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Beide Eltern krank und Familienleben seltsam

Stefan84

Mitglied
Ich weiß nicht so Recht wo und wie ich anfangen soll.

Mein Vater ist seit meiner Kindheit und auch schon davor depressiv, ein Einzelgänger und komplett ohne jedwede sozialen Kontakte. Er nimmt Antidepressiva und Schmerzmittel, ist seit meiner Grundschulzeit arbeitslos und verfällt häufig in Stimmungslöcher, welche meine Mutter oder wir durch unser Familienleben immer versucht haben krampfhaft zu vermeiden. Es herrschte immer eine krankhafte Harmonie. Wir versuchten immer gewisse Dinge zu vermeiden oder anzusprechen. Ist z.B. etwas passiert, haben wir es vertuscht, so dass es meinem Vater nicht schlecht geht oder noch schlechter ging. Kam es dann raus oder merkte es mein Vater, ging es meiner Mutter schlecht, weil sie die Situation wieder ausbaden musste und eine krankhafte Harmonie aufbauen wollte.

Meine Mutter war für mich als "Mann" immer der Ansprechpartner bzw. die Identifikationsfigur. Bis auch Sie krank wurde bzw. ich merkte das irgendetwas nicht stimmte und auch Sie schon immer Probleme hatte.

Sie war diejenige die arbeitete und die Brötchen verdiente. Allerdings hat auch Sie fast keinerlei Kontakte. Das Familienleben meiner Eltern beschränkt sich auf herumsitzen und nichts tun. Zudem nimmt sie ebenfalls Antidepressiva bzw. Tabletten gegen Angststörungen.

Es macht mich einfach krank in diesem Umfeld zu leben bzw. hat es mich krank gemacht. Erst durch andere habe ich erfahren was normales Leben bedeutet.

Heute telefoniere ich z.B. mit meinen Eltern und alles was ich höre ist immer nur Leid oder Probleme, aber keine Lebenslust.

Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Ich habe irgendwie das Gefühl mich emotional abkoppeln zu müssen, um normal Leben zu können, jedoch fällt es mir schwer. Zudem habe ich nie gelernt was Normalität bedeutet.

Jetzt bin ich über 30 und mein Leben liegt in Trümmern!
 
G

Gelöscht 119712

Gast
Es gibt einfach Situationen, da muss man harte Entscheidungen treffen. Ich stelle mir das immer wie eine Seilgemeinschaft am Berg vor. Man kann andere kurzzeitig auffangen und ihnen helfen wieder halt zu finden, aber wenn sich jemand wie ein Mühlstein an das Seil hängt (egal ob schuldig oder unschuldig), dann muss man das Seil durchschneiden bevor einem die Kraft ausgeht und man mitgerissen wird.

klingt hart, ist auch so …
 

Muir

Aktives Mitglied
Hallo,

wenn deine Eltern so durchhängen dann sind sie wohl mit ihrem Antidepressivum nicht gut eingestellt.
Ich weiß nicht ob die Antidepressiva Mal gewechselt wurden?
In der Regel, wenn das passende Medikament gefunden wurde, wirkt es auch. Man muss halt viele ausprobieren bis man fündig wird.

Aber vermutlich ist es nicht nur die Angserkrankung deiner Mutter und die Depression deines Vaters.
Da läuft im Leben deiner Eltern wohl einiges schief.
Vermutlich die verschiedenen Lebensgeschichten von deinen Eltern.
Was du so schreibst, war ihr Leben wohl weniger auf der Sonnenseite des Lebens gewesen.

Vermutlich würden sie gar keine Therapie für ein besseres Leben mehr machen wollen. Ich denke, sie sind in ihrem Leben festgefahren weil sie wohl nichts anderes kennen. Haben sich in einem freudlosem Leben eingerichtet.

Du wirst da nichts ändern können, nur für ein dich gesundes Maß den Kontakt reduzieren. Ist bestimmt am Anfang nicht einfach für dich aber du bekommst den emomotionalen Abstand hin.

