Lieber
@Werniman:
Bist Du Dir sicher, dass Deine Partnerin so gar nichts von Deinen Unzufriedenheit ahnt? Hat sie wirklich den Eindruck, dass alles gut mit Euch beiden läuft?
Das ist eine gute Frage. Sie weiß, dass ich mit meiner Lebenssituation unzufrieden bin, aber sie bezieht das wohl in erster Linie auf die Warterei hinsichtlich Greencard (sie kriegt über ihren Arbeitgeber eine und dadurch kann ich als Ehepartner auch eine kriegen...daher haben wir ja geheiratet). Sie weiß aber auch, dass ich mir ein gewisses Limit gesetzt habe, bis wann das alles über die Bühne gegangen sein sollte. Sprich: sie weiß, dass ich gewiss nicht mehr übersiedeln will, wenn ich dann irgendwann fast 50 bin. Inwiefern sie das tatsächlich Ernst nimmt, vermag ich nicht zu sagen. Ich habs allerdings Weißgott mehr als 1x angekündigt, dass ich so denke.
Wie oft seht ihr Euch denn im Moment? Gibt es die Möglichkeit, wirklich mal "live" miteinander zu sprechen, sodass Du sie "schonend" darauf vorbereiten könntest, dass Du in der Beziehung nicht mehr wirklich glücklich bist?
Nun, wir sehen uns 2-3x täglich via Skype. Meist wenn sie gerade aufgestanden ist und Frühstück macht und dann meist nochmal,wenn sie gerade Mittagspause macht (dann ist es hier in D Mittag bzw Abend). Aber da gehts meist -wie im Eröffnungsposting schon erwähnt- um eher allgemeinen Smalltalk, wie man ihn halt üblicherweise zwischen "Tür und Angel" betreibt: "Wie hast du geschlafen?", "Wie gehts der Katze?", "Was kochst du am Wochenende?" usw. Nichts Tiefgründiges also.
Wirklich "Live" haben wir uns zuletzt im April 2019 (!) gesehen, als ich sie mal wieder besucht habe, wie ich das bis dahin alle paar Monate getan hatte. Danach hatte ich einen neuen Job angefangen,wo ich erstmal keinen Urlaub gekriegt habe, danach kam dann Corona und der Travelban. Ich bin also nicht ganz freiwillig schon so lange ausschließlich in D.
Gibt es aus Deiner Sicht noch irgendeinen Weg zurück? Irgendetwas, dass sich ändern müsste, damit Du Dich in der Beziehung wieder wohler fühlst?
Um es mal auf einige wenige Worte herunterzubrechen: wieder mehr Zeit zusammen verbringen und mehr Zeit füreinander haben. Eben wieder mehr miteinander statt nebeneinander zu leben, wie es bisher der Fall ist.
Wäre es nicht schlimm, in 20 Jahren das Gefühl zu haben, in Deinem Leben das Wichtigste verpasst zu haben?
Wenn ich mal mit meinen Mitmenschen in meinem Alter vergleiche und schaue, was die erreicht haben, dann frag ich mich jetzt schon öfters, wo ich eigentlich falsch abgebogen bin. Früher hab ich mir für mein Leben das klassische Familienleben vorgestellt. So glücklich mit Frau und Kind und Hund im eigenen Häuschen. Stattdessen hocken wir total depressiv 7000km getrennt voneinander, haben keine Kinder und arbeiten stattdessen bis zu 60h pro Woche, nur um die Lebenshaltungskosten stemmen zu können.
Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass es passieren wird. Das Leben ist mit Mitte 40 ja nun noch lange nicht vorbei.
Im Gegenteil: die ersten frisch Geschiedenen sind wieder auf dem Markt ...!
Ich weiß...die alte Klassenkameradin J. gehört ja auch zu dieser Gruppe, ist aber eher an dem Punkt, wo sie lieber Single bleiben will.
Könnte es sein, dass es Dir gerade genauso ergeht?
An dem Gedanken ist durchaus was dran, wenn man Midlife-Crisis damit assoziieren will, dass man sein bisheriges Leben in Frage stellt und sich umkuckt, ob man nicht einen Weg findet, es vermeintlich zu verbessern.
Also eine ganz realistische Beziehung unter den Bedingungen, in denen Ihr lebt.
Um da ein bisschen mehr Abweschlung hineinzubringen, könntest Du aktiver werden und versuchen, neues Leben in Deine Beziehung zu bringen. Ist ja nicht verboten, auch mal als Mann die Initiative zu ergreifen.
Das größte Problem sehe ich momentan in der Entfernung. Ist halt nicht so sonderlich einfach, frischen Wind in die Beziehung zu bringen,wenn man soweit entfernt lebt und sich schon eine gefühlte Ewigkeit nicht mal gegenseitig besuchen darf.
Aber Du schwebst ja gerade in der Illusion von grosser Höhe und tiefer Tiefe - sehr aufregend, ja.
Richtig...momentan habe ich so´n Schwarz-Weiß-Denken, wo man denkt "Richtig oder gar nicht!". Wenn man 5,5 Jahre permanent nur Pläne schmieden soll, dann hat man irgendwann mal den Punkt erreicht, wo man sich sagt "Wann gehts denn nun endlich los ?".
Eine Ehe ist ja eigentlich nicht dazu da, dass man ständig nur Heiterkeit und lauter aufregende und aussergewöhnliche Sachen erleben soll.
Das verlangt ja auch niemand. Genau diese Heiterkeit und aufregende Sachen kommen aber inzwischen praktisch gar nicht mehr vor. Als S. noch in D war, waren wir selbstständig, da war das auch schon so, dass man eigentlich auch in der "Freizeit" gedanklich mit der Arbeit beschäftigt war. Man wusste halt, dass sich diese Investition auf dem eigenen Konto bemerkbar macht.Und diese Unart hat sie auch in das aktuelle Beschäftigungsverhältnis übernommen, in er sie praktisch nur noch wie ein Arbeiter bezahlt wird, aber defacto weiter den Aufgabenbereich eines Chefs übernimmt, weil der eigentliche Chef mit diesen Aufgaben heillos überfordert ist. Sprich: S. ist irgendwie unfähig geworden, nach Feierabend den Kopf abzuschalten, und sich mit was anderem zu befassen.