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Bewusstsein der Inkompetenz

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Postman

Urgestein
Du, mal ein anderer Punkt. In deinem allerersten Beitrag hier hast du geschrieben, du hast vor 5 Jahren deine Mutter verloren. Kann es sein, dass du das nicht richtig verarbeitet hast?

Ich habe die Vermutung, dass du eine Art Depression entwickelt hast, das würde durchaus Konzentrationsstörungen und Leistungseinbußen erklären. Damit kenne ich mich aus ;)

Will heißen, im Ursprung führen eventuell nicht kognitve Mängel zu deinen beschriebenen Problemen, sondern eine nicht verarbeitete Trauer? Du schreibst ja auch, du würdest dich immer mehr zurückziehen und in dich kehren. Also diese Symptome erinnern mich sehr stark an mich und eine Depression.
Auch hast du dort beschrieben, dass du nicht so richtig über deine Gefühle sprechen kannst?
 

Kreuzer

Mitglied
Hallo,

probier mal in einem ruhigen Moment alle Zutaten für das Brot oder den Kaiserschmarrn aufzusagen/aufzunehmen. Einen Tag nachdem du die Zutaten GEKAUFT und das Brot gebacken hast. Mach dir keinen Druck. Du musst es nicht in einer bestimmten Zeit schaffen. Du hast alle Zeit der Welt. Geh die Regale im Kopf durch, an denen du vorbeigekommen bist. Schreib dir die Zutatenliste auf. Benenn bei jedem Arbeitsschritt beim Backen die Zutaten UND was du damit machst. Vielleicht bist du sonst einfach nicht bei der Sache, wenn du backst. Du hast es ja schon oft gemacht und du hast die Anleitung ja immer vorliegen. Wo wir bei der nächsten Idee wären:

Unser Gehirn hat eine begrenzte Speicherkapazität. Wir können uns nicht alles behalten. Wenn wir uns alle Sachen merken würden, wäre es überlastet. Sortiert wird zwischen wichtigen und unwichtigen Dingen. Warum solltest du dir Zutaten merken, wenn du das Rezept nachschlagen kannst? Warum einen Namen von einer Person, die dir nicht wichtig ist? Unnötiges Wissen. Also vergisst man es.

Fachbegriffe/Adjektive, die man nicht regelmäßig verwendet? Unnötig, also vergisst man es.

Vielleicht kennst du den Ausdruck "Es liegt mir auf der Zunge." Diesen Ausdruck gäbe es nicht, wenn du der einzige Mensch wärest, der Wissen nicht auf Knopfdruck abrufen und aufsagen kann.

Probier beim Lernen mal dich selbst zu interviewen. Tue so als wärest du der Experte und der Interviewer in einer Person. Bei den ersten Malen darfst du nachschlagen. Irgendwann wirst du immer sicherer.

Dual hin oder her: BWL finde ich persönlich schon theorielastig. Und du bist kein Lehrer oder Ausbildungsleiter. Deswegen musst du Sachen nicht erklären können, die du immer nach einem bestimmten Schema abarbeitest. Beim Rechnungsschreiben wird ja eher nichts hinterfragt, sondern einfach gemacht, oder?

Für mich klingt es so, als ob du dich für viele verschiedene Dinge interessierst. Wenn man das Wissen nicht regelmäßig abruft oder vertieft oder zum Beispiel bei der Ernährung nicht am Ball bleibt und Tag für Tag nach dem theoretischen Wissen HANDELT, festigt sich das Wissen nicht. Weil die Festplatte nicht überlastet werden darf. Man lebt das Wissen nicht (oder nicht mehr). Es verkommt wie ein Muskel, den man nicht mehr trainiert.

Finde es auch ganz normal, dass du Inhalte nicht in deinen eigenen Worten formulieren kannst. Wenn du 20 bist, stehst du erst am Anfang deines Studiums. Dir fehlen Fachbegriffe oder Synonyme. Vielleicht schlichtweg der Wortschatz. Eventuell hast du auch Angst davor etwas Falsches zu sagen, wenn du es umformulierst? Den Sinn zu verfälschen?

