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Beide Eltern krank und Familienleben seltsam

LW84

Aktives Mitglied
Hallo @Stefan84 , bin wohl im gleichen Alter und kann deine schwierige Lage gut nachvollziehen. Bei mir war es familiär zwar anders, hatte im Endeffekt aber ähnliche Auswirkungen. Diese innere Leere kenne ich, wobei es etwa in Ausbildung und Studium schon besser war. Hier war dann auch die räumliche Trennung vom Elternhaus sehr vorteilhaft. Es gibt ja auch zig Studien, die klar belegen, dass Einsamkeit massive gesundheitliche Auswirkungen hat. Das entspricht körperlichen Schmerzen... Ich kann deine Befürchtungen zwecks Zukunft daher gut verstehen. In welcher Region wohnst du denn, wenn ich fragen darf? Gerne auch per PN.
 

Stefan84

Mitglied
Hi, ich komme aus Nordbayern - Alter passt ;)

Die räumliche Trennung, aber mit einem anderen Hintergrund, hatte ich schon mehrmals erfolglos versucht, da damals nicht die Eltern als Problem angesehen wurden, sondern die "Mobber". Jetzt wiederum weiß ich, wie stark das alles zusammenhängt.

In diesem Zusammenhang versucht hatte ich einiges:

  • weiterführende Schule ca. 50 kg entfernt obwohl im Nachbarort dieselbe Schule war
  • für ein paar Wochen auf eine Gymnasium ca. 50 kg entfernt - es scheiterte an der Wohnung
  • für ein paar Wochen Wohnheim in einer Ausbildungsstätte usw.
  • eigene Wohnung ca. 50 kg entfernt
...das Ende vom Lied. Ich landete doch wieder Zuhause in der alten Umgebung und begann "ungewollt" eine Ausbildung. Seitdem bin ich in diesem Hamsterrad gefangen.

Die Therapeuten fragen mich immer was ich möchte oder will, aber eine Antwort darauf habe ich nicht wirklich.

Ich will auf eine Veranstaltung und mit jemanden darüber reden oder jemanden Fragen ob er mit mir dort hingehen möchte, aber es gibt niemanden bzw. wenn jemand greifbar ist, dann möchte er etwas anderes unternehmen oder ist mit seinen Freunden schon verplant. Dann machte ich nicht das was ich will, sondern schließe mich den anderen wieder an, aus Angst vor Einsamkeit. Dadurch fühlt man sich aber immer schlechter und immer minderwertiger.

Die Therapeuten meinten mal: "Ja, die anderen Menschen sind eben schon mit sozialen Kontakten oder Freunden besetzt".
 

LW84

Aktives Mitglied
Das klingt wahrlich nach einem Teufelskreis... Ich wohne zwar mittlerweile am anderen Ende der Republik und bin schon mehrfach (unfreiwillig) umgezogen, aber in Sachen Kontakte hat mir das auch wenig gebracht. Ich hatte bislang nur das Vergnügen befristeter Anstellungen und jedes Mal, wenn ich mir ein winziges Sozialleben irgendwo aufgebaut hatte, musste ich auch schon wieder umziehen. Das würde ich mittlerweile als das Hauptproblem beschreiben.

Die wenigen verbliebenen Kontakte wohnen über die gesamte Republik verstreut und ich habe immer Sorge, dass diese Bindungen irgendwann komplett einschlafen. Nun hänge ich im Hamsterrad in einer Stadt fest, in die ich nie wollte. Zumal ich hier auch schon mindestens eine grandiose Enttäuschungen auf der freundschaftlichen Ebene erlebt habe, was mich emotional längere Zeit enorm belastet hat.

Das mit den Veranstaltungen, auf die man dann eben mitgeht, weil es keine Alternativen gibt (außer die Einsamkeit), kenne ich noch gut aus meinen 20ern. Es war eben Provinz auch nicht wirklich meine Welt. Allerdings scheint es mir den Kontakten in der Großstadt noch schwieriger, zumindest wenn man nicht schon irgendwo eingebunden ist.

