Heinemann: Stichwort Verbrechen: Sie werden morgen im Rahmen einer von der "Jungen Welt" veranstalteten Rosa-Luxemburg-Konferenz unter anderem mit Inge Viett, einer verurteilten Terroristin der RAF diskutieren, die sich bis heute nicht distanziert oder losgesagt hat von Mord und Totschlag, von einer Entschuldigung mal ganz zu schweigen. Was reizt Sie an diesem Gespräch?
Lötzsch: Ich bin vor allen Dingen daran interessiert, die vielen Menschen im Publikum davon zu überzeugen, dass die Positionen der Partei Die Linke die richtigen sind, dass sie nämlich mit friedlichen Mitteln, mit transparenten Mitteln, damit, dass wir Mehrheiten gewinnen wollen, die Gesellschaft verändern wollen, ...
Heinemann: Und dazu brauchen Sie eine bekennende Terroristin?
Lötzsch: Ich brauche sie dazu nicht, ich bin mit ihren Positionen überhaupt nicht einverstanden.
Heinemann: Ja, wieso reden Sie dann mit ihr?
Lötzsch: Meine Positionen unterscheiden sich grundsätzlich von ihnen, und in der Politik, das ist so, spricht man ständig mit Menschen, die andere Positionen haben. Ich gehe dorthin mit der Absicht, um im Publikum Menschen für unsere Ideen einer friedlichen Veränderung der Welt und natürlich einer friedlichen Veränderung der Bundesrepublik Deutschlands zu gewinnen. Das ist meine ganz klare Position, und da gibt es keinerlei Berührungspunkte und keinerlei Verwechslungsgefahr.
Heinemann: Frau Viett hat mit Frieden oder friedlichen Veränderungen nicht viel im Hut. Frau Lötzsch, sind Sie auf dem linken Auge blind?
Lötzsch: Ich bin nicht auf dem linken Auge blind, und darum habe ich Ihnen ganz deutlich gesagt, dass ich die Positionen von Frau Viett, die sie ja auch noch einmal schriftlich niedergelegt hat, nicht teile, und ich werde auf dieser Konferenz für meine Positionen werben, nämlich, dass wir die Gesellschaft nur, indem wir überzeugen, indem wir gemeinsam neue Wege suchen, indem wir Mehrheiten erringen, auf friedlichem demokratischen Wege verändern können. Ich lehne jede Art von Terrorismus, von Untergrundtätigkeit ab, und das ist eine ganz klare Position.
Heinemann: Würden Sie auch mit bekennenden Neonazis reden?