Hallo digitus!
Bei einem Punkt muss ich dir mal widersprechen...den mit der Armutsgrenze...wenn ich mir meine Kommilitonen mal so angucke, fahren die mal eben nach Paris oder sonstwo hin, wenn sie Ferien haben, was ich als Reichtum empfinde. Meistens sind die Eltern noch da, die einem im Notfall noch Geld geben, zwar unter Murren und echt nicht viel, aber dennoch etwas. Bei den meisten Studenten, die ich kenne, ist das so. Ich will nicht sagen, dass sich nicht auch viele Leute Geld erarbeiten, aber meist nie den gesamten Satz. Ich habe keine Eltern als Geldgeber und im Studium auch keine Zeit gehabt, zu arbeiten, da ich gern auf Nummer sicher gehe und viele meiner arbeitenden Kommilitonen sich bei Prüfungen bereits im 3. Versuch befinden. Nein danke! Ich habe auch ein wenig gearbeitet, aber das hat nie gereicht. Ich musste einen Kredit aufnehmen, um Miete zahlen zu können. Für ein Mittagessen reichte es ne zeitlang nicht. Ich aß nur Toastbrot mit irgendetwas drauf. Jetzt könnte ich mir was leisten, würde aber Gefahr laufen, dadurch mein Elternhaus zu verlieren, an dem ich sehr hänge. Das ist mein Problem...durch das Studium keine Zeit für Arbeit und Renovierung des Hauses zu haben, das Haus aber auch nicht verkaufen zu können, weil ich wahrscheinlich dann seelisch richtig am Boden sein würde. Daher horte ich das Geld, was ich hab bis zum Studienabschluss. Andere würden vermutlich Highlife machen, indem sie das Haus einfach verticken, aber ich kann das nicht...es ist mein Ziel, wofür es sich zu leben lohnt... Gut, nun werde ich vermutlich Kommentare bekommen ala selbst eingebrockt und du bist doch gerade in der privilegierten Rolle. Ja, das könnte man so sehen, nur gibt es genug Leute, die sich darum gar keinen Kopf machen müssen, weil ihre Eltern noch leben, Geld von denen zugeteilt bekommen und am Ende sogar noch ihr Elternhaus erben werden. Also, unter meinen Kommilitonen kenne ich keinen, der zu wenig Geld hat...eine ist sogar schon an die 40 und kriegt noch Geld von ihren Eltern und wohnt noch nicht einmal in einer WG..das zum Thema arm...vielleicht war das mal so, aber davon kann ich hier in meinem unmittelbaren Umfeld nix sehen..Nur bei Aldi einkaufen zu können und vom Hartz 4 Satz noch gerade leben zu können, ist für mich nicht arm...und da ich eben mein psychisches Problem hab, dieses Haus nicht verkaufen zu können, bin ich genau genommen reich, lebe aber durch mein emotionales Problem mit dem Nichtverkaufen können, unter dem Minimum.
Vielleicht kann man es als Charakterschwäche sehen, dass ich das Haus nicht loswerden kann, aber ohne es würde ich mir am liebsten die Kugel geben, dann würde ich mich leer fühlen, voller Schuldgefühle meinen Eltern gegenüber, nichts zustande bringend etc. So lange fällt das Mittag eben aus und Kleidung und Kino und eigentlich mal alles. Ich hoffe, meine letzte Prüfung zu bestehen. Dann hab ich Zeit, mein Haus herzurichten und Geld zu erwirtschaften und hab nur noch mit meiner Einsamkeit zu kämpfen.
Ja, ich bin depressiv..so depressiv, dass ich mich seit Jahren in Behandlung befinde und mich zum Aufräumen zwingen muss. Ich staue alles, was ich von meinen Eltern noch habe auf 14 Quadratmetern und schmeiße langsam weg. Bisher konnte kein Mann, den ich kennengelernt habe, verstehen, dass es mir schlecht geht wegen meiner Eltern..die sagten alle, du hast doch das Haus und das war es auch schon. Es fällt mir schwer, mich von leuten aufmuntern zu lassen, die Eltern haben und einfach diese emotionale Zerissenheit nicht kennen, wenn die Familie wegfällt. Die reden immer locker über Freundschaften und Liebe und alles, vergessen aber, dass die bloße Existenz einer Mutter oder eines Vaters schon extrem aufbauend ist. Ich hatte keine Hilfe von meiner Verwandtschaft, aber es hat mich irgendwie immer stabilisiert zu wissen, dass es sie da irgendwo noch gibt.
Ich bin bereit mich einem Mann zu öffnen und ich habe mich auch mal abschleppen lassen. ich kann mich öffnen, wenn ich Aufrichtigkeit bei diesem Menschen sehe und er sich zumindest ein paar Mal mit mir treffen und unterhalten kann, damit ich sehe, was er für ein Mensch ist. Ich bin bisher eigentlich immer an hohen moralischen Erwartungen an Männer gescheitert, die diese auch gespürt haben. Zusätzlich haben sie mir so wunderbare Seiten an sich gezeigt, dass ich nur dachte, sie sind es nicht wert, dass sie mich nackt sehen. Mein Ex, den ich leider nicht lieben kann, war so einer, für den es sich gelohnt hat, weil er einfach Klasse hat. Es ist schwer, jemanden zu finden, der Klasse hat und zusagt...mal daran gedacht? Ich hab mir schon vorgenommen, einen abzuschleppen, aber eher wegen meiner Bedürfnisse und der generellen Erkenntnis, dass sich eben viele denken, erst mal S** und locker sein. Ich kenne eine, die sich gern so vergnügt hat..sitzt jetzt mit nem Kind da und der Vater ist natürlich son lockerer, dass er sich nicht kümmert. Nicht jeder ist so verantwortungslos, aber wenn das mit meinem Haus klappen sollte, weiß ich wenigstens, dass ich nem Kind was bieten könnte und S** auch so locker sehen kann wie viele andere, weil ich einen Mann im Ernstfall nicht bräuchte...Ich hab schon geplant, nachdem Studium nicht sofort zu arbeiten, wenn alles so klappt, wie ich mir das denke..Ich will dann auch rausgehen und einfach viele Männer kennenlernen, egal ob da was draus wird.
Ich hab halt ne angestaute Enttäuschung wegen schlechter Erfahrungen und das wird es den Männern auch nicht leicht machen, aber ich hab da Zuversicht...seit Abgabe der Diplomarbeit hat sich bei mir innerlich schon so einiges geändert..Ich hab z.B. begonnen, mich wieder zu schminken...hab ich seit Jahren nicht mehr gemacht und ich musste seit Jahren nicht mehr vor anderen Leuten Probleme ständig wälzen..ich glaube wirklich, dass meine Depression zum großen Teil mein Studium ist...