Ohne den Alltag zu erleben, wirst du dir nie sicher sein können, ob es mit euch beiden wirklich passt. Bei einer Fernbeziehung ist viel Vermissen, sich dann wieder aufeinander freuen etc. dabei.
Wenn du dir ohnehin ein Leben in den USA vorstellen kannst und es beruflich machbar wäre, tu es. Allerdings wirklich auf keinen Fall sofort zusammenziehen, du musst deinen eigenen Rückzugsort haben, wenn es Probleme gibt, sonst machst du dich komplett abhängig.
Ich würde auch hier in Deutschland nicht sofort alles aufgeben. Deine Wohnung könntest du z. B. für eine bestimmte Zeit erst mal untervermieten.
Ich müsste meine Wohnung ohnehin vermieten, weil es eine Eigentumswohnung ist, die noch nicht abbezahlt ist.
Man kann das aber auch so sagen, wenn man in so einer Situation war. Bei mir ging es um eine Fernbeziehung. Ich kam damit gut klar, mein Partner nicht, und letztlich ist die Beziehung, die ansonsten was echt Besonderes war, daran gescheitert. Finde ich immer noch traurig, trotzdem war es aus heutiger Sicht richtig, dass ich mein Leben hier dafür nicht aufgegeben habe.
Das verstehe ich nicht. Du bist doch ein reflektierter Mensch. Du merkst doch, wenn die Überforderung kommt, und dann tritt man eben wieder einen Schritt zurück.
Ich finde es allerdings problematisch, wenn sich dann das Leben von 2 Menschen um die besondere Konstitution eines von beiden dreht. Das geht solange gut, solange bei dir alles easy ist und du deine Kraft nicht für dich selber brauchst.
Das ist das, was eure Beziehung sowieso belasten wird, egal wer wo wohnt.
Angst ist kein guter Ratgeber, oder wie heißt dieser Spruch?
Ich habe mich ganz bewusst dafür entschieden, eine Beziehung mit einem Mann einzugehen, der ASS hat. Mir war klar, worauf ich mich einlasse – zumindest im Groben. Natürlich konnte ich den vollen Umfang damals noch nicht wirklich abschätzen, aber ich wusste, was ASS bedeutet und welche Herausforderungen das mit sich bringen kann.
Oft wird versucht, ASS ein bisschen „schöner“ darzustellen – nach dem Motto:
„Das ist keine Krankheit, keine Behinderung, die Menschen sind einfach besonders.“ Und ja, das stimmt in gewisser Weise auch. Aber man darf dabei nicht vergessen, dass es sich trotzdem um eine neurologische Entwicklungsstörung handelt – und die ist nicht heilbar. Er kann nichts dafür, dass es so ist, aber er kann es eben auch nicht ändern. Es gibt keine Therapie, nach der plötzlich alles „normal“ ist.
Ich habe das von Anfang an akzeptiert. Ich weiß, dass sich vieles in unserer Beziehung stärker um ihn und seine Bedürfnisse drehen wird, und dass ich öfter zurückstecken muss. Ich weiß auch, dass ich manche Dinge nie so erleben werde, wie andere Paare sie erleben. Und das ist für mich in Ordnung.
Trotzdem ist es nicht so, dass ich mit meinen Sorgen und Problemen allein bleibe. Ich kann mit allem zu ihm kommen. Er hört mir zu, denkt mit, und versucht wirklich, mir zu helfen. Er ist unglaublich intelligent, aufmerksam und analytisch. Er kann Situationen verstehen und Lösungen finden, selbst wenn er sie emotional vielleicht nicht ganz nachvollziehen kann.
Im Alltag funktioniert er sehr zuverlässig – ich kann mich auf ihn verlassen. Aber es gibt eben auch Phasen, in denen das plötzlich nicht mehr so ist. Es ist, als würde sich ein Schalter umlegen, und dann „funktioniert“ er einfach nicht mehr. In diesen Momenten muss ich zurückstecken und die Verantwortung mittragen, auch wenn es anstrengend ist.
Genau das ist, glaube ich, die eigentliche Kunst in dieser Beziehung: zu lernen, wann man loslassen muss, wann man Geduld braucht und wann man einfach nur da sein sollte, ohne etwas zu erwarten.