Du sagtest, dass du zweisprachig aufgewachsen bist. Darf ich fragen, wie das abgelaufen ist? Hat dein Vater oder deine Mutter einen Migrationshintergrund? Oder beide? Haben beide (jeweils) in ihrer Muttersprache mit dir geredet/dir vorgelesen oder zwischen ihrer Muttersprache und deutsch zwischendurch gewechselt?

Manchen fällt es schwer eine Vorstellung von Begrifflichkeiten zu entwickeln, die sie nicht anfassen können. Deswegen können sie sie sich nicht merken. Ein Studium ist für sie dann sehr kräftezehrend. Wurdest du mal auf Legasthenie getestet? Oder auf ADHS/ADS?

Hat deine Mutter während der Schwangerschaft getrunken oder bist du traumatisiert?

B12 könnte bezüglich der Konzentrationsfähigkeit helfen?

Hat dir jemand mal das Gefühl gegeben nicht genug zu leisten? Hast du dir abfällige Bemerkungen anhören müssen?

Alles nur Ideen und Anregungen. Ich kenne dich nicht. Du kannst selbst entscheiden, ob dir etwas davon weiterhelfen könnte.

Entschuldige, dass ich mich zwischendurch wiederhole. Ich habe alles runtergeschrieben, wie es mir in den Sinn kam. Auch wenn das vielleicht dumm wirkt. :)

Und noch als Hinweis: Es gibt auch emotionale Intelligenz. Vielleicht hast du diese schon oder kannst dich dahingehend weiterentwickeln. Jedenfalls bedeutet es nicht automatisch Glück, sehr intelligent zu sein. Zum Beispiel, wenn man nicht in der Lage ist Beziehungen aufzubauen oder man ständig ausgegrenzt wird, weil man mit einer besserwisserischen Art aneckt.

Damit möchte ich dir NICHT sagen, dass du nicht intelligent oder inkompetent bist. Wie gesagt: Tipps stehen oben und emotionale Intelligenz ist sehr wichtig.
Und um es nochmal klar auszudrücken: Du bist kein Lehrer. Wenn du etwas nicht erklären kannst, hat das nicht mit Inkompetenz zu tun. Du kannst ja umsetzen, wofür du von deinem Chef eingestellt wurdest.

Vielleicht hast du einen Grübelzwang oder neigst zu Perfektionismus? Kombiniert mit einem geringem Selbstbewusstsein? Und das lähmt dich?

Du willst etwas perfektes sagen. -> Dein Gehirn beginnt zu rattern. Du fängst an zu reden. Machst dir dabei viel Druck. Deshalb verhaspelst du dich, fängst an zu stammeln. -> Nach der Situation setzt der Grübelzwang ein. Du machst dich selbst fertig. Deine Angst vor der nächsten Gesprächssituation wird größer. Du willst es nächste mal BESONDERS perfekt machen. --> Du bist angespannt. Kannst keinen klaren Gedanken fassen. Stammelst dir etwas zurecht. --> Du grübelst und machst dir selbst Vorwürfe. "Wie kann ich nur so unfassbar dumm sein?!" Dein Selbstbewusstsein schrumpft. Gleichzeitig erhöhst du den Druck: Nächstes Mal zeigst du es allen, nächstes Mal wirst du ABSOLUT perfekt antworten. -->...


Zum Abschluss noch ein Rat: Stell diesen Leistungsgedanken mal einen Moment zurück.
Achte auf dein Selbstbild. Wenn du dich selbst so herabstufst, zieht dich das runter. Erzähl doch mal etwas zu deinen Stärken. :) Zum Beispiel: Warum denkst du, dass du ein Mensch bist, der gut handelt? Warum denkst du, dass du ein Freund bist, der anderen gut tut?

