es umformulierst? Den Sinn zu verfälschen?
Du sagtest, dass du zweisprachig aufgewachsen bist. Darf ich fragen, wie das abgelaufen ist? Hat dein Vater oder deine Mutter einen Migrationshintergrund? Oder beide? Haben beide (jeweils) in ihrer Muttersprache mit dir geredet/dir vorgelesen oder zwischen ihrer Muttersprache und deutsch zwischendurch gewechselt?
Manchen fällt es schwer eine Vorstellung von Begrifflichkeiten zu entwickeln, die sie nicht anfassen können. Deswegen können sie sie sich nicht merken. Ein Studium ist für sie dann sehr kräftezehrend. Wurdest du mal auf Legasthenie getestet? Oder auf ADHS/ADS?
Hat deine Mutter während der Schwangerschaft getrunken oder bist du traumatisiert?
B12 könnte bezüglich der Konzentrationsfähigkeit helfen?
Hat dir jemand mal das Gefühl gegeben nicht genug zu leisten? Hast du dir abfällige Bemerkungen anhören müssen?
Alles nur Ideen und Anregungen. Ich kenne dich nicht. Du kannst selbst entscheiden, ob dir etwas davon weiterhelfen könnte.
Entschuldige, dass ich mich zwischendurch wiederhole. Ich habe alles runtergeschrieben, wie es mir in den Sinn kam. Auch wenn das vielleicht dumm wirkt.
Und noch als Hinweis: Es gibt auch emotionale Intelligenz. Vielleicht hast du diese schon oder kannst dich dahingehend weiterentwickeln. Jedenfalls bedeutet es nicht automatisch Glück, sehr intelligent zu sein. Zum Beispiel, wenn man nicht in der Lage ist Beziehungen aufzubauen oder man ständig ausgegrenzt wird, weil man mit einer besserwisserischen Art aneckt.
Damit möchte ich dir NICHT sagen, dass du nicht intelligent oder inkompetent bist. Wie gesagt: Tipps stehen oben und emotionale Intelligenz ist sehr wichtig.
Und um es nochmal klar auszudrücken: Du bist kein Lehrer. Wenn du etwas nicht erklären kannst, hat das nicht mit Inkompetenz zu tun. Du kannst ja umsetzen, wofür du von deinem Chef eingestellt wurdest.
Vielleicht hast du einen Grübelzwang oder neigst zu Perfektionismus? Kombiniert mit einem geringem Selbstbewusstsein? Und das lähmt dich?
Du willst etwas perfektes sagen. -> Dein Gehirn beginnt zu rattern. Du fängst an zu reden. Machst dir dabei viel Druck. Deshalb verhaspelst du dich, fängst an zu stammeln. -> Nach der Situation setzt der Grübelzwang ein. Du machst dich selbst fertig. Deine Angst vor der nächsten Gesprächssituation wird größer. Du willst es nächste mal BESONDERS perfekt machen. --> Du bist angespannt. Kannst keinen klaren Gedanken fassen. Stammelst dir etwas zurecht. --> Du grübelst und machst dir selbst Vorwürfe. "Wie kann ich nur so unfassbar dumm sein?!" Dein Selbstbewusstsein schrumpft. Gleichzeitig erhöhst du den Druck: Nächstes Mal zeigst du es allen, nächstes Mal wirst du ABSOLUT perfekt antworten. -->...
Zum Abschluss noch ein Rat: Stell diesen Leistungsgedanken mal einen Moment zurück.
Achte auf dein Selbstbild. Wenn du dich selbst so herabstufst, zieht dich das runter. Erzähl doch mal etwas zu deinen Stärken.
Zum Beispiel: Warum denkst du, dass du ein Mensch bist, der gut handelt? Warum denkst du, dass du ein Freund bist, der anderen gut tut?