Die Therapeuten haben natürlich schon recht... Diese Beobachtung mache ich auch. Habe zudem den Eindruck, dass sich das massiv verstärkt hat. Also dass die kleinen Grüppchen auch keine Neuzugänge zulassen und man immer sehr auf sich fixiert ist. In der Generation meiner Eltern schien mir das insgesamt offener, selbst "Sonderfälle" wurden über Jahrzehnte in Freundeskreisen mitgenommen. Heute gilt man ja schon als Sonderling, wenn man keine perfekte Beziehung führt, inklusive Haus, zwei Kindern, Golden Retriever und Festanstellung.
 

Stefan84

Mitglied
Das mit den Veranstaltungen, auf die man dann eben mitgeht, weil es keine Alternativen gibt (außer die Einsamkeit), kenne ich noch gut aus meinen 20ern. Es war eben Provinz auch nicht wirklich meine Welt. Allerdings scheint es mir den Kontakten in der Großstadt noch schwieriger, zumindest wenn man nicht schon irgendwo eingebunden ist.

Die Therapeuten haben natürlich schon recht... Diese Beobachtung mache ich auch. Habe zudem den Eindruck, dass sich das massiv verstärkt hat. Also dass die kleinen Grüppchen auch keine Neuzugänge zulassen und man immer sehr auf sich fixiert ist. In der Generation meiner Eltern schien mir das insgesamt offener, selbst "Sonderfälle" wurden über Jahrzehnte in Freundeskreisen mitgenommen. Heute gilt man ja schon als Sonderling, wenn man keine perfekte Beziehung führt, inklusive Haus, zwei Kindern, Golden Retriever und Festanstellung.
Ja, das ist leider so und da ich das Glück und die Erfahrung Freundschaften zu führen nicht hatte und nicht habe, fühlt sich alles einfach scheisse an. Ich wollte damals Freundschafen aufbauen, solche Freundschaften, welche mein Freundin hat und heute davon zehrt, aber ich konnte einfach nicht. Ich hatte einen Sprachfehler und wenn sich andere immer wenn du was sagen möchtest über dich lustig machen, dann ziehst du dich immer weiter zurück.

Das mit den Veranstaltungen war und ist bei mir genauso, damals exzessiv und heute habe darauf keine Lust mehr und genau wie bei dir war das auch in meinen 20ern:

- ich habe von Arbeitskollegen gehört das sie feiern gehen = ich habe mich angeschlossen
- ich habe von Arbeitskollegen gehört das sie auf eine Festival fliegen = ich habe gebettelt das ich mitgehen kann
- einer hatte sogar am selben Tag wie ich Geburtstag = ich wollte zusammen feiern. Am Ende saß ich alleine in der Ecke und manchmal kam einer..."ach, du hast ja auch Geburtstag"
- ich saß auf einer Arbeitsfeier und habe gehört das die anderen am Samstag auf ein Dorffest gehen. Ich wollte am Samstag nicht alleine sein und schloss mich wieder an

Ich bin leer, einsam und ohne meine Freundin nichts!

Selbst bei meiner Freundin war es so, dass ich immer bei ihr war und sie nie bei mir. Auch nach einem essen mit ihren Eltern bin ich nach Hause und konnte die Einsamkeit nicht aushalten, also wieder zu ihr fahren. Mein Leben und das meiner Eltern war/ist für alle einfach stink langweilig
 
Zuletzt bearbeitet:

LW84

Aktives Mitglied
@Stefan84 Die innere Leere kann ich gut nachempfinden. Ist die Beziehung zu deiner Freundin denn noch aktuell? Mit einer Freundin bist du ja immerhin nicht ganz alleine. Vom Leben der Eltern würde ich mich sowieso schrittweise lösen, ich war eigentlich im Rückblick auch viel zu lange im Elternhaus. Was mir an sich nicht besonders gut getan hat, da das Verhältnis insbesondere zu Vater auch sehr schwierig war.
 

