Liebe Krissi,
ich glaube, ich kann zum Teil ganz gut verstehen, was in dir vorgeht. Ich hatte in meinem Leben immer wieder Zeiten, wo ich mir sehr sicher war, keine Kinder zu wollen. Und das hing immer mit Ängsten zusammen. Bei mir wars weniger die Angst, dass sich mein Körper verändert oder mein Partner mich verlässt, sondern eher die Angst, so einer Aufgabe nicht gewachsen zu sein, oder auch das Gefühl, in diese manchmal sehr schrecklich und hart scheinende Welt, keine Kinder setzen zu wollen. So ein Leben niemandem zumuten zu wollen.
Ich habe dadurch gelernt, dass es sehr viel mit dem (aktuellen) Selbstbild, mit dem Vertrauen ins sich selber und dem Vertrauen "ins Leben" zu tun hat. Sicherlich kann es auch Menschen geben, die trotz großem Vertrauen keinen Kinderwunsch haben. Aber du schreibst ja ganz konkret von Ängsten, die einem evtl. Kinderwunsch im Weg stehen. Ich möchte darum sehr den Ratschlag von Bird on the wire unterstützen. Geh deine Probleme ganz grundsätzlich an. Stärke dein Selbstwertgefühl, bekämpfe dein Versagensängste usw. Erst dann kannst du sehen, wer du eigentlich bist, was du wirklich vom Leben möchtest...
Ich selber hab auch in einer Phase, in der ich mir so gar nicht vorstellen konnte, eine Familie zu gründen, einen Mann kennengelernt, der mir recht früh von seinem Kinderwunsch erzählte. Auch ich war offen zu ihm, bezüglich meiner Ängste. Es war für mich aber absolut nachvollziehbar, dass es keine leichte Situation für ihn war, einerseits in mir die Frau gefunden zu haben glaubte, mit der er eine Familie gründen möchte, andererseits damit bei mir auf Probleme und Ängste diesbezüglich zu stoßen. Auch wenn da kein bewusstes "Hinhalten" meinerseits war (lieber "Vielleicht" sagen, damit er nicht gleich abhaut und hoffen, dass sich das schon irgendwie klärt...) sondern ich ganz ehrlich sagte, was ich fühlte und wie unsicher ich war, hatte ich ein total schlechtes Gewissen dabei, ihm keine klare Antwort geben zu können. (Es ging bei uns allerdings nicht allein um den Kinderwunsch. Ich spielte zu dem Zeitpunkt auch mit dem Gedanken, evtl. ein Ordensleben führen zu wollen...)
Obwohl das eine sehr schwere Zeit war, wuchs mein Vertrauen zu mir, zu ihm, zu uns... ganz langsam immer weiter. Schließlich wusste ich, dass ich mir ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen kann! Inzwischen sind wir verheiratet und erwarten unser erstes Kind. Obwohl mein Kinderwunsch definitiv nie so groß war, wie seiner, konnte ich mir irgendwann gut vorstellen, mit ihm eine Familie zu gründen. Ich glaube nicht, dass ich da sonderlich naiv bin. Ich bin sicher, es werden Probleme und Anstrengungen auf uns zu kommen, die uns an unsere Grenzen bringen. Aber ich vertraue darauf, dass wir das schaffen können.
Ich weiß nicht, ob dir das ein wenig Mut machen kann, oder du vielleicht eine Ahnung bekommst, wie schön so eine Schwangerschaft trotz aller Beschwerden sein kann. Ich empfinde meine Schwangerschaft wie ein großes Wunder und hab hier schon ausführlicher drüber berichtet:
http://www.hilferuf.de/forum/lichtblicke/208258-wunder-des-lebens.html
Wahrscheinlich ist es viel zu früh, dir darüber konkret Gedanken zu machen, aber wenn mein verlinkter Bericht dich irgendwie ein wenig berührt (auch wenn du vielleicht gar nicht so recht sagen kannst, was und warum), kann es vermutlich gut sein, dass hinter deiner Angst schon irgendwo der Wunsch steckt, einem anderen Menschen das Leben zu schenken.
Ganz liebe Grüße
M.