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Beide Eltern krank und Familienleben seltsam

LW84

Aktives Mitglied
Für mich änderte sich damals von heute auf morgen plötzlich alles. Plötzlich hatte ich durch sie und ihre Freunde ein soziales Umfeld, vernünftige und offene "Schwiegereltern", Kontakte und es war endlich etwas los in meinem Leben.
So ging es mir im Studium. Als es dann vorbei war, sind all diese Kontakte weggezogen. Leider habe ich dann auch so unschöne Dinge wie "Ghosting" erlebt, was mir bis heute unbegreiflich ist. Aber manche haben es wohl einfach nicht nötig, die Kontakte aufrecht zu erhalten.

Die emotionale Distanz zu meinen Eltern wird sehr schwierig. Ich habe darüber auch mit den Therapeuten gesprochen und sie meinten es sei meine Entscheidung was ich tue:

Möglichkeit 1: Einfach distanzieren und Kontakt beschränken
Möglichkeit 2: Wirklich emotional distanzieren und mit ihnen reden

Ich habe bei meiner Mutter mal anklingen lassen, dass auch sie und mein Vater das Problem sind bzw. ihr Verhalten. Wisst ihr was meine Mutter sagte? Nämlich Folgendes: "Wenn ich Papa sage, dass er ein Problem hat oder Mitschuld trägt, dann bringt er sich um!".

Tolle Familie!
Normalerweise würde man bei einem emotional distanzierten Vater ja eher vermuten, dass die Dinge geleugnet werden. So ist es zumindest in meinem Elternhaus. Ich würde abgesehen davon beide Möglichkeiten in Betracht ziehen. Bei mir in der Familie war es lange so, dass Kindheit und Jugend auch von Mutter als völlig "normal" dargestellt wurden. Das Thema wurde abgewürgt, teilweise sogar einfach aufgelegt. Obwohl Vater auch noch nach meinem Auszug diverse Verhaltensweisen an den Tag gelegt hat, die eigentlich ziemlich erschütternd waren.

Erst in den vergangenen Jahren - sicher auch durch die räumliche Distanz - hat sich zumindest Mutter diesem Thema gegenüber geöffnet und sieht heute wohl auch ein, dass da eben vieles nicht wirklich "normal" war. Ich würde an deiner Stelle einfach mal etwa die besinnliche Weihnacht und andere Dinge ausfallen lassen und verdeutlichen, dass dich die Vergangenheit bis heute sehr belastet.

Die Leute von damals gaben mir einfach zu erkennen das ich scheisse bin: "Hey, es ist peinlich mit dir gesehen zu werden". Teilweise wollten die Leute auch nicht bei mir im Auto mitfahren oder mit mir gesehen werden, sie stiegen vorne an der Straße aus, so dass sie nicht mit mir nach Hause fahren/gehen mussten usw.
Das klingt eben schon sehr nach dem engen Provinzleben. Ich kenne das zwar alles noch, konnte diese toxischen Verhältnisse aber immerhin hinter mir lassen. An diversen Orten ist es mir dann eigentlich auch gelungen, ein gewisses Sozialleben aufzubauen. Diese negative Selbstbetrachtung, die man von anderen nach Jahren solcher Demütigungen übernimmt, verliert sich tatsächlich mit der Zeit bzw. eben auch mit positiven Erlebnissen.

Allerdings sehe ich nun, dass es mit jedem Lebensjahr schwieriger wird. Die ständigen Umzüge in den vergangenen zehn Jahren waren und sind bezüglich Sozialleben einfach katastrophal. Bei mir sind es mittlerweile ganz klar die äußeren (beruflichen) Umstände, die das Sozialleben massiv beeinträchtigen. Im Grunde habe ich zwar nicht mehr diese Komplexe, die du beschreibst (und mir ging das lange Zeit ganz genauso), aber die Möglichkeiten, sich ein neues Sozialleben aufzubauen, die sind eben auch nicht unendlich. Zumal ich von all diesen Dingen zwar keine Komplexe mehr habe, aber eine Angststörung ist bis heute vorhanden. Mal mehr, mal weniger.
 