Und ja. Du darfst den Kontakt reduzieren und dich emotional von deinen Eltern lösen ohne ein schlechtes Gewissen zu haben und du bekommst das auch hin.

Viele Grüße und alles Gute,
Muir
 

Stefan84

Mitglied
Dank euch für eure Antworten.

Das Schlimme ist, dass meine Eltern und vor allem mein Vater in meinem Leben viel zerstört haben. Er regt und regte sich über jeden noch so kleinen Mist auf: den Garten, die Nachbarschaft, die geparkten Autos vor dem Garten, die Fußbälle der Kinder usw.

Damals als Kind musste ich extrem darunter leiden. Ich sehe es noch vor mir, wie mein Vater mit dem Messer die Fußbälle der Kinder in meinem Alter in der Nachbarschaft zerstach und diese im Keller sammelte oder sich mit dem Nachbarsvater prügelte.

Ich war derjenige der darunter leiden musste und von den anderen Kindern gemobbt wurde. Ich konnte nicht auf die Straße, nicht mal mehr in den eigenen Garten oder Gartenarbeit machen, da die anderen kamen, mich verarschten oder meine Arbeit zerstörten. Ich erkaufte mir Freundschaften oder Zugehörigkeiten und habe mich mehr oder weniger komplett selbst aufgegeben.

Dadurch bin ich vollkommen ohne Freunde, Geburtstage, soziale Kontakte etc. aufgewachsen. Es war kein Freund in meiner Straße, meinem Umfeld, im Schulbus, in der Schule oder im Sportverein - einfach nichts!

Ich fühle mich einfach so minderwertig, weil mir nie eine andere Person in meinem Alter, sei es in der Schule oder einem Sportverein, zeigte, dass ich in Ordnung bin.

Das alles fehlt mir heute so sehr, so dass ich mich extrem einsam fühle!
 

Muir

Aktives Mitglied
Hallo,

du hast schlimme Erfahrungen in deinem schon jungen Leben und auch später machen müssen. Das tut mir leid und so sollte niemand aufwachsen.

Nun ist es dir aber passiert und du stehst nun an einem Punkt der dich mutlos und einsam macht. Ich kann deine Situation nachvollziehen auch wenn ich in der Beziehung keine Erfahrungswerte habe.

Für dich und dein weiteres Leben ist es an der Zeit für einen Neuanfang.
Die vergangenen Jahre sind verloren, doch es liegen auch noch viele Jahrzehnte vor dir. Du musst allerdings aktiv werden.

Es ist banal und schon abgedroschen,, ich weiß, aber Versuche ein Hobby zu finden um in einem Verein Anschluß zu finden.

Eine Selbsthilfegruppe wäre auch nicht schlecht. Vielleicht triffst du da auf Menschen die ähnliche Probleme haben, wenn nicht, verschiedene Probleme haben sie da alle. Zumindest werden sie mit Sicherheit Empathisch sein und dir gerne zuhören und troestliche Vorschläge machen.

VHS ist auch immer ein guter Gedanke. Du lernst etwas und du lernst Menschen kennen. Ihr macht etwas was euch verbindet.

Es gibt auch Freizeitvereine wie z. Bsp. Wandern oder gemeinsames Fahrradfahren. Bei beiden Aktivitäten kann man sich prima dabei unterhalten.

Fußball ist auch immer eine gute Wahl. Für einen Verein als Profi, für Punktspiele, bist du wohl nicht mehr jung genug. Aber es gibt "Altherrenmannschaften" in deinem Alter die aus Spaß zusammen kicken und auch Mal zu Tunieren fahren.

Ich bin sicher du hast auch ein paar Einfälle die dir weiterhelfen werden, wenn du nur nachdenken würdest.

Auf jeden Fall solltest du was verändern denn sonst führst du in Zukunft ein ähnliches Leben wie deine Eltern, ohne soziale Kontakte.