Hallo Jako,

ich danke dir für deinen Rat. Beide Eltern haben einen Migrationshintergrund. Zweisprachig bin ich von klein auf aufgewachsen. Also haben wir immer zwischen den Sprachen abgewechselt. Natürlich haben meine Eltern die deutsche Sprache nie zu 100% beherrscht. In der Schule immer Deutsch gesprochen und daheim NUR meine Muttersprache. Wenn ich also erzählen wollte, was so in der Schule geschehen ist, dann eben nur in meiner Muttersprache kommuniziert. Ich denke, dass das natürlich hilft die Muttersprache zu verbessern und dadurch aktiv zu verwenden. Jedoch merke ich dann aber auch, dass mir dann in der Schule bspw. der Wortschaft gefehlt hat. Oder ich konnte Inhalte nicht korrekt wiedergeben, da mir einfach auch die Worte gefehlt haben. Schließlich habe ich auch nur aktiv in der Schule den Wortschatz erweitert und ggf mit Büchern.

Ich habe keine Legasthenie. ADHS habe ich eine Kurztest gemacht. Dieser hat aber nichts weiter bestätigen können.

Meine Mutter hat keine Rauschmittel während der Schwangerschaft konsumiert.

B12 nehme ich schon und sämtliche andere Nahrungsergänzungsmittel, die meine Konzentrationsleistung verbessern sollen.

Ich denke, dass man sich selber einredet nicht genug zu leisten im Leben. Manchmal wird dies durch externe Menschen bestätigt. Vielleicht vergleicht man sich sehr mit seinem Umfeld und beschreibt sich dann als nutzlos und wertlos, da man vielleicht nicht die gleiche Eloquenz oder Auffassungsgabe wie andere besitzt. Das gleiche ist bei der Studiengangwahl. Medizinische Studiengänge sind nunmal attraktiver gesehen.

Ich denke, dass Grübelzwang gut auf mich zutrifft. Gepaart mit negativen Emotionen und niedrigem Selbstbewusstsein führt das zu einem Gefühl der Wertlosigkeit und des Abschaums.

Du hat den Prozess sehr gut beschrieben und ich finde mich dort auch etwas wieder. Wie dann bei so etwas genau vorgehen? Es ist schwer den Grübelzwang einfach so zu deaktivieren.
Ich mache mir sicher Druck damit eloquent und wissensreich anderen gegenüber zu treten. Dieser Druck verursacht dann aber, dass ich keines von dem beiden richtig hinbekomme.

Wenn ich anderen meine Lage beschreibe, können sie das eigentlich nicht nachvollziehen. Ich habe auch manchmal das Gefühl, dass sich Menschen über solche Dinge keine Gedanken machen. Menschen von außen beschreiben mich oft als selbstsicheren, charismatischen und humorvollen Menschen. Leider sehen die aber nicht, was in meinen Gedanken so abgeht und was für eine Haltung ich mir selbst gegenüber habe.
 

Kreuzer

Mitglied
Du, mal ein anderer Punkt. In deinem allerersten Beitrag hier hast du geschrieben, du hast vor 5 Jahren deine Mutter verloren. Kann es sein, dass du das nicht richtig verarbeitet hast?

Ich habe die Vermutung, dass du eine Art Depression entwickelt hast, das würde durchaus Konzentrationsstörungen und Leistungseinbußen erklären. Damit kenne ich mich aus ;)