Zuletzt bearbeitet:

Stefan84

Mitglied
Das klingt eben schon sehr nach dem engen Provinzleben. Ich kenne das zwar alles noch, konnte diese toxischen Verhältnisse aber immerhin hinter mir lassen. An diversen Orten ist es mir dann eigentlich auch gelungen, ein gewisses Sozialleben aufzubauen. Diese negative Selbstbetrachtung, die man von anderen nach Jahren solcher Demütigungen übernimmt, verliert sich tatsächlich mit der Zeit bzw. eben auch mit positiven Erlebnissen.
Ja, das ist wirklich alles Provinzleben. Man hat das Gefühl, dass jeder einfach jeden kennt und auch irgendwie die Leute immer wieder miteinander zu tun haben oder man immer wieder über Leute von früher stößt.

Kleine Anekdote aus meinem Leben:

Ich musste mal zum Arzt, weil ich eine Impfung für eine Reise benötigte. Bei diesem Arzt arbeitete meine Schwester. Alles war stink normal wie bei allen anderen Menschen auch. Ich saß im Wartezimmer, wartete bis ich aufgerufen und dann passierte es.

Eine andere Arzthelferin, welche in irgendeiner Form mit einem der Mobber von früher Kontakt hatte oder sogar verwandt war, sagte zu meiner Schwester: "Ey, du bist doch der, der immer verarscht wurde!". Tja, so klein ist die Welt und so groß der Schmerz.


Man fühlt sich heute eben einfach schlecht, kraftlos und wertlos. Ich habe mich immer gefragt - und das schon sehr früh als Kind - warum ich irgendwelche Dinge machen soll, wenn ohnehin keiner für mich da ist und ich an diesen Orten wo ich mich aufhalten keine Kontakte habe.

So geht es mir seit Jahren mit der Arbeit. Ich mache diese eben, weil man sie macht und weil es von den anderen erwartet wird, Spaß, Freude oder sonst etwas habe ich dabei nicht. Eher das Gefühl das machen zu müssen für andere.

Ich habe noch nie in meiner ganzen beruflichen Laufbahn meine Lohnabrechnungen geprüft, niemals eine Steuererklärung gemacht oder sonst etwas in diesem Zusammenhang - warum auch, was bringt es mir?
 

LW84

Aktives Mitglied
Ich habe noch nie in meiner ganzen beruflichen Laufbahn meine Lohnabrechnungen geprüft, niemals eine Steuererklärung gemacht oder sonst etwas in diesem Zusammenhang - warum auch, was bringt es mir?
Das kenne ich ebenfalls. Man lebt von Tag zu Tag und hat keine wirkliche Zukunftsperspektive, weshalb einem solche Dinge dann auch herzlich egal sind. Eine Steuererklärung habe erst gemacht, als es mir beruflich und privat über eine kurze Zeitspanne etwas besser erging.
 

Stefan84

Mitglied
Das kenne ich ebenfalls. Man lebt von Tag zu Tag und hat keine wirkliche Zukunftsperspektive, weshalb einem solche Dinge dann auch herzlich egal sind. Eine Steuererklärung habe erst gemacht, als es mir beruflich und privat über eine kurze Zeitspanne etwas besser erging.
Ja, das ist bei mir auch so. Wenn ich mit meiner Freundin mal im Urlaub bin und dort nette Leute anzutreffen sind, mit denen man sich versteht, dann entsteht irgendwie so eine Dynamik. Es geht einem besser, alle erzählen von ihren Jobs und ihrer Verantwortung und plötzlich bekommt man auch Lust sich wieder reinzuhängen oder so etwas wie eine Steuererklärung zu machen. Aber alleine, wenn niemand da ist und die Freundin vielleicht sogar auf Geschäftsreise, dann geht einem alles am A**** vorbei.