Wenn die Vergangenheit dich im Griff hat und dich für ein neues Leben behindert solltest du zur Verarbeitung dieser Erlebnisse eine Therapie machen.

Viele Grüße,
Muir
 

Stefan84

Mitglied
Ich habe einfach keine Lust mehr!

Seitdem ich denken kann besteht mein Leben nur aus Problemen, Ärger und der Frage "Wie kann ich Freunde finden", "wo gehöre ich hin", "wie werde ich glücklich" und vor allem "wie kann ich den anderen aus dem Weg gehen".

Ständig musste ich herumlaufen, herumfahren, um Anschluss betteln oder Anschluss erfragen oder fragen ob ich dazugehören kann. Die Einsamkeit treibt einen dazu ständig Leute zu fragen ob man endlich was unternehmen kann oder mitmachen darf, weil man es einfach nicht mehr aushält.

Ich habe die dümmsten Dinge erlebt: Leute die einfach nicht zu einem Treffen gekommen sind, zu spät gekommen sind, mich vergessen haben oder anderweitig irgendwie auf eine z.B. Feier gekommen sind ohne mich. Aber immer wieder bin ich hinterhergelaufen, um Anschluss zu finden, selbst bei deutlich jüngeren Menschen. Ich bin einfach total unterwürfig.

Ich hatte noch nie in meinem Leben jemanden für mich, einen Freunde bzw. Freundschaften. Personen die mich besuchten oder die ich gerne besuchte. Keinen bei welchem man sich sicher und wohl fühlte, mit dem man Spaß hatte und loslassen konnte ohne verarscht zu werden. Diese Erlebnisse und sozialen Erfahrungen fehlen mir so extrem und hinterlassen ein unendliches Gefühl der Leere.
 

Daoga

Urgestein
Ich kann verstehen, daß es schmerzhaft ist, immer wie das fünfte Rad am Wagen behandelt zu werden, oder gleich als wäre man Luft. Allerdings hilft es dann nicht, sich an andere Leute denen man begegnet gleich dranzuhängen, denn eine unerwünschte Klette mag kaum jemand. Eine "unterwürfige" Klette erst recht nicht, denn übertriebene Unterwürfigkeit wird (zu recht) als charakterliche Schwäche betrachtet.
Der richtige Weg, sich für andere interessant zu machen, ist irgendeine Leistung. Im Beruf, ehrenamtlich, in einem Verein oder noch besser in einem Hobby. Kreativ werden ist z. B. nicht schwer, in einem Gemeinschaftsatelier, bei einem VHS-Kurs, auf Conventions (wenn Corona wieder welche erlaubt), und auch Gemeinschaftsreisen sind ein guter Ort um Kontakte zu finden. Wichtig ist aber, daß Dein Herz am Hobby hängt, denn nur wenn man da authentisch ist, läuft das mit der Gesellschaft.
Frag Dich also selber mal, wo Deine Interessen liegen, abseits von Menschen. Wer sich nur an Menschen klammert wird logischerweise immer wieder enttäuscht werden, daher ist es nützlich, sich auch an Dingen oder Handlungen erfreuen zu können, wo man keine anderen Menschen dazu braucht.
 

Stefan84

Mitglied
Danke euch für eure aufmunternden Worte, wenn alles so einfach wäre....:(

Ich versuchte bereits mehrmals Anschluss oder Freunde zu finden bzw. überhaupt Freunde zu finden, aber es klappte nie.

Situation I:

Ich ging auf Leute zu und sie waren nett und freundlich. Ich wurde eingeladen, um mit ihnen Zeit zu verbringen. Ich sollte mit ihnen etwas unternehmen, dann wurde ich so manipuliert, so dass ich in ein eigens für mich gegrabenes Loch fiel

Situation II:

Ich gab nicht auf und ging zu den Pfadfindern. In der Hoffnung dort Freunde zu finden, aber es waren dieselben Typen dort wie in der Schule oder in meinem Dorf. Ich wurde mit Dreck beworfen und ging.