Stefan84

Mitglied
@LW84: Die Beziehung zu meiner Freundin ist noch aktuell, aber irgendwie falsch, was nicht abwertend klingen soll.

Die Beziehung ist aus einer der krampfhaft in den 20ern gesuchten Situationen entstanden. Ich war alleine und bekam mit, dass sie und ihre Freundinnen - nur Frauen, keine Männer - ausgehen. Es war wieder Samstag ich hatte schon wieder Angst vor dem Alleinsein am Wochenende, also drängte ich mich auf und schloss mich an -> zack, wir waren zusammen.

Für mich änderte sich damals von heute auf morgen plötzlich alles. Plötzlich hatte ich durch sie und ihre Freunde ein soziales Umfeld, vernünftige und offene "Schwiegereltern", Kontakte und es war endlich etwas los in meinem Leben.

Das Problem an der Sache war nur, war/ist sie weg (Geschäftsreise, Urlaub etc.) war auch mein soziales Leben weg und ich saß wieder alleine herum. Ich bin so erbärmlich, so dass ich ihr sogar auf Geschäftsreise hinterher flog....

Die emotionale Distanz zu meinen Eltern wird sehr schwierig. Ich habe darüber auch mit den Therapeuten gesprochen und sie meinten es sei meine Entscheidung was ich tue:

Möglichkeit 1: Einfach distanzieren und Kontakt beschränken
Möglichkeit 2: Wirklich emotional distanzieren und mit ihnen reden

Ich habe bei meiner Mutter mal anklingen lassen, dass auch sie und mein Vater das Problem sind bzw. ihr Verhalten. Wisst ihr was meine Mutter sagte? Nämlich Folgendes: "Wenn ich Papa sage, dass er ein Problem hat oder Mitschuld trägt, dann bringt er sich um!".

Tolle Familie!
 

Metallworker

Aktives Mitglied
Ich kenne das Problem in einer "Light" Version. Am Ende kannst nur du selbst lösen, wie du wahrgenommen wirst oder du die anderen Personen in deinem Umfeld.

Das Betteln und krampfhafte "Anhängen" an andere Personen um auf Teufel komm raus einen Freund fürs Leben zu finden, bringt dich nur noch mehr ins Aus. Das schreckt dein Gegenüber einfach ab, weil man schräg rüberkommt. Als jemand, der einen an der Klatsche hat.

Versuche im Berufsleben gute ArbeitskollegInnen zu haben (ohne gleich bei ihnen im Wohnzimmer zu sitzen), versuche laaaaaaaaaaaaaaaaaangsam ins Vereinsleben einzutauchen.
Organisiere vielleicht mal einen Besuch von ... z.B. einem Escape Room nach der Arbeit. Ungezwungenes Fragen, du hast Lust so einen Raum zu besuchen und suchst noch fähige MitstreiterInnen. Und danach ein kuuuurzer Besuch eines Lokals in der Nähe oder auch nicht. Völlig egal, aber ihr habt danach etwas gemeinsam erlebt worüber ihr gemeinsam sprechen könnt. Auch hier ist wieder Fingerspitzengefühl angesagt, kein Anhängen!!!!

Was gut funktioniert ist, z.B. ein Ehrenamt zu übernehmen (wenn es sich zeitlich ausgeht) und einfach nur viele Monate da zu sein und mitzuarbeiten. Ohne gleich an der Tür zu kratzen und "sei mein Freund" zu schreien :D. Klingt komisch, ist aber so.

Hat funktioniert, dauert allerdings.