Die Therapeuten sagen dann: "Ja, aber sie machen das doch für sich" und ich denke mir einfach so: "Warum?", ob ich jetzt 10 € mehr auf dem Konto habe oder nicht ändert nichts an meinen Gefühlen, also ab mit der Lohnabrechnung in die Kiste oder sie fliegt einfach irgendwo herum.

So oder so ähnlich fühlt sich mein Leben seit meiner Kindheit an. Ich weiß einfach nicht warum ich überhaupt etwas machen soll. Es ist ohnehin falsch, nicht richtig oder es interessiert niemanden.

Das schlimmste ich einfach, dass ich mit meinen Gefühlen nicht klarkomme, aufgrund der jahrelangen Ablehnung!

Ich habe einfach Angst und habe diese jahrelang überspielt bzw. mich dieser nicht ausgesetzt. Es ging schon irgendwie, aber jetzt irgendwie nicht mehr, jetzt will ich das alles nicht mehr und es soll "normal" sein, weil ich mit diesen Lügen nicht mehr leben kann.
 
Zuletzt bearbeitet:

Sarnade

Aktives Mitglied
Ich rate dir dringend zu einer Psychotherapie, in der du die Erlebnisse der Vergangenheit aufarbeiten kannst und lernst, dich von deinen Eltern zu distanzieren und Kontakte zu anderen Menschen aufzubauen. Suche dir die Therapeutin oder den Therapeuten aber sorgfältig aus!

Deine Eltern werden ihr Leben nicht mehr in den Griff bekommen, dazu ist die Situation zu festgefahren. Sie haben sich in ihrem Elend mittlerweile seit Jahrzehnten bequem eingerichtet. Du kannst sie auch nicht dazu zwingen, professionelle Hilfe anzunehmen. Sie haben aber nicht das Recht, auch noch dein Leben zu zerstören.
 

Stefan84

Mitglied
Ich rate dir dringend zu einer Psychotherapie, in der du die Erlebnisse der Vergangenheit aufarbeiten kannst und lernst, dich von deinen Eltern zu distanzieren und Kontakte zu anderen Menschen aufzubauen. Suche dir die Therapeutin oder den Therapeuten aber sorgfältig aus!
Ich bin seit Jahren in Therapie und keiner konnte mir bisher wirklich weiterhelfen. Eine Zeitlang war es durch die Normalität innerhalb der Familie meiner Freundin, die Arbeit und mein damit verbundenes Studium besser - ich war abgelenkt und konnte mich im Leben meiner Freundin versteckten. Zudem war ich viel mehr unter Leuten und suchte auch ständig und aktiv nach Leuten bzw. Anschluss, aber es war alles nur fake!

Fake in der Hinsicht, dass ich zwar immer unter Leuten oder unterwegs war, aber nie Vertrautheit, Freundschaft oder Interesse gespürt habe. Es war damals in Ordnung und ich hatte sogar teilweise Freude mit ein paar Leuten abends in einem Restaurant zusammenzusitzen, einsam nach Hause zu fahren und wieder auf die Arbeit zu gehen, aber heute geht das irgendwie nicht mehr!

Ich war vor einiger Zeit mit denselben Leuten wie damals im gleichen Restaurant essen, aber es war wie ausgewechselt, anstatt Freude zu spüren, dachte ich nur an die Gruppe der Jungs am Nachbartisch oder die Gruppe von Mädels an der Theke. Ich sagte mir: "Schau, das sind Freunde. Die kennen sich ewig und können sich immer und überall miteinander unterhalten, die sind morgen nicht wieder alleine!".

Ich habe mich seitdem nicht wieder mit den Leuten von damals getroffen, da ich immer der war der sich darum kümmerte, dass wir uns trafen.
 

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