Will heißen, im Ursprung führen eventuell nicht kognitve Mängel zu deinen beschriebenen Problemen, sondern eine nicht verarbeitete Trauer? Du schreibst ja auch, du würdest dich immer mehr zurückziehen und in dich kehren. Also diese Symptome erinnern mich sehr stark an mich und eine Depression.
Auch hast du dort beschrieben, dass du nicht so richtig über deine Gefühle sprechen kannst?
Ich bin oft der Meinung, dass ich das schon verarbeitet habe. Ich spüre eben kein Gefühl mehr, dass mir meine eigene Mutter fehlt. Ich denke natürlich über sie nach und wäre selbstverständlich glücklich, wenn sie da wäre, keine Frage. Aber ich bin denke ich einer der wenigen in meiner Familie, der gut damit leben kann. Manchmal nur denke ich, dass mir meine Mutter sicher besser zum Rat stehen würde, als es mein Vater tut. Vor allem in meinem Alter wäre sie in der Lage mir Beistand zu leisten und mich am besten zu beraten. Sie hat mich schließlich großgezogen und würde sicher ein guter Motivator im Leben sein.

Ich habe auch schon viel darüber gelesen, dass Depressionen die kognitiven Fähigkeit stark beschränken. Negative Gedanken ja ebenso. Ist ja irgendwie mit Depression verwandt. Ich konnte viele Jahre nicht über meine Gefühle sprechen, weil ich es nie richtig gelernt hatte bzw. kein konkretes Beispiel in meiner Familie darüber hatte. Mein Vater spricht generell nicht über Gefühle. Jetzt mit der neuen Stiefmutter, habe ich das erste Mal begonnen über Gefühle zu sprechen. Sie hilft mir dabei auch unheimlich und dafür bin ich dankbar. Meine Mutter aber war, zu Zeiten als sie noch lebte, die einzige der ich mich ansatzweise öffnete. Als sie dann weg war, musste ich selber mit meinen Gefühlen irgendwie klarkommen. Hat ja auch irgendwie geklappt.
 

bertil

Aktives Mitglied
Warum Deine Überlegungen falsch sind kann, kann man bspw. an der Gattung Rätselfüchse beobachten. Die auf die nächste Ausgabe der Rätselzeitschrift brennen. Weil sie das gerne tun und sich darum gerne darin üben. Der Witz dabei ist, dass das gar keine Informatikprofessoren sind. Sondern mitunter ist es die Dame von der Putzerei. Diese Menschen sind oft beeindruckend, aber es macht das Kraut nicht fett. Wer öfter wiederholen müsse als Andere sei dümmer, kann man so nicht sagen. Es kommt auf Herangehensweise und die Begleitgedanken an. Ob man ein zielgerichteter, daher schneller Denker ist oder ein breiter. Erster rechnet schneller. Letzterer erkennt ev. den Kontext besser, in den das gestellte Problem gehören könnte. So jemand fängt unter Umständen nicht wie aus der Pistole geschossen mit dem lösen an, sondern fragt erst nach dem Sinn der Aufgabenstellung. Je nach nachdem, was einem mehr liegt hat jeder seinen Platz. Wer bspw. erst den Sinn einer Aufgabe erkennen möchte, bevor er sich an die Lösung macht, liegt meiner Meinung weder falsch noch ist man hinten nach. Aber ja, entweder ist man Lerche oder Eule. Auch dann, wenn man mit den Schnelldenkern mithalten möchte um gut dazustehen, wird es nicht gelingen. Weil man unter anderem die Freude daran nicht aufbringen wird, wenn einem diese Herangehensweise eben nicht liegt.
 
Zuletzt bearbeitet:

unbeleidigte Leberwurst

Aktives Mitglied
Ich denke, dass ein Lerntherapeut nicht der richtige Ansatz ist. Darin liegt nicht direkt das Problem. Ich kann mir grundsätzlich Sachen merken, doch sie verschwinden sehr oft schnell wieder und ich kann sie nicht mehr ausgraben aus meinem Hinterkopf.
Das scheint nach Deinen Beispielen nach tatsächlich so zu sein.
Klingt fast ein wenig wie Demenz...

Eines kann ich Dir aber versichern: Du bist auf keinen Fall dumm.
Selten liest man hier so klar strukturierte Beiträge. Das bekäme ein Forrest Gump nicht hin...
 
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