So ging es eine Zeitlang weiter und weiter. Mit 12 Jahren versuchte ich mich "einzukaufen", so dass ich einen Sitzplatz im Bus bekam oder machte Dinge, so dass ich irgendwie dazugehören konnte. In der 8 Klasse wurden meine Noten immer schlechter und ich habe mich mehr und mehr aufgegeben. Ich wiederholte bewusst und gewollt eine Klasse, nur um den anderen aus dem Weg gehen zu können. Ab diesem Zeitpunkt wurde mein Leben immer schlechter.

Hass, Ängste, Einsamkeit, völlige Isolation. Keine Freunde, kein Abschlussball, keine Partys, keine Kinobesuche - einfach nichts!

Mir fehlte von Kindesbeinen an einfach ein vernünftiges Elternhaus und ein Freund. Ein Freund mit dem man gerne seine Zeit verbringt, mit dem man in die Stadt gehen kann, mit dem man in's Kino gehen kann, der von sich aus fragt und Interesse zeit...SO WAS HABE ICH NIE KENNENGELERNT!

Durch jeden noch so kleinen Mist werde ich heute getriggert. Durch Arbeitskollegen die mit ihren Freunden etwas unternehmen, durch Kinder die mit ihren Freunden spielen, durch Leute die vom Abschlussball reden oder von früher und ihren Erlebnissen. Das ist alles weg...alles!
 

Stefan84

Mitglied
Das Problem ist, dass ich durch alle Erfahrungen irgendwie eine Art Ablehnung/Hass gegen alles von früher (Personen, Orte, Dinge) entwickelt habe und mir mit der Zeit einen dicken Schutzpanzer angelegt habe.

Beispielsweise fehlte im Sportverein mein Trikot in der Umkleide. Ich drehte durch und ging auf den Mobber los obwohl er diesmal unschuldig war und ich es nur vergaß. In der Schule gab es zahlreiche ähnliche Situationen. Mein Vertrauen in andere war und ist komplett zerstört. Selbst Lob konnte ich oder kann ich nur schwer annehmen z.B. "Hey, du hast ein schönes T-Shirt". Ich reagierte mit "Lass mich in Ruhe durch A****".

Als Kind wollte ich immer zur Feuerwehr, aber ich traute mich nicht. Ich traute mich nicht mehr loszulassen, frei zu sein und Freundschaften zu schließen, weil es zu diesem Zeitpunkt schon so oft Probleme gab.

Also schloss ich mich immer irgendwo wie das fünfte Rad am Wagen an und dümpelte halt so mit herum.

Erst mit der Arbeit wurde es etwas besser, weil dort plötzlich Leute waren die mich mochten und die auf mich zugingen.

Dann habe ich versucht wieder in meinem alten Dorf Anschluss zu finden und bin in den Brauchtumsverein. Ich wollte mich voll integrieren und habe mich sogar für die Thekenarbeit, Kassenarbeit oder Sonstiges angeboten. Doch eines Tage hatte ich im Dorf einen schweren Autounfall. Die anderen aus dem Verein kamen aus den Häusern und schauten. Kein Schwanz hat sich für mich und den Unfall interessiert, ich habe sie sogar gegrüßt, aber null Reaktion - ich bin nie mehr in diesen Verein!

Wieder gab ich nicht auf:

  • ich sprach Leute in der Berufsschule an und schloss mich ihnen an
  • ich sprach Arbeitskollegen an und schloss mich an
  • ich sprach alte Klassenkameraden nach Jahren wieder an und saß bei ihnen plötzlich Zuhause
  • ich sprach Kommilitonen an...kann ich mit???
  • ich versuchte eine Kinogruppe zu bilden usw.
Aber alles ging immer nur von mir aus und wenn ich mal mit jemanden unterwegs war, dann wollte ich gleich das er mein Freund, Bekannter oder sozialer Kontakt ist, welcher immer da ist.

Selbst die Arbeit ist mir vollkommen wurscht, weil ich das nie wollte...die Einsamkeit macht mich einfach fertig!
 

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