Thema Eltern: unbedingt eine emotionale Distanz aufbauen, vielleicht sogar eine in der du dich eine längere Zeit bei ihnen nicht mehr meldest. Kannst du auch gerne ankündigen. Du bist nicht für deren Depression und Lebensverläufe verantwortlich.
 

tonytomate

Sehr aktives Mitglied
Immer dem Trend,anderen hinterherzulaufen, wird einem zu blöd. Viele Leute haben Freund xy nur deswegen, weil sie dadurch Vorteile haben. Als ich nen Job im Autohaus hatte, klingelte es ständig, jeder erhoffte sich anscheinend Rabatt. Als ich in die ne Fabrik wechselte, wollte keiner mehr was von mir wissen. Hat man ne fette Karre, wird man angesprochen, fährt man Polo...
 

Stefan84

Mitglied
Ich kenne das Problem in einer "Light" Version. Am Ende kannst nur du selbst lösen, wie du wahrgenommen wirst oder du die anderen Personen in deinem Umfeld.

Das Betteln und krampfhafte "Anhängen" an andere Personen um auf Teufel komm raus einen Freund fürs Leben zu finden, bringt dich nur noch mehr ins Aus. Das schreckt dein Gegenüber einfach ab, weil man schräg rüberkommt. Als jemand, der einen an der Klatsche hat.

Versuche im Berufsleben gute ArbeitskollegInnen zu haben (ohne gleich bei ihnen im Wohnzimmer zu sitzen), versuche laaaaaaaaaaaaaaaaaangsam ins Vereinsleben einzutauchen.
Organisiere vielleicht mal einen Besuch von ... z.B. einem Escape Room nach der Arbeit. Ungezwungenes Fragen, du hast Lust so einen Raum zu besuchen und suchst noch fähige MitstreiterInnen. Und danach ein kuuuurzer Besuch eines Lokals in der Nähe oder auch nicht. Völlig egal, aber ihr habt danach etwas gemeinsam erlebt worüber ihr gemeinsam sprechen könnt. Auch hier ist wieder Fingerspitzengefühl angesagt, kein Anhängen!!!!

Was gut funktioniert ist, z.B. ein Ehrenamt zu übernehmen (wenn es sich zeitlich ausgeht) und einfach nur viele Monate da zu sein und mitzuarbeiten. Ohne gleich an der Tür zu kratzen und "sei mein Freund" zu schreien :D. Klingt komisch, ist aber so.

Hat funktioniert, dauert allerdings.


Thema Eltern: unbedingt eine emotionale Distanz aufbauen, vielleicht sogar eine in der du dich eine längere Zeit bei ihnen nicht mehr meldest. Kannst du auch gerne ankündigen. Du bist nicht für deren Depression und Lebensverläufe verantwortlich.
Mit dem "Ich gehe ich einen Verein und dann wird alles gut" funktioniert es irgendwie bei mir nicht. Ich habe heute noch vor den Leuten von damals Angst, Angst vor ihrer Bewertung und den damit verbundenen Gefühlen. Selbst in Vereinen, Ehrenämtern oder sonstigen Gruppen kommt immer sofort diese extreme innere Ablehnung hoch, wenn ich erfahre, dass nur einer aus dieser neuen sozialen Gruppe Kontakt mit einem von damals hat oder irgendwie mit denen in Verbindung steht und sei es nur Facebook etc.

Die Leute von damals gaben mir einfach zu erkennen das ich scheisse bin: "Hey, es ist peinlich mit dir gesehen zu werden". Teilweise wollten die Leute auch nicht bei mir im Auto mitfahren oder mit mir gesehen werden, sie stiegen vorne an der Straße aus, so dass sie nicht mit mir nach Hause fahren/gehen mussten usw.

Die kleinen Nadelstiche haben mich eben verändert. Auch heute ist da noch so ein komisches Gefühl, wenn ich jemand im Auto mitnehme oder sich jemand mit mir umgibt. Es ist immer so ein Gefühl als ob der andere sich mit mir herumschlagen muss und eigentlich nicht bei mir sein möchte bzw. ich alles erdenkliche tun muss, so dass dieser mich mag oder sich mit mir abgeben möchte. Die Natürlichkeit von sozialen Situationen ohne Hintergedanke ist einfach weg